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Die persönliche Eignung

Wie können Studierwillige eigentlich herausfinden, für welches Studium sie sich am besten eignen. Einen Weg, um das zu testen, bieten einige Universitäten via Internet an. Zum Beispiel die Ruhr-Uni Bochum mit ihrem Selbsteinschätzungstest "Borakel".

Von Esther Körfgen | 18.02.2009
    "Liebe Teilnehmerin. Bei der folgenden Aufgabe wird ihre Denkgeschwindigkeit und Konzentrationsfähigkeit untersucht."

    Nora Heidorn sitzt vorm Computer und versucht, die Aufgaben in der vorgegeben Zeit zu lösen. Und die ist knapp. Es gilt, in einer Reihe Zahlen die zweithöchste anzuklicken.

    "Häh? Klicken. Bo krass! Da muss man sich echt konzentrieren, die gehen total schnell vorbei."

    Dann soll sie sich selbst einschätzen. Das heißt, mit Hilfe einer Skala von 0 bis 100 Aussagen bewerten, wie:

    "Ich sollte selbstbewusster sein". Ähm, phh... Ich bin eigentlich selbstbewusst.
    "Ich kann gut argumentieren". Mm ja, da kann ich auch ziemlich dickköpfig sein."

    Nora ist in der 12. Klasse, das Abitur ist nun schon in Sichtweite und sie will langsam mal wissen, was sie danach machen wird. Studieren, ja. Aber was? Etwas Kreatives, etwas mit Sprachen oder doch Medizin? Sie erwartet von solchen Tests oder auch von Beratern, dass die vor allem ihre eher unbekannten Begabungen erkennen.

    "In der Schule hat man die Fächer und da weiß man, worin man gut ist und worin nicht. Aber dann gibt es viele Bereiche, die in der Schule nicht zur Geltung kommen, das müssten die dann eigentlich überprüfen. Also zum Beispiel Kommunikationsfähigkeiten und Teamworkfähigkeiten, so die sozialen Fähigkeiten, werden ja in der Schule nicht bewertet."

    Darin bietet ihr das sogenannte Borakel mehr als genug Selbsteinschätzungshilfen. Zwei Stunden dauert der Test der Bochumer Uni insgesamt, und ein guter Teil davon besteht aus Aufgaben, die abfragen, wie Nora sich in der Gruppe verhält, wie sie mit Stress umgeht, oder wie ehrgeizig sie ist. Ein anderer großer Teil des Tests besteht aus mathematischen und Denk-Aufgaben. Ein eher kleinerer fordert die Kreativität. Nach zwei Stunden kann Nora kaum noch geradeaus denken. Zu lang!, lautet denn auch ihr Urteil. Und:

    "Ich find diese Tests eigentlich gut, aber es ist nur ein Computer, der einen da bewertet, also vielleicht müsste man zusätzlich noch ein Einzelgespräch mit einer Person haben, mit einem Psychologen oder was auch immer, der dann die Persönlichkeit einschätzen kann."

    Für Leute wie Nora ist das BIZ gut. Das Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit. In jeder Stadt in Deutschland zu finden. Mit kostenlosen Infos zu allen Studiengängen und Berufen. Mit Beratungen speziell für Abiturienten, samt Tests zur Selbsteinschätzung. Und zwar in sechs verschiedenen Studienbereichen, wie Jura, Naturwissenschaften, Philologie ... Besonders zu empfehlen für jemanden, der sich noch nicht zwischen zwei Bereichen entscheiden kann.

    "Zum Beispiel Informatik und Mathematik und Ingenieurwissenschaften, dann können wir unterstützend tätig werden, indem wir sie mit solchen Aufgaben konfrontieren und Sie für sich sagen können: Okay, ich stelle fest, Informatik liegt mir doch ein bisschen mehr. Ich geh in die Richtung."

    Matthias Nestler ist leitender Psychologe bei der Arbeitsagentur Berlin. Er meint, Studierwillige müssten sich besonders über drei Dinge im Klaren sein:

    "Das ist einmal, welche intellektuellen Leistungsvoraussetzungen bringen Sie mit, welche Interessen und welche Motivation bringen Sie mit und welche studienbegünstigenden Verhaltensweisen, also Fleiß, Durchhaltevermögen bringen Sie mit."

    Und man sollte sich möglichst jetzt schon klar machen, dass der Beruf, den man hinterher ergreift, einem höchstwahrscheinlich bis zum Rentenalter gefallen muss. Deshalb gilt es zum Beispiel zu klären, ob man eher der Typ für eine Festanstallung ist oder sich vorstellen kann, selbstständig zu werden. Bei solchen Gedanken unterstützt einen nicht nur die Bundesagentur für Arbeit, sondern:

    "Sie sollten natürlich auch alle Angebote der Universitäten nutzen, wenn es Möglichkeiten gibt, im Rahmen eines Schnupperstudiums, vielleicht von ein bis zwei Wochen in den Ferien, dort mal reinzuschauen, wie sieht so ein Studienalltag aus. Sie sollten aber auch das Internetangebot nutzen, www.abi.de, wo Sie halt auch umfangreiche Informationen sammeln können."

    Aber auch andere Internetseiten wie Wege ins Studium oder www.einstieg.com helfen weiter. Nora Heidorn hat mittlerweile ihre Testergebnisse bekommen - mit ausführlichen Analysen ihrer Motivation, ihrer sozialen Kompetenzen und ihres Denkvermögens. Der Tipp von "Borakel": Lehramt oder besser noch Verwaltungslaufbahn, am besten als Führungspersönlichkeit. Warum nicht?

    Gelaufene Beiträge:
    Teil 1: Wie, bitte, geht’s zum Studienplatz?
    Teil 2: Eine wichtige Entscheidung: die Studienwahl
    Teil 4: Ratgeber Studiumsfinanzierung

    Internetadressen:

    Borakel - Test an der Uni Bochum

    Test Uni Hohenheim:
    Was studiere ich?

    Bundesagentur für Arbeit: Abi

    Adressen sämtlicher BIZen

    Abi Chatder Bundesagentur für Arbeit zum Thema Geisteswissenschaften

    Buch-Tipp: Studien- und Berufswahl (8,80 Euro)

    noch mehr Seiten, die jeder kennen muss:

    Studienwahl
    www.einstieg.com
    Wege ins Studium