Über die Studio-Einrichtung ist ja vorher viel geschrieben worden. Die "warmen Naturtöne" statt des kühlen Christiansen-Blaus, Holz statt Glas - damit kann nur ein Mentalitätswandel gemeint sein. Womöglich einer, der über die Unterschiede zwischen den Personen Christiansen und Will hinaus allgemeinere Sehnsüchte ausdrückt nach einer verlorenen Mitte vielleicht? Aber Anne Will war ja Interpretationen in dieser Richtung gleich entgegengetreten: Kuschelig werde es keinesfalls zugehen bei ihr.
Tatsächlich nehmen sich in der Erinnerung die Christiansen-Sendungen mit ihrem eingespielten jour-fixe-Personal erheblich kuscheliger aus als die etwas weitläufig im Raum verstreute Runde, die gestern die Anne Will-Ära einleitete. Dass sie mit dem zeitlosen Sozial-Thema "Rendite statt Respekt - Wenn Arbeit ihren Wert verliert" eröffnete, war angesichts der Fülle von aktuellen Alternativen ein bisschen seltsam, aber begreiflich: Bei einem Debüt darf man mal auf der sicheren Seite bleiben. Auch in der Wahl der Gäste: Da waren also SPD-Chef Kurt Beck, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und ... und ... ach ja, Telekom-Vorstandschef René Obermann. Immer ein schlechtes Zeichen, wenn einem schon nach 12 Stunden die Namen der Diskutanten abhanden kommen, aber ist es ein Wunder?
Kam doch nichts Neues oder auch nur Einprägsames aus ihren geübten Mündern, ein Tatbestand, den Anne Will gegen Ende der Sendung selbst monierte. Dabei sind die Neuerungen in ihrer Sendung durchaus dazu angetan, die Debatte im Boden zu verankern: Vor allen anderen kam eine diplomierten Bau-Ingenieurin zu Wort, die, um überhaupt zu arbeiten, für fünf Euro die Stunde in einem Call-Center vollzeitrackert und erst nach langem Zögern staatlichen Zuschuss beantragt hat, weil es eben zum Leben nicht reichte. Als Anne Will diese Geschichte an die prominenteren Teilnehmer der Talkrunde weiterreichte, wird wohl mancher Zuschauer unwillkürlich an deren Gehälter gedacht haben. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Kurt Beck fordert den Mindestlohn. René Obermann erklärt: wir bei der Telekom zahlen ohnehin mehr. Jürgen Rüttgers findet das gut und den Mindestlohn nicht. Margot Käßmann erinnert daran, wie vielen verunsicherten, leidenden Opfern des flexiblen Arbeitslebens sie täglich begegnet.
Und zwischendurch wurde noch mit einem Einspielfilm und mit einem ins Studio geladenen Spezialisten vor dem Burn-out-Syndrom gewarnt, der Krankheit hochbezahlter Vielarbeiter, die in diesem Zusammenhang doch ein bisschen luxurierend wirkte.
Was dabei wohl die Absicht war: Nämlich die Komplexität von Begriff und Wirklichkeit der Arbeit zu beleuchten, das musste in dieser Runde scheitern, in der miteinander kaum gesprochen wurde - nur Kurt Beck und Jürgen Rüttgers, um die Palme des besten Sozialdemokraten ringend, schafften es zur gewohnten Inszenierung von Streitkultur. Dann freute sich sichtlich Anne Will, die im übrigen die Fäden in der Hand hielt, immer einzeln ansprach, auch einhakte, zuhörte, nachfragte.
Um trotzdem, bei diesem ersten Mal, wenigstens vorläufig das Gefühl zu hinterlassen, dass am Sonntagabend nach dem Tatort die Langeweile endgültig Platz genommen hat: Die Langeweile des Stillstands, die noch jede große Koalition mit der Zeit überschattet.
Und übrigens, gab es nicht auch ein Leben vor Christians en?
Tatsächlich nehmen sich in der Erinnerung die Christiansen-Sendungen mit ihrem eingespielten jour-fixe-Personal erheblich kuscheliger aus als die etwas weitläufig im Raum verstreute Runde, die gestern die Anne Will-Ära einleitete. Dass sie mit dem zeitlosen Sozial-Thema "Rendite statt Respekt - Wenn Arbeit ihren Wert verliert" eröffnete, war angesichts der Fülle von aktuellen Alternativen ein bisschen seltsam, aber begreiflich: Bei einem Debüt darf man mal auf der sicheren Seite bleiben. Auch in der Wahl der Gäste: Da waren also SPD-Chef Kurt Beck, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und ... und ... ach ja, Telekom-Vorstandschef René Obermann. Immer ein schlechtes Zeichen, wenn einem schon nach 12 Stunden die Namen der Diskutanten abhanden kommen, aber ist es ein Wunder?
Kam doch nichts Neues oder auch nur Einprägsames aus ihren geübten Mündern, ein Tatbestand, den Anne Will gegen Ende der Sendung selbst monierte. Dabei sind die Neuerungen in ihrer Sendung durchaus dazu angetan, die Debatte im Boden zu verankern: Vor allen anderen kam eine diplomierten Bau-Ingenieurin zu Wort, die, um überhaupt zu arbeiten, für fünf Euro die Stunde in einem Call-Center vollzeitrackert und erst nach langem Zögern staatlichen Zuschuss beantragt hat, weil es eben zum Leben nicht reichte. Als Anne Will diese Geschichte an die prominenteren Teilnehmer der Talkrunde weiterreichte, wird wohl mancher Zuschauer unwillkürlich an deren Gehälter gedacht haben. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Kurt Beck fordert den Mindestlohn. René Obermann erklärt: wir bei der Telekom zahlen ohnehin mehr. Jürgen Rüttgers findet das gut und den Mindestlohn nicht. Margot Käßmann erinnert daran, wie vielen verunsicherten, leidenden Opfern des flexiblen Arbeitslebens sie täglich begegnet.
Und zwischendurch wurde noch mit einem Einspielfilm und mit einem ins Studio geladenen Spezialisten vor dem Burn-out-Syndrom gewarnt, der Krankheit hochbezahlter Vielarbeiter, die in diesem Zusammenhang doch ein bisschen luxurierend wirkte.
Was dabei wohl die Absicht war: Nämlich die Komplexität von Begriff und Wirklichkeit der Arbeit zu beleuchten, das musste in dieser Runde scheitern, in der miteinander kaum gesprochen wurde - nur Kurt Beck und Jürgen Rüttgers, um die Palme des besten Sozialdemokraten ringend, schafften es zur gewohnten Inszenierung von Streitkultur. Dann freute sich sichtlich Anne Will, die im übrigen die Fäden in der Hand hielt, immer einzeln ansprach, auch einhakte, zuhörte, nachfragte.
Um trotzdem, bei diesem ersten Mal, wenigstens vorläufig das Gefühl zu hinterlassen, dass am Sonntagabend nach dem Tatort die Langeweile endgültig Platz genommen hat: Die Langeweile des Stillstands, die noch jede große Koalition mit der Zeit überschattet.
Und übrigens, gab es nicht auch ein Leben vor Christians en?