Mais und Kartoffel, Ziege und Huhn, das sind Hochleistungsmaschinen zur Erzeugung von Nahrung. Über Jahrtausende haben sie Bauern aus unscheinbaren Gräsern und mageren Wildtieren Schritt für Schritt herangezüchtet. Jetzt möchte die Pharmaindustrie gentechnisch veränderte Nutztiere und -pflanzen dazu verwenden, wertvolle Produkte zu erzeugen: Hormone, Antikörper, Impfstoffe oder Blutgerinnungsfaktoren. Diese Eiweißstoffe lassen sich nicht chemisch synthetisieren. Sie werden in gentechnisch veränderten lebenden Zellen produziert, in so genannten Bioreaktoren. Doch die kommen an ihre Grenzen, wenn Hundert Kilo eines Hormons oder Antikörpers im Jahr benötigt werden. Die große Frage lautet: bietet das Pharming, das Herstellen von Arzneistoffen in genmodifizierte Nutztieren und –Pflanzen, hier tatsächlich einen Alternative?
"Als ich anfing, in dieser Arbeitsgruppe zu arbeiten, war ich auch sehr viel skeptischer hinsichtlich der Technik, hinsichtlich der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Aber nun haben wir zwei Arzneimittel auf dem Markt bereits, wir haben eine Reihe von Mitteln, die in der klinischen Erprobung sind, und es drängt sich auf der Eindruck, dass hier tatsächlich ein neues Geschäftsfeld entsteht, dass ökonomisch nachhaltig ist."
Professor Eckard Rehbinder von der Universität Frankfurt und Vorsitzender der Forschergruppe der Europäischen Akademie. Technisch gesehen ist die Erzeugung von Arznei-Mais und Medikamenten-Milch aus genetisch veränderten Tieren kein Problem mehr. Der Pharma-Bauernhof kann tatsächlich große Mengen an Wirkstoff liefern. Den möglichen Gewinnen stehen aber Risiken gegenüber. Bei der Produktion in Ziegen, Schafen oder Hühnern kann die Gesundheit der Tiere durch die ungewohnten Stoffe in der Milch oder im Ei beeinträchtigt werden. Und bei dem Anbau von Pharma-Pflanzen kommt die Gefahr einer ungewollten Ausbreitung der Gene und Wirkstoffe hinzu. Wenn Arzneisamen und normales Getreide nicht streng getrennt bleiben, dann könnten Medikamente ins Müsli gelangen. 2002 war es in den USA schon fast so weit, als ein Pharming-Mais in einem gewöhnlichen Sojafeld hochwuchs. Der Anbau von Medikamenten-Pflanzen gilt seitdem als problematisch. Es liegt sicher auch an dieser schlechten Presse, dass die Pharmaindustrie noch nicht in großem Maßstab ins Pharming eingestiegen ist. Auch die Öffentlichkeit ist skeptisch, das zeigt eine Umfrage der Arbeitsgruppe an über 22.000 Menschen in 15 Ländern. Dr. Kristin Hagen von der Europäischen Akademie.
"Wenn es um das pflanzliche Produzieren geht, variieren die Einstellung von eher negativ zu eher positiv in Abhängigkeit von vielen Faktoren, zum Beispiel in Abhängigkeit davon, ob es sich um ein wichtiges Medikament handelt, für kritische Probleme oder für Kinder vielleicht, das wird eher befürwortet, oder wenn es eher um eine billigere Arzneimittelversorgung in den Industrieländern geht, dann wird das weniger befürwortet. Bei den Tieren ist es so, dass grundsätzlich abgelehnt wird, da variiert es von sehr starker Ablehnung bis zu mittlerer Ablehnung. Und wir haben ja ein Paradox, die Wissenschaft sieht die Risiken des Pflanzen-Pharming als weit aus höher an, als die des Tier-Pharming. Die Öffentlichkeit aber bewertet diese beiden Produktionstechnologien gerade umgekehrt."
Vielleicht ändert sich das aber noch, wenn erst mehr Medikamente aus Stall und Acker stammen. Eckhard Rehbinder und die Arbeitsgruppe der Europäischen Akademie plädieren dafür der Technik eine Chance zu geben, jeden Einzelfall aber sorgfältig abzuwägen.
"Die Risikobewertung wird ja gemacht, aber es spielt überhaupt keine Rolle im gegenwärtigen System, jedenfalls auf der Ebene des EU-Rechts, ob das Produkt nun besonders wichtig ist oder nicht, ob die Kostenersparnisse der Gesellschaft zugute kommen oder nur dem einzelnen Unternehmen, all diese Fragen spielen gegenwärtig keine Rolle."
Pharming ist eine Schnittstelle vieler Bereiche: Arzneimittel, Landwirtschaft, Umweltschutz, Gentechnik. Entsprechend viele Behörden können mitentscheiden. Ohne klar definierte Rahmenbedingungen wird die eher konservative Pharmaindustrie ihre Bioreaktoren kaum gegen die Apotheke vom Bauernhof eintauschen.
"Als ich anfing, in dieser Arbeitsgruppe zu arbeiten, war ich auch sehr viel skeptischer hinsichtlich der Technik, hinsichtlich der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Aber nun haben wir zwei Arzneimittel auf dem Markt bereits, wir haben eine Reihe von Mitteln, die in der klinischen Erprobung sind, und es drängt sich auf der Eindruck, dass hier tatsächlich ein neues Geschäftsfeld entsteht, dass ökonomisch nachhaltig ist."
Professor Eckard Rehbinder von der Universität Frankfurt und Vorsitzender der Forschergruppe der Europäischen Akademie. Technisch gesehen ist die Erzeugung von Arznei-Mais und Medikamenten-Milch aus genetisch veränderten Tieren kein Problem mehr. Der Pharma-Bauernhof kann tatsächlich große Mengen an Wirkstoff liefern. Den möglichen Gewinnen stehen aber Risiken gegenüber. Bei der Produktion in Ziegen, Schafen oder Hühnern kann die Gesundheit der Tiere durch die ungewohnten Stoffe in der Milch oder im Ei beeinträchtigt werden. Und bei dem Anbau von Pharma-Pflanzen kommt die Gefahr einer ungewollten Ausbreitung der Gene und Wirkstoffe hinzu. Wenn Arzneisamen und normales Getreide nicht streng getrennt bleiben, dann könnten Medikamente ins Müsli gelangen. 2002 war es in den USA schon fast so weit, als ein Pharming-Mais in einem gewöhnlichen Sojafeld hochwuchs. Der Anbau von Medikamenten-Pflanzen gilt seitdem als problematisch. Es liegt sicher auch an dieser schlechten Presse, dass die Pharmaindustrie noch nicht in großem Maßstab ins Pharming eingestiegen ist. Auch die Öffentlichkeit ist skeptisch, das zeigt eine Umfrage der Arbeitsgruppe an über 22.000 Menschen in 15 Ländern. Dr. Kristin Hagen von der Europäischen Akademie.
"Wenn es um das pflanzliche Produzieren geht, variieren die Einstellung von eher negativ zu eher positiv in Abhängigkeit von vielen Faktoren, zum Beispiel in Abhängigkeit davon, ob es sich um ein wichtiges Medikament handelt, für kritische Probleme oder für Kinder vielleicht, das wird eher befürwortet, oder wenn es eher um eine billigere Arzneimittelversorgung in den Industrieländern geht, dann wird das weniger befürwortet. Bei den Tieren ist es so, dass grundsätzlich abgelehnt wird, da variiert es von sehr starker Ablehnung bis zu mittlerer Ablehnung. Und wir haben ja ein Paradox, die Wissenschaft sieht die Risiken des Pflanzen-Pharming als weit aus höher an, als die des Tier-Pharming. Die Öffentlichkeit aber bewertet diese beiden Produktionstechnologien gerade umgekehrt."
Vielleicht ändert sich das aber noch, wenn erst mehr Medikamente aus Stall und Acker stammen. Eckhard Rehbinder und die Arbeitsgruppe der Europäischen Akademie plädieren dafür der Technik eine Chance zu geben, jeden Einzelfall aber sorgfältig abzuwägen.
"Die Risikobewertung wird ja gemacht, aber es spielt überhaupt keine Rolle im gegenwärtigen System, jedenfalls auf der Ebene des EU-Rechts, ob das Produkt nun besonders wichtig ist oder nicht, ob die Kostenersparnisse der Gesellschaft zugute kommen oder nur dem einzelnen Unternehmen, all diese Fragen spielen gegenwärtig keine Rolle."
Pharming ist eine Schnittstelle vieler Bereiche: Arzneimittel, Landwirtschaft, Umweltschutz, Gentechnik. Entsprechend viele Behörden können mitentscheiden. Ohne klar definierte Rahmenbedingungen wird die eher konservative Pharmaindustrie ihre Bioreaktoren kaum gegen die Apotheke vom Bauernhof eintauschen.