
Mike Herbstreuth: Wenn Sie uns regelmäßig hier in der Nacht hören, dann wissen Sie: Hier in unserer Frühschicht, immer pünktlich um kurz nach vier, kommen die Kolleginnen und Kollegen aus der Nachrichtenredaktion und besprechen gemeinsam mit uns Moderatorinnen und Moderatoren die wichtigsten Themen des Tages und was heute so Spannendes ansteht. Ab nächster Woche wird das allerdings nicht mehr so sein, und warum es diese Änderung bei uns hier in der Radionacht gibt und was statt dieser Frühschicht hier an dieser Stelle passieren wird, darüber spreche ich jetzt mit meiner Kollegin Francisca Zecher aus unserer Nachrichtenredaktion.
Frau Zecher, um direkt zum Punkt zu kommen: Warum schaffen wir die Frühschicht und das Gespräch mit den Nachrichten-Kolleg*innen ab? Als Format mit den wichtigsten Ereignissen des Tages, die dann vertieft werden, quasi als Vorbereitung auf den Tag, fand ich das eigentlich immer ganz schön und auch sinnvoll.
Francisca Zecher: Die Idee fanden und finden wir natürlich eigentlich auch gut - haben wir uns ja ausgedacht. Wir haben uns diese Entscheidung definitiv nicht leicht gemacht und lange überlegt, wie wir dieses Format, an dem wir, wie ich gerade schon sagte, auch viel entwickelt haben, halten können. Wir wissen auch, dass es bei den Hörerinnen und Hörern zur frühen Stunde immer gut angekommen ist, dieses Format. Es war tatsächlich bei vielen Kolleginnen und Kollegen, die diese sehr anstrengende Nachtschicht gemacht haben, auch eine der beliebtesten Aufgaben in dieser Schicht. Allerdings fordern jetzt Arbeitsverdichtung und wachsender Druck auch bei uns ihren Tribut.
Was man auch dazu sagen muss: Alle Arbeitsmediziner sagen, dass Nachtschichten für die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gift sind. Daher haben wir uns jetzt entschlossen, eine von zwei Nachtschichten auf den Abend zu verlagern.
"Es kommen immer weitere Aufgaben hinzu"
Herbstreuth: Es geht zum einen um Arbeitsgesundheit. Das leuchtet mir auch ein. Aber hat es auch noch was mit dem Workload zu tun? Ich habe in letzter Zeit immer mal wieder ein paar Kolleginnen und Kollegen stöhnen hören, dass die Arbeitsbelastung ziemlich zugenommen hat in letzter Zeit.
Zecher: Das ist in der Tat richtig. Ich mache selbst noch regelmäßig Nachrichtenschichten und die Taktung hat tatsächlich noch mal zugenommen in den letzten Jahren. Das liegt daran, dass immer weitere Aufgaben hinzukommen – zum Beispiel, dass wir unserem Publikum noch mehr gut recherchierte Inhalte jenseits dessen, was alle berichten, präsentieren wollen, gleichzeitig aber auch daran, dass wir auch mehr Ressourcen in unseren Dialog mit den Nutzerinnen und Nutzern stecken wollen. Dieser Dialog wird auch zurecht eingefordert. Viele dieser Menschen wollen aber abends mit uns diskutieren und nicht mitten in der Nacht, und diese Aufgaben lassen sich nur erfüllen, wenn wir uns anderswo Luft verschaffen, und das ist jetzt in der Nachtstrecke.
Der neue Service: ein erster Blick in die Zeitungen
Herbstreuth: So schade es ist, kann ich natürlich alles sehr gut nachvollziehen. - Es ist die Frage: Was machen wir denn in Zukunft in der Radionacht um kurz nach vier, ganz alleine, ohne Besuch aus der Nachrichtenredaktion? Müssen wir jetzt Monologe halten?
Zecher: Nein, das müssen Sie nicht. Hier haben wir lange überlegt, vieles angedacht und vieles auch wieder verworfen. Jetzt wollen wir auf dem bisherigen Sendeplatz kurz nach den Vier-Uhr-Nachrichten einen Blick in die Zeitungen des neuen Tages werfen. Die sind dann zusammengestellt mit einer persönlichen Note aus der Nachrichtenredaktion, und so ein Inhalt lässt sich auch schon ganz gut am Abend vorbereiten.
Radionacht bleibt Garant für Aktualität in der Nacht
Herbstreuth: Was ein voraufgezeichneter Inhalt natürlich nicht leisten kann, das ist das Eingehen auf leicht aktuelle Ereignisse, die sich erst in der Nacht ergeben. Leidet unsere Aktualität dann womöglich irgendwie darunter?
Zecher: Nein, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die Radionacht des Deutschlandfunks, die ist die Garantie dafür, dass man auch bundesweit nachts mit aktuellen Informationen versorgt ist, und zwar nicht nur über die stündlichen und am Ende auch halbstündlichen Nachrichtensendungen. Das war immer so und das wird auch immer so bleiben. In Ausnahmesituationen haben die Kolleginnen und Kollegen, die durch die Radionacht führen, in dem Fall Sie, immer Verstärkung erhalten und das Programm und seine Inhalte entsprechend angepasst. Ich denke da an besondere Nachrichtenlagen wie zum Beispiel wichtige Wahlen oder Terroranschläge, und das wird auch in Zukunft so sein.
Noch mal zurück zu dem Blick in die Zeitungen des Tages, die jetzt an der Stelle kommen sollen. Hier versuchen wir im Übrigen, auch einen wichtigen Beitrag zu dieser Aktualität zu leisten, die Sie gerade angesprochen haben. Die Idee ist, das ein oder andere aktuelle Thema des Tages in einem Beitrag zu beleuchten und dann die Pros und Contras beziehungsweise Für und Wider in Form der Zeitungskommentare dazuzustellen. Dann können sich unsere Hörerinnen und Hörer zu einem wichtigen tagesaktuellen Thema eine eigene Meinung bilden.
Herbstreuth: … sagt Francisca Zecher aus unserer Nachrichtenredaktion hier in der Frühschicht, der letzten Frühschicht in dieser Form. Aber wie Sie eben gehört haben: Es kommt was Neues. Und auch wenn ich die Kolleginnen und Kollegen aus der Nachrichtenredaktion vermissen werde hier im Studio - diese Veränderungen klingen alle, finde ich, ziemlich sinnvoll, und ich bin schon gespannt, wie es dann klingen wird in Zukunft um kurz nach vier hier im Deutschlandfunk.