"Haben Sie schon einen gesehen, einen Portugiesen?"
"Also das ist von der Presse ein bisschen aufgebauscht. Also ich halte das eher für einen Witz."
"Wie finden Sie die Idee?"
" Gut, weil mir d'Leut brauche. Ich schaff' bei der Rentenversicherung. Deshalb wissen wir um die Hintergründe, dass wir Facharbeiter und sonstiges als Leute hier benötigen."
Er hat in den vergangenen Tagen schon einige Portugiesen gesehen: Martin Kasper, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters von Schwäbisch Hall:
"Die standen dann im Rathaus vor der Tür und haben dann auf Englisch meistens gefragt: Wie es denn weitergeht' Ob wir ihnen dann weiterhelfen können' Wir haben sie dann meistens zur Agentur für Arbeit geschickt."
Schwäbisch-Hall, eine 37.000-Einwohnerstadt in Baden-Württemberg: Pittoreske Fachwerkhäuser in der Altstadt, sorgsam sanierte Fassaden - hier ist die Welt noch in Ordnung. Vor allem aber: Die mittelständisch geprägte Wirtschaft brummt. Die Arbeitslosigkeit liegt knapp über drei Prozent. Das ist Vollbeschäftigung. Allerdings: Zunehmend tun sich die Unternehmen schwer damit, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. Deshalb kam die Stadtverwaltung Ende Januar auf die Idee, südeuropäische Journalisten die wirtschaftlich-heile Welt in der Region nahezubringen. Doch kaum hatte die Reporterin der portugiesischen Wirtschaftszeitung "Diara Economica" einen Artikel über die Arbeitskräfte-Knappheit in Schwäbisch-Hall geschrieben, war's auch schon passiert:
"Wir hatten in der erste Nacht, nachdem der Artikel in einer portugiesischen Zeitung erschienen war, über 2500 Mails im Posteingang. Und das hat sich in den nächsten Tagen und Wochen fortgesetzt. Wir haben jetzt weit über 10 000 Bewerbungen aus Portugal bekommen."
so Guido Rebstock, Leiter der Agentur für Arbeit in Schwäbisch-Hall. Er kann diese Flut an Zuschriften immer noch nicht fassen. Dass das Werben um Arbeitskräfte ausgerechnet in Portugal auf eine derart große Resonanz stieß, liegt möglicherweise am innovativen Arbeitsstil der portugiesischen Journalistin: Die schrieb nämlich nicht nur einen Artikel für ihre Zeitung, sondern postete die frohe Botschaft aus Schwäbisch-Hall auch noch auf ihrem Facebook-Account und gab im portugiesischen Fernsehen ein Interview. Darauf springen nicht nur arbeitslose Portugiesen an, sondern auch solche mit Job im Heimatland.
"Der Unterschied liegt daran, dass Portugiesen deutlich weniger verdienen und der Anreiz, nach Deutschland zu kommen, in den deutlich besseren Verdienstmöglichkeiten in Schwäbisch Hall liegen."
Vermitteln will man in Schwäbisch-Hall aber nur diejenigen, die tatsächlich arbeitslos sind. Denn den über 10 000 Bewerbungen stehen ohnehin nur 2500 freie Stellen gegenüber. Ohnehin muss die Stadt für ihr Werben um Arbeitskräfte in Portugal bereits Kritik einstecken: Warum, sich nicht erst einmal auf dem deutschen Arbeitsmarkt umsehen' Das allerdings hat die Stadt vor fünf Jahren versucht, mit einer groß angelegten Werbekampagne im Ruhrgebiet und in den Neuen Bundesländern. Der Erfolg: Gleich Null. Gerade aus der Sicht mittelständischer Unternehmer ist deshalb der Versuch, den Personalbedarf aus dem Ausland zu decken, ein Weg ohne Alternative. Michael Röther, Geschäftsführer einer Modemarktkette aus Schwäbisch-Hall, hat dieser Tage einen portugiesischen Maler eingestellt:
"Wenn die Demografie bei uns voll durchschlägt, sodass wir keine jungen Arbeitskräfte mehr bekommen und das im Grunde wir weiter auf dem Niveau der Vollbeschäftigung arbeiten....Im Grunde lässt sich das nur durch Zuwanderung lösen. Über die Demografie werden wir's nimmer lösen."
Dennoch hält misstrauisches Grummeln in den Nachbarregionen von Schwäbisch-Hall: Was, wenn alle Städte mit Fachkräftemangel nun zu Werbefeldzügen in Krisenländer wie Portugal oder Griechenland aufbrechen? Martin Kaspar von der Stadtverwaltung lässt diesen Einwand nicht gelten:
"Wir haben eine Jugendarbeitslosenquote von einem Prozent. Die Jugendliche, die keine Arbeit haben, kennt man fast schon persönlich. Und deswegen ist es auch ganz natürlich, dass man auch mal schaut woanders."
Und im Übrigen helfe man auch in der Nachbarschaft gerne aus, wenn's an geeigneten Arbeitswilligen fehlt.
"Also wir haben mittlerweile um die zehn Unternehmen, die bei uns angerufen haben und gefragt haben: Können wir nicht auch einen Portugiesen abhaben? Und wir haben auch schon Anrufe von ein, zwei anderen Städten, ob wir das empfehlen können, das nachzumachen. Klar versuchen wir die natürlich genauso zu vermitteln."
"Also das ist von der Presse ein bisschen aufgebauscht. Also ich halte das eher für einen Witz."
"Wie finden Sie die Idee?"
" Gut, weil mir d'Leut brauche. Ich schaff' bei der Rentenversicherung. Deshalb wissen wir um die Hintergründe, dass wir Facharbeiter und sonstiges als Leute hier benötigen."
Er hat in den vergangenen Tagen schon einige Portugiesen gesehen: Martin Kasper, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters von Schwäbisch Hall:
"Die standen dann im Rathaus vor der Tür und haben dann auf Englisch meistens gefragt: Wie es denn weitergeht' Ob wir ihnen dann weiterhelfen können' Wir haben sie dann meistens zur Agentur für Arbeit geschickt."
Schwäbisch-Hall, eine 37.000-Einwohnerstadt in Baden-Württemberg: Pittoreske Fachwerkhäuser in der Altstadt, sorgsam sanierte Fassaden - hier ist die Welt noch in Ordnung. Vor allem aber: Die mittelständisch geprägte Wirtschaft brummt. Die Arbeitslosigkeit liegt knapp über drei Prozent. Das ist Vollbeschäftigung. Allerdings: Zunehmend tun sich die Unternehmen schwer damit, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. Deshalb kam die Stadtverwaltung Ende Januar auf die Idee, südeuropäische Journalisten die wirtschaftlich-heile Welt in der Region nahezubringen. Doch kaum hatte die Reporterin der portugiesischen Wirtschaftszeitung "Diara Economica" einen Artikel über die Arbeitskräfte-Knappheit in Schwäbisch-Hall geschrieben, war's auch schon passiert:
"Wir hatten in der erste Nacht, nachdem der Artikel in einer portugiesischen Zeitung erschienen war, über 2500 Mails im Posteingang. Und das hat sich in den nächsten Tagen und Wochen fortgesetzt. Wir haben jetzt weit über 10 000 Bewerbungen aus Portugal bekommen."
so Guido Rebstock, Leiter der Agentur für Arbeit in Schwäbisch-Hall. Er kann diese Flut an Zuschriften immer noch nicht fassen. Dass das Werben um Arbeitskräfte ausgerechnet in Portugal auf eine derart große Resonanz stieß, liegt möglicherweise am innovativen Arbeitsstil der portugiesischen Journalistin: Die schrieb nämlich nicht nur einen Artikel für ihre Zeitung, sondern postete die frohe Botschaft aus Schwäbisch-Hall auch noch auf ihrem Facebook-Account und gab im portugiesischen Fernsehen ein Interview. Darauf springen nicht nur arbeitslose Portugiesen an, sondern auch solche mit Job im Heimatland.
"Der Unterschied liegt daran, dass Portugiesen deutlich weniger verdienen und der Anreiz, nach Deutschland zu kommen, in den deutlich besseren Verdienstmöglichkeiten in Schwäbisch Hall liegen."
Vermitteln will man in Schwäbisch-Hall aber nur diejenigen, die tatsächlich arbeitslos sind. Denn den über 10 000 Bewerbungen stehen ohnehin nur 2500 freie Stellen gegenüber. Ohnehin muss die Stadt für ihr Werben um Arbeitskräfte in Portugal bereits Kritik einstecken: Warum, sich nicht erst einmal auf dem deutschen Arbeitsmarkt umsehen' Das allerdings hat die Stadt vor fünf Jahren versucht, mit einer groß angelegten Werbekampagne im Ruhrgebiet und in den Neuen Bundesländern. Der Erfolg: Gleich Null. Gerade aus der Sicht mittelständischer Unternehmer ist deshalb der Versuch, den Personalbedarf aus dem Ausland zu decken, ein Weg ohne Alternative. Michael Röther, Geschäftsführer einer Modemarktkette aus Schwäbisch-Hall, hat dieser Tage einen portugiesischen Maler eingestellt:
"Wenn die Demografie bei uns voll durchschlägt, sodass wir keine jungen Arbeitskräfte mehr bekommen und das im Grunde wir weiter auf dem Niveau der Vollbeschäftigung arbeiten....Im Grunde lässt sich das nur durch Zuwanderung lösen. Über die Demografie werden wir's nimmer lösen."
Dennoch hält misstrauisches Grummeln in den Nachbarregionen von Schwäbisch-Hall: Was, wenn alle Städte mit Fachkräftemangel nun zu Werbefeldzügen in Krisenländer wie Portugal oder Griechenland aufbrechen? Martin Kaspar von der Stadtverwaltung lässt diesen Einwand nicht gelten:
"Wir haben eine Jugendarbeitslosenquote von einem Prozent. Die Jugendliche, die keine Arbeit haben, kennt man fast schon persönlich. Und deswegen ist es auch ganz natürlich, dass man auch mal schaut woanders."
Und im Übrigen helfe man auch in der Nachbarschaft gerne aus, wenn's an geeigneten Arbeitswilligen fehlt.
"Also wir haben mittlerweile um die zehn Unternehmen, die bei uns angerufen haben und gefragt haben: Können wir nicht auch einen Portugiesen abhaben? Und wir haben auch schon Anrufe von ein, zwei anderen Städten, ob wir das empfehlen können, das nachzumachen. Klar versuchen wir die natürlich genauso zu vermitteln."