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Die Nördliche Krone
Himmelsgefängnis mit Edelstein

Am frühsommerlichen Himmel zeigt sich ein kleiner markanter Bogen aus Sternen mittlerer Helligkeit. Zwischen Bootes und Herkules funkelt die Nördliche Krone.

Von Dirk Lorenzen |
Die Nördliche Krone steigt abends am Südosthimmel auf
Die Nördliche Krone steigt abends am Südosthimmel auf (Stellarium)
Sie war das Diadem von Ariadne, der Tochter des kretischen Königs Minos. Ihr Halbbruder war das Ungeheuer Minotaurus, das in einem undurchdringlichen Labyrinth hauste.
Nach der Unterwerfung Athens mussten alle neun Jahre sieben Mädchen und Jungen aus dieser Stadt dem Minotaurus geopfert werden. Beim dritten Mal war Theseus darunter, in den sich Ariadne unsterblich verliebte.
Sie gab ihm ein Wollknäuel, dessen Faden er am Eingang des Labyrinths befestigen sollte. Theseus erlegte Minotaurus und fand mit Hilfe des Fadens der Ariadne wieder aus dem Labyrinth heraus.
Das Paar flüchtete nach Naxos. Wie genau sich die Wege der beiden getrennt haben, ist unklar. Nach der Version des griechischen Dichters Hesiod fand der Weingott Dionysos Ariadne verlassen und schlafend am Strand. Er verliebte sich und heiratete sie.
Die Nördliche Krone in einer Darstellung von 1729
Die Nördliche Krone in einer Darstellung von 1729 (Flamsteed)
Das Diadem war ein Hochzeitsgeschenk der Liebesgöttin Aphrodite. Dionysos schleuderte es an den Himmel, wo es noch heute als Nördliche Krone leuchtet. Der hellste Stern in diesem Halbrund heißt passenderweise Gemma, lateinisch Edelstein.
Die prägnante Himmelsfigur ist eine der wenigen, die genauso auch auf alten chinesischen Sternkarten zu finden ist. Dort allerdings war dieser Bogen das Gefängnis für die Schurken der niederen Schichten – die der Oberklasse kamen in den Großen Wagen.
Die brillantenbesetzte Knastkrone funkelt jetzt die ganze Nacht am Himmel.