28. September 2025
Die Presseschau

Nach mehreren Drohnensichtungen hat Bundesinnenminister Dobrindt vor einer erhöhten Bedrohungslage in Deutschland gewarnt. Als Konsequenz plant Dobrindt ein Abwehrzentrum und die Änderung des Luftsicherheitsgesetzes.

Die Abfangdrohne A1-Falke der Bundeswehr arbeitet mit einem Netz, um eindringende Drohnen unschädlich zu machen.
Eine Abfangdrohne bei einer Übung der Bundeswehr (picture alliance / dpa / Marcus Golejewski)
Die RHEINPFALZ AM SONNTAG bemerkt: "Dobrindt suggeriert, wir könnten der wachsenden Anzahl illegaler Drohnenflüge leichter Herr werden, wenn wir nur brachial genug drohen. Aber die Wahrheit ist: Ein Abschuss muss der absolute Ausnahmefall bleiben, weil er im Zweifel unwägbare Folgen hätte. Er wäre im Übrigen auch zu teuer. Ein Abschuss per Kampfjet oder Patriot-Rakete kostet Millionen. Die Herausforderung lautet: Drohnen sind billig und können zu Tausenden unseren Luftraum unsicher machen. Statt mit dem größtmöglichen Hammer auf einen Nagel einzudreschen, brauchen wir eine Luftabwehr, die smart ist. Elektronische Störsender, Fangnetze, die andere Drohnen abwerfen – das sind die Mittel", konstatiert die RHEINPFALZ AM SONNTAG aus Landau.
Auch in anderen Länder der NATO wurde wiederholt der Luftraum verletzt. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG führt aus: "Die Debatte über den Abschuss russischer Kampfflugzeuge geht an den wahren Herausforderungen vorbei. Die NATO-Verbände verfügen über wohlaustarierte Einsatzregeln, die im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr stehen. Daran hat Generalsekretär Mark Rutte diese Woche erinnert. Offenbar vermag die NATO Russland damit nicht ausreichend abzuschrecken. Doch gibt es wirksamere Mittel, um Moskau eine Lehre zu erteilen, als unnötige Kämpfe im eigenen Luftraum. Die Mitgliedstaaten könnten der Ukraine all jene Waffen liefern, die nötig sind, um das russische Militär dort zu treffen, wo es ihm wirklich wehtut: kritische Infrastruktur, Rüstungsbetriebe, Waffendepots und Gefechtsstände. Hier wird noch lange nicht alles getan, was möglich wäre", kritisiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Ein Cyberangriff auf einen Server eines IT-Dienstleisters hat quer durch Europa den Betrieb von Flughäfen beeinträchtigt. Die LÜBECKER NACHRICHTEN bemerken: "Das Unternehmen Collins Aerospace gab kürzlich bekannt, einen Auftrag von der NATO erhalten zu haben. Der US-amerikanische Mutterkonzern heißt RTX und ist eines der größten Unternehmen der Rüstungsindustrie. Geht es den mutmaßlichen Cyber-Erpressern also nur ums Geld – oder stecken doch staatliche Akteure dahinter? Die Bundesregierung muss es sich zur Aufgabe machen, Unternehmen der kritischen Infrastruktur zu schulen, immer den sichersten Weg zu wählen. Wenn der Nationale Sicherheitsrat seine Arbeit aufnimmt, muss er eine Schnittstelle zu den Verkehrsunternehmen schaffen. Wir können davon ausgehen, dass dies nicht die letzte Attacke dieser Art war", warnen die LÜBECKER NACHRICHTEN.
Die NZZ AM SONNTAG aus der Schweiz sorgt sich um den Rechtsstaat in den Vereinigten Staaten und fragt: "Erstaunt es uns, dass der US-Präsident das Justizministerium dazu drängte, den ehemaligen Direktor der Bundespolizei FBI, James Comey, anzuklagen? Den Mann, der 2016 gegen Donald Trump Ermittlungen durchführte wegen dessen möglichen Verstrickungen mit Russland? Sind wir erstaunt, dass Trump den Staatsanwalt, der die Klage wegen mangelnder Beweise nicht erhoben hätte, auswechseln ließ und die Rolle der 36-jährigen Lindsey Halligan gab, einer seiner eigenen Anwältinnen mit Fachgebiet Versicherungsrecht, ohne Erfahrung als Staatsanwältin? Nein, wir sind nicht erstaunt. Trump hat versprochen, sich an seinen Feinden zu rächen. Wir sind nur entsetzt darüber, dass ihn niemand stoppt. Entsetzt, wie leicht es ihm fällt, entsetzt, wie viele Lakaien er gefunden hat, die willig sind, den Rechtsstaat zu zertrümmern; wie viele Amerikaner angesichts der Einschüchterungen kuschen: renommierte Anwaltskanzleien, Medienkonzerne, Firmen. Comey ist noch nicht verurteilt. Er will seine Unschuld beweisen, für seine Rechte kämpfen. Genau das sollten die Amerikaner tun, bevor es zu spät ist", empfiehlt die NZZ AM SONNTAG.
Der britische SUNDAY TELEGRAPH beobachtet: "In den USA herrscht eine fieberhafte Atmosphäre, die wenig mit Debatten oder gar gesundem Menschenverstand zu tun hat. Das mächtigste Land der Welt, das doch eigentlich nach den strengen, verbindlichen Vorgaben seiner Gründer aufgebaut wurde, wird nun ganz offensichtlich von Menschen regiert, die persönliche Rache als angemessenes Motiv für die nationale Politik betrachten. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssen in ihrer Erschöpfung und Verzweiflung ein gewisses Gefühl für das aufrechterhalten, was früher als ehrenhafte Verhaltensstandards galt. Zumindest vorläufig scheint die Trump-Regierung beschlossen zu haben, dass Europa sich um seine eigenen Probleme kümmern muss, einschließlich einer möglichen russischen Bedrohung", analysiert THE SUNDAY TELEGRAPH aus London.
Nun in den Nahen Osten. Die österreichische Zeitung PRESSE AM SONNTAG geht auf die Bemühungen von US-Präsident Trump um eine Waffenruhe im Gazastreifen ein. "Der 21-Punkte-Plan der USA zeigt den bisher klarsten, logischsten und vielversprechendsten Ausweg aus dem Gaza-Krieg auf. Wirklichkeit kann das Drehbuch allerdings lediglich dann werden, wenn sowohl Israel als auch die Hamas mitspielen. In Kürze wird der US-Präsident im Weißen Haus Gelegenheit haben, in einem Gespräch direkt auf den israelischen Ministerpräsidenten einzuwirken. Vor der UNO hat Trump unmissverständlich erklärt, dass der Krieg in Gaza ein Ende haben müsse. Doch Netanjahu hat in den vergangenen zwei Jahren immer wieder großes Geschick darin bewiesen, sich nicht von den USA in die Pflicht nehmen zu lassen. Im Gegenteil: Der israelische Premier preschte wiederholt vor, weil er wusste, dass die Supermacht den jüdischen Staat im Zweifel stets verteidigen werde. Netanjahu führte zuerst Joe Biden und dann Donald Trump am Nasenring durch die Arena. Wird es diesmal anders sein? Der Termin im Weißen Haus wird ein Gradmesser dafür sein, wie weit der Einfluss und die Überzeugungskraft des US-Präsidenten reichen", vermerkt die PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
"Trump muss verstehen, dass Netanjahu nicht vorhat, den Krieg zu beenden", heißt es in der israelischen Zeitung HAARETZ. "Es gibt einen Plan, der auch von arabischen Führern unterstützt wird. Israel muss jetzt klar und deutlich sagen: Ja zu einem Geiselabkommen, ja zur Beendigung des Krieges und ja zu einer Regelung für den 'Tag danach' in Gaza. Die Verantwortung liegt nun beim US-Präsidenten: Er muss auf ein Abkommen bestehen, das die Geiseln befreit und das Blutvergießen beendet", fordert HAARETZ aus Tel-Aviv.
Zum Schluss ein anderes Thema. Die dänische Regierung hat mehrere tausend Inuit-Frauen auf Grönland um Entschuldigung gebeten, denen vor Jahrzehnten ohne ihre Zustimmung Spiralen zur Empfängnisverhütung eingesetzt wurden. Die dänische Zeitung POLITIKEN führt aus: "Es war bewegend zu sehen, wie Grönländerinnen nach dem Spiralenskandal so etwas wie moralische Genugtuung erfuhren. Aber es bleibt beschämend, dass Dänemark wehrlosen Mädchen und Frauen zwangweise Spiralen einsetzen ließ und erst Jahrzehnte später die Verantwortung dafür übernahm. Und was haben die betroffenen Frauen davon, dass Premierministerin Mette Frederiksen erst 2025 nach Nuuk reiste und sich vorbehaltlos im Namen Dänemarks entschuldigte? Eine Entschuldigung allein reicht nicht. Es ist verständlich und richtig, dass die Regierung einen Versöhnungsfonds für das Unrecht einrichten will. Aber es muss - gerne nach kanadischem Vorbild - auch eine dauerhafte Wahrheitskommission geben. Diese muss prüfen, welche Schatten der Kolonialismus hinterlassen hat, und dann muss es reelle Konsequenzen geben, damit wir an diesem schwierigen Weg der Aussöhnung festhalten."