
Dazu schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG: "Zwei Wochen wären selbst dann zu wenig Zeit, um das Weltklima zu retten, wenn dafür nicht Nationen zusammenkommen würden, die gerade Krieg gegeneinander führen. Wenn nicht die diplomatische Großwetterlage seit dem Terror der Hamas noch düsterer wäre. Wenn die Hürden für eine Einigung nicht so hoch lägen wie die Wolkenkratzer in Dubai, weil dort fast alle Staaten dieser Erde bei fast allem geschlossen zustimmen müssen. 'Mach es möglich!' heißt der Slogan der Vereinigten Arabischen Emirate, des Gastgebers der Verhandlungen. Nur: In Dubai prallen Interessen aufeinander, die sich erst gründlich ändern müssten, damit eine Einigung möglich wird. Länder wie die Emirate, in denen Thermosflaschen verwendet werden, um Getränke kühl zu halten, stehen anderen gegenüber, wo man zurzeit nicht ohne Handschuhe vor die Tür gehen mag. Staaten, die von ihrer Öl- und Gaswirtschaft noch viel abhängiger sind als Deutschland von der Automobilwirtschaft, verhandeln mit Staaten, die bald so gut wie keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen wollen", erinnert die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
"Was für ein Gegensatz!", bemerkt die BILD AM SONNTAG und notiert: "Während der Bundeskanzler in Dubai seinen 'Klimaclub' und eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 propagierte, schlossen sich am Rande der Weltklimakonferenz 22 Staaten zusammen, um bis 2030 die Atomkraft weltweit zu verdreifachen. Zu den Unterzeichnern des 'Nuklear-Versprechens' gehören neben US-Sonderbotschafter John Kerry die Staats- und Regierungschefs von 13 europäischen Staaten, wie zum Beispiel Frankreich. Kerry sagte zur Begründung: 'Man kann das Ziel von Netto-null-Treibhausgas-Emission bis 2050 ohne Atomkraft nicht erreichen.' Das sei Wissenschaft und habe mit Ideologie nichts zu tun. Wann akzeptiert die Ampel und an erster Stelle der Bundeskanzler, dass sich Deutschland eine rein ideologisch begründete Fixierung auf erneuerbare Energien als einzigen Weg zur Rettung des Klimas nicht leisten kann? Wann begreift man in Berlin, dass wir uns mit einem Verzicht auf Atomkraft sowie mit dem Ausstieg aus Kohle und Gas auf einem gefährlichen Sonderweg befinden, der uns von unseren wichtigsten Partnern wie den USA und Frankreich entfremdet und der die Wirtschaft der drittgrößten Industrienation gefährdet?", fragt die BILD AM SONNTAG.
Nun zum Krieg im Nahen Osten. Israel soll einem Bericht der "New York Times" zufolge seit mehr als einem Jahr von den Angriffsplänen der militant-islamistischen Hamas gewusst haben. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AM SONNTAG kommentiert: "Das Versagen von Armee, Geheimdienst und Regierung in Israel im Vorfeld des 7. Oktobers ist noch grösser als bisher angenommen. Die Verantwortlichen ignorierten nicht nur die militärischen Übungen der Hamas, das monatelange Training für den Terrorangriff, das israelische Soldaten doch selbst beobachtet hatten. Nein, offenbar war die Armee sogar mehr als ein Jahr zuvor in den Besitz des Masterplans der Hamas für den Angriff gelangt. Alles war dort schwarz auf weiss dargelegt. Israels Armee gab dem Operationsplan ihrer Feinde auch einen Codenamen – 'Mauer von Jericho'. Und liess ihn in der Schublade verschwinden. Wie ist das nur zu erklären? Der Hochmut der Armeeführung ist das eine. Sie unterschätzte die Möglichkeiten der Hamas. Aber es gab auch eine politische Komponente: Israels Regierungen wollten sich nicht mehr mit Gaza und der Frage eines Palästinenserstaates abgeben. Bitteres Fazit: Dieser Krieg hätte verhindert werden können", urteilt die NZZ AM SONNTAG aus der Schweiz.
Die Zeitung WELT AM SONNTAG hält fest: "Fast zwei Monate hat der oberste Hüter der, in eigenen Worten, 'einzig wirklich globalen universellen Organisation' für 'Frieden, Würde, Gleichheit' gebraucht. 55 lange Tage, bevor UNO-Generalsekretär Guterres eines der furchtbarsten Verbrechen benannte, die an Frauen in den vergangenen Jahrzehnten begangen wurden, von Terroristen. Die sexuelle Gewalt, die Frauen am 7. Oktober von der Hamas angetan wurde, müsse untersucht und verfolgt werden, sagte er in dieser Woche, und immerhin auch, dass sie zu verurteilen sei. Nun ist es nicht so, dass die Erwartungen an Guterres noch besonders groß wären; seine Neigung zur Relativierung der Terrorakte ist bekannt, er teilt sie mit weiten Teilen des Weltgremiums. Auch mit solchen, die sich explizit den Rechten und dem Schutz von Frauen verschrieben haben. Es überraschte insofern kaum noch, dass auch von den 'UNO Women' seit Wochen vor allem eines kommt: dröhnendes Schweigen. Seitdem sehr viel über feministische Außenpolitik gesprochen wird, gerät immer mehr in den Hintergrund, was sie vor vielen Jahren unter anderem einmal begründete. Es waren so wichtige Anliegen wie systematische Vergewaltigungen wie diese als das zu benennen und zu behandeln, was sie sind: Kriegsverbrechen", unterstreicht die WELT AM SONNTAG.
In der norwegischen Zeitung VERDENS GANG ist zu lesen: "Israels Regierung hat angekündigt, dass sie die Hamas im Gazastreifen wegen der Anschläge vom 7. Oktober vollständig zerstören will. Aber der Kampf fordert immer mehr zivile palästinensische Opfer, während die Hamas-Führung noch relativ intakt wirkt. Rund 80 Prozent der 2,3 Millionen Bewohner des Gazastreifens sind nun im Süden zusammengepfercht, und nach dem Ende der Waffenruhe sind sie dort in großer Gefahr. Die USA hätten gerne eine Verlängerung der Waffenruhe gesehen und stellen immer deutlichere Forderungen, wie Israel diesen Krieg zu führen hat, denn man fürchtet in Washington eine weitere Eskalation. Sieben Tage Waffenruhe haben zu einer Pause bei den Kampfhandlungen geführt. In dieser Zeit wurden Geiseln freigelassen, und es konnten mehr Hilfsgüter angeliefert werden. Aber von ihnen ist die Zivilbevölkerung nunmehr auch vollständig abhängig. Die UNO spricht bereits von einem humanitären Tsunami: Das Wort 'Katastrophe' reicht inzwischen nicht mehr als Beschreibung für die Zustände, die im Gazastreifen herrschen", meint VERDENS GANG aus Oslo.
Die japanische Zeitung YOMIURI SHIMBUN führt aus: "Nach dem Ende der Waffenruhe weitet Israel seine Angriffe bis zum Süden des Gazastreifens aus. Zu Beginn des Krieges hatte die israelische Regierung noch betont, dass der Süden des Küstengebiets sicher sei. Israel muss aufhören, die palästinensische Zivilbevölkerung völkerrechtswidrig zur Flucht zu treiben und die Hilfslieferung in den Gazastreifen zu blockieren. Natürlich muss der Überfall der Hamas, durch den zahlreiche Israelis ums Leben und in Geiselhaft kamen, verurteilt werden, aber die internationale Gemeinschaft sollte sich geschlossen dafür einsetzen, eine humanitäre Katastrophe im Gazastreifen zu verhindern." So weit YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
Die israelische Zeitung THE JERUSALEM POST merkt an: "Zwei Tage nach dem mörderischen Angriff der Hamas auf Israel kündigte die Europäische Union, einer der größten Geldgeber der Palästinensischen Autonomiebehörde und des Gazastreifens, an, dass sie ihre umfangreiche finanzielle Unterstützung sofort einstellen werde. Dennoch dauerte es weniger als 24 Stunden, bis die EU diese Entscheidung rückgängig machte und erklärte, dass die Finanzierung überprüft, aber nicht ausgesetzt werde. Der EU-Außenbeauftragte Borrell kritisierte die ursprüngliche Einlassung und versuchte, zwischen der Hamas und der palästinensischen Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Auf den ersten Blick macht Borrells Argument Sinn: Im Gazastreifen leben Hunderte und Tausende von Kindern, die Nahrung und Bildung brauchen, und die sicherlich keinen Anteil an der Planung und Durchführung des Angriffs auf Israel hatten. Doch man muss auch bedenken, dass der Gazastreifen unter dem Radar des Westens ein Regime beherbergt, das Präsident Joe Biden zu Recht mit dem berüchtigten IS gleichsetzt." Das war zum Ende der Presseschau am Sonntag THE JERUSALEM POST.