Katrin Zöfel: Nach der Explosion auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko hat das britische Unternehmen BP mit allen Mitteln versucht, der Ölkatastrophe Herr zu werden. Unter anderem mit einer seifenartigen Chemikalie, genannt Corexit. Von Anfang an war diese Maßnahme heftig umstritten. Es gab Befürchtungen, die Chemikalie sei giftiger für Mensch und Tier als das Öl selbst. Mein Kollege Arndt Reuning ist jetzt bei mir im Studio. Herr Reuning, was lässt sich denn inzwischen über die Wirkung dieser Chemikalie sagen? Ist Corexit giftig oder nicht?
Arndt Reuning: Langsam zeichnet sich da ein erstes Bild ab. Die US-Umweltschutzbehörde EPA hat nach dem Unglück im April damit begonnen, die Gefährlichkeiten dieser Substanzen näher zu untersuchen. Und jetzt ist sie zu dem Schluss gekommen: Es war gerechtfertigt, diese Substanzen zu verwenden. Konkret geht es eben um die beiden Corexit 9500 und Corexit 9527A der Firma Nalco aus Illinois. Die wurden auf diesen Ölteppich gesprüht oder auch unten an der Austrittsstelle unter das Öl gemischt, insgesamt ungefähr sieben Millionen Liter. Die EPA hat nun verschiedene Versuche mit diesen Substanzen durchgeführt. Dabei ging es um die akute Giftigkeit, also nicht um die Langzeitwirkungen. Die Wissenschaftler haben sich angeschaut, wie zwei verschiedene Arten von Lebewesen auf Corexit und andere ähnliche Mittel reagieren. Die beiden Tierarten - das war zum einen der Ährenfisch, das ist so ein kleines silbernes Fischchen, das im flachen Wasser lebt und dann waren das die Schwebegarnelen, also eher krebsartige Lebewesen - die wurden verschiedenen Dosen dieser Substanzen ausgesetzt und dann schauten die Wissenschaftler einfach nur: Wie viele von den Tieren haben das überlebt? Und das ist normalerweise so ein Standardtest in der Toxikologie. Das Ergebnis war: Corexit als Reinstoff im Wasser ist weniger Giftig als das Öl alleine. Und dann hat man Mischungen von Corexit mit dem Öl untersucht und festgestellt, diese sogenannten Dispergatoren verschlimmern nicht die toxische Wirkung des Öls. Es war also ganz egal, ob man den Testfischen nur das Öl ins Wasser gegeben hat oder Öl und Corexit. Die Umweltschutzbehörde EPA konnte sich also selbst auf die Schultern klopfen und sagen, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte.
Zöfel: Und wo ist dann das Problem, wenn es noch eins gibt?
Reuning: Es gibt einige Wissenschaftler, die betonen, dass eben hier nur die akute Giftigkeit getestet wurde. Die Langzeitfolgen dieser Substanz kennt man aber bisher noch nicht. Zwar werden die normalerweise verhältnismäßig schnell abgebaut, aber was geschieht dann eben mit diesen Abbauprodukten? Es wurde zum Beispiel diskutiert, ob davon eine hormonähnliche Wirkung ausgeht? Das könnte zum Beispiel den Stoffwechsel von Fischen beeinflussen oder auch das Geschlechtsverhältnis in einer Population verschieben. Außerdem wurde die Aussagekraft dieser Labortests infrage gestellt. Denn die beiden Spezies, diese Fischart und die Schwebegarnelen, wurden ja gewählt, weil sie im Labor besonders leicht zu züchten sind. Sie kommen zwar auch im Golf von Mexiko vor, aber eher in der Küstennähe. Und Corexis wurde weit von der Küste entfernt versprüht und eben tief unter Wasser. Das heißt, die Labortests können kaum die Verhältnisse vor Ort widerspiegeln und daher, so sagen viele Experten, sind sie auch nur bedingt aussagefähig. Was sich jedoch gezeigt hat: Die Fische im Golf von Mexiko sind weniger belastet als man bisher befürchtet hatte. Die amerikanische Ozeanografiebehörde NOAA hat gestern entschieden, einen Teil der gesperrten Flächen wieder für die Fischerei zu öffnen. Insgesamt sind das 13.000 Quadratkilometer.
Zöfel: Lässt sich denn inzwischen etwas sagen, ob diese Chemikalie einen positiven Effekt auf die Ölkatastrophe hatte?
Reuning: Die NOAA hat Abschätzungen vorgelegt, was mit diesem Öl geschehen ist. Sie sagt, dass acht Prozent davon durch die Dispersionsmittel gelöst worden sind. Das heißt, das ist Öl, das über kurz oder lang auf natürlichem Wege, nämlich durch Bakterien, abgebaut wird. Im Vergleich dazu sind 16 Prozent, also das Doppelte, ohne die chemischen Mittel dispergiert worden, also alleine durch die mechanische Vermischung durch den Seegang. Eben auf dem Weg vom Bohrloch an die Oberfläche. Man muss ja auch bedenken, dass das Öl mit einem gewissen Druck aus diesem Bohrloch sprudelt. Auch dadurch kommt es zu einer Durchmischung und eben zur Emotionbildung. Zusammenfassend kann man also auf alle Fälle sagen, die Mittel haben einen gewissen Nutzen gehabt, aber die Zukunft wird zeigen müssen, ob es zu irgendwelchen Langzeitschäden kommt und ob es tatsächlich eine gute Entscheidung gewesen ist, die Mittel einzusetzen.
Arndt Reuning: Langsam zeichnet sich da ein erstes Bild ab. Die US-Umweltschutzbehörde EPA hat nach dem Unglück im April damit begonnen, die Gefährlichkeiten dieser Substanzen näher zu untersuchen. Und jetzt ist sie zu dem Schluss gekommen: Es war gerechtfertigt, diese Substanzen zu verwenden. Konkret geht es eben um die beiden Corexit 9500 und Corexit 9527A der Firma Nalco aus Illinois. Die wurden auf diesen Ölteppich gesprüht oder auch unten an der Austrittsstelle unter das Öl gemischt, insgesamt ungefähr sieben Millionen Liter. Die EPA hat nun verschiedene Versuche mit diesen Substanzen durchgeführt. Dabei ging es um die akute Giftigkeit, also nicht um die Langzeitwirkungen. Die Wissenschaftler haben sich angeschaut, wie zwei verschiedene Arten von Lebewesen auf Corexit und andere ähnliche Mittel reagieren. Die beiden Tierarten - das war zum einen der Ährenfisch, das ist so ein kleines silbernes Fischchen, das im flachen Wasser lebt und dann waren das die Schwebegarnelen, also eher krebsartige Lebewesen - die wurden verschiedenen Dosen dieser Substanzen ausgesetzt und dann schauten die Wissenschaftler einfach nur: Wie viele von den Tieren haben das überlebt? Und das ist normalerweise so ein Standardtest in der Toxikologie. Das Ergebnis war: Corexit als Reinstoff im Wasser ist weniger Giftig als das Öl alleine. Und dann hat man Mischungen von Corexit mit dem Öl untersucht und festgestellt, diese sogenannten Dispergatoren verschlimmern nicht die toxische Wirkung des Öls. Es war also ganz egal, ob man den Testfischen nur das Öl ins Wasser gegeben hat oder Öl und Corexit. Die Umweltschutzbehörde EPA konnte sich also selbst auf die Schultern klopfen und sagen, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte.
Zöfel: Und wo ist dann das Problem, wenn es noch eins gibt?
Reuning: Es gibt einige Wissenschaftler, die betonen, dass eben hier nur die akute Giftigkeit getestet wurde. Die Langzeitfolgen dieser Substanz kennt man aber bisher noch nicht. Zwar werden die normalerweise verhältnismäßig schnell abgebaut, aber was geschieht dann eben mit diesen Abbauprodukten? Es wurde zum Beispiel diskutiert, ob davon eine hormonähnliche Wirkung ausgeht? Das könnte zum Beispiel den Stoffwechsel von Fischen beeinflussen oder auch das Geschlechtsverhältnis in einer Population verschieben. Außerdem wurde die Aussagekraft dieser Labortests infrage gestellt. Denn die beiden Spezies, diese Fischart und die Schwebegarnelen, wurden ja gewählt, weil sie im Labor besonders leicht zu züchten sind. Sie kommen zwar auch im Golf von Mexiko vor, aber eher in der Küstennähe. Und Corexis wurde weit von der Küste entfernt versprüht und eben tief unter Wasser. Das heißt, die Labortests können kaum die Verhältnisse vor Ort widerspiegeln und daher, so sagen viele Experten, sind sie auch nur bedingt aussagefähig. Was sich jedoch gezeigt hat: Die Fische im Golf von Mexiko sind weniger belastet als man bisher befürchtet hatte. Die amerikanische Ozeanografiebehörde NOAA hat gestern entschieden, einen Teil der gesperrten Flächen wieder für die Fischerei zu öffnen. Insgesamt sind das 13.000 Quadratkilometer.
Zöfel: Lässt sich denn inzwischen etwas sagen, ob diese Chemikalie einen positiven Effekt auf die Ölkatastrophe hatte?
Reuning: Die NOAA hat Abschätzungen vorgelegt, was mit diesem Öl geschehen ist. Sie sagt, dass acht Prozent davon durch die Dispersionsmittel gelöst worden sind. Das heißt, das ist Öl, das über kurz oder lang auf natürlichem Wege, nämlich durch Bakterien, abgebaut wird. Im Vergleich dazu sind 16 Prozent, also das Doppelte, ohne die chemischen Mittel dispergiert worden, also alleine durch die mechanische Vermischung durch den Seegang. Eben auf dem Weg vom Bohrloch an die Oberfläche. Man muss ja auch bedenken, dass das Öl mit einem gewissen Druck aus diesem Bohrloch sprudelt. Auch dadurch kommt es zu einer Durchmischung und eben zur Emotionbildung. Zusammenfassend kann man also auf alle Fälle sagen, die Mittel haben einen gewissen Nutzen gehabt, aber die Zukunft wird zeigen müssen, ob es zu irgendwelchen Langzeitschäden kommt und ob es tatsächlich eine gute Entscheidung gewesen ist, die Mittel einzusetzen.