
Von inneren und äußeren Zerstörungen habt ihr geschrieben. Vor allem Kriege zeigen, wie auch das "Innere" zerstört wird, wenn alles "Äußere" in Trümmern liegt. Viele eurer Texte thematisieren, wie Menschen sich selbst und ihren Lebensraum zerstören: " Regenwald, Ozeane / Ganze Städte, Nachbars Friedensfahne / Ich hacke alles kurz und klein" heißt es in dem Text eines Teilnehmers.
Einige eurer Gedichte übertragen das Bild von äußerer Zerstörung auf das Seelenleben: "blut tropft / von der decke / im innersten / zerstört" und enden in vollkommener Hoffnungslosigkeit: "Und fegt mich / Nach großem Scheppern und / Lautem Knall / Endgültig zusammen und / Schüttet mich / In den Müll".
Einige eurer Gedichte übertragen das Bild von äußerer Zerstörung auf das Seelenleben: "blut tropft / von der decke / im innersten / zerstört" und enden in vollkommener Hoffnungslosigkeit: "Und fegt mich / Nach großem Scheppern und / Lautem Knall / Endgültig zusammen und / Schüttet mich / In den Müll".
Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern im Mai und danke an alle für eure Einsendungen!
Die Monatsgewinner im Mai 2015:
Zerstörung
Es liegt auf mir
Schon immer, doch
Ich habe es nie
Gespürt, nie gemerkt
Das es schwerer ist als ich
Dachte
Schon immer, doch
Ich habe es nie
Gespürt, nie gemerkt
Das es schwerer ist als ich
Dachte
Es liegt auf mir
Immer noch und könnte
Mich jederzeit
Zerstören, könnte
Mich in Einzelteile
Zerschlagen, die
Herumfliegen, sodass
Ich mich an ihnen
Schneide, wenn es wollte
Und ich merke,
Es will
Immer noch und könnte
Mich jederzeit
Zerstören, könnte
Mich in Einzelteile
Zerschlagen, die
Herumfliegen, sodass
Ich mich an ihnen
Schneide, wenn es wollte
Und ich merke,
Es will
Es steht
Über mir
Und könnte jederzeit
Weiter machen, könnte
Mich noch einmal
Erdrücken obwohl
Ich schon
Zerfallen bin
Über mir
Und könnte jederzeit
Weiter machen, könnte
Mich noch einmal
Erdrücken obwohl
Ich schon
Zerfallen bin
Es steht
Neben mir
Und fegt mich
Nach großem Scheppern und
Lautem Knall
Endgültig zusammen und
Schüttet mich
In den Müll
Neben mir
Und fegt mich
Nach großem Scheppern und
Lautem Knall
Endgültig zusammen und
Schüttet mich
In den Müll
Lena Hinrichs, Jahrgang 2000
kaputt
beschränkte ebene
versuch der flucht
vermeintliche möglichkeit
versuch der flucht
vermeintliche möglichkeit
und ich renn und renn und renn
hinein in träume
grenzenlosigkeit
doch nichts nichts
grenzenlosigkeit
doch nichts nichts
und ich lauf und lauf und lauf
richtiges gefühl
komplette verwirrung
wohin will ich
komplette verwirrung
wohin will ich
und ich geh und geh und geh
freiheit ist grenze
es geht nicht weiter
welt ist welt
es geht nicht weiter
welt ist welt
und ich taumel und taumel und taumel
leben bleibt leben
desillusioniert
decken stürzen ein
desillusioniert
decken stürzen ein
und ich kriech und kriech und kriech
am boden
keine kraft
nur fragen
keine kraft
nur fragen
und ich lieg und lieg und lieg
keine chance
keine antwort
nicht auszuhalten
keine antwort
nicht auszuhalten
und ich atme und atme und atme
blut tropft
von der decke
im innersten
von der decke
im innersten
zerstört
Marie Hoheisel, Jahrgang 1997
Wer?
Mieke, Emre, Laura, Laila,
Birgit, Paskal, Leonard,
Randi, Momo, Esra, Ika,
Lisa, Philipp, Moni, ich
Birgit, Paskal, Leonard,
Randi, Momo, Esra, Ika,
Lisa, Philipp, Moni, ich
betrachte meine verwüstete Welt
Verletzte Käfer, verschüttet, entstellt
die größere Sorgen als Macht oder Geld
Verletzte Käfer, verschüttet, entstellt
die größere Sorgen als Macht oder Geld
Schmitzens Kinder, Kudrewkas,
Frau Weber, die Müllers, Meiers,
auch Öztürks, Yavis und ich
Frau Weber, die Müllers, Meiers,
auch Öztürks, Yavis und ich
sind Teil dieser Schlacht, die uns alle zerbricht.
Den Willen der Menschen, die Liebe, das Licht,
die Eltern, die Kinder, das Leben und mich
Den Frieden, die Freude, die kennt sie wohl nicht.
Den Willen der Menschen, die Liebe, das Licht,
die Eltern, die Kinder, das Leben und mich
Den Frieden, die Freude, die kennt sie wohl nicht.
sooo viele Menschen
Millionen und ich
Millionen und ich
auf Seite dreihundertzwanzig
des großen Buches von denen
die es noch gibt und von denen
deren lebloser Körper längst
in der dunklsten Erde versiegt
des großen Buches von denen
die es noch gibt und von denen
deren lebloser Körper längst
in der dunklsten Erde versiegt
unzählige
wie Zahlen, als Nummern behandelt
auf weißes Papier geschrieben
gezählt, gesehen, sortiert, gelöscht
sodass doch die Frage sich stellt,
wer wurde gestorben?
auf weißes Papier geschrieben
gezählt, gesehen, sortiert, gelöscht
sodass doch die Frage sich stellt,
wer wurde gestorben?
Warst du das?
Oder war das ich?
Oder war das ich?
Annabelle Kahmann, Jahrgang 1997
Eine kleine, große Katastrophe
Gestern wollten Sonnenstrahlen
ein ganz neues Kunstwerk malen.
Marmor glänzte spiegelglatt,
grün leuchtete jedes Blatt.
ein ganz neues Kunstwerk malen.
Marmor glänzte spiegelglatt,
grün leuchtete jedes Blatt.
Doch - man wagt es kaum zu hoffen -
dieser Glanz wurd´ übertroffen
noch von einem Perlmuttschimmer
eines Hauses ohne Zimmer.
dieser Glanz wurd´ übertroffen
noch von einem Perlmuttschimmer
eines Hauses ohne Zimmer.
Friedlich ließ es sich erwärmen
mitten zwischen Bienenschwärmen.
Doch - wie könnt´ es anders sein -
brach das Unheil bald herein.
mitten zwischen Bienenschwärmen.
Doch - wie könnt´ es anders sein -
brach das Unheil bald herein.
Leise brach die erste Schicht
unter riesigem Gewicht.
Darunter zeigten Risse dann
schon die nahe Zukunft an.
unter riesigem Gewicht.
Darunter zeigten Risse dann
schon die nahe Zukunft an.
Mit Gekreisch und mit Getöse
geschah nun das schrecklich Böse:
Mit Geschwindigkeit und Flammen
brach das ganze Haus zusammen.
geschah nun das schrecklich Böse:
Mit Geschwindigkeit und Flammen
brach das ganze Haus zusammen.
Schließlich gaben auch die Wände
auf und kippten dann behände
auf den Haufen Schmutz und Schutt,
der doch einmal war perlmutt.
auf und kippten dann behände
auf den Haufen Schmutz und Schutt,
der doch einmal war perlmutt.
Selbst das Licht schien zu ermatten,
versteckte das Chaos im Schatten.
Und an Friedas Schuh blieb kleben
ein zerstörtes Schneckenleben.
versteckte das Chaos im Schatten.
Und an Friedas Schuh blieb kleben
ein zerstörtes Schneckenleben.
Katinka Kultscher, Jahrgang 1999
Was zerstörst du?
Was zerstörst du
Wen empörst du
Wem gehörst du
Mensch
Was zerstörst du
Wen verstörst du
Wem gehörst du?
Mensch
Der Gier, dem Geld gehörst du
Das die Welt regiert
Du Held, hörst du?
Afrika, Bolivien, China
Das ABC
Ausbeutung, Bestechung, Copy&Paste
Der Wirtschaftsethik
Ernst Geld-Gescheffelt, versteht sich
Gut mit Irgendwie Halb-Ehrlich
Wie man's scheffelt
Ist egal
Was zerstörst du?
Mensch, ist egal
Regenwald, Ozeane
Ganze Städte, Nachbars Friedensfahne
Ich hacke alles kurz und klein
Die anderen machen's auch
Irgendeiner wird's verzeih'n
Und dann wieder gerade biegen
Sollen die Kinder von morgen etwa Langeweile schieben?
Wen empörst du?
Mensch, die Kinder von heute und von morgen
Als hätten die nicht genug an Sorgen
Atomkraft, Müll, Krieg und Hass
Lieber Langeweile als so ein Spaß
Mensch, du empörst auch Den da oben
Auch wenn Er dich trotz allem liebt
Wird Er's nicht loben
Ob deshalb manchmal Stürme toben?
Wen verstörst du?
Mensch, Tiere, Pflanzen
Ökosysteme
Lebensfrohe Kinder
Bomben anstatt Schulranzen
Geld anstatt Bäumen
Geld anstatt Fischen
Was zerstörst du
Wen empörst du
Wen verstörst du
Wem gehörst du
Mensch, denk doch mal nach
Ist es das wert?
Wen empörst du
Wem gehörst du
Mensch
Was zerstörst du
Wen verstörst du
Wem gehörst du?
Mensch
Der Gier, dem Geld gehörst du
Das die Welt regiert
Du Held, hörst du?
Afrika, Bolivien, China
Das ABC
Ausbeutung, Bestechung, Copy&Paste
Der Wirtschaftsethik
Ernst Geld-Gescheffelt, versteht sich
Gut mit Irgendwie Halb-Ehrlich
Wie man's scheffelt
Ist egal
Was zerstörst du?
Mensch, ist egal
Regenwald, Ozeane
Ganze Städte, Nachbars Friedensfahne
Ich hacke alles kurz und klein
Die anderen machen's auch
Irgendeiner wird's verzeih'n
Und dann wieder gerade biegen
Sollen die Kinder von morgen etwa Langeweile schieben?
Wen empörst du?
Mensch, die Kinder von heute und von morgen
Als hätten die nicht genug an Sorgen
Atomkraft, Müll, Krieg und Hass
Lieber Langeweile als so ein Spaß
Mensch, du empörst auch Den da oben
Auch wenn Er dich trotz allem liebt
Wird Er's nicht loben
Ob deshalb manchmal Stürme toben?
Wen verstörst du?
Mensch, Tiere, Pflanzen
Ökosysteme
Lebensfrohe Kinder
Bomben anstatt Schulranzen
Geld anstatt Bäumen
Geld anstatt Fischen
Was zerstörst du
Wen empörst du
Wen verstörst du
Wem gehörst du
Mensch, denk doch mal nach
Ist es das wert?
Maximilian Mundt, Jahrgang 1995
Und hier vier Beiträge "außer Konkurrenz":
(Jeder Teilnehmer kann maximal zweimal Leitmotivrundengewinner werden. Weitere eingesandte Gedichte werden trotzdem von der Jury bewertet. Sollte ein Gedicht nach Punkten unter den besten sein, wird es "außer Konkurrenz" veröffentlicht.)
alles was blieb
alter wehrpass
zerschlissen
blutgetränkt
in ihm ein brief
an meine familie
mein urgroßvater
gefallen
auf dem feld der ehre
gefallen
für volk und vaterland
gefallen
junge männer
indoktriniert
bomben
brennende himmel
leben –
lieben –
familien zerstört
ein großes
nie mehr
alles was blieb
zuviele tote
gepflückt vor dem erblühen
verscharrt im irgendwo?
gestapelt in
gebeinhäusern
schädel – knochen
ohne namen
seelen irren
rastlos durch die zeit
suchen sich
seite an seite
feinde freunde
alles was blieb
auf dem feld der ehre
blutgetränkter schutt
blutgetränkte zerstörung
zerschlissen
blutgetränkt
in ihm ein brief
an meine familie
mein urgroßvater
gefallen
auf dem feld der ehre
gefallen
für volk und vaterland
gefallen
junge männer
indoktriniert
bomben
brennende himmel
leben –
lieben –
familien zerstört
ein großes
nie mehr
alles was blieb
zuviele tote
gepflückt vor dem erblühen
verscharrt im irgendwo?
gestapelt in
gebeinhäusern
schädel – knochen
ohne namen
seelen irren
rastlos durch die zeit
suchen sich
seite an seite
feinde freunde
alles was blieb
auf dem feld der ehre
blutgetränkter schutt
blutgetränkte zerstörung
Lara-Sophie Cronhardt-Lück-Giessen, Jahrgang 2000
Fukushima (2013)
Ich tanzte im Regen,
ich weiß, ich bin frei,
ich weiß, ich bin tot,
und glücklich dabei,
die Sonne brennt nieder,
die Tropfen sind warm,
sie fallen auf alles,
das, was wir einst war'n,
sie blühen wie Rosen,
ich trag' sie im Haar,
denn in meinem Winter
da sind sie mir nah',
sie sprießen nun um mich
ich pflückte sie stumm,
so zart ihre Düfte,
sie bringen mich um.
Ich küsse den Regen,
so strahlend und hell,
ich drehe mich linksrum,
ich falle zurück,
mein Körper ist taub mir,
ist taub mir vor Glück.
ich weiß, ich bin frei,
ich weiß, ich bin tot,
und glücklich dabei,
die Sonne brennt nieder,
die Tropfen sind warm,
sie fallen auf alles,
das, was wir einst war'n,
sie blühen wie Rosen,
ich trag' sie im Haar,
denn in meinem Winter
da sind sie mir nah',
sie sprießen nun um mich
ich pflückte sie stumm,
so zart ihre Düfte,
sie bringen mich um.
Ich küsse den Regen,
so strahlend und hell,
ich drehe mich linksrum,
ich falle zurück,
mein Körper ist taub mir,
ist taub mir vor Glück.
Ich möchte nicht sehen,
nicht kennen, das Ende,
ich möchte nicht hören,
drum singe ich laut
im Regen aus Purpur,
der Nebel ist rot,
ich such', mich zu halten,
und finde den Tod.
nicht kennen, das Ende,
ich möchte nicht hören,
drum singe ich laut
im Regen aus Purpur,
der Nebel ist rot,
ich such', mich zu halten,
und finde den Tod.
Julia Fourate, Jahrgang 1994
Jeder Atemzug
Mauern wanken, wackeln, brechen
Um mich herum in Schutt und Asche
Mit lautem Donnern, Brüllen, Krachen
Zerplatzt meine Wirklichkeit
Der Schutz und die Geborgenheit der Wände
Stürzt nun auf mich herab
Und schneidet mit scharfen Splittern voller Angst
Tief in mein Herz
Bewegungslos hocke ich
Im Trümmerfeld meines Lebens
Selbstverständlichkeit weicht Ohnmacht
Sekunden die wie Jahre sind
Verstecke ich mich hinter zerbrochnem Glas
Bis das Bild des Glücks
Nicht mal mehr in meinem Kopf hängt
Um mich herum in Schutt und Asche
Mit lautem Donnern, Brüllen, Krachen
Zerplatzt meine Wirklichkeit
Der Schutz und die Geborgenheit der Wände
Stürzt nun auf mich herab
Und schneidet mit scharfen Splittern voller Angst
Tief in mein Herz
Bewegungslos hocke ich
Im Trümmerfeld meines Lebens
Selbstverständlichkeit weicht Ohnmacht
Sekunden die wie Jahre sind
Verstecke ich mich hinter zerbrochnem Glas
Bis das Bild des Glücks
Nicht mal mehr in meinem Kopf hängt
Dann rappel' ich mich auf
Baue einen Wall aus Trümmern auf
Schließe die Wunden in meinem Herz
Fange wieder von neuem an
Ich streiche die Wände in den buntesten Farben
Und doch bleibt darunter die Angst
Wieder nackt und zerbrochen dazustehen
Wunden verheilen
Doch bleiben Narben zurück
Baue einen Wall aus Trümmern auf
Schließe die Wunden in meinem Herz
Fange wieder von neuem an
Ich streiche die Wände in den buntesten Farben
Und doch bleibt darunter die Angst
Wieder nackt und zerbrochen dazustehen
Wunden verheilen
Doch bleiben Narben zurück
Und bei jedem Beben
Gehen Steine endgültig kaputt
Können Wunden nicht mehr heilen
Bis ich schließlich keine Kraft mehr habe
Eine Mauer aufzubauen
Bis die Scherben zu tief schneiden
Und mein Herz endgültig durchbohren
Dann vergrabt ihr mich unter euren Füßen
Und jeder meiner vergeblichen Atemzüge
Ist ein Beben für euch
Jeder meiner vergeblichen Atemzüge
bringt eure Geborgenheit zum Wanken
Jeder meiner vergeblichen Atemzüge
schneidet tief und tiefer in eure Herzen hinein
Gehen Steine endgültig kaputt
Können Wunden nicht mehr heilen
Bis ich schließlich keine Kraft mehr habe
Eine Mauer aufzubauen
Bis die Scherben zu tief schneiden
Und mein Herz endgültig durchbohren
Dann vergrabt ihr mich unter euren Füßen
Und jeder meiner vergeblichen Atemzüge
Ist ein Beben für euch
Jeder meiner vergeblichen Atemzüge
bringt eure Geborgenheit zum Wanken
Jeder meiner vergeblichen Atemzüge
schneidet tief und tiefer in eure Herzen hinein
Mareen Kraft, Jahrgang 1998
Der Mensch
unaufhaltsam
breitet er sich aus
verzehrt er das Schöne,
das Wahre
um selbst zu leuchten
Einst angezündet um zu wärmen,
biss er seinem Schöpfer die Finger wund
strahlend
brennend
vom Stolz genährt
vom Stolz erstickt
bis der Docht erlischt.
breitet er sich aus
verzehrt er das Schöne,
das Wahre
um selbst zu leuchten
Einst angezündet um zu wärmen,
biss er seinem Schöpfer die Finger wund
strahlend
brennend
vom Stolz genährt
vom Stolz erstickt
bis der Docht erlischt.
Miriam-Sofie Linke, Jahrgang 1999