
Das HANDELSBLATT nennt die Personalie "überraschend" und schreibt in seiner Online-Ausgabe: "Sowohl in Politikkreisen als auch im Umfeld der Deutschen Bahn war erwartet worden, dass ein externer Kandidat die Nachfolge von Lutz übernehmen wird. Auch die mächtige Gewerkschaft EVG hatte sich für einen externen Manager ausgesprochen. Palla hat sich intern wie extern Respekt erarbeitet. DB Regio erwirtschaftet seit dem vergangenen Jahr wieder Gewinn. Eines wird sich in ihrem künftigen Job allerdings ändern: Bisher sucht Palla eher selten die Öffentlichkeit. Sie arbeitet am liebsten im Hintergrund. Als CEO eines angeschlagenen Gesamtkonzerns wird sie weitaus stärker im Fokus stehen", bemerkt das HANDELSBLATT.
In den USA findet heute eine große Trauerfeier für den Trump-Unterstützer Charlie Kirk statt. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG meint zu den Reaktionen auf den Tod des rechten Aktivisten in Deutschland: "Ganze Generationen sind mit der Maxime 'De mortuis nihil nisi bene' aufgewachsen, und selbst wer keine humanistische Bildung hatte, hielt sich an die Regel, dass man über Tote nicht schlecht redet. Offenbar gilt diese Konvention nicht mehr. Dem konservativen amerikanischen Aktivisten Charlie Kirk, der Frau und zwei Kleinkinder hinterlässt, wird von vielen nicht einmal ein Mindestmaß an Anteilnahme entgegengebracht. Auf unheimliche Weise scheint es salonfähig geworden zu sein, ein Attentat nur eingeschränkt zu verurteilen und dem Opfer, wie die Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek, 'Mitleid und Respekt' vorzuenthalten. Heute regt sich kaum jemand auf, wenn sich Reichinnek 'überrascht' zeigt, 'dass dieser ultrarechte Nationalist jetzt an vielen Stellen so betrauert wird'. Das ist eine bemerkenswerte Verrohung der Sitten", findet die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Die WELT AM SONNTAG beklagt, dass Regierung und Behörden in den USA gegen Kritiker Kirks vorgehen und damit ihre eigenen Forderungen nach Meinungsfreiheit untergraben: "Vizepräsident J.D. Vance ruft Bürger offen zur Denunziation auf. Als der Late-Night-Talker Jimmy Kimmel sarkastische Bemerkungen über den Umgang der 'MAGA-Gang' mit Kirks Tod machte, forderte Brendan Carr, Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC, 'Maßnahmen' gegen Kimmel und drohte im Stil eines Mafiabosses, andernfalls werde es 'zusätzliche Arbeit für die FCC' geben. Kurz darauf wurde Kimmels ABC-Show abgesetzt. Und Donald Trump, der Präsident? Er reichte nach dem Attentat eine 15-Milliarden-Dollar-Klage wegen 'Rufschädigung' gegen die 'New York Times' ein - und begründete diesen Großangriff auf die Pressefreiheit mit dem Vorwurf, die Zeitung habe 'Fake News' verbreitet", fasst die WELT AM SONNTAG zusammen.
Die österreichische PRESSE AM SONNTAG resümiert: "Seit der 31-jährige Kirk am 10. September an der Utah Valley University erschossen wurde, haben sich Anhänger und Gegner des Aktivisten - nicht nur in den USA - in gegenseitigem Hass immer weiter aufgepeitscht. Erleichtert wurde dies auch durch verkürzte und verfremdete Aussagen, die ihm von beiden Seiten zugeschrieben und instrumentalisiert wurden. Auf der einen Seite verachtenswerte Genugtuung über den Tod eines politischen Gegners, auf der anderen eine Hatz auf Menschen, die sich derart in Posts exponierten. Sie werden bedroht, einige haben bereits ihre Jobs verloren. Scheinbarer moralischer Überlegenheit widerfährt scheinbare Gerechtigkeit. Die Polarisierung wird hier kein Ende nehmen. Sie nützt populistischen politischen Akteuren egal welcher Gesinnung, und sie spült weitere Milliarden in die Kassen von Tech-Unternehmen", befürchtet DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
In jüngster Zeit haben die Luftraumverletzungen durch Russland an der NATO-Ostflanke zugenommen. Unter anderem drangen am Freitag drei russische Kampfjets in den estnischen Luftraum ein. Die estnische Zeitung EESTI PÄEVALEHT ist überzeugt, dass Absicht dahintersteckt: "So etwas ist kein Zufall. Es kann nicht sein, dass die Navigations- und Informationssysteme von gleich drei Flugzeugen gestört waren. Die Verletzung des Luftraums ging überdies auch weiter, nachdem NATO-Flieger aufstiegen. Das zeigt, dass die Aktion geplant war. Dies ist keine völlig neue Erfahrung - Russland hat schon früher seine Flugzeuge in den estnischen Luftraum vordringen lassen. Es wäre aber blinder Wahnsinn zu fordern, dass solche Maschinen sofort abgeschossen werden. Auch ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einseitige Reaktionen Estlands. Benötigt wird vielmehr eine mit anderen Ländern abgestimmte Antwort, und es gilt bei diesem Thema einen kühlen Kopf zu bewahren", appelliert EESTI PÄEVALEHT aus Tallinn.
Die Züricher NZZ AM SONNTAG notiert: "Wladimir Putin provoziert die Europäer weiter mit Drohnen und Kampfjets, die in den Luftraum Polens, Rumäniens oder Estlands fliegen. Man darf sich nichts vormachen: Europa steht bereits in einem militärischen Konflikt mit Russland. Der Ukraine-Krieg lässt sich nicht eindämmen. Russland will sehen, wie weit es mit der Herausforderung der NATO gehen kann. Wie soll Europa reagieren? Konsultationen in der Allianz müssen klare Ansagen erbringen: Fortgesetzte Verletzungen des NATO-Luftraums haben einen Preis – im äußersten Fall den Abschuss. Und den Luftraum der Westukraine könnte die NATO durchaus zu ihrer neuen Sicherheitszone erklären. Russische Drohnen und Raketen sind dort nicht länger hinnehmbar", unterstreicht die NZZ AM SONNTAG aus der Schweiz.
In New York findet morgen eine unter anderem von Frankreich organisierte Konferenz zur Anerkennung von Palästina als eigenständigem Staat statt. In der israelischen Zeitung HAARETZ heißt es dazu: "Bereits im Vorfeld gab es eine große Welle der Anerkennung eines palästinensischen Staates: Kanada, Australien, Portugal, Belgien und andere Länder kündigten an, sich der Initiative anzuschließen, und auch Großbritannien wird voraussichtlich folgen. In diesem Monat stimmten 142 Mitglieder der Generalversammlung der Vereinten Nationen für die Verabschiedung der New Yorker Erklärung und ebneten damit den Weg. Die Reaktion Israels war durchweg Ablehnung. Der israelische UNO-Botschafter Danny Danon tat die Aktion als 'Theater' ab. Doch je mehr Israel auf dieser Rhetorik beharrt, desto mehr zeigt es, wie realitätsfern es ist. Diesmal meint es die Welt ernst", ist sich HAARETZ aus Tel Aviv sicher.
Der SUNDAY TELEGRAPH aus London kritisiert die Haltung des britischen Regierungschefs in der Frage und titelt "Starmers Verrat an Israel beschämt Großbritannien". Die Zeitung erwartet: "Heute wird Sir Keir Starmer offiziell bekannt geben, dass Großbritannien die palästinensische Staatlichkeit anerkennen wird. Auch wenn dies in erster Linie von symbolischer Bedeutung ist, wird es zumindest eine reale Auswirkung haben: Die Hamas wird auf ein greifbares Ergebnis ihrer Terrorkampagne gegen Israel verweisen und behaupten können, dass ihre Taktik funktioniert", argumentiert der SUNDAY TELEGRAPH aus Großbritannien.
Aus Sicht der türkischen Zeitung YENI SAFAK trägt die Regierung in Washington durch ihre Unterstützung Israels zur Verschärfung der Lage im Nahen Osten bei: "Je mehr Israel eskaliert, desto mehr wächst die militärische Unterstützung der USA. Präsident Trump hat viele US-Hilfen für das Ausland eingestellt, liefert aber weiterhin Waffen an Israel. Laut Meinungsumfragen verurteilt die Mehrheit der Amerikaner das israelische Vorgehen in Gaza. Doch das kümmert Trump genauso wenig wie seinen Vorgänger Biden. Mit dem Rückhalt der USA bombardiert Netanjahu jedes Land, das ihm ins Auge fällt, und stürzt damit den Nahen Osten ins Chaos." So sieht es die Zeitung YENI SAFAK aus Istanbul, und damit endet diese Ausgabe der Presseschau.