Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG schreibt zum Treffen europäischer Staats- und Regierungschefs mit US-Präsident Trump: "Die Bilanz sieht aus europäischer Sicht bestenfalls gemischt aus. US-Präsident Trump hat zwar jetzt anerkannt, dass die Ukraine für einen Friedensschluss mit Russland Sicherheitsgarantien braucht. Andererseits hat er manchmal so gesprochen, als hätte Moskau seinen Teleprompter gehackt. Es bleibt der Verdacht, dass Amerikas Präsident die Ukraine am Ende verdealen will - und vielleicht auch die Sicherheit Europas. Für die Großen Europas ergeben sich daraus Prioritäten. Auf kurze Sicht müssen sie die Ukraine bei der Verteidigung Europas mit eigenen Mitteln so gut unterstützen, wie es in ihren Kräften liegt. Priorität Nummer zwei ist die Unabhängigkeit von Amerika. Wenn Europa nicht zum Spielgeld der Egomanen werden will, darf es auf mittlere Sicht nicht mehr von einem Mann abhängen, dessen Verstand getrübt scheint, und auch nicht von einer Nation, die so einem Mann Atombomben in die Spielzeugkiste gibt", warnt die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
DIE PRESSE aus Österreich betont: "In Washington umschmeichelten die sieben europäischen Zwerge ihren Gastgeber, um ihn wieder auf ihre Seite zu ziehen und bei der Stange zu halten. Ein absurdes Theater: Denn von Tag zu Tag wird klarer, dass in Alaska und danach auch in Washington vor allem heiße Luft produziert worden ist. Ein Frieden in der Ukraine ist weit entfernt. Dennoch beteuern alle ihre Friedensbereitschaft, um den US-Präsidenten nicht zu vergrämen. In diesem seltsamen diplomatischen Tanz geht es seit Monaten nur darum, der jeweils anderen Seite die Schuld für ein Scheitern der Friedensbemühungen in die Schuhe zu schieben", erklärt DIE PRESSE aus Wien.
Die spanische Zeitung EL PAIS vermerkt zu dem Treffen: "Stellen Sie sich den russischen Präsidenten Putin in seinem Büro im Kreml vor. Er lächelt mit den berühmten rötlichen Wänden hinter sich über die Bilder, die aus Washington zu ihm kommen. Er hat mit Trump in Alaska eins zu eins über die Zukunft der Ukraine verhandelt, und jetzt marschiert eine heilige Gesellschaft europäischer Staats- und Regierungschefs als Provinzdelegation durch das Weiße Haus, die bereit ist, dem Präsidenten Bericht zu erstatten. Während die Europäer ihre Argumente vortragen, unterbricht Trump sie, um sich mit Moskau zu beraten. Putin muss nicht einmal im Raum sein, er hat einen Echtzeit-Informationsdienst aus dem Oval Office: Trump, der beste KGB-Agent der Geschichte", findet EL PAIS aus Madrid.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT hebt dagegen hervor: "Laut Trump kann es verheerende Sanktionen und Zölle gegen Russland geben, wenn der Ukraine-Krieg nicht innerhalb von zwei Wochen beigelegt wird. Es ist klar, dass der Kreml in den nächsten zwei Wochen entweder Kompromisssignale aussenden oder die USA und den Westen mit weiteren Angriffen auf dem Schlachtfeld herausfordern wird. Unter Berücksichtigung all dessen können wir zu dem Schluss kommen, dass die jüngsten Äußerungen von Präsident Trump nicht nur politische und diplomatische Rhetorik sind. Sie sind auch die letzte Warnung vor dem großen geopolitischen Spiel, das das Weiße Haus beginnen will. Radikale Optionen sind möglich. So könnten die USA die Ukraine mit den modernsten Waffen ausstatten und Kiew die völlige Freiheit geben, tief in Russland anzugreifen", prognostiziert MÜSAVAT aus Baku.
Die katarische Zeitung QATAR TRIBUNE erläutert: "In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass man leicht übersieht, wie wenig passiert ist. Nämlich: Nichts Wesentliches. Nicht, wenn es um Fragen von Krieg und Frieden in der Ukraine geht, wo der russische Präsident Putin weiterhin Zivilisten bombardiert, Kinder entführt und ganz allgemein einen souveränen Staat terrorisiert. Was bleibt, ist, dass Menschen bluten, weinen und sterben – und das alles wegen der Entscheidungen eines einzigen Mannes: Putin", erinnert die QATAR TRIBUNE aus Doha.
Die Neue Zürcher Zeitung aus der Schweiz fragt: "Was hat Trump genau erreicht mit seinen Gipfeltreffen? Hat er es geschafft, einem möglichen Frieden in der Ukraine näher zu kommen und damit dem für ihn viel wichtigeren Ziel des Friedensnobelpreises? Die Fakten an der Front haben sich nicht verändert. Putin wartet nur darauf, nach einem Pro-Forma-Frieden in einem neuen Krieg noch mehr von der Ukraine zu erobern. Es geht ihm nicht um Land, er will die Ukraine ihrer Souveränität berauben und sie zum Marionettenstaat machen. Will Trump also beitragen, in der Ukraine einen beständigen Frieden zu schaffen – und dafür ausgezeichnet werden –, dann muss er Putin zeigen, dass er mit Europa hinter der Ukraine steht. Putin darf nicht ermutigt werden, zu denken, die Zeit arbeite für ihn. Das wäre zumindest ein erster Schritt", erklärt die NZZ aus Zürich.
Trumps Wunsch nach dem Nobelpreis kommentiert die norwegische Zeitung DAGBLADET: "Trump hat Soldaten gegen Demonstranten eingesetzt und Bürger ohne rechtliche Grundlage deportieren lassen. Er wurde für einen Putschversucht angeklagt, hat mit der Annexion Grönlands gedroht und erklärt, Gaza zu einer Riviera am Mittelmeer oder Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen. Mit der Ukraine feilschte er um Rohstoffe als Gegenleistung für Waffen, um die es nach wie vor unsicher bestellt ist. Er machte mit seinem Empfang Putins einen angeklagten Kriegsverbrecher salonfähig. In nur sechs Monaten hat er Unfriede, Chaos und Angst geschürt, zu Hause wie bei Verbündeten. In Rekordzeit hat er die liberale Weltordnung der Nachkriegszeit demontiert, Klimaabkommen sabotiert und Zweifel an den USA als demokratischer Nation gesät. Das mag tatsächlich preisverdächtig sein - aber ganz gewiss nicht für den Friedensnobelpreis. Denn dafür ist wohl kaum jemand so ungeeignet wie Donald Trump", notiert DAGBLADET aus Oslo.
Wir blicken nach Asien: Südkoreas Präsident Lee ist mit Japans Premier Ishiba zusammengekommen. Zum ersten Mal seit 17 Jahren gab es nach einem solchen Gipfel eine gemeinsame Erklärung beider Staaten. Das hält die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN fest: "Eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten, die nun vereinbart wurde, gewinnt immer stärker an Bedeutung. Denn die internationale Lage ändert sich derzeit dramatisch. Das zeigen Trumps egoistische Handels- und Sicherheitspolitik, Asiens Sicherheitslage, die von Nordkoreas Atomwaffen-Entwicklung und Chinas Aufrüstung betroffen ist, und Russlands Invasionskrieg gegen die Ukraine oder die Nahost-Konflikte. Auch bleibt die Sorge, dass Trump mit Nordkorea unbedacht einen Deal schließen könnte. In dieser Hinsicht sind für Japan gute Beziehungen zu Südkorea, das die Werte wie Freiheit oder Demokratie teilt, enorm wichtig", gibt ASAHI SHIMBUN aus Tokio zu bedenken.
Die WELT AM SONNTAG kommentiert die wirtschaftliche Lage in Deutschland: "Nein, bisher kommt der Aufschwung nicht, den Bundeskanzler Merz versprochen hatte. Die wirtschaftliche Misere ist nicht allein hausgemacht. Donald Trump hat der Welt den Zollkrieg erklärt. Umso wichtiger ist es, dass die Europäer als Gemeinschaft und Deutschland als einzelnes Land Antworten auf die Herausforderungen finden. Mindestens so wichtig sind für Deutschland aber die eigenen Hausaufgaben. Das Land braucht Reformen. Die Kosten für das Gesundheits- und Rentensystem laufen aus dem Ruder. Die Wirtschaft ist überreguliert. Steuern und Abgaben sind im internationalen Wettbewerbsumfeld zu hoch. Der Standort schwächelt. Jeder in dieser Regierung weiß das. Es liegt jetzt am politischen Geschick des Kanzlers, mit der SPD kluge Kompromisse zu finden, die Deutschland wirtschaftlich weit nach vorn bringen, ohne den Koalitionspartner dabei über die sprichwörtliche Klippe zu schubsen", ist in der WELT AM SONNTAG zu lesen. Und damit endet die Presseschau.