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Die Münchner Computermesse Systems 98 ging zu Ende

Gestern ging in München die Systems 98 zu Ende, neben der CeBit die zweite große Computermesse in Deutschland. In diesem Jahr zog die Systems ein Drittel mehr Austeller an, rund 2200 insgesamt. Sie präsentierten Neuheiten aus allen Bereichen der Computerbranche. Viele waren außerdem auf der Suche nach neuem Personal.

Oliver Buschek, Karl-Heinz Plünnecke, Konrad Hilbers, Thomas |
    Wie eine große Jobbörse sah es an manchen Stellen der Münchner Messe zuweilen aus. Arbeit gibt es in der Informatikbranche genug. Zwischen 75.000 und 100.000 Stellen sind derzeit unbesetzt. Geeignete Bewerber zu finden, ist außerordentlich schwierig. Zu allem Überfluß stellen sich den Unternehmen im nächsten Jahr gleich zwei große Softwareprobleme: die Umstellung auf den Euro und der Jahrtausendwechsel. Karl-Heinz Plünnecke, Vizepräsident des Softwareherstellers Baan, dazu: "Die einen haben das Problem schon gelöst. Andere sind in Panik und wissen gar nicht, wo sie beginnen sollen, die Probleme zu lösen. Ein dritter Teil versucht zu retten, was zu retten ist."

    Kaum Neues war im Bereich E-Commerce zu sehen. Noch können dort tätige Firmen keinen Durchbruch melden. Dagegen präsentierten die Anbieter von Onlinesoftware und -diensten ihre aktuellen Pläne. Netscape stellte die Internetsuite Communicator in der Version 4.5 vor, mit verbesserten Mail-Funktionen und sogenanntem Smart-Browsing. Dabei stelle die Software eine direkte Verbindung mit der Homepage von Netscape her, die als ein "Portal", eine Einstiegseite zum Rest des Internets dienen soll. Der Onlinepionier Compuserve will Anfang 1999 seine neue Clientsoftware einführen.

    Compuserve-Deutschland-Chef Konrad Hilbers: "Der Client bündelt Email, Konferenztechnologien, Zugang zu HTML-Angeboten, Chat und mehr in einem einfach zu bedienenden Ganzen, ohne daß man sich mit den technischen Details auskennen muß." Außerdem wird Compuserve künftig in 64 deutschen Städten zum Ortstarif erreichbar sein - derzeit sind es nur 16 Städte.

    Java-Erfinder Sun präsentierte mit Jini eine Netzwerktechnik, die künftig die Kommunikation von Geräten untereinander vereinfachen soll. Ein Jini-fähiger Server fungiert als eine Art Schwarzes Brett, an dem die Geräte eines Netzes ihre Fähigkeiten kundtun. Thomas Pruslebek von Sun: "Kommt nun ein neues Gerät ins Netz, so fragt es den Jini-Server, was er anzubieten hat." Eine mögliche Anwendung wären zum Beispiel festinstallierte Drucker in Hotelzimmern. Ein Gast mit einem tragbaren Computer oder einem PDA müßte nicht erst den passenden Druckertreiber installieren, sondern könnte auf die Jini-Architektur zurückgreifen.