09. November 2025
Die Presseschau

Kommentarthemen sind heute unter anderem die Machtverschiebungen zwischen Russland, den USA und China sowie die Klimakonferenz.

Russlands Präsident Wladimir Putin sitzt bei einem Treffen an einem Tisch, beide Unterarme aufgestützt, in der linken Hand einen Bleistift mit der Spitze nach oben.
Russlands Präsident Putin (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Aleksey Babushkin)
Zu Russland beobachtet die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT: "Einige Analysten in Russland räumen ein, dass der Kreml seinen Einfluss im postsowjetischen Raum, insbesondere im Südkaukasus, verliert. Russland hat etwa versucht, Abchasien und Südossetien als Druckmittel gegen Georgien einzusetzen, um dort eine prorussische Linie zu etablieren. Doch dieser Plan ist gescheitert. Georgien könnte bald wieder den Weg in die Europäische Union einschlagen. Das würde bedeuten, dass die 'Soft Power' Russlands in der Region schrittweise verschwindet. Der schwerwiegendste Verlust für den Kreml ist die Entfremdung Armeniens von Russland sowie die Annäherung des Landes an den Westen und die Türkei. Auch die neuen regionalen Bündnisse zwischen Aserbaidschan, der Türkei, Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan schaffen eine veränderte geopolitische Realität, die Russlands Interessen beeinträchtigt. Putin glaubt, er stelle das russische Imperium wieder her - tatsächlich leitet er jedoch dessen Zerfall ein", glaubt MÜSAVAT aus Baku.
Der SPIEGEL hält angesichts der von US-Präsident Trump angekündigten Atomwaffentests eine Eskalation zwischen Großmächten für nicht ausgeschlossen: "Man muss kein Apokalyptiker sein, um zu glauben, dass ein atomares Inferno wieder möglich ist. Im Oktober 2022, als die ukrainischen Truppen auf breiter Front vorrückten, dachte Kremlchef Wladimir Putin offenbar zumindest darüber nach, taktische Atomwaffen auf dem Schlachtfeld einzusetzen. Russland werde notfalls auf alle Waffensysteme zurückgreifen, die man habe, verkündete der russische Präsident zu jener Zeit. Man mag das für russische Propaganda halten. Aber sicher ist, dass mit der Drohung eines nuklearen Armageddon wieder Politik gemacht wird. China ist in den vergangenen Jahren zu einer atomaren Supermacht aufgestiegen, die laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri etwa 600 Atomsprengköpfe auf Lager hat. Ein Land, das seinen aggressiven Machtanspruch in der Region nicht verhehlt", notiert der SPIEGEL.
Vor wenigen Tagen stellte China seinen ersten selbst entwickelten Flugzeugträger in Dienst. Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO betont: "Der lang gehegte Traum Chinas von einer Seemacht ist wahr geworden. Der chinesischen Nation ist eine Metamorphose von einem Schwächling zu einem starken Mann gelungen. Innerhalb von weniger als 20 Jahren hat die Volksrepublik das geschafft, wofür der Westen Jahrhunderte brauchte. Mit dem Besitz von nun drei Flugzeugträgern ist die chinesische Marine über den eigenen Küstenschutz hinaus in der Lage, Kämpfe und Selbstverteidigung auch in der Hochsee durchzuführen. Das wird die Vorherrschaft über die Weltmeere tiefgreifend verändern", ist HUANQIU SHIBAO aus Peking überzeugt.
Auch auf den Philippinen beobachtet man die Weltlage - aktuell jedoch vor allem mit Blick auf die Kathastrophenhilfe. Denn binnen weniger Tage wird auf dem Inselstaat der zweite Taifun erwartet. Die MANILA TIMES schreibt: "In der langen Geschichte der Naturkatastrophen auf den Philippinen waren die Vereinigten Staaten stets der erste, großzügigste und fähigste Helfer. Diesmal wird das nicht der Fall sein. Der Despot im Weißen Haus hat die Hilfsagentur USAid innerhalb weniger Tage nach seinem Amtsantritt abgeschafft, als Zeichen seiner Verachtung gegenüber dem Rest der Welt. Die clown-hafte US-Regierung ist derzeit zudem wegen des Haushalts-Shutdowns lahmgelegt. All das sollte von der chinesischen Führung als einmalige Chance betrachtet werden. Wenn China wirklich sein Ziel verfolgt, der 'große Bruder' der Welt zu werden, würde es den Philippinen sofort umfangreiche Katastrophenhilfe anbieten. Dies würde die feindselige Haltung sowohl der philippinischen Regierung als auch der Öffentlichkeit abmildern und anderen Ländern in der Region signalisieren, dass China ein respektables und vertrauenswürdiges Land ist. Leider ist eine solche Hilfe für die Philippinen nicht in Sicht", beklagt die MANILA TIMES.
Nun zur Klimakonferenz, die morgen beginnt. Die japanische Zeitung MAINICHI SHIMBUN vermerkt: "Das ist die erste Weltklimakonferenz nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen. Nun haben lediglich gut 60 Staaten ihre Klimaziele eingereicht. Der Grund ist wohl der Einfluss von US-Präsident Trump, der die Rückkehr zur fossilen Energie großgeschrieben hat. Auf der UNO-Generalversammlung im September bezeichnete er den Kampf gegen den Klimawandel als den 'größten Betrug der Weltgeschichte'. Selbst die Europäische Union, die die weltweite Klimapolitik bislang angeführt hat, musste neulich ihren ursprünglichen Plan abschwächen, weil sich die Mitgliedstaaten nicht einigen konnten. Doch in den zehn Jahren seit dem Pariser Abkommen sind die katastrophalen Klimaereignisse immer schlimmer geworden. Damit die damals beschlossenen Projekte sich nicht in Luft auflösen, muss sich die internationale Gemeinschaft jetzt fester zusammenschließen", mahnt MAINICHI SHIMBUN aus Tokio.
Die WELT AM SONNTAG sieht dafür kaum Chancen: "Es ist die angespannte geopolitische Großwetterlage, die keinen Raum mehr lässt für partnerschaftlichen Multilateralismus, ohne den im Klimaschutz nichts geht. Die Systemkonkurrenz zwischen Demokratien und Autokratien hat geostrategische Risiken und Rivalitäten erzeugt, die viele Staatenlenker aus Selbstschutz ins Nationale zurückfallen lassen. Statt Freihandel gibt das neue Schlagwort 'Resilienz' die Richtung vor. Es bedeutet Unabhängigkeit vom Handelspartner, nationale Selbstversorgung, Abschottung durch Zölle. Die Globalisierung legt den Rückwärtsgang ein. Klimaschutz, der kurzfristig mehr Kosten als Gewinne produziert, kommt in so einem Umfeld zuerst unter die Räder. Der Versuch deutscher Klimapolitiker, sich dieser ablaufenden Flut allein entgegenzustellen, gleicht einem ökonomischen Suizidversuch", meint die WELT AM SONNTAG.
Die Zeitung THE AUSTRALIAN beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen Lage des eigenen Landes - und blickt dabei auch auf Europa. "Australien muss weder eine Rezession noch eine Stagflation fürchten. Aber wir gleiten in eine Malaise ab; die Lage ist angespannt, da die Wirtschaft zwar langsam vor sich hin plätschert, aber ihr die Vitalität fehlt. Doch wir sind nicht das einzige Land, das unter einer Produktivitätsflaute leidet. Ein Wachstum von zwei Prozent - wenn es denn erreicht wird - ist besser als die Aussichten für das alternde, stillstehende, scheiternde Europa; es ist doppelt so hoch wie die Rate, die der Internationale Währungsfonds für Deutschland, Frankreich und Italien für das nächste Jahr veranschlagt hat, und dreimal so hoch wie die Rate für Japan. Trotz aller finanziellen Schwächen scheint unsere Verschuldung tragbar zu sein. Sie befindet sich noch nicht in der Krisenzone, mit der unsere reichen Wirtschaftspartner konfrontiert sind", unterstreicht THE AUSTRALIAN.
Die WASHINGTON POST aus den USA kommentiert den Vergütungsplan für Elon Musk, den die Tesla-Aktionäre bewilligt haben: "Sowohl linke als auch rechte Politiker beklagen, dass die amerikanische Wirtschaft immaterielle Werte höher bewerte als materielle. Sie kritisieren, dass viel Geld an Private-Equity-Mogule gehe, die nichts herstellten. Aber Musk bekommt seine Billion nur, wenn er eine Menge physischer Dinge produziert – Autos, Trucks, Roboter und Batterien. Musk hat oft zu viel versprochen und zu wenig gehalten. Aber wenn er Erfolg hat, dann wird er gute Jobs für Tausende Amerikaner geschaffen haben und neue Technologien, die andere weiterentwickeln und verbessern können. Er wird unzählige Leben verbessert haben, während er einen kleinen Teil des Reichtums, den er erschaffen hat, für sich nimmt. Tesla ist überzeugt, dass Musk ein einzigartiger Anführer ist, der sein Geld wert ist. Der Markt wird entscheiden, ob das stimmt", hält die WASHINGTON POST fest - und damit endet die Presseschau.