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Die perfekte Suche

Diese Woche wurde München der Friedrich L. Bauer Preis vergeben. Die Fakultät für Informatik der TU München hat damit den britischen Mathematiker Stephen Wolfram für seine Leistungen bei der Entwicklung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Software Mathematica geehrt. Sein neuestes Projekt ist aber die semantische Suchmaschine Wolfram Alpha.

Von Marcus Schuler | 20.06.2009
    Es ist nicht die Sache von Stephen Wolfram vor großen Publikum zu sprechen und Anzug und Krawatte zu tragen. Und doch nimmt sich der Mathematiker Zeit und beantwortet geduldig Fragen, als er diese Woche in München ist. Wenn er dann über sein jüngstes Projekt spricht, ist der in den USA lebende Wissenschaftler und Unternehmer nicht mehr zu bremsen. Seit Mitte Mai ist die semantische Suchmaschine Wolfram Alpha Online, die rein äußerlich im Design der Suchmaschine Google ähnelt. Der Start für die jüngste Unternehmung des britischen Mathematikers Stephen Wolfram verlief äußert erfolgreich. Presse und Wissenschaftswelt waren voll des Lobes für die neuartige Suchmaschine. Stephen Wolfram ist froh Mitte Mai gestartet zu sein.

    "Wir haben mittlerweile eine viele bessere Vorstellung wie die Interaktion unserer User aussieht als dies noch vor dem offiziellen Start der Fall war.
    Trotzdem war es für uns eine schwierige Entscheidung jetzt zu starten. Wir hätten gut und gerne auch noch sechs Monate oder ein Jahr warten können, um unseren Datenbestand weiter zu füttern. Aber wir waren uns eben nicht sicher, ob das dann auch die Daten sein würden, die unsere Benutzer tatsächlich interessieren."

    Wolfram Alpha ist eine semantische Suchmaschine. Sie indexiert keine Seiten so wie das Google und Bing das tun, sondern sie führt im Hintergrund Rechenaufgaben aus, die sie wiederum aus einem riesigen von Experten bei Wolfram Alpha gepflegten Datenpool rekurriert. Als Ergebnis der mathematischen Berechnungen erhält der Benutzer Fakten. Stephen Wolfram wird deshalb auch nicht müde, die Unterschiede zwischen den herkömmlichen Suchmaschinen zu betonen. Diese scannen quasi Internetseiten ein und verschlagworten deren Inhalte.

    "Wir wollen das Wissen der Welt, das wir in eine systematische Struktur einpassen, als Grundlage für Berechnungen verwenden. Dazu wollen wir Fragen ermöglichen, selbst wenn es dazu noch keine Antworten gegeben hat."

    Für Stephen Wolfram gab es nach dem Start seiner semantischen Suchmaschine erstaunliche Ergebnisse und Überraschungen, mit denen er so nicht gerechnet hatte.

    "Eine der Überraschungen war, die Vielfältigkeit mit der man Dinge ausdrücken kann. Wir dachten, wir hätten alle grammatikalischen Strukturen berücksichtigt, wie sich also die Nutzer ausdrücken, um Wolfram Alpha Fragen zu stellen, aber da haben wir uns getäuscht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Leute die Idee hinter Wolfram Alpha so gut verstehen würden.Wir können zwar nicht alle Fragen beantworten, aber wenn wir uns die Suchanfragen detailliert anschauen, ist selten eine verrückte Frage dabei, vielmehr stellen wir fest, dass die Fragen meist sehr klug sind und wir in der Lage sein sollten, auch diese Fragen zu beantworten."

    Allein 200 wissenschaftliche Mitarbeiter sind mit der Pflege des Datenpools von Wolfram Alpha beschäftigt. Als nächsten Schritt will Stephen Wolfram nun seinen Dienst monetarisieren, das heißt, Geld verdienen. Werbeanzeigen gibt es jetzt schon. Künftig soll es unter anderen möglich sein, Wolfram Alpha auf kommerziellen Webseiten mittels API-Schnittstelle einbinden zu können.