Es war am frühen Samstagmorgen vor zwei Wochen als Daniel Simon mit anderen Besuchern und Henry Ledroy, einem über 90-jährigen Überlebenden von Ebensee, im Besuchertunnel des ehemaligen Konzentrationslagers vor einer Backsteinmauer mit einem vergitterten Fenster ankam.
"Hinter diesem Gitter beleuchten Scheinwerfer den Teil des Tunnels, der seit 45 unverändert blieb und dort gibt es auch zwei Querstollen. Wir standen da, hörten zu und ließen den Ort auf uns wirken, und plötzlich sahen wir mit großem Erstaunen, wie aus einem Seitenstollen ein Mann kam, schwarzes Blouson, Militärhose und Springerstiefel, eine schwarze Kapuze über dem Gesicht und eine Maschinenpistole. Er ging von links nach rechts, im Stechschritt und machte den Hitlergruß. Eine Minute später kam ein zweiter, vollführte denselben Zirkus, dann ein dritter und dann in die andere Richtung und so weiter."
Daniel Simon selbst wurde von einer der abgeschossenen Plastikkugeln an der Schläfe getroffen, einer seiner Reisegefährten an der Backe.
"Diese symbolische Falle war so gut organisiert, so präzise - dazu bedurfte es einer Logistik, vorheriger Überlegungen, das geht über die Möglichkeiten von Jugendlichen hinaus, die nur einen dummen Streich spielen wollen. Das war nicht improvisiert. Sie wussten, dass wir kommen, der Ort ihres Auftritts war ideal, sie standen im Scheinwerferlicht. Wir waren die Gefangenen hinter dem Gitter, es war wie ein Schattentheater. Natürlich können junge Leute zwischen 14 und 16 das spielen, aber das Ganze so zu inszenieren? Es scheint mir vorschnell zu sagen, dass da nur ein paar Jugendliche dahinter steckten."
Daniel Simon scheint es fast unangenehm, dass durch diese Vorfälle schon wieder Österreich und gerade Ebensee am Pranger stehen. Ebensee, ein Außenlager von Mauthausen, in dem zwischen 1943 und 1945 9000 Häftlinge umkamen. Daniel Simon kennt den Ort seit frühester Kindheit, hat dort Bekannte und Freunde:
"Meinem Vater gefiel es, uns nach Ebensee mitzunehmen, es war, als wollte er uns immer wieder seinen Geburtsort zeigen. Er ist dort fast gestorben, am 6. Mai 45 dann doch noch gerettet - und deswegen auf gewisse Art noch einmal geboren worden. Wir haben dort oft die Ferien verbracht, sind nicht nur zu den Gedenktagen hingefahren."
Daniel Simon ist froh, dass seine Freunde aus Ebenesee an diesem Sonntag eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus organisieren, Schlagzeilen wie "Ebensee - Naziland" haben auch ihm nicht gefallen. Was den weiteren Umgang mit den 14- bis 17-jährigen Akteuren dieser Provokation und Aggression angeht, ist Daniel Simon ziemlich kategorisch:
"Als ich gehört habe, dass zwei in Haft sind, habe ich zu meinen Mitreisenden sofort gesagt: Ich denke nicht, dass Gefängnis da helfen kann. Gefängnis verhärtet solche Einstellungen nur noch, die derartige Taten möglich machen. Hingegen kenne ich nicht viele, die über längere Zeit unberührt bleiben bei Erzählungen von Überlebenden der Lager oder gegenüber einer echten Pädagogik zu diesem Thema. Das ist eine langfristige Arbeit, die man früh beginnen muss, aber wenn man ernsthaft diese Art von unverantwortlichen Entgleisungen bekämpfen will, ist das sicher wirksamer als Gefängnis."
"Hinter diesem Gitter beleuchten Scheinwerfer den Teil des Tunnels, der seit 45 unverändert blieb und dort gibt es auch zwei Querstollen. Wir standen da, hörten zu und ließen den Ort auf uns wirken, und plötzlich sahen wir mit großem Erstaunen, wie aus einem Seitenstollen ein Mann kam, schwarzes Blouson, Militärhose und Springerstiefel, eine schwarze Kapuze über dem Gesicht und eine Maschinenpistole. Er ging von links nach rechts, im Stechschritt und machte den Hitlergruß. Eine Minute später kam ein zweiter, vollführte denselben Zirkus, dann ein dritter und dann in die andere Richtung und so weiter."
Daniel Simon selbst wurde von einer der abgeschossenen Plastikkugeln an der Schläfe getroffen, einer seiner Reisegefährten an der Backe.
"Diese symbolische Falle war so gut organisiert, so präzise - dazu bedurfte es einer Logistik, vorheriger Überlegungen, das geht über die Möglichkeiten von Jugendlichen hinaus, die nur einen dummen Streich spielen wollen. Das war nicht improvisiert. Sie wussten, dass wir kommen, der Ort ihres Auftritts war ideal, sie standen im Scheinwerferlicht. Wir waren die Gefangenen hinter dem Gitter, es war wie ein Schattentheater. Natürlich können junge Leute zwischen 14 und 16 das spielen, aber das Ganze so zu inszenieren? Es scheint mir vorschnell zu sagen, dass da nur ein paar Jugendliche dahinter steckten."
Daniel Simon scheint es fast unangenehm, dass durch diese Vorfälle schon wieder Österreich und gerade Ebensee am Pranger stehen. Ebensee, ein Außenlager von Mauthausen, in dem zwischen 1943 und 1945 9000 Häftlinge umkamen. Daniel Simon kennt den Ort seit frühester Kindheit, hat dort Bekannte und Freunde:
"Meinem Vater gefiel es, uns nach Ebensee mitzunehmen, es war, als wollte er uns immer wieder seinen Geburtsort zeigen. Er ist dort fast gestorben, am 6. Mai 45 dann doch noch gerettet - und deswegen auf gewisse Art noch einmal geboren worden. Wir haben dort oft die Ferien verbracht, sind nicht nur zu den Gedenktagen hingefahren."
Daniel Simon ist froh, dass seine Freunde aus Ebenesee an diesem Sonntag eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus organisieren, Schlagzeilen wie "Ebensee - Naziland" haben auch ihm nicht gefallen. Was den weiteren Umgang mit den 14- bis 17-jährigen Akteuren dieser Provokation und Aggression angeht, ist Daniel Simon ziemlich kategorisch:
"Als ich gehört habe, dass zwei in Haft sind, habe ich zu meinen Mitreisenden sofort gesagt: Ich denke nicht, dass Gefängnis da helfen kann. Gefängnis verhärtet solche Einstellungen nur noch, die derartige Taten möglich machen. Hingegen kenne ich nicht viele, die über längere Zeit unberührt bleiben bei Erzählungen von Überlebenden der Lager oder gegenüber einer echten Pädagogik zu diesem Thema. Das ist eine langfristige Arbeit, die man früh beginnen muss, aber wenn man ernsthaft diese Art von unverantwortlichen Entgleisungen bekämpfen will, ist das sicher wirksamer als Gefängnis."