
Zum Gipfeltreffen in Brasilien schreibt die BERLINER MORGENPOST: "Der menschengemachte Klimawandel verändert das Leben auf diesem Planeten massiv. Umso enttäuschender ist der Ausgang des Amazonas-Gipfels. Die acht Anrainerstaaten konnten sich im brasilianischen Belém nicht auf das Ziel verständigen, alle Abholzungen im Regenwald zu stoppen. Wie wichtig der südamerikanische Urwald und andere Regenwälder für den Erhalt des Weltklimas sind, ist seit Jahren bekannt. Experten warnen davor, dass ein Kipppunkt in der Balance des sensiblen Ökosystems bald erreicht sein könnte. Die Zerstörung des Amazonasgebietes ist kein fernes, abstraktes Problem. Wir sollten massiv in den Schutz der Regenwälder investieren. Denn ohne den Regenwald hat der globale Klimaschutz keine Chance", ist die BERLINER MORGENPOST überzeugt.
Die STUTTGARTER ZEITUNG moniert: "Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Der Amazonas-Gipfel sollte der große Wurf werden. Der Durchbruch für die bedrohte Regenwaldoase. Aber das Treffen hat ernüchternd deutlich gemacht, dass sich nicht einmal die Staaten der Region darin einig sind, das einzigartige Biotop zu schützen und damit den Klimawandel ein Stück zu verlangsamen. So hat wieder die Ökonomie über die Ökologie gesiegt. Die Verlierer dieses Gipfels sind der Amazonas, seine Einwohner, vor allem die Ureinwohner und – die Weltgemeinschaft", stellt die STUTTGARTER ZEITUNG fest.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder bilanziert: "Jetzt ist klar, ein Abkommen zum Stopp der Regenwald-Abholzung wird in den nächsten Jahren nicht gelingen, allen Warnungen vor den Auswirkungen auf das globale Klima zum Trotz. Doch vor einer Anklage mit erhobenem Zeigefinger darf man die deutschen Regenwaldfreunde nur warnen. Schließlich wahren die südamerikanischen Länder damit nur ihre unmittelbaren Interessen. Sie sind zwar generell gegen die weitere Abholzung, über das 'Wie' gehen aber die Ansichten weit auseinander. Das ist übrigens auch hierzulande so, wo fast jeder für mehr Klimaschutz plädiert, aber konkret dann doch große und berechtigte Bedenken hat, wie zuletzt beim Heizungsgesetz demonstriert", gibt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG zu Bedenken.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gibt ein paar Eindrücke aus dem südamerikanischen Winter 2023 wieder: "In Buenos Aires kletterte das Thermometer im Juli auf fast 30 Grad, doppelt so viel wie sonst um diese Jahreszeit. In Bolivien trocknen Seen aus, in Uruguay kommt wegen Trinkwassermangels nur noch Salzwasser aus den Hähnen. Kurz: Auch in Südamerika ist der Klimawandel nicht mehr zu leugnen. Gleichzeitig liegt in der Region aber auch die wohl wichtigste Waffe im Kampf gegen ihn: Der Amazonas-Regenwald, Heimat von geschätzten 400 Milliarden Bäumen. Doch auch wenn die Abschluss-Erklärung mehr als 100 Forderungen, Vorschläge und Ziele enthält, so fehlen doch wichtige Kernpunkte, allen voran ein gemeinsamer Zeitrahmen, bis wann man den Kahlschlag im Amazonasgebiet stoppen will", erläutert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die TAZ sieht für den Ausgang des Amazonas-Gipfels eine Mitverantwortung auch in Europa: "Bisweilen stände gerade Europa, das schon vor Jahrhunderteneinen Großteil seiner Wälder rodete, ein bisschen mehr Zurückhaltung gutan. Die EU sollte sich die Vorschläge aus Südamerika genau anhören. ZumBeispiel diesen: Lula pocht auf jährliche Zahlungen der Industrienationenin Höhe von 100 Milliarden US-Dollar, damit Länder wie Brasilien ihreAbholzung reduzieren können. Das wurde bereits auf der Weltklimakonferenzim Jahr 2009 beschlossen. Passiert ist bisher aber nichts", kritisiert die TAZ.
Und damit zum nächsten Thema, der angekündigten digitalen Aufholjagd von Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Gesundheitswesen und des E-Rezeptes. Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster haben Zweifel: "Der Leidensweg des elektronischen Rezepts ist nur ein Beispiel für die Digitalferne des deutschen Gesundheitssystems. Die elektronische Patientenakte ist eingeführt - wird aber kaum genutzt. Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, eAU, gibt es erst seit 2022. Nun also kommt das E-Rezept. Man möchte wetten, dass seine Einführung weiter konterkariert wird: Die gute alte Zettelwirtschaft hat doch auch funktioniert. Und wenn die Kassenärztliche Bundesvereinigung gegen die Einführung des E-Rezepts nach wie vor mit dem Argument Front macht, es seien noch nicht alle Praxen in der Lage, eine elektronische Verordnung auszustellen, fasst man sich nur noch an den Kopf", konstatieren die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN.
Auch das STRAUBINGER TAGBLATT prognostiziert: "Wer das Chaos bei Einführung der elektronischen Krankschreibung betrachtet hat, weiß allerdings, wie schwierig es in Deutschland mit seiner Technologieskepsis ist, den digitalen Fortschritt voranzutreiben. Das gilt auch für das E-Rezept, das ab Januar Pflicht wird. Es ist wirklich nicht mehr zeitgemäß, dass noch Millionen Papierrezepte ausgestellt werden. Und auch die technischen Schwierigkeiten, die die Ärzte melden, und die zur Folge haben, dass noch immer wenige E-Rezepte bei den Apotheken eingehen, sind ärgerlich", urteilt das STRAUBINGER TAGBLATT.
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle vermerkt: "Praktisch ist die Sache nicht so einfach. Denn die Übermittlung via Krankenkassenkarte setzt voraus, dass Arzt und Apotheke des Patienten über die nötige Technik verfügen. Die App einzurichten, ist kompliziert - und zumindest für viele ältere Patienten wohl zu kompliziert. Einen ausgedruckten digitalen Code aus der Arztpraxis in die Apotheke zu bringen, ist keine wirkliche Digitalisierung, sondern eher deren Karikatur. Deshalb müssen Arztpraxen und Apotheken technisch ertüchtigt werden und das wird wohl Jahre dauern", vermutet die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG.
Und die FRANKENPOST aus Hof resümiert: "Die Probleme des E-Rezeptes sind eng mit der 'Gematik' verwoben. Jener nationalen Agentur für digitale Medizin, die im Internet vollmundig das 'Gesundheitssystem von morgen' zu liefern verspricht. Bislang mit äußerst mäßigem Erfolg. So ist es Karl Lauterbach zu wünschen, in Sachen Digitalisierung endlich den großen Wurf zu landen. Alte, teure Prozesse müssen entstaubt werden. Daten können Leben retten. Es muss Ziel sein, sie zum Wohl der Bürger zu nutzen."
Das Bundeskabinett hat Details für den Klima- und Transformationsfonds auf den Weg gebracht. Aus diesem Sondervermögen sollen Milliardensummen für Gebäudesanierung, Elektromobilität und zur Ansiedelung von Halbleiter-Fabriken fließen. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG meint: "Die Diskussionen über ein Investitions- oder Konjunkturprogramm haben sich mit dem Kabinettsbeschluss vom Mittwoch eigentlich erledigt. Es gibt dieses Programm längst, es heißt Klima- und Transformationsfonds. Knapp 212 Milliarden Euro will die Ampelkoalition in den kommenden vier Jahren ausgeben, um die Transformation Deutschlands hin zur Klimaneutralität zu fördern. Selbst wenn der Inflation Reduction Act am Ende doch mehr kostet als die 370 Milliarden Dollar, die die amerikanische Regierung für einen Zeitraum von zehn Jahren ins Schaufenster gestellt hat: Der Eindruck, alle Welt verteile munter Geld, während Deutschland kaputtgespart werde, täuscht. Auch in Deutschland regiert das Füllhorn", ist die F.A.Z. sicher.
Und in der SÜDWESTPRESSE aus Ulm heißt es: "Entscheidender als ein Programm, das Staatsschulden und Inflation erhöht, ist ein mittelfristiger Umbau. Was es braucht, ist eine Konzentration auf Veränderbares: der staatliche Sektor darf nicht weiter wachsen, höhere Abschreibungen sollten Investitionen freisetzen, die Gründerszene gehört nach Kräften unterstützt, die Körperschaftsteuer gesenkt, Zukunftstechnologien in den Mittelpunkt gesetzt. Internationale Unternehmen müssen angelockt werden, wie es derzeit in der Chip-Industrie passiert. Statt Konjunkturprogramm sollte mehr Wandel gewagt werden." Mit diesem Zitat aus der SÜDWESTPRESSE endet die Presseschau.