
Dazu heißt es in den LÜBECKER NACHRICHTEN: "Zu 100 Prozent könnten sich Merz und die CDU im Wahlkampf auf ihn verlassen, beteuerte Söder auf dem CSU-Parteitag, wieder und wieder. Jedoch muss man bei der Loyalität wohl eine Einschränkung machen: Das Kommando haben will Söder bei der ganzen Sache schon. So hat er nun vorgegeben, wie die Wahlkampage der Union aussehen soll. Wer Söder zuhört, gewinnt den Eindruck, die Grünen - nicht etwa die in Teilen rechtsextreme, demokratiefeindliche AfD - seien die größte Gefahr für das Land. Dazu gehört, dass Söder in großer Verve Koalitionen mit den Grünen ausschließt, auch auf Bundesebene. Das Problem ist, dass die Union sich damit ihre Bewegungsfreiheit nimmt. Nach der Bundestagswahl wird ihr möglicherweise nichts anderes übrig bleiben, als auch mit den Grünen über eine Regierungsbildung zu verhandeln", betonen die LÜBECKER NACHRICHTEN.
"Manchmal gelingen Söder Sätze, die länger in Erinnerung bleiben", notiert die Zeitung BILD AM SONNTAG: "Unvergessen seine Aufforderung an Olaf Scholz, er solle nicht 'so schlumpfig grinsen'. Seine Bemerkung auf dem CSU-Parteitag über Sahra Wagenknecht ist von ähnlicher Qualität. 'Der Teufel trägt manchmal eben doch Prada', lästerte der CSU-Chef über die stets chic gekleidete BSW-Vorsitzende. Doch es ist mehr als ein Scherz, es ist eine massive Warnung Söders an die Adresse der CDU, sich um der Macht in Erfurt und Dresden willen mit der Wagenknecht-Partei einzulassen. Die Befürworter eines Zusammengehens mit der Wagenknecht-Truppe verweisen gerne darauf, dass die deutsche Außenpolitik nicht in Erfurt oder Dresden gemacht werde. Doch über Bildungs-, Sozial- und Gewerbeansiedlungspolitik wird sehr wohl auch in Erfurt und Dresden entschieden. Ein Großteil der Polizeiaufgaben und damit der inneren Sicherheit liegt ebenfalls bei den Ländern. Von der Bundesratsmacht der Länder ganz zu schweigen", hebt BILD AM SONNTAG hervor.
Einem anderen innenpolitischen Thema widmet sich die WELT AM SONNTAG - den Plänen, die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts zu stärken: "In der Geschichte der Bundesrepublik gab es vor dem Erstarken der AfD keinen gravierenden Anlass, um über die schon akkumulierte Macht des Bundesverfassungsgerichts hinaus weitere Vorkehrungen gegen demokratiefeindliche Bestrebungen aus dem Inneren des Parlaments zu treffen. Die Erfolgsgeschichte der bundesrepublikanischen Demokratie mag zu begründetem Optimismus geführt haben. An wenigen Stellen bewirkte sie aber auch, wie man jetzt sieht, institutionelle Fahrlässigkeit. Um das Gericht vor politischer Einflussnahme durch Extremisten zu schützen, ist es notwendig, zentrale Voraussetzungen seines Regelwerks im Grundgesetz zu verankern. Sind sie dort erst einmal festgeschrieben, bedürfte es einer Zwei-Drittel-Mehrheit, um daran wieder etwas zu ändern. Der gemeinsame Gesetzentwurf von Union und Ampelfraktionen, die für eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes plädieren, ist deshalb überfällig – auch wenn er noch nicht alle rechtlichen Lücken zu füllen vermag", meint die WELT AM SONNTAG.
Nun ein Blick in den Libanon, wo im Zuge der israleischen Angriffe erneut Blauhelmsoldaten der UNO-Beobachtermission Unifil verwundet worden. Die österreichische PRESSE AM SONNTAG führt aus: "In einem ersten Rechtfertigungsversuch erklärten die Israelis, dass sich nahe der UNO-Position Stellungen der Hisbollah befunden hätten und die Blauhelme mehrmals zum Rückzug aufgefordert worden seien. Das mag sein, doch die israelische Armee darf nicht einfach auf Mitglieder einer Truppe losballern, die sich dort auf Basis einer UNO-Resolution befindet. Mittlerweile hat die israelische Armee eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt. Viel Interpretationsspielraum bleibt allerdings nicht. Wer auf Blauhelme schließt, verstößt gegen internationales Recht - und jeden Verstand", moniert DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA merkt an: "Die Israelis haben es von Anfang an gesagt, zu Hause, im Ausland und bei jeder Gelegenheit: 'Wir können es uns nicht leisten, diesen Krieg zu verlieren, und deshalb werden wir ihn gewinnen'. Natürlich können Kriege verloren werden, sogar mit katastrophalem Ausgang. Aber im Falle Israels liegt die Besonderheit darin, dass eine Niederlage etwas ganz anderes wäre: gleichbedeutend mit der Auslöschung des jüdischen Staates von der Landkarte. Vielleicht müssen wir hier ansetzen, bei der Notwendigkeit eines existenziellen Sieges und bei der verzweifelten Einsamkeit, die dieses Streben begleitet. Selbst die Angriffe auf das Friedenskontingent der Vereinten Nationen im Libanon - die wir zu Recht als ungeheuerliche Verletzung des Völkerrechts empfinden - erscheinen den Israelis als Teil eines viel größeren Mosaiks. Für ein Land, das die moralische Last von vierzigtausend Toten in Gaza trägt, sind die Scharmützel mit den Blauhelmen Kollateralschäden, und zwar auch dann, wenn sie tödlich enden würden", glaubt der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG blickt auf die jüngsten Unwetter in den USA: "Weniger als vier Wochen vor der Präsidentenwahl haben die Vereinigten Staaten die zweite Katastrophe innerhalb von 14 Tagen erlebt. Wie Donald Trump dabei zunächst Hurrikan 'Helene' und nun Hurrikan 'Milton' für seine Zwecke zu nutzen versucht, ist ein neuer Tiefpunkt in seinem an Tiefpunkten reichen Wahlkampf. Wie ein Tornado wütet er durchs Land und verbreitet Lügen: Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris versagten nicht nur beim Krisenmanagement, sie hätten auch von der Katastrophenschutzbehörde FEMA Geld gestohlen, um es ihren illegalen Einwanderern geben zu können. Auf der Online-Plattform X werden ungefiltert Verschwörungstheorien verbreitet, etwa jene, dass die Regierung 'Helene' absichtlich in Richtung North Carolina gesteuert habe. Es ist ein strategischer Schwenk: Versuchte Trump zwischenzeitlich, Wechselwähler der politischen Mitte zu umwerben, hat er dies nun aufgegeben und setzt stattdessen auf die Ausmobilisierung seiner extremistischen Basis", betont die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
THE OBSERVER aus Großbritannien stellt einen anderen Aspekt in den Mittelpunkt seines Kommentars: "Die Verwüstungen, die der Hurrikan 'Milton' angerichtet hat, sind Beweis dafür, dass wir in eine neue Phase der Klimakrise auf unserem Planeten eintreten. Florida ist ins Taumeln geraten, und Meteorologen warnen, dass noch mehr kommen wird - sehr viel mehr. Diese düstere Prognose sollte die politischen Entscheidungsträger Floridas dazu veranlassen, Maßnahmen zum Schutz des Staates zu ergreifen. Doch trotz der zunehmenden Unwetter in den letzten Jahren hat Gouverneur Ron DeSantis konsequent die Vorstellung zurückgewiesen, dass die globale Erwärmung eine Bedrohung darstellt - oder dass das Phänomen überhaupt existiert. Vor einigen Wochen unterzeichnete er gar ein Gesetz, mit dem er die Worte 'Klimawandel' aus den staatlichen Gesetzen strich. Ein solches Verhalten ist beunruhigend", beklagt THE OBSERVER aus London.
Zum Schluss noch ein Blick nach Japan. ASAHI SHIMBUN aus Tokio beleuchtet die Auszeichnung der Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo mit dem Friedensnobelpreis: "Das ist eine wirklich erfreuliche Nachricht. Bei der Bekanntgabe des Preises am Freitag wurde vom Nobelkomitee der Begriff 'Nuklear-Tabu' betont, den es richtig zu verstehen gilt. Um das Risiko durch Atomwaffen komplett zu beseitigen, müssen diese gänzlich abgeschafft werden. Auf die Frage, wie man jenen Stimmen widerspricht, die meinen, eine atomwaffenfreie Welt wäre unrealistisch, antwortete der Präsident des norwegischen Nobelkomitees, Jorgen Watne Frydnes: 'Die Vorstellung, dass die Zivilisation überleben könnte in einer Welt, deren Sicherheit von Atomwaffen abhängig ist, ist doch viel unrealistischer'. Das bringt es auf den Punkt", findet die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN.