Jule Reimer: Rund 4500 Menschen erkrankten in den vergangenen Wochen am EHEC-Erreger, der gefährlichen Variante der E.-Coli-Bakterien. Bei vielen verlief dies halbwegs harmlos, aber über 850 Menschen litten an dem gefährlichen hämolytisch-urämischen HUS-Syndrom, das mit Nierenversagen einhergeht. Lange tappten die Experten im Dunkeln auf der Suche nach der Quelle des Erregers. Erst waren Gurken im Verdacht, dann Sprossen und Keimlinge. – Am Telefon spreche ich jetzt mit Juliane Bräunig, Expertin für biologische Sicherheit beim Bundesinstitut für Risikobewertung. Frau Bräunig, gestern hat Ihr Amt weitgehend Entwarnung gegeben, die Verbraucher könnten wieder recht beruhigt alles essen. Beschreiben Sie uns doch noch einmal genau die Ursachen für diesen schlimmen EHEC-Ausbruch.
Juliane Bräunig: Mit großer Wahrscheinlichkeit konnte man als Ursache Sprossen aus Bockshornklee-Samen identifizieren, und zwar hat man das nicht im Labor bestätigen können bis heute, sondern man hat es aufgrund epidemiologischer Untersuchungen durchgeführt beziehungsweise die Aussagen dazu treffen können. Epidemiologische Untersuchungen, das sind Untersuchungen, die sich mit der Ursache, mit der Verbreitung und mit den Folgen von gesundheitlichen Problemen befassen, und in diesem Fall wurden Patienten befragt, was sie gegessen haben, und hinterher wurden dann eben auch noch, ausgehend von Erkrankungsclustern, zurückgehend die Lieferwege dieser Produkte verfolgt und dann bis zu einem bestimmten Betrieb aufgeklärt.
Reimer: Das heißt, ganz genau hat es sich ja um Bockshornklee-Sprossen gehandelt. Diese Sprossen stammten aus Ägypten. Sie wissen also nicht genau, ob die Sprossen in Ägypten mit dem EHEC-Erreger kontaminiert worden sind, oder ob das vielleicht irgendwo anders in der Kette passiert ist?
Bräunig: Also die Sprossen stammten nicht aus Ägypten, sie wurden aus Ägypten importiert, und es hat in den Bundesländern natürlich Untersuchungen gegeben, ob eine Kontamination des Erregers auch hier bei uns zum Beispiel bei einem Zwischenhändler, oder bei einem Importeur erfolgt sein könnte. Die Bundesländer haben da recherchiert und sind der Frage eingehend nachgegangen. Man hat bisher aber keine Hinweise darauf finden können, dass es eine Kreuzkontamination dort gegeben hat.
Reimer: Jetzt muss ich noch mal nachfragen. Woher stammten sie denn dann, wenn Sie sagen, sie wurden nur importiert?
Bräunig: Das muss die Europäische Kommission klären.
Reimer: Das heißt, es könnte sein, dass Ägypten da nur das Durchreiseland gewesen ist?
Bräunig: Ich gehe davon aus, dass sie auch in Ägypten angebaut wurden, ja. Aber ich weiß es nicht definitiv.
Reimer: Sie haben jetzt für Bockshornklee-Samen keine komplette Entwarnung gegeben. Warum?
Bräunig: Die Bundesländer sind dabei, die entsprechenden Chargen vom Markt zu nehmen, und bevor dieses nicht abgeschlossen ist, haben wir unsere Verzehrempfehlungen für Sprossen allgemein aufgehoben, aber noch nicht für Bockshornklee-Samen.
Reimer: Wenn Sie sagen, Sie haben noch keine Komplettaufhebung bei Bockshornklee ausgesprochen, könnte es da, auch wenn ich zu Hause zum Beispiel diesen Samen lagere, zu Ansteckungen zwischen anderen Samen oder anderen Küchengewürzen oder Produkten kommen?
Bräunig: Wir empfehlen den Verbrauchern, vorhandene Bockshornklee-Samen, die für die Sprossenherstellung gedacht sind, die sie noch im Haushalt haben, und die in den Jahren zwischen 2009 und 2011 gekauft wurden, zu entsorgen. Und man sollte bitte auch daran denken, dass es auch Samenmischungen für die Sprossenherstellung gibt, die auch Bockshornklee-Samen enthalten können. Auch die empfehlen wir zu entsorgen.
Reimer: Was empfehlen Sie generell für den Umgang mit Sprossen und Keimlingen?
Bräunig: Wir wissen, dass die Sprossen und Keimlinge hoch sensible Lebensmittel sind. Da kommt es durchaus sehr schnell zu einer Keimvermehrung. Da müssen nicht immer pathogene Keime dabei sein, also Krankheitserreger. Trotzdem empfehlen wir, sehr sorgfältig hygienisch mit diesen Produkten umzugehen, sorgfältig waschen vorm Verzehr, wenn ich die Sprossen fertig gesprosst, also als Fertigprodukt kaufe, sollte man sie sehr schnell verbrauchen, und wir empfehlen auch empfindlichen Verbrauchern, zum Beispiel Personen mit einer Immunschwäche, ganz auf den Verzehr dieser Produkte zu verzichten.
Reimer: Entwarnung bei Sprossen und Keimlingen wegen des EHEC-Erregers, aber weiterhin Warnung vor Bockshornklee-Samen. Danke für diese Informationen an Juliane Bräunig, Expertin für biologische Sicherheit beim Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Juliane Bräunig: Mit großer Wahrscheinlichkeit konnte man als Ursache Sprossen aus Bockshornklee-Samen identifizieren, und zwar hat man das nicht im Labor bestätigen können bis heute, sondern man hat es aufgrund epidemiologischer Untersuchungen durchgeführt beziehungsweise die Aussagen dazu treffen können. Epidemiologische Untersuchungen, das sind Untersuchungen, die sich mit der Ursache, mit der Verbreitung und mit den Folgen von gesundheitlichen Problemen befassen, und in diesem Fall wurden Patienten befragt, was sie gegessen haben, und hinterher wurden dann eben auch noch, ausgehend von Erkrankungsclustern, zurückgehend die Lieferwege dieser Produkte verfolgt und dann bis zu einem bestimmten Betrieb aufgeklärt.
Reimer: Das heißt, ganz genau hat es sich ja um Bockshornklee-Sprossen gehandelt. Diese Sprossen stammten aus Ägypten. Sie wissen also nicht genau, ob die Sprossen in Ägypten mit dem EHEC-Erreger kontaminiert worden sind, oder ob das vielleicht irgendwo anders in der Kette passiert ist?
Bräunig: Also die Sprossen stammten nicht aus Ägypten, sie wurden aus Ägypten importiert, und es hat in den Bundesländern natürlich Untersuchungen gegeben, ob eine Kontamination des Erregers auch hier bei uns zum Beispiel bei einem Zwischenhändler, oder bei einem Importeur erfolgt sein könnte. Die Bundesländer haben da recherchiert und sind der Frage eingehend nachgegangen. Man hat bisher aber keine Hinweise darauf finden können, dass es eine Kreuzkontamination dort gegeben hat.
Reimer: Jetzt muss ich noch mal nachfragen. Woher stammten sie denn dann, wenn Sie sagen, sie wurden nur importiert?
Bräunig: Das muss die Europäische Kommission klären.
Reimer: Das heißt, es könnte sein, dass Ägypten da nur das Durchreiseland gewesen ist?
Bräunig: Ich gehe davon aus, dass sie auch in Ägypten angebaut wurden, ja. Aber ich weiß es nicht definitiv.
Reimer: Sie haben jetzt für Bockshornklee-Samen keine komplette Entwarnung gegeben. Warum?
Bräunig: Die Bundesländer sind dabei, die entsprechenden Chargen vom Markt zu nehmen, und bevor dieses nicht abgeschlossen ist, haben wir unsere Verzehrempfehlungen für Sprossen allgemein aufgehoben, aber noch nicht für Bockshornklee-Samen.
Reimer: Wenn Sie sagen, Sie haben noch keine Komplettaufhebung bei Bockshornklee ausgesprochen, könnte es da, auch wenn ich zu Hause zum Beispiel diesen Samen lagere, zu Ansteckungen zwischen anderen Samen oder anderen Küchengewürzen oder Produkten kommen?
Bräunig: Wir empfehlen den Verbrauchern, vorhandene Bockshornklee-Samen, die für die Sprossenherstellung gedacht sind, die sie noch im Haushalt haben, und die in den Jahren zwischen 2009 und 2011 gekauft wurden, zu entsorgen. Und man sollte bitte auch daran denken, dass es auch Samenmischungen für die Sprossenherstellung gibt, die auch Bockshornklee-Samen enthalten können. Auch die empfehlen wir zu entsorgen.
Reimer: Was empfehlen Sie generell für den Umgang mit Sprossen und Keimlingen?
Bräunig: Wir wissen, dass die Sprossen und Keimlinge hoch sensible Lebensmittel sind. Da kommt es durchaus sehr schnell zu einer Keimvermehrung. Da müssen nicht immer pathogene Keime dabei sein, also Krankheitserreger. Trotzdem empfehlen wir, sehr sorgfältig hygienisch mit diesen Produkten umzugehen, sorgfältig waschen vorm Verzehr, wenn ich die Sprossen fertig gesprosst, also als Fertigprodukt kaufe, sollte man sie sehr schnell verbrauchen, und wir empfehlen auch empfindlichen Verbrauchern, zum Beispiel Personen mit einer Immunschwäche, ganz auf den Verzehr dieser Produkte zu verzichten.
Reimer: Entwarnung bei Sprossen und Keimlingen wegen des EHEC-Erregers, aber weiterhin Warnung vor Bockshornklee-Samen. Danke für diese Informationen an Juliane Bräunig, Expertin für biologische Sicherheit beim Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.