Koch: Nein, so einfach ist es natürlich nicht, aber die Preisreform der Bahn zielt natürlich darauf ab, mehr Menschen in die Züge zu bringen, und mehr Menschen in die Züge bekomme ich nur dann, wenn ich insgesamt billiger werde. Das ist eine alte Weisheit. Die Erhöhung der Preise führt dazu, dass wir Nachfrage verlieren und keine gewinnen.
Gerner: Nun gibt es ja Kritiker, die das neue Preissystem an einigen Stellen kritisieren. Wo sind denn die Vorteile? Wer hat es aus Ihrer Sicht demnächst besser?
Koch: Ich glaube, jeder, der dieses neue Preissystem für sich nutzt und sich aktiv darauf einstellt, wird künftig günstiger Bahn fahren können. Die großen Gewinner sind natürlich die, die häufiger zu zweit reisen, die sich vorher festlegen können. Das gilt insbesondere für Familien. Familien sind aber auch noch auf einer anderen Art und Weise begünstigt. Künftig werden in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn Kinder bis einschließlich 14 Jahre frei fahren, wenn sie von ihren Eltern oder Großeltern begleitet werden. Gewinner können auch die Senioren sein. Die Senioren legen sich auch relativ häufig vor Fahrtantritt auf ihre Reise fest, und sie reisen häufiger zu zweit oder gar zu dritt. Dann können sie sowohl den Plan- und Sparpreis wie auch den Mitfahrerrabatt in Anspruch nehmen.
Gerner: Wer früh bucht, fährt billiger. Wer spontan fährt, zahlt in Zukunft drauf. Ist das nicht mehr spontan sein können nicht eine Einbuße an persönlicher Freiheit?
Koch: Sie können weiterhin mit der Bahn spontan reisen, und es wird auch nicht grundsätzlich teurer. Wir haben gemerkt, dass wir insbesondere auf langen Strecken gegenüber unseren Konkurrenten, dem Auto und dem Flugzeug, an Boden verloren haben. Deswegen werden wir künftig lange Reisen mit der Bahn günstiger anbieten, als wir das heute tun. Wir werden auf langen Strecken Rabatte gegenüber heute schon allein im Normalpreis haben, die bis zu 25 Prozent reichen.
Gerner: Aber das bedeutet ja zugleich, der große Trumpf, die BahnCard, Hälfte des Preises, ist gar nicht mehr da. Der maximale Rabatt, 40 Prozent, ergibt sich durch frühzeitiges Buchen, eine Woche im voraus, und nicht mehr durch die BahnCard.
Koch: Die BahnCard war früher ein weißer Elefant in unserem Preissystem, das heißt, wenn Sie die BahnCard oder den Rabatt der BahnCard in Anspruch nahmen, konnten Sie keinen anderen Rabatt bei der Bahn in Anspruch nehmen. Das war immer die Entscheidung, entweder oder. Wir haben gesagt, mit der BahnCard erreiche ich auch nur drei Millionen Bahnfahrer. Wir haben aber 30 Millionen in Deutschland, also muss ich die BahnCard alter Prägung ändern. Wir haben sie einmal im Einstandspreis gesenkt. Sie wird deutlich billiger in der Anschaffung. Und sie gilt künftig auf alle Preise, das heißt auf den Normalpreis und auf die reduzierten Plan- und Sparpreise, und damit wird sie in ihren Einsatzmöglichkeiten vielfältiger, so dass man beide BahnCards an sich gar nicht mehr miteinander vergleichen kann.
Gerner: Jetzt ist es ja etwas verwirrend. Man kann bis Mitte Dezember, glaube ich, die alte und demnächst die neue BahnCard dann kaufen. Versuchen Sie sich mal als Verbraucherschützer zu betätigen. Wer sollte noch die alte BahnCard kaufen, wer die neue?
Koch: Ich würde jedem empfehlen, die neue zu kaufen, weil man mit der neuen einfach mehr anfangen kann als mit der alten. Wenn nun jemand aber sagt, ich fahre grundsätzlich immer alleine, ich kann mich nie vorher auf einen Zug festlegen, der sollte noch mit der alten fahren. Allerdings dieses "ich kann mich nie auf einen Zug festlegen", "ich will immer flexibel reisen", ist sicherlich eine Einstellung, die viele von sich behaupten, aber die wenigsten haben. Natürlich kann sich auch der Geschäftsreisende, zumindest bei seiner Hinreise, festlegen, denn er weiß vorher, wann eine Besprechung, ein Termin beginnt. Auch ein Geschäftsreisender oder ein Wochenendpendler kann sich vorher festlegen, und dann kann er auch von der neuen BahnCard profitieren. Insofern ist es gar nicht so einfach, jetzt jemandem zu raten, die alte BahnCard zu nehmen. Die neue ist tatsächlich besser.
Gerner: Kann man denn noch tauschen, wenn man merkt, dass man mit dem neuen Preissystem auch seine Gewohnheiten verändert?
Koch: Klar. Wir bieten über das gesamte Jahr 2003 die Möglichkeit an, die alte BahnCard in eine neue umzutauschen. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass die alte BahnCard noch einen Restwert von 15 Euro haben muss, ansonsten wird es für uns einfach vom Handling her zu teuer. Aber jeder, der feststellt, ich fahre mit der neuen Besser, kann seine alte gegen eine neue eintauschen.
Gerner: Jetzt haben wir eben gehört, und da gibt es auch Stimmen innerhalb der Bahn, dass es ein böses Erwachen bei den Stornogebühren geben kann, das heißt wem trotz früher Planung doch etwas dazwischen kommt, den Anschlusszug verpasst, dem setzt es richtig zu bei Geldrückgabekosten von bis zu 30 Euro.
Koch: Es kommt immer darauf an, warum er seinen Zug verpasst. Wenn wir im System Bahn verspätet sind, dann liegt die Verantwortung natürlich bei uns, und dann kann er auch ohne irgendwelche Umtausch- und Erstattungsgebühren den nächsten Zug benutzen, das ist doch klar. Wenn jemand aber feststellt, dass er seine Reise nicht antreten will, dann haben wir eine sehr differenzierte Umtausch- und Erstattungsgebühr. Wenn das vor Beginn dieser Vorverkaufsfrist stattfindet, dann zahlt er 15 Euro; das deckt eigentlich die Kosten, die so ein Umtausch, die so eine Erstattung bei uns verursacht. Findet es innerhalb dieser Vorverkaufsfrist statt, dann kostet es 30 Euro. Da gibt jemand etwas zurück, eine Fahrkarte, die wir jetzt zu dem Preis, zu dem er sie gekauft hat, eigentlich nicht mehr verkaufen können, weil es kurz vor der Reise ist. Wenn er am Tag der Reise sozusagen die Reise nicht wahrnehmen kann, dann gilt heute bei der Bahn, diese Fahrkarte ist nichts mehr Wert. Er kann sie praktisch wegschmeißen. Zukünftig werden wir gegen Anrechnung oder Aufzahlung von 45 Euro diese Fahrkarte weiter anerkennen.
Gerner: Aber bleibt es dabei, wie es in den letzten Tagen zu lesen war, dass da den Kunden möglicherweise noch etwas entgegengekommen wird?
Koch: Ich glaube nicht. Wir haben da schon zu Ende gedacht. Diese 45 Euro sind ein hoher Betrag, aber dieser hohe Betrag ist notwendig, um zu verhindern, dass sich Leute quasi sehr frühzeitig mit sehr vielen Plan- und Sparkarten eindecken, große Firmen beispielsweise würden, wenn diese Umtauschgebühr niedriger wäre, natürlich die gesamten Kontingente aufkaufen und dann an ihre Dienst- oder Geschäftsreisende austeilen, weil es einfacher billiger ist, als die Normalfahrkarte zu bezahlen.
Gerner: Die zunehmenden Billigangebote bei den Flugpreisen müssen Ihnen ein Dorn im Auge sein im innerdeutschen Verkehr als Bahn. Sie haben jetzt Sonderpreise für bestimmte Strecken – Frankfurt – Berlin, 20 Euro –, um offenbar mit den Airlines konkurrenzfähig zu sein. Dann gibt es auch die Forderung, dass Flugbenzin bisher von allen Steuern befreit ist, dass das nicht weiter gelten darf. Wie sehen Sie die künftige Konkurrenz zu den Fliegern?
Koch: Natürlich fühlen wir uns im innerdeutschen Verkehr gegenüber den Fluggesellschaften benachteiligt. Wir zahlen Öko-Steuer. Wir zahlen Mehrwertsteuer. Das tun sie nicht. Insofern sind wir von vorne herein benachteiligt, und das finden wir natürlich nicht gut. Was die Fluggesellschaften anbieten, sind ja auch Eckpreise. Sie haben nicht unbeschränkt Platz für 20 Euro an Bord, sondern das sind geringfügige Platzkapazitäten, die sie für diesen Preis bereitstellen. Wir haben wirklich die größeren Fahrzeuge, das heißt wenn wir Sonderpreise bereitstellen, dann sind das bei einem Zug, der 450 Plätze hat, 45 Plätze. Insofern fühlen wir uns, was die neuen Billig-Airlines, die neue Konkurrenz angeht, eigentlich ganz gut aufgestellt, zumal wir ja auch gar nicht wissen, wer von denen denn nun innerdeutsch und wer in Europa fliegt.
Gerner: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio
Gerner: Nun gibt es ja Kritiker, die das neue Preissystem an einigen Stellen kritisieren. Wo sind denn die Vorteile? Wer hat es aus Ihrer Sicht demnächst besser?
Koch: Ich glaube, jeder, der dieses neue Preissystem für sich nutzt und sich aktiv darauf einstellt, wird künftig günstiger Bahn fahren können. Die großen Gewinner sind natürlich die, die häufiger zu zweit reisen, die sich vorher festlegen können. Das gilt insbesondere für Familien. Familien sind aber auch noch auf einer anderen Art und Weise begünstigt. Künftig werden in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn Kinder bis einschließlich 14 Jahre frei fahren, wenn sie von ihren Eltern oder Großeltern begleitet werden. Gewinner können auch die Senioren sein. Die Senioren legen sich auch relativ häufig vor Fahrtantritt auf ihre Reise fest, und sie reisen häufiger zu zweit oder gar zu dritt. Dann können sie sowohl den Plan- und Sparpreis wie auch den Mitfahrerrabatt in Anspruch nehmen.
Gerner: Wer früh bucht, fährt billiger. Wer spontan fährt, zahlt in Zukunft drauf. Ist das nicht mehr spontan sein können nicht eine Einbuße an persönlicher Freiheit?
Koch: Sie können weiterhin mit der Bahn spontan reisen, und es wird auch nicht grundsätzlich teurer. Wir haben gemerkt, dass wir insbesondere auf langen Strecken gegenüber unseren Konkurrenten, dem Auto und dem Flugzeug, an Boden verloren haben. Deswegen werden wir künftig lange Reisen mit der Bahn günstiger anbieten, als wir das heute tun. Wir werden auf langen Strecken Rabatte gegenüber heute schon allein im Normalpreis haben, die bis zu 25 Prozent reichen.
Gerner: Aber das bedeutet ja zugleich, der große Trumpf, die BahnCard, Hälfte des Preises, ist gar nicht mehr da. Der maximale Rabatt, 40 Prozent, ergibt sich durch frühzeitiges Buchen, eine Woche im voraus, und nicht mehr durch die BahnCard.
Koch: Die BahnCard war früher ein weißer Elefant in unserem Preissystem, das heißt, wenn Sie die BahnCard oder den Rabatt der BahnCard in Anspruch nahmen, konnten Sie keinen anderen Rabatt bei der Bahn in Anspruch nehmen. Das war immer die Entscheidung, entweder oder. Wir haben gesagt, mit der BahnCard erreiche ich auch nur drei Millionen Bahnfahrer. Wir haben aber 30 Millionen in Deutschland, also muss ich die BahnCard alter Prägung ändern. Wir haben sie einmal im Einstandspreis gesenkt. Sie wird deutlich billiger in der Anschaffung. Und sie gilt künftig auf alle Preise, das heißt auf den Normalpreis und auf die reduzierten Plan- und Sparpreise, und damit wird sie in ihren Einsatzmöglichkeiten vielfältiger, so dass man beide BahnCards an sich gar nicht mehr miteinander vergleichen kann.
Gerner: Jetzt ist es ja etwas verwirrend. Man kann bis Mitte Dezember, glaube ich, die alte und demnächst die neue BahnCard dann kaufen. Versuchen Sie sich mal als Verbraucherschützer zu betätigen. Wer sollte noch die alte BahnCard kaufen, wer die neue?
Koch: Ich würde jedem empfehlen, die neue zu kaufen, weil man mit der neuen einfach mehr anfangen kann als mit der alten. Wenn nun jemand aber sagt, ich fahre grundsätzlich immer alleine, ich kann mich nie vorher auf einen Zug festlegen, der sollte noch mit der alten fahren. Allerdings dieses "ich kann mich nie auf einen Zug festlegen", "ich will immer flexibel reisen", ist sicherlich eine Einstellung, die viele von sich behaupten, aber die wenigsten haben. Natürlich kann sich auch der Geschäftsreisende, zumindest bei seiner Hinreise, festlegen, denn er weiß vorher, wann eine Besprechung, ein Termin beginnt. Auch ein Geschäftsreisender oder ein Wochenendpendler kann sich vorher festlegen, und dann kann er auch von der neuen BahnCard profitieren. Insofern ist es gar nicht so einfach, jetzt jemandem zu raten, die alte BahnCard zu nehmen. Die neue ist tatsächlich besser.
Gerner: Kann man denn noch tauschen, wenn man merkt, dass man mit dem neuen Preissystem auch seine Gewohnheiten verändert?
Koch: Klar. Wir bieten über das gesamte Jahr 2003 die Möglichkeit an, die alte BahnCard in eine neue umzutauschen. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass die alte BahnCard noch einen Restwert von 15 Euro haben muss, ansonsten wird es für uns einfach vom Handling her zu teuer. Aber jeder, der feststellt, ich fahre mit der neuen Besser, kann seine alte gegen eine neue eintauschen.
Gerner: Jetzt haben wir eben gehört, und da gibt es auch Stimmen innerhalb der Bahn, dass es ein böses Erwachen bei den Stornogebühren geben kann, das heißt wem trotz früher Planung doch etwas dazwischen kommt, den Anschlusszug verpasst, dem setzt es richtig zu bei Geldrückgabekosten von bis zu 30 Euro.
Koch: Es kommt immer darauf an, warum er seinen Zug verpasst. Wenn wir im System Bahn verspätet sind, dann liegt die Verantwortung natürlich bei uns, und dann kann er auch ohne irgendwelche Umtausch- und Erstattungsgebühren den nächsten Zug benutzen, das ist doch klar. Wenn jemand aber feststellt, dass er seine Reise nicht antreten will, dann haben wir eine sehr differenzierte Umtausch- und Erstattungsgebühr. Wenn das vor Beginn dieser Vorverkaufsfrist stattfindet, dann zahlt er 15 Euro; das deckt eigentlich die Kosten, die so ein Umtausch, die so eine Erstattung bei uns verursacht. Findet es innerhalb dieser Vorverkaufsfrist statt, dann kostet es 30 Euro. Da gibt jemand etwas zurück, eine Fahrkarte, die wir jetzt zu dem Preis, zu dem er sie gekauft hat, eigentlich nicht mehr verkaufen können, weil es kurz vor der Reise ist. Wenn er am Tag der Reise sozusagen die Reise nicht wahrnehmen kann, dann gilt heute bei der Bahn, diese Fahrkarte ist nichts mehr Wert. Er kann sie praktisch wegschmeißen. Zukünftig werden wir gegen Anrechnung oder Aufzahlung von 45 Euro diese Fahrkarte weiter anerkennen.
Gerner: Aber bleibt es dabei, wie es in den letzten Tagen zu lesen war, dass da den Kunden möglicherweise noch etwas entgegengekommen wird?
Koch: Ich glaube nicht. Wir haben da schon zu Ende gedacht. Diese 45 Euro sind ein hoher Betrag, aber dieser hohe Betrag ist notwendig, um zu verhindern, dass sich Leute quasi sehr frühzeitig mit sehr vielen Plan- und Sparkarten eindecken, große Firmen beispielsweise würden, wenn diese Umtauschgebühr niedriger wäre, natürlich die gesamten Kontingente aufkaufen und dann an ihre Dienst- oder Geschäftsreisende austeilen, weil es einfacher billiger ist, als die Normalfahrkarte zu bezahlen.
Gerner: Die zunehmenden Billigangebote bei den Flugpreisen müssen Ihnen ein Dorn im Auge sein im innerdeutschen Verkehr als Bahn. Sie haben jetzt Sonderpreise für bestimmte Strecken – Frankfurt – Berlin, 20 Euro –, um offenbar mit den Airlines konkurrenzfähig zu sein. Dann gibt es auch die Forderung, dass Flugbenzin bisher von allen Steuern befreit ist, dass das nicht weiter gelten darf. Wie sehen Sie die künftige Konkurrenz zu den Fliegern?
Koch: Natürlich fühlen wir uns im innerdeutschen Verkehr gegenüber den Fluggesellschaften benachteiligt. Wir zahlen Öko-Steuer. Wir zahlen Mehrwertsteuer. Das tun sie nicht. Insofern sind wir von vorne herein benachteiligt, und das finden wir natürlich nicht gut. Was die Fluggesellschaften anbieten, sind ja auch Eckpreise. Sie haben nicht unbeschränkt Platz für 20 Euro an Bord, sondern das sind geringfügige Platzkapazitäten, die sie für diesen Preis bereitstellen. Wir haben wirklich die größeren Fahrzeuge, das heißt wenn wir Sonderpreise bereitstellen, dann sind das bei einem Zug, der 450 Plätze hat, 45 Plätze. Insofern fühlen wir uns, was die neuen Billig-Airlines, die neue Konkurrenz angeht, eigentlich ganz gut aufgestellt, zumal wir ja auch gar nicht wissen, wer von denen denn nun innerdeutsch und wer in Europa fliegt.
Gerner: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio
