
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU erläutert: "Wieder einmal haben Unruhen an Jerusalems heiligen Stätten eine brandgefährliche Kettenreaktion ausgelöst. Das Muster ist bekannt. Aber diesmal flogen Raketen nicht nur aus Gaza, sondern auch aus Südlibanon Richtung Israel, das die Angriffe erwartungsgemäß mit heftigem Bombardement heimzahlte. Jetzt sollen Ägypten und ebenso Frankreich Feuerwehr spielen. Gelingen kann das allenfalls bedingt. Denn wer vermag das großteils besetzte Westjordanland noch zu befrieden, wo zwei junge Israelinnen am Karfreitag bei einem palästinensischen Attentat starben und radikale Siedler – auch das ein Muster – Vergeltung schworen? Schließlich sitzen ihre Verbündeten im Kabinett Netanjahu", notiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Das Kabinett Netanjahu müsse sich kritische Fragen stellen lassen, meint die BERLINER MORGENPOST: "Bei allem Bemühen, gewaltsame Ausschreitungen auf dem auch den Juden heiligen Tempelberg in Jerusalem zu verhindern: Der Polizeieinsatz in der Al-Aksa-Moschee war überzogen. Die Bilder von prügelnden Sicherheitskräften, die mit Gummigeschossen und Blendgranaten gegen palästinensische Jugendliche vorgingen, befeuerten die Hamas-Propaganda. Besser wäre es gewesen, wenn sich die Regierung im Vorfeld eine Strategie der Deeskalation überlegt hätte. Der Tempelberg ist ein extrem sensibler Ort. Die Gefahr, dass religiöse Empfindlichkeiten verletzt werden, ist hoch. Umso behutsamer muss die Politik vorgehen, Provokationen antizipieren und nach Möglichkeit Spannungen über Gesprächskanäle abbauen", empfiehlt die BERLINER MORGENPOST.
Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU beobachtet: "Einen neuen Libanon-Krieg zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah will keine Seite. Das ist der einzige Lichtblick in einem Bild, das ansonsten düster ist, und zwar auch, was die innere Situation Israels angeht. Verteidigungsminister Yoav Galant, gerade jetzt ein entscheidend wichtiger Mann, agiert in einem Schwebezustand. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Entlassung angekündigt, aber nicht vollzogen. Auslöser dieser gefährlichen Groteske war eine Justizreform, zu deren treibenden Kräften radikale Siedlervertreter gehörten. Die Reform ist jetzt auf Eis gelegt, dafür darf einer der Siedler-Minister nun eine Privatmiliz aufbauen. So hält eine extremistische Minderheit das Land im Griff. Nicht nur der äußere Feind Iran, auch diese Extremisten gefährden Israels Sicherheit", unterstreicht die KÖLNISCHE RUNDSCHAU.
Themenwechsel. Zum Abschluss ihres China-Besuchs haben der französische Präsident Macron und EU-Kommissionchefin von der Leyen mit der Führung in Peking noch einmal über den Ukraine-Krieg gesprochen. Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER bilanziert: "Das war eine Niederlage mit Ansage. Es zeugt schon von großem Optimismus oder einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung, wenn Frankreichs Präsident Macron und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen glauben, China von der Seite Russlands abbringen zu können. Dafür ist das militärische Gewicht Europas viel zu gering und die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Reich der Mitte viel zu groß. Europa versucht es in Peking mit verteilten Rollen. Während Macron einen moderaten Ton gegenüber Staatschef Xi anschlägt, findet von der Leyen klare Worte und kritisiert offen Pekings Haltung im Ukraine-Krieg. Doch das ist wirkungslos. Es ist schlicht in Chinas Interesse, dass es mit Blick auf die geostrategische Rivalität mit den USA an seinem Verbündeten festhält. Deshalb ließ Xi die Kritik abperlen und wiederholte seine altbekannte Position", notiert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt fest: "Macron und von der Leyen haben sehr einhellig klargemacht, dass man Chinas Absichten auch an der Russland- und Ukraine-Politik messen wird. Das ist eine wichtige Ansage: Der Vertrauenstest beginnt und endet bei Krieg und Frieden. Xi Jinping kann kein Interesse an diesem Regionalgemetzel haben, weil es ihn immer stärker an der Seite Russlands fesselt. So wird er unbeweglich im Machtspiel zwischen den USA und der EU. China muss also den Ukraine-Test bestehen, wenn es die rapide fortschreitende Zweiteilung der Welt noch ein wenig hinauszögern will", erwartet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG geht ein auf die Türkei-Reise des russischen Außenministers: "Unzählige Male haben führende russische Politiker in den vergangenen Monaten die Bedingungen Moskaus für Friedensgespräche mit der Ukraine wiederholt - wie nun in der Türkei Außenminister Sergej Lawrow. Deren doppelter Kern ist die Anerkennung der Annexion ukrainischer Gebiete und der als 'Entnazifizierung' umschriebene Sturz der demokratisch gewählten Regierung in Kiew. Das bedeutet: Russland ist nur bereit, über die Bedingungen einer Kapitulation der Ukraine zu verhandeln. Was das für die Ukrainer bedeuten würde, lassen die Berichte aus den besetzten Gebieten und die ebenfalls zahlreichen prominenten russischen Äußerungen darüber erahnen, dass die Idee einer selbständigen Ukraine ausgelöscht werden müsse", schreibt die F.A.Z.
Das Ende der letzten Corona-Schutzmaßnahmen, wie etwa die Maskenpflicht für Besucher von Gesundheitseinrichtungen, ist Thema in der LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus: "Bei aller Freude darüber geht damit auch ein Auftrag zur politischen Aufarbeitung einher. Es wäre eine Schande, wenn wir uns in der nächsten Pandemie eingestehen müssten, dass wir die gemachten Fehler wiederholen, weil wir nicht aus ihnen gelernt haben. Mittlerweile ist es zum Glück unstrittig, dass die Politik bei den Schulschließungen überzogen hat. Eine Enquete-Kommission sollte klären, welche Maßnahmen wie gewirkt haben und die Erkenntnisse sachlich ausdiskutieren", schlägt die LAUSITZER RUNDSCHAU vor.
Ähnlich äußert sich die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört: "Es ist richtig, das Krisenmanagement kritisch zu beleuchten, die teils haarsträubenden Behörden-Defizite schnellstens zu beheben und untaugliche Schutzmaßnahmen für die Zukunft auszusortieren. Was wir aber auf gar keinen Fall brauchen, ist eine Abrechnung."
Die Zeitung ND.DIE WOCHE kritisiert, es fehle... "... eine Art Notfallplan für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch noch einmal eine gefährliche Virusvariante um die Ecke kommt. Und es gibt keine wirkliche Impfstrategie, obwohl sich viele Bürger fragen, ob sie sich erneut boostern lassen sollen. Statt die aktuellen Fragen zu beantworten, ziehen Politiker lieber ihr Fazit und vermitteln so zwischen den Zeilen den falschen Eindruck, dass Corona vorbei ist. Die miserable Kommunikation der verantwortlichen politischen Stellen zieht sich weiter wie ein roter Faden durch die Covid-Zeit in Deutschland", argumentiert ND.DIE WOCHE.
Nun noch Stimmen zum Osterfest. Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg führt aus: "Ostern ist mehr als das Fest, an dem Christen die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz feiern. Der Blick auf die Jüngerinnen und Jünger, von denen die Evangelien erzählen, lehrt auch: Nach Krisenzeiten beginnt etwas Neues. Parallelen zur aktuellen Situation? Krisen wie der Angriffskrieg auf die Ukraine, der menschengemachte Klimawandel oder der Energiemangel scheinen ausweglos zu sein. Vom Ostergeschehen ist zu lernen, dass Lösungen sich dort auftun, wo Menschen für Neues offen sind", hebt die SCHWÄBISCHE ZEITUNG hervor.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER findet: "Es braucht ein neues Ostern: eine Spurensuche nach den Lebenszeichen, die Jesus unter den Menschen seiner Zeit gesetzt hat. Jenseits von Weiheämtern und kirchlicher Autoritätsanmaßung kommen hier alle Christinnen und Christen ins Spiel, die ihre Erfahrungen an der biblischen Überlieferung messen und daraus Kraft für ihr Leben gewinnen." Das war zum Ende der Presseschau ein Auszug aus dem KÖLNER STADT-ANZEIGER.