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Die perfekte Hülle

Technik. – Im sommerlichen Freizeitvergnügen hält High-Tech Einzug. Sogar beim Bergwandern, etwa GPS-Empfänger zur Bestimmung von Berg und Tal. Dabei tut sich im Verborgenen noch viel mehr. Auf der Fachmesse "Outdoor", die zurzeit in Friedrichshafen stattfindet, wurde vor allem hochgezüchtete Textilien und andere Ausrüstung gezeigt.

Von Thomas Wagner | 20.07.2007
    Auf die richtige Verpackung kommt es an - auf die richtige Verpackung von Fuß und Bein.

    "Also nehmen wir mal an, wir beide hätten jetzt eine lange Wanderung gemacht, eine schöne Wanderung. Dann würde ich jetzt am Abend bei einem Glas Bier sitzen und hätte leichte, erholtere Beine als Sie. Warum? Weil die Durchblutung durch solche Kompressions-Strümpfe gefördert wird: Mehr Blut heißt, dass jetzt auch mehr Sauerstoff und mehr Nährstoffe zum Muskel hinkommen."

    Und dadurch, so Michael Klein vom Outdoor-Hersteller cep aus dem bayrischen Himmelkron, steigert sich die Leistungsfähigkeit beim Joggen, Wandern oder Skifahren. Er stellt in Friedrichshafen so genannte "Kompressions-Strümpfe" vor. Dabei wird eine zusätzliche elastische Faser aus dem elastischen Kunststoff Elastan in den Strumpf eingearbeitet. Klein:

    "Und dieser Extra-Faden kann man sich vorstellen wie eine Art Gummi. Den kann ich mal mit mehr und mal mit weniger Spannung hinein stricken. Da wird die Maschine entsprechend programmiert. Und je nachdem, wie ich das mach, kriege ich eben genau die richtige Kompression hin. Das heißt: Einen richtigen Druck auf mein Bein, damit die Wirkung optimal wird."

    Diese Spannung, die der Strumpf auf das Bein ausübt, ist für die Leistungsfähigkeit entscheidend. Klein:

    "Biologisch fördert der die arterielle Durchblutung. Arterien sind die Blutbahnen, wo das sauerstoffreiche Blut zum Muskel hinkommt. Und diese Durchblutung wird gesteigert, bis zu 40 Prozent sind die gesteigert."

    Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung ergab: Wer Kompressionsstrümpfe trägt, läuft schneller und ausdauernder. Michael Klein:

    "Die Universität Erlangen-Nürnberg hat eine Studie gemacht mit 21 Läufern, um herauszufinden: Bringt denn das leistungsmäßig etwas? Und das Ergebnis war sehr interessant: Um fünf Prozent kann man mit solchen Strümpfen seine Leistung steigern. Das heißt zum Beispiel: Wenn ich Marathon laufe , vier Stunden normal unterwegs bin, kann ich mit solchen Strümpfen über zehn Minuten schneller laufen."

    Mehr Leistung - das ist ein Trend. Ein weiterer geht dahin, dass die Ausrüstung beim Wandern, Bergsteigern oder bei Expeditionen immer leichter wird. Mit einer Fülle technischer Tricks gelang es dem schwedischen Hersteller Fjällräven, eine aus acht Komponenten bestehende Ausrüstung, also Rucksack, Zelt, Schlafsack, Outdoor-Jacke und Outdoor-Hose, einem Fließ und einer Daunenweste, auf ein Gesamtgewicht von unter fünf Kilogramm zu drücken. So experimentierten die Ingenieure aus Schweden beispielsweise mit engeren Durchmessern für das Aluminium-Zeltgestänge. Alexander Kosta von Fjällräven:

    "Was wir gemacht haben: Wir haben den Querschnitt des Aluminiums gesenkt, haben das Aluminium mit Carbon umwickelt, erreichen damit mit weniger Querschnitt die gleiche Stabilität und etwa 30 Prozent weniger Gewicht."

    Daneben ersannen die schwedischen Experten eine Methode, um mit deutlich weniger Gewichtsaufwand die Zelte wasserdicht zu bekommen. Beim herkömmlichen Verfahren werden die Zeltwände mit einer sogenannten Polyuretan-Beschichtung versehen. Dieser Kunststoff weist eindringendes Wasser ab, erhält aber gleichzeitig die Luftdurchlässigkeit. Nähte müssen dabei zusätzlich versiegelt werden. Kosta:

    "Das alles macht ein Zelt zusätzlich schwer. Wir arbeiten dagegen mit Silokonisieren. Das heißt, wir silikonisieren den Oberstoff, und zwar so stark, wie wir es brauchen, um die Wassersäule zu erreichen, die notwendig ist, aber auch nicht mehr. Das sind vier Meter Wassersäule, also vier bar Wasser. So viel Silikon geben wir drauf und müssen die Nähte nicht mehr versiegeln, denn das Silikon ist in den Nähten. Und die Faser, mit der genäht wird, quillt bei Feuchtigkeit auf und macht die Nähte auf. Und so sparen wir Gewicht."

    Schließlich noch ein dritter Trend auf der Europäischen Fachmesse Outdoor: Bei Funktionstextilien, die wasserabweisend und atmungsaktiv sind, sind Naturfasern zunehmend gefragt. In den vergangenen Jahren wurden Kunststofffasern entwickelt, die in optimierter Form bei unterschiedlichsten Temperatur- und Wetterlagen Schweiß nach außen leiten können und dem Körper mit speziellen Mikroventilationssystemen Frischluft zuführen können. Dies soll zukünftig auch mit Naturfasern möglich sein - beispielsweise mit solchen, die aus Kokosnussschalen gewonnen werden. Diese Schalen müssen dazu erst zermahlen und entsprechend weiterbehandelt werden, so Philipp Haugaad vom US-amerikanischen Hersteller TrapTek Colorado:

    "Das ist korrekt, um die Kohlefasern aktiv zu machen, wird es durch einen Steam-, durch einen Dampfprozess aufgecrackt. Und damit wird es aktiv."

    Und zwar dadurch, dass die Faser nach außen hin eine Mikrostruktur mit größtmöglicher Oberfläche ausbildet. Haugaard:

    "Das Produkt hat einen Oberflächenbereich, ein Gramm aktiver Kohlenfasern hat eine Oberfläche so groß wie ein Fußballfeld. Sie müssen sich mal vorstellen: Wie groß ist die Verdampfung von dieser aktiven Kohlenfaser ?"

    Das heißt: Diese Faser ist nach Herstellerangaben extrem feuchtigkeits- abweisend. Durch den Crack-Prozess werden aber noch eine Reihe weiterer Eigenschaften, die bei de Herstellung von Outdoor-Textilien nützlich sind, aktiviert. Philipp Haugaad:

    "Da entsteht ja auch die Mikroporosität dieser aktiven Kohlefaser. Und die Mikroporosität brauchen wir, um, sage ich mal, verschiedene Eigenschaften zu erreichen - einmal das schnelle Trocknen. Wir haben Geruchsaufnahme, wir haben antistatische Wirkung auch. Und wir erreichen UV-Schutz zum Beispiel ebenfalls durch diese aktiven Kohlefasern."