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Die Mischung macht’s

Ein E vor das Wort gesetzt, und schon konnte man in den Boomzeiten viel Geld verdienen. So ging es auch mit dem Lernen, denn mit E-Learning sollte vieles besser gehen. Doch etliche multimediale Lernkonzepte per Internet überforderten den Lernenden schlichtweg, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Jetzt versuchen es die E-Pädagogen mit dem goldenen Mittelweg - Blended Learning heisst das neue Konzept und ist ein Schwerpunktthema auf der kommenden Learntec in Karlsruhe.

Von Detlev Karg | 07.02.2004
    Lernen, lernen, lernen! Arbeitnehmer müssen ständig neues Wissen aufnehmen und verarbeiten. Ob ihr Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringt oder eine neue Textverarbeitung in der Buchhaltung einführt - schon wird eine Schulung fällig. Das kostet Geld: Ein Excel-Kurs im Seminar kostet pro Teilnehmer durchschnittlich 500 Euro, eine ganze Menge. Um Geld für solche klassischen Seminare zu sparen, setzen viele Unternehmen auf die Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter und den PC. "E-Learning" - Lernen per PC und Internet oder CD-Rom war nach der ersten Euphorie in Misskredit geraten. Warum, erläutert Anja Szebel, Leiterin des Bechtle-Schulungszentrums in Krefeld:

    Also man hat zum Beispiel früher die Inhalte in das Intranet implementiert, also direkt in die Unternehmensstrukturen mit eingebunden. Firmen haben unheimlich viel Geld investiert, das ging bis in sechsstellige Summen hinein, die aber nicht den versprochenen Erfolg gebracht haben, weil die Mitarbeiter sich alleine gelassen fühlten.

    Das hat sich nun geändert, seit vergangenem Jahr boomen wieder Schulungen. Doch zwischen den zwei Extremen, dem Seminar und dem verwaisten Lernprogramm am Arbeitsplatz, etabliert sich ein neuer Trend, das "Blended Learning" als gangbarer Weg. Die Mischung macht’s: Zur Einführung etwa für eine neue Software gibt es ein Seminar. Dann lernen die Mitarbeiter selbständig zwei Wochen vor dem PC. Dann folgt wieder ein Seminar mit einem Tutor, und so weiter. Zwischendurch sind die Lehrer per Mail erreichbar. E-Learning-Software wird dabei zunehmend zur Drehscheibe für viele Informationen im Unternehmen. Anja Szebel:

    Ein modernes Lernmanagementsystem muss immer wieder mit Leben gefüllt werden, mit neuem Inhalt, aber man darf es nicht nur als Schulungsplattform sehen, sondern man muss es als Gesamtplattform sehen, dass man interne Sachen dort ablegt, dass man die Mitarbeiterverwaltung dort ablegt, dass man die Schulungsziele dort auflistet und das war früher nur: Inhalt. Lerne. Fertig! Jetzt ist das ein Gesamtpaket geworden mit vielen Varianten.

    Nachrichten und Ereignisse auf den Lernseiten machen neugierig, die Benutzer merken, dass sich etwas tut. Ob als Vorbereitung auf das neue Office-Paket oder auf die neue Mittelklasselimousine aus dem eigenen Hause, die in sechs Wochen auf den Markt kommt - Blended Learning vermittelt das nötige Rüstzeug preiswerter als das klassische Seminar und effektiver als E-Learning-Systeme der ersten Stunde. Dadurch ist E-Learning auch nicht mehr teuer. Zweistellige Beträge pro Teilnehmer sind die Regel. Zudem muss auch der Inhalt selbst nicht mehr unbedingt gekauft werden. So kann ein Schulungssystem auch für ein halbes Jahr gemietet werden und wird dann wieder abgeschaltet, je nach Verwendung. Im Intranet wird der Lernstoff dann unter einer eigenen Oberfläche angeboten. Nach dem Login legt dann jeder mit dem Lernen los, ganz wie er möchte.