Die Natur ist ein wiederkehrendes Thema in euren Texten. Sprießende Knospen, Flügelschläge, die Jahreszeiten, Ebbe und Flut – das sind für euch Sinnbilder des Einklangs. Diesen Einklang beschreibt ihr als etwas Fantastisches, als etwas Fügsames: "Gefunden ist das Bindeglied, / auf einmal lässt sich Einklang schaffen; / was in der Welt gar nie geschieht, / ohne jedes Lückenklaffen", heißt es in dem Text eines Teilnehmers.
Neben der Natur rückten viele eurer Gedichte das Thema Beziehungen in den Mittelpunkt. Ihr schreibt vom gemeinsamen Klingen zweier Menschen, die zu einer Einheit verschmelzen, einer "Schallwellensymbiose". Was nach dem Zerbrechen einer Beziehung bleibt, ist der Nachklang: "Ein schiefer Ton / Stille / Das Echo / hat verstimme Saiten".
Neben der Natur rückten viele eurer Gedichte das Thema Beziehungen in den Mittelpunkt. Ihr schreibt vom gemeinsamen Klingen zweier Menschen, die zu einer Einheit verschmelzen, einer "Schallwellensymbiose". Was nach dem Zerbrechen einer Beziehung bleibt, ist der Nachklang: "Ein schiefer Ton / Stille / Das Echo / hat verstimme Saiten".
Vielen Dank für eure Einsendungen!
Die Monatsgewinner im März 2015:
Nachklang
kilometerbreite stille
redet auf mich ein
‚komm aus dir raus'
sei endlich dein
redet auf mich ein
‚komm aus dir raus'
sei endlich dein
dutzend lange gedanken
spielen die töne als du gingst
bittersüße pauken & trompeten
- und du grinst
spielen die töne als du gingst
bittersüße pauken & trompeten
- und du grinst
sechstausend kompositionen
trennen unsere körper voneinander
doch dein nachspiel
bringt mich nachts noch durcheinander
trennen unsere körper voneinander
doch dein nachspiel
bringt mich nachts noch durcheinander
hunderte versuche
viel mehr als nur ein versuch zu sein
spielten uns zu viel vor
im ende klanglos vergeigt
viel mehr als nur ein versuch zu sein
spielten uns zu viel vor
im ende klanglos vergeigt
Jan Borges, Jahrgang 1996
Hinaus in die Welt
Flügelschläge
ratternd und kräftig
durchkreuzen den Himmel
von Schnattern
und Fiepsen begleitet
von weißgrauen Federn gelenkt
hoch in die Luft
hinaus in die Welt
ratternd und kräftig
durchkreuzen den Himmel
von Schnattern
und Fiepsen begleitet
von weißgrauen Federn gelenkt
hoch in die Luft
hinaus in die Welt
Trommelschläge
ohrenbetäubend
beben über die Erde
von gurrenden Vögeln
und sirrenden Pfeilen
bis tief in die Wälder
und Höhlen begleitet
ohrenbetäubend
beben über die Erde
von gurrenden Vögeln
und sirrenden Pfeilen
bis tief in die Wälder
und Höhlen begleitet
Funkenschläge
von schnatternd gemurmelten
Worten getragen
die Hände wie Flügel
zum Himmel erhoben
bis hoch in die Wipfel
und drüber hinaus
von schnatternd gemurmelten
Worten getragen
die Hände wie Flügel
zum Himmel erhoben
bis hoch in die Wipfel
und drüber hinaus
Donnerschläge
wie Trommeln so dröhnend
wie Funken so heiß
kreisen geflügelte Wesen
über den Schuldbedeckten
fiepen, krähen leise
Segen bringend
wie Trommeln so dröhnend
wie Funken so heiß
kreisen geflügelte Wesen
über den Schuldbedeckten
fiepen, krähen leise
Segen bringend
Herzschlag
fließt durch meine Brust
in mein Gehirn
weckt auf das so geliebte
morgendliche Sonnenlicht
die Klänge der gurrenden Tauben
hoch in den Himmel
hinaus in die Welt
fließt durch meine Brust
in mein Gehirn
weckt auf das so geliebte
morgendliche Sonnenlicht
die Klänge der gurrenden Tauben
hoch in den Himmel
hinaus in die Welt
Annabell Kahmann, Jahrgang 1997
Zyklus zwischen Dir und mir
Zweiklang
Du und ich.
Schwingen Parallel
Du in Dur, ich in Moll.
gemeinsam unterschiedlich
vom ersten Blick bis zum ersten Ton
doch zwischen uns die Harmonien
Schwingen Parallel
Du in Dur, ich in Moll.
gemeinsam unterschiedlich
vom ersten Blick bis zum ersten Ton
doch zwischen uns die Harmonien
Einklang
langsam, schleichend,
sprechen wir im selben Takt
Schallwellensymbiose
Gedanken
auf der gleichen
Hirnwellenlänge
sprechen wir im selben Takt
Schallwellensymbiose
Gedanken
auf der gleichen
Hirnwellenlänge
Nachklang
Ein schiefer Ton
Stille
Das Echo
hat verstimme Saiten
Stille
Das Echo
hat verstimme Saiten
Caroline Pfeffer, Jahrgang 1994
Dornblüte
Und während Knospen Zartes wagen
Lautlos kämpfen, stumm versagen
Und um der Ewigkeiten Willen
Die Mäntel mit den Herzen ringen
Lautlos kämpfen, stumm versagen
Und um der Ewigkeiten Willen
Die Mäntel mit den Herzen ringen
Wenn dem Knacken -Flügelschlagen-
Ein Spalt in den Kokon gelingt
Um dann bangend einzuschlafen
Dass kein Kristall im Rot gerinnt
Ein Spalt in den Kokon gelingt
Um dann bangend einzuschlafen
Dass kein Kristall im Rot gerinnt
Als sie ihre Haut beklagen
Nur gerafft in bloße Laken
Und auf manchen Bruder blicken
Der dem Docht ins Grün entglitten
Nur gerafft in bloße Laken
Und auf manchen Bruder blicken
Der dem Docht ins Grün entglitten
Nun, sich plusternd aufgetan,
Das Rascheln noch im Wind verklingt
Und ihre Silhouetten zahm
Zwei Gestirnen unterworfen sind
Das Rascheln noch im Wind verklingt
Und ihre Silhouetten zahm
Zwei Gestirnen unterworfen sind
Dann denk ich nicht an ihr Verwelken
Doch wunder mich, verweile lang,
Wie solche Einheit sich entfalten
Und man doch in ihr verlieren kann
Doch wunder mich, verweile lang,
Wie solche Einheit sich entfalten
Und man doch in ihr verlieren kann
Moritz Schlenstedt, Jahrgang 1996
Der Denker
Ein Denker still und einsam steht
in düst'rer, menschenleerer Gass',
sich wendet und zwei Schritte geht,
suchend ohne Unterlass
in düst'rer, menschenleerer Gass',
sich wendet und zwei Schritte geht,
suchend ohne Unterlass
Suchend etwas, das nicht möglich,
das den Geist wohl übersteigt,
mehr und mehr fast er besinnt sich,
dass in diesem Wirr'n nichts zeigt
das den Geist wohl übersteigt,
mehr und mehr fast er besinnt sich,
dass in diesem Wirr'n nichts zeigt
Dass nichts zeigt in eine Richtung,
dass da ist kein klares Bild,
in dem Düst'ren keine Lichtung
und es ewig Unruh' schrillt
dass da ist kein klares Bild,
in dem Düst'ren keine Lichtung
und es ewig Unruh' schrillt
Und so schrillt es immer lauter,
doch außer ihm kann's keiner hör'n;
ist der Lärm zwar ein Vertrauter,
vermag er fast ihn zu zerstör'n
doch außer ihm kann's keiner hör'n;
ist der Lärm zwar ein Vertrauter,
vermag er fast ihn zu zerstör'n
Doch da plötzlich ein Gedanke
ihn erfasst in seiner Qual;
wenn er auch noch etwas wanke,
ist's doch nicht das erste Mal
ihn erfasst in seiner Qual;
wenn er auch noch etwas wanke,
ist's doch nicht das erste Mal
Ist's doch nicht das erste Mal,
dass voller Hoffnung, fast berauscht,
hinaufsteigend aus dunklem Tal,
er dann sei'm grausam' Urteil lauscht
dass voller Hoffnung, fast berauscht,
hinaufsteigend aus dunklem Tal,
er dann sei'm grausam' Urteil lauscht
Sei'm Urteil, weil er sich geirrt,
muss die Ordnung wieder weichen
und er die Perfektion verliert
und das Wirre muss ihm reichen
muss die Ordnung wieder weichen
und er die Perfektion verliert
und das Wirre muss ihm reichen
Manches Mal auch wünscht er sich,
er würd' nicht denken, einfach glauben,
wenn er würd' hinterfragen nicht,
wär's leicht. Nein! Er will's nicht erlauben
er würd' nicht denken, einfach glauben,
wenn er würd' hinterfragen nicht,
wär's leicht. Nein! Er will's nicht erlauben
Doch dieses Mal scheint es vollkommen,
so nah er fühlt die ganze Welt,
und er deswegen ganz benommen,
die Fassung fast nicht mehr behält
so nah er fühlt die ganze Welt,
und er deswegen ganz benommen,
die Fassung fast nicht mehr behält
Gefunden ist das Bindeglied,
auf einmal lässt sich Einklang schaffen;
was in der Welt gar nie geschieht,
ohne jedes Lückenklaffen
auf einmal lässt sich Einklang schaffen;
was in der Welt gar nie geschieht,
ohne jedes Lückenklaffen
Doch dann ein feiner Riss, entsprungen
einer nicht beseh'nen Stell',
macht sogleich alles zersprungen,
was noch eben klar und hell
einer nicht beseh'nen Stell',
macht sogleich alles zersprungen,
was noch eben klar und hell
Wollt' die Vollendung mir entgleiten,
spricht er mit zittrig ruhiger Stimm',
bleibt doch wenigstens; wird bleiben,
ihr Nachklang da, für alle Zeiten.
spricht er mit zittrig ruhiger Stimm',
bleibt doch wenigstens; wird bleiben,
ihr Nachklang da, für alle Zeiten.
Christoph Smazcny, Jahrgang 1996
Und hier zwei Beiträge "außer Konkurrenz":
(Jeder Teilnehmer kann maximal zweimal Leitmotivrundengewinner werden. Weitere eingesandte Gedichte werden trotzdem von der Jury bewertet. Sollte ein Gedicht nach Punkten unter den besten sein, wird es "außer Konkurrenz" veröffentlicht.)
(Jeder Teilnehmer kann maximal zweimal Leitmotivrundengewinner werden. Weitere eingesandte Gedichte werden trotzdem von der Jury bewertet. Sollte ein Gedicht nach Punkten unter den besten sein, wird es "außer Konkurrenz" veröffentlicht.)
nachklang
herbstwind raubt
zischend heulend pfeifend
jedem baum
jedem strauch
sein grünes kleid
frühling weckt
kahle bäume
sträucherfelder
schatten braucht sonne
um schatten zu werfen
ebbe jagt flut
flut verschlingt ebbe
wellen brechen
tosend sich am strand
natur ewige wiederkehr
kindmuttergroßmutter
geburt leben tod
einklang zweiklang nachklang
werden sein vergehen
ideengedanken erinnern
ich weine
ich lache
manchmal ist meine mitte
zu weit links
zu weit rechts
kein einklang – dissonant
suche mich
verliere mich
finde mich
im einklang
tausend gedanken
im zweiklang
kollektivbewusstsein
nachklang erinnern
odinsraben flüstern
bis in unsere zeit
vergangenheitgegenwartzukunft
leben
nachklang
erinnern
der tag stirbt
in den dunklen armen der nacht
die nacht wiegt ihr kindlein - tag
zischend heulend pfeifend
jedem baum
jedem strauch
sein grünes kleid
frühling weckt
kahle bäume
sträucherfelder
schatten braucht sonne
um schatten zu werfen
ebbe jagt flut
flut verschlingt ebbe
wellen brechen
tosend sich am strand
natur ewige wiederkehr
kindmuttergroßmutter
geburt leben tod
einklang zweiklang nachklang
werden sein vergehen
ideengedanken erinnern
ich weine
ich lache
manchmal ist meine mitte
zu weit links
zu weit rechts
kein einklang – dissonant
suche mich
verliere mich
finde mich
im einklang
tausend gedanken
im zweiklang
kollektivbewusstsein
nachklang erinnern
odinsraben flüstern
bis in unsere zeit
vergangenheitgegenwartzukunft
leben
nachklang
erinnern
der tag stirbt
in den dunklen armen der nacht
die nacht wiegt ihr kindlein - tag
Lara-Sophie Cronhardt-Lück-Giessen, Jahrgang 2000
Frühlingssymphonie
Ich fall' auf deine Haut
und das Nichts fällt herein,
denn
gemeinsam vergeht uns der Atem,
wenn die Zeit uns verhüllt,
dann erkenne ich dich,
wenn die Jahre uns finden,
dann findest du mich,
mit den Augen
der Leere,
die voll ist von mir,
deine Augen
der Ferne,
in denen ich wohne.
und das Nichts fällt herein,
denn
gemeinsam vergeht uns der Atem,
wenn die Zeit uns verhüllt,
dann erkenne ich dich,
wenn die Jahre uns finden,
dann findest du mich,
mit den Augen
der Leere,
die voll ist von mir,
deine Augen
der Ferne,
in denen ich wohne.
Es klingt wie ein Lied
aus vergangenen Tagen,
wenn du deine Worte
in meinen verschränkst,
wir wissen zu kennen
und nennen doch nicht,
die ferne
Bekannte,
die Hände des Nichts,
wir versuchen
uns nicht zu erkennen.
aus vergangenen Tagen,
wenn du deine Worte
in meinen verschränkst,
wir wissen zu kennen
und nennen doch nicht,
die ferne
Bekannte,
die Hände des Nichts,
wir versuchen
uns nicht zu erkennen.
Du fällst aus der Sonne,
und das Licht fällt mit dir,
die fremde Vertraute
sie kennt dich nicht mehr,
Unendlichkeit tragen wir
in unsrem Atem,
und trinken das Nichts
von den Lippen der Zeit.
und das Licht fällt mit dir,
die fremde Vertraute
sie kennt dich nicht mehr,
Unendlichkeit tragen wir
in unsrem Atem,
und trinken das Nichts
von den Lippen der Zeit.
Julia Fourate, Jahrgang 1994