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Ratgeber Studiumsfinanzierung

Ohne Moos nix los – heißt es unter Studierenden häufig. Aus gutem Grund: Müssen doch jeden Monat Miete, Essen, Strom, Bücher, Internet – und häufig auch Studiengebühren bezahlt werden. Wie kommt ein Studienanfänger an das notwendige Kleingeld heran?

Von Jens Rosbach | 19.02.2009
    Wo gibt's den Hunni für die Uni? Die Top-Adresse heißt Bafög-Amt. Dieses ist nach dem Bundesausbildungsförderungs-Gesetz benannt und in der Regel beim örtlichen Studentenwerk angesiedelt. Das Amt zahlt Studierenden einen monatlichen Betrag, der zur einen Hälfte umsonst - und zur anderen Hälfte ein zinsloses Darlehen ist.

    "Die geltenden Höchstsätze sind 643 Euro im Monat für einen Studierenden, der während der Ausbildung nicht bei den Eltern wohnt und auch den vollen Kranken- und Pflegeversicherungszuschuss erhält."

    643 Euro inklusive Miet- und Versicherungsobolus – das klingt doch nicht schlecht. Kriegen aber nur die wenigsten.

    Christian Gröger vom Berliner Bafög-Amt erklärt: Die Höhe des Bafög-Satzes hängt vom Einkommen und Besitz der Eltern ab. Und: vom Kontostand des Studienanfängers.

    "Der Auszubildende hat sämtliche Vermögenswerte zu erklären, die er hat. Das kann das Sparbuch sein im einfachsten Falle. Das muss auch die Angabe umfassen, ob er ein PKW besitzt – eigentlich alles, was man sich unter Vermögen vorstellen kann."

    Bafög gibt's für die Dauer der Regelstudienzeit. Fünf Jahre später, nach der Ausbildung, fällt der Hammer:

    Der Ex-Student muss das Darlehen wieder abstottern, bis zu 20 Jahre lang. Wo gibt`s Infos? beim jeweiligen Bafög-Amt sowie unter www.studentenwerke.de. Achtung: Förderanträge rechtzeitig zum Semesterstart abgeben! Rückwirkend gibt's nichts.

    "Also wenn Sie erst im Mai einen Antrag stellen sollten, kann der rückwirkend nicht mehr für April berücksichtigt werden. Sie erhalten dann erst Förderung ab Mai und haben zumindest für April das gesamte Geld verloren."

    Was ist, wenn Mutter und Vater zu viel verdienen – und der Studierende deshalb nur wenig oder gar kein Bafög bekommt? Dann sind die Eltern verpflichtet, für den Rest beziehungsweise den Höchstsatz von rund 640 Euro aufzukommen. Jedenfalls bei einer Erstausbildung. Manche weigerten sich aber, klagt Andrea Kirschtowski, Studienberaterin an der Berliner Humboldt-Uni.

    "Na viele Eltern sagen: Ja, du bist jetzt erwachsen, du musst selber arbeiten gehen – ich musste in deinem Alter auch arbeiten. Manchmal sind es auch einfach die Studienfächer, die Eltern nicht passen. Die dann sagen: Ja, ich will aber kein Politikstudium finanzieren oder kein Philosophiestudium, damit biste ja danach nix – studier mal was Ordentliches!"

    Wollen gut verdienende Eltern das Studium partout nicht finanzieren, springt das Bafög-Amt ein: Es zahlt stellvertretend - und holt sich das Geld anschließend zurück.

    "Das kann dazu führen, dass wir später die Eltern gegebenenfalls vor den Amtsgerichten, also den Familiengerichten, dann auf Zahlung dieser voraus geleisteten Mittel verklagen müssen."

    "Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil ..."

    Wer mit den Staats- oder Elternzahlungen nicht auskommt - oder Moneten für Feten braucht – der geht neben dem Studium jobben. Als Babysitter. Oder in einer Kneipe. Oder im Callcenter. Der Haken dabei:

    "Wer arbeiten muss, hat weniger Zeit zum Lernen, kann auch manchmal weniger häufig in die Uni gehen. Was manchmal zur Folge hat, dass man aus Seminaren rausfliegt. Und meistens leiden auch die Studienleistungen darunter. Es ist leider nicht so einfach."

    Leichter gibt's das Geld bei Banken - als Studienkredit. Interessant vor allem für diejenigen, die kein Bafög mehr kriegen und Prüfungsstress haben - also nicht jobben können. Besonders bekannt: der Studienkredit der staatlichen KfW-Bank. Natürlich ist das Geldborgen nicht kostenlos. Die Deutsche Bank etwa verzinst ihr Darlehen mit 5,9 Prozent in der Ausbildungsphase. Und mit 7,9 Prozent in der Rückzahlungs-Zeit. Stefan Gostner, Studentenberater dieser Bank, nimmt den Antragsteller zudem genau unter die Lupe.

    "Als Voraussetzung prüfen wir auf alle Fälle die Ernsthaftigkeit des Studiums. Er muss einen Studienplan vorlegen. Weil wir bei dem Studenten auch eine Überschuldung vermeiden wollen und beide Seiten interessiert daran sind, dass das Studium auch klappt."

    Wer Schuldenberg, BaföG-Bürokratie, Eltern- oder Job-Stress vermeiden will – dem bleibt nur eins: ein Stipendium zu ergattern. Einige der 16.000 Stiftungen in Deutschland vergeben nämlich Ausbildungs- oder Begabten-Stipendien. Etwa die parteinahen Stiftungen, wie die Adenauer- oder die Friedrich-Ebert-Stiftung. Dafür müssen in der Regel Spitzen-Noten und gesellschaftliches Engagement nachgewiesen werden. Bei dem zumeist gewaltigen Bewerberansturm auf das Geld ist noch etwas Entscheidendes gefragt: eine Riesenportion Glück.


    Gelaufene Beiträge:
    Teil 1: Wie, bitte, geht’s zum Studienplatz?
    Teil 2: Eine wichtige Entscheidung: die Studienwahl
    Teil 3: Die persönliche Eignung

    Informationen zur Finanzierung eines (Erst-) Studiums

    Überblick:

    http://www.bmbf.de/pub/bafoeg_flyer.pdf

    1. Bafög
    http://www.studentenwerke.de

    2. Elternfinanzierung

    http://www.studentenwerke.de

    3. Studentenjobs

    regionale Studentenwerke, zum Beispiel:
    http://www.studentenwerk-berlin.de/jobs/

    weitere Infos:

    http://www.minijob-zentrale.de

    4. Studienkredit

    http://www.test.de

    http://www.studentenwerke.de/pdf/Uebersicht%20Darlehensangebote.pdf

    5. Stipendien

    http://www.stiftungen.org

    http://www.studentenwerke.de/main/default.asp?id=03310