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Die nächste Epidemie kommt bestimmt

Anfang des Jahres erkrankten in Brasilien überraschend eine halbe Million Menschen an Denguefieber, 82 starben. Besonders betroffen war Rio de Janeiro. Dort registrierten die Behörden 300.000 Fälle, dreißig endeten tödlich. Panik brach aus in der Metropole, in der "wunderbaren Stadt", wie die Cariocas, die Bewohner Rios, ihre Stadt am Zuckerhut nennen. Jahrzehntelang hatte man sich dort, wie auch an anderen Orten, sorglos in dem Glauben gewiegt, dass Epidemien der Vergangenheit angehörten, hatten doch Chemie und Pharmazie beachtliche Fortschritte erzielt, waren Insektizide, Medikamente und Impfstoffe entwickelt worden.

Gaby Weber |
    Doch plötzlich musste man zur Kenntnis nehmen, wovor Wissenschaftler seit vielen Jahren warnen: dass Krankheitserreger gegen Chemikalien resistent und Menschen auf Medizin wie zum Beispiel auf Antibiotika immer weniger ansprechen.

    Und ausgerechnet ihre "wunderbare Stadt" wurde Zentrum der Seuche, nicht ein armseliger Flecken in Schwarzafrika. Und sie konzentrierte sich auch nicht auf die Favelas oder Arbeiterbezirke, die Stechmücken nisteten sich auch in den vornehmen Vierteln ein. Mitten im Karneval wurden Hotelreservierungen gecancelt, Touristen blieben zu Hause. Die Bewohner der "wunderbaren Stadt" waren hilflos. Und die große Frage ist: Wird im kommenden Sommer die Seuche wiederkommen? Vielleicht sogar noch schlimmer als Anfang des Jahres?

    Im Moment herrscht Ruhe in Rio de Janeiro: Es ist Winter, da besteht wenig Gefahr für eine neue Dengue-Epidemie. Die Überträgerin des Virus, die Stechmücke Aëdes Aegypti, vermehrt sich vor allem im Sommer, wenn das Quecksilber bis auf vierzig Grad steigt und tropische Regenfälle die Stadt unter Wasser setzen.

    Doch der Sommer kommt bestimmt, und die Gesundheitsbehörden Rios bereiten sich schon jetzt vor, sagt Mauro Blanco, der städtische Koordinator für die Bekämpfung des Denguefiebers:

    In diesem Jahr rechnen wir nicht mit einer Epidemie wie im letzten Sommer, denn wir beziehen die Bevölkerung bei der Bekämpfung der Krankheit ein und haben die Situation unter Kontrolle.

    Kritiker zweifeln an seinen Worten. "Wenn das Kontrolle ist, was ist dann Chaos?", fragte "Newsweek" in einer Titelgeschichte, die den Behörden grobe Fahrlässigkeit vorwarf. Auch der brasilianische Virologe Hermann Schatzmayr glaubt, dass die nächste Dengue-Epidemie dramatischer sein wird als die Anfang des Jahres. Schatzmayr ist Chefvirologe bei der Stiftung Fiocruz, die dem Gesundheitsministerium untersteht. Sein Vater war Österreicher, er hat in Freiburg promoviert.

    Bei der zweiten Infektion vermehrt sich der Virus viel schlimmer als bei der ersten. Die Zahl der Viren im Blut ist höher, der Eingriff in die Organe stärker.

    Vier Virus-Typen sind weltweit nachgewiesen: Virus eins, zwei und drei sind in Brasilien verbreitet, Doktor Schatzmayr hat sie in seinem Institut isoliert. Nummer vier, sagt er, wird nicht lange auf sich warten lassen. Irgendein Tourist wird es schon mitbringen. In den Nachbarländern Ecuador, Peru, Kolumbien und Venezuela ist Nummer vier bereits aufgetaucht. Wissenschaftler fürchten, dass - wenn Virus Nummer vier Brasilien erreicht - die neue Epidemie schlimmer sein wird als die zu Beginn des Jahres.

    Wer einmal an Dengue erkrankt ist, entwickelt zwar Antikörper. Aber diese Antikörper schützen nur gegen eine Infektion mit dem selben Virus-Typ. Gleichzeitig funktionieren sie aber wie ein Vehikel für einen neuen Virustyp. Und siebzig Prozent aller Brasilianer waren bereits einmal mit Dengue infiziert. Eine erneute Infektion richtet größeren Schaden im Organismus an als die erste Erkrankung.

    Viele Jahre schien es, als wären die Seuchen endgültig überwunden: Dengue, Pocken, Gelbfieber, Kinderlähmung, Cholera und Tuberkulose. In den sechziger Jahren hatte die pharmazeutische Revolution Antibiotika und Impfungen entwickelt, Pestizide und Insektizide machten den Überträgern der Viren und Bakterien den Garaus. Und tatsächlich wurde Dengue nur noch in neun Ländern der Welt festgestellt. Doch in Zeiten von Globalisierung und Umweltvernichtung werden natürliche Ökosysteme vernichtet und neue Viren tauchen an allen Ecken des Globus auf.

    Das Dengue-Fieber und sein Erreger, Aedes Aegypti, stammen aus den Wäldern Asiens und wurden dort jahrhundertelang durch das natürliche Gleichgewicht eines intakten Ökosystems unter Kontrolle gehalten. Erst vor etwa 600 Jahren setzte die Plage von Asien nach Afrika über. Und von dort schleppten sie die Sklavenhändler in Amerika ein. Hermann Schatzmayr:

    Nach dem Krieg hat sich in Asien der Aedes Aegypti, das ist der Überträger von Gelbfieber und Dengue, stark vermehrt und in kurzer Zeit war Dengue überall. In ganz Asien, Südwesten, Thailand, Vietnam. Und das hat sich ausgeweitet. Dann kam es nach Afrika und später nach Amerika. In Amerika war es 1950/60 ausgerottet, DDT war das wichtigste damals, aber der ist resistent geworden. DDT wirkt nicht mehr gegen Aedes aegypti.

    Der Massentourismus fördert diese Entwicklung. Urlauber infizieren sich im Ausland und bringen die Krankheiten und die Erreger in ihre Heimat mit.

    In 48 Stunden kann man um die ganze Welt, man braucht nur das Ticket zu bezahlen, man kann überall hin. Die Flugzeuge tragen diese Mücke über Kontinente.

    Impfstoffe und Insektizide konnten die Seuchen nur vorübergehend in Schach halten. Die meisten Erreger wurden resistent. Manche Krankheiten hat der viel gerühmte Fortschritt regelrecht gefördert, etwa das Dengue-Fieber. Dengue ist der Urbanisierung zu verdanken. Vor allem in der Dritten Welt verlassen immer mehr Menschen ihre Dörfer und ziehen in die Stadt. Die Erreger nisten sich auf Balkons ein, in Schlaglöchern und Autoreifen, in stehenden Gewässern. Auf dem Land fließen Bäche und Flüsse, Regenwasser versickert in der Erde. Der Beton der Städte hingegen staut das Regenwasser.

    Ein gesunder Mensch hat sehr gute Chancen, Dengue zu überleben. Von den 300.000 Anfang des Jahres in Rio de Janeiro Erkrankten, starben nur dreißig. An Gelbfieber hingegen, das von der gleichen Stechmücke übertragen wird, sterben vierzig Prozent aller Infizierten.

    Es begann mit heftigen Muskel- und Kopfschmerzen. Trotzdem ging ich am ersten Tag zur Arbeit, aber ich konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag hatte ich hohes Fieber und ging zum Arzt.

    Airton Gimarais lehrt an der Universität von Rio de Janeiro Biologie. Er ist 37 Jahre alt, unverheiratet, ein kräftiger Mann.

    Der Bluttest ergab: Guimaraes hatte Denguefieber. Keine Überraschung, denn im Februar war in Rio jeder zehnte Berufstätige infiziert. Sein Hausarzt überwies ihn in ein öffentliches Hospital, die Krankheit ist meldepflichtig. Eine Woche lang blieb er im Bett. Wirksame Medikamente gibt es nicht, er nahm Schmerztabletten.

    Wenige Wochen später wurde er von Außendienst-Mitarbeitern des Gesundheitsamtes zu Hause besucht, die ihn aufklärten, wie er in Küche und Bad mögliche Brutstätten von Aëdes Aegypti vermeiden kann. Aber das war ihm, dem Biologen, längst bekannt:

    Das Problem ist ein anderes: ich lebe im (wohlhabenden) Süden Rios. Ich bezweifle, dass in den Favelas dieselbe Vorsorge getroffen wird.

    Der zuständige Koordinator bei der Stadtverwaltung, Mauro Blanco, nickt. Zwar besuchen seine Leute auch Slumbewohner. Aber, gibt er zu, mit Aufklärung allein sei es nicht getan, die Favelas sind wild gewachsen, ohne Bebauungsplan, ohne Anbindung an das Abwasser-Kanalsystem. Dort lebt fast die Hälfte der zehn Millionen Cariocas.

    In den Stadtvierteln der sozial Benachteiligten haben wir Probleme bei der Abfallbeseitigung und mit dem Trinkwasser. Oft türmen sich am Rande der Favelas riesige Müllhalden unter freiem Himmel, und in Aluminiumdosen und weggeworfenen Plastikflaschen sammelt sich Regenwasser: die ideale Brutstätte für Moskitos! Viele Häuser haben kein fließendes Wasser und werden aus Tankwagen mit Trinkwasser versorgt. Deshalb legen sie Wasservorräte an, in Kanistern, Tanks und Bassins. Und nicht alle sind hermetisch verschlossen sondern füllen sich nach jedem Regen mit Flüssigkeit.

    Auch in den Wohnungen der vornehmen Stadtteile Copacabana, Ipanéma und Leblón fühlt sich Aëdes Aegypti zu Hause:

    Die Cariocas lieben Wasserpflanzen in großen Becken und künstlichen Teichen. Unsere Balkons sind üppig bepflanzt und in den Untersetzern der Töpfe sammelt sich Wasser. Dort haben unsere Mitarbeiter die Hälfte aller Brutstätten ausgemacht. Dabei sind sie einfach zu vermeiden, indem man Sand in die Untersetzer füllt. Oder ein paar Tropfen Chlor in die Vase gießt.

    Blumentöpfe, Vasen, weggeworfene Bierdosen und Plastikflaschen sind beliebte Brutstätten, denn da können sich stille Wasserflächen bilden. Mauro Blanco:

    Zweieinhalbtausend Mitarbeiter arbeiten für uns im Außendienst.

    Drei einhalbtausend sollen in den nächsten Wochen zusätzlich eingestellt werden, meint er und zerstreut Vorwürfe, dass die Behörden wenig gegen die Epidemie unternehmen.

    Bei den Hausbesuchen suchen wir nicht die Mücken sondern die Larven. Wir töten sie mit einem "ökologisch korrekten" Larvizid. Es basiert auf einer Bakterie, die auch in der Natur vorkommt und die für den Menschen unschädlich ist, auf dem "Bazillus israelensis". Wir geben das Larvizid in die Brutstätten, in Wasseransammlungen unter dem Blumentopf, in Plastikflaschen, auf Gartenstühle. So stirbt die Larve sofort.

    Der Virologe Hermann Schatzmayr arbeitet an der Weiterentwicklung des Larvizids:

    Es gibt auch die Möglichkeit, diese biologischen Produkte direkt ins Trinkwasser zu tun, für Menschen ist das kein Problem, aber vom ökologischen Standpunkt und vom toxikologischen Standpunkt aus gesehen muss man das genau überlegen.

    Langzeituntersuchungen stehen noch aus, ob das Larvizid wirklich für den Menschen unschädlich ist. Und eine Verteilung über die zentrale Trinkwasserversorgung verhindert nicht, dass sich Regenwasser in Reifen, Flaschen oder Pfützen und Teichen sammelt – dort kommt das Larvizid nicht hin.

    Gegen die in Brasilien verfügbaren Insektizide ist die Mücke Aedes Aegypti resistent. Aber neue Gegengifte sind teuer und müssten importiert werden. Und größere Ausgaben, so scheint es, will die Regierung vermeiden. Sein Institut, das - so Schatzmayr - eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten spielt, verfügt heute über einen geringeren Haushalt als vor zehn Jahren. Wenn er internationale Kongresse besuchen will, muss er die Reisekosten selbst zahlen.

    Um die Gefahrenquellen in den Favelas auszumerzen, müssten Milliarden investiert werden, in Rohre, Kanalisation, moderne Müllverbrennungsanlagen. Eine Utopie angesichts der leeren Staatskassen.

    Seit 1991 arbeite ich im Außendienst des Dengue-Programms. Wir reden mit den Hausfrauen, wie sie stehende Wasserflächen vermeiden und Moskitos aufstöbern. Wir setzten bei unserer Arbeit ein Mittel ein, das "Abate" hieß. Viele meiner Kollegen wurden krank, doch unsere Vorgesetzten spielten die Gefährlichkeit des Mittels herunter. Niemand klärte uns auf, welches Risiko wir eingehen. 1999 wurden wir fast alle entlassen, ohne Begründung, ohne Ankündigung. Innerhalb einer Woche mussten wir unseren Arbeitsplatz räumen.

    Sergio da Silva ist 38 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter. Insgesamt 5.800 Außendienstmitarbeiter wurden gekündigt. Die Stadtverwaltung fürchtete, sagt Sergio da Silva, dass die Arbeiter Schadensersatz fordern könnten, denn bei Blutuntersuchungen waren Probleme aufgetaucht. Die Resultate dieser Untersuchungen erfuhren sie nicht, aber ihrem Arbeitgeber gegenüber muss der Betriebsarzt wohl Alarm geschlagen haben.

    Wir arbeiteten ohne Schutz. Ohne Handschuhe, ohne Masken. Auch die Wohnungsinhaber konnten sich nicht schützen, einer hat einmal eine ganze Ladung abbekommen. Er hat den Behörden mit einem Anwalt gedroht und so erfuhren wir, dass die von uns eingesetzten Mittel nicht nur Moskitos töten sondern auch für Menschen gefährlich sind und ihn töten können.

    Einige seiner Kollegen starben, viele erlitten Leberschäden und Augenkrankheiten. Die Arbeiter hatten mit den Substanzen hantiert und sich die Augen gerieben. Ein paar sind sogar blind geworden. Bei den Frauen gab es Fehlgeburten und Missbildungen ihrer Neugeborenen.

    Er selbst habe keine bleibenden Schäden davongetragen. Ihm sei vermutlich vorsorglich gekündigt worden, vermutet Sergio da Silva.

    Letztes Jahr teilte mir mein Arzt mit, dass mein Blut nicht in Ordnung ist. Ich weiß nicht, was er damit meinte, und kann mich auch nicht weiter darum kümmern. Ich muss arbeiten und habe für Untersuchungen weder Geld noch Zeit.

    Die Gekündigten wandten sich an die Gewerkschaft, aber dort setzte man sich nicht für sie ein, klagt Sergio da Silva. Die Funktionäre kümmern sich mehr um die Mitglieder statt um die Gekündigten. Und auch Schmiergeld soll geflossen sein. Genaues weiß man nicht, es blieb alles auf der Ebene der Verdächtigungen. Doch die Stadtverwaltung kam mit ihren Kündigungen durch, Entschädigungen wurden nicht gezahlt, denn der Nachweis, dass die Krankheit auf den falschen Umgang mit giftigen Substanzen zurückzuführen sei, war nicht zu führen.

    Einige der Gekündigten beauftragen einen Anwalt. Er prüft im Moment, ob er den Fall vor ein deutsches Gericht bringen kann. Denn das Insektizid Abate wurde von der Firma Bayer produziert. Doch um gegen den deutschen Chemiekonzern vorzugehen, müsste er beweisen, dass Bayer seine Sorgfaltspflichten grob verletzt hat. Dieser Nachweis ist mehr als schwierig. Zum einen, weil auf den Verpackungen von Abate sicher auf die Gefährlichkeit der Substanz hingewiesen wurde. Zum anderen, weil Bayer das Produkt an eine Regierungsbehörde verkauft hat. Die Behörde muss ihre Angestellten belehren, welche Schutzmaßnahmen sie zu ergreifen haben.

    Rechtsanwalt James Cavallaro glaubt, dass die brasilianischen Behörden die Hauptschuld trifft, Schuld an der Erkrankung ihrer Mitarbeiter und Schuld am erneuten Ausbrechen der Dengue-Epidemie:

    Alles deutet darauf hin, dass die Massenentlassungen vor drei Jahren mit dazu beigetragen haben, dass Anfang des Jahres Dengue so viele Todesopfer gefordert hat.

    Die Regierung tat so, als gehöre Dengue der Vergangenheit an, während sich in den Nachbarländern die Krankheit verbreitete. Jedes Jahr gab sie weniger Geld für die Dengue-Bekämpfung aus, 1997 nur noch siebzig Millionen Dollar, in diesem Jahr, nachdem Hunderttausende erneut erkrankt waren, soll es über eine Milliarde sein, haben die Politiker versprochen.

    Bei der Stadtverwaltung in Rio de Janeiro ist man sich keiner Schuld bewusst. Gewiss, meint Dengue-Koordinator Mauro Blanco, die Massenentlassung der fast sechstausend Außendienstmitarbeiter sei ein Fehler gewesen. Aber er gehe auf das Konto der vorigen Regierung. Er selbst sei erst seit wenigen Monaten im Amt.

    Das gesamte Gesundheitssystem war in den neunziger Jahren dezentralisiert worden; seitdem sind die Gemeinden für die öffentlichen Hospitäler und für die Mückenkontrolle zuständig - nicht mehr die Zentralregierung in Brasilien. Die Kommunalbehörden waren aber für ihre neue Aufgabe nicht vorbereitet und wussten in den ersten Jahren nicht, was sie zu tun hatten. In dieser Zeit hat praktisch keine Bekämpfung der Mücken oder der Larven stattgefunden, gibt Blanco zu. Seine Behörde habe aber für den nächsten Sommer Tausende zusätzliche Außendienstmitarbeiter eingestellt. Er rechne nicht mit einer erneuten Epidemie. Doch wie will er das Problem der Müllhalden angehen? Selbst viele legale Mülldeponien befinden sich unter freiem Himmel, und nach jedem Regenfall füllen sich leere Plastikflaschen und Bierdosen mit Regenwasser. Autoreifen und Autowracks sind ideale Brutstätten von Aeges Aegypti.

    Verordnet die Regierung der Auto-Industrie, dass sie abgefahrene Reifen "hygienisch korrekt" entsorgt? Verbietet sie Plastikflaschen und Aluminiumdosen und kehrt zu Mehrwegflaschen zurück? Koordinator Blanco stutzt. Die Reifenhersteller wären von dieser Idee sicher nicht begeistert, denn die Entsorgung des alten Gummis ist teuer. Und ob man die mächtige Getränke-Industrie überzeugen kann, zu Pfandflaschen zurückzukehren – darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht.

    Wir haben gute Kontakte zu Firmen. Wir schicken unsere Leute zu ihnen, damit auf dem Werksgelände keine Pfützen oder Lachen entstehen, in denen die Larven gedeihen können. Darüber hinaus haben wir die Betriebe nicht in die Kampagne einbezogen.

    Die nächste Dengue-Epidemie kommt bestimmt, wenn nicht in diesem Jahr, dann im nächsten. Eine Zeitbombe tickt. Der neue Virus-Typ Nummer Vier wird auch die Brasilianer heimsuchen. Mit ein paar Hausbesuchen und Schmerzmitteln wird es nicht getan sein, die Favelas müssen saniert , Abfälle nicht bloß zugedeckt sondern vermieden werden. Doch für diese Investitionen scheint der politische Wille zu fehlen. So zynisch es klingen mag: vielleicht müssen erst viel mehr Menschen sterben, bis gehandelt wird.