
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kommentiert den Fall folgendermaßen: "Erst wurde der Eindruck erweckt, als wäre kaum etwas geschehen: Von den ersten Flüchen Wladimir Putins über Verräter am letzten Juni-Wochenende bis zum öffentlichen Wiederauftauchen des Meuterers Jewgenij Prigoschin waren überraschenderweise nur wenige Tage vergangen. Aber es gab schon früh auch jene Stimmen, die sich dies nicht vorstellen konnten: dass jemand ungeschoren vor der Weltöffentlichkeit gegen die russische Armeespitze aufbegehren könne. Todesfälle unter dubiosen Umständen hat es zuletzt häufig gegeben in Russland, Fensterstürze und vermeintliche Selbstmorde, die letztlich ungeklärt blieben. Der Absturz der Prigoschin-Maschine ist ein sehr viel wuchtigeres Ereignis. Woran kein Zweifel bestehen dürfte: dass all jene in der russischen Elite, die eines Tages mit einem Aufstand liebäugeln sollten, schon jetzt gewarnt sind. Die Folgen von Widerstand sind unkalkulierbar", konstatiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die BADISCHE ZEITUNG erläutert: "Auch Jewgeni Prigoschin war einer derjenigen, denen es so lange gut ging, so lange sie dem System Putin nützlich waren. Prigoschin hatte den höchsten Frevel begangen, den es in Russland gibt - er hatte vor aller Welt die Macht des Präsidenten in Frage gestellt. Genau zwei Monate nach dem Wagner-Aufstand fiel nun der Jet vom Himmel. Dabei zählte Prigoschin lange zu jenen, die dank persönlicher Nähe zu Putin reich und mächtig wurden. Wie aus dem Petersburger Kleinkriminellen in der Seilschaft seines Gönners ein schwerreicher Unternehmer und Söldnerchef wurde, ist typisch im System Putin. Seit dem Wagner-Aufstand wurde Prigoschin ins Exil gedrängt und systematisch entmachtet. Und es gab viele, die ihm ein baldiges Ende voraussagten", bemerkt die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG befasst sich mit dem Gipfel der BRICS-Staaten - und ist skeptisch, ob Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gemeinsam viel erreichen werden: "Der chinesische Staats- und Parteichef ist dafür, den lockeren Zusammenschluss großer Schwellenländer zu erweitern. Xi Jinping möchte die 'BRICS-Familie', wie er es nennt, vergrößern. Man darf getrost annehmen, dass Xi für sich dabei die Rolle des Oberhaupts vorgesehen hat. Und spätestens an diesem Punkt wird die Staatengruppe an die Grenzen ihrer politischen Möglichkeiten stoßen. Zwar ist Russland nicht mehr in der Lage, chinesischen Ambitionen auf Führerschaft ernsthaft etwas entgegenzusetzen. Aber dass sich Indien einem 'Familienvater' Xi Jinping in irgendeiner Weise beugen würde, ist undenkbar", erklärt die F.A.Z.
Ähnlich sieht es die Zeitung ND.DER TAG: "Schon die Eröffnungsreden in Johannesburg haben es klar gemacht: Der gemeinsame Nenner der BRICS-Staaten ist klein. Russlands Präsident Putin will BRICS und andere als Unterstützer für seinen Angriffskrieg gewinnen, was ihm nicht gelingt. Nicht mal China bekennt sich zur Lieferung auch nur einer Patrone. Chinas Präsident Xi Jinping will Rückendeckung für die sich verschärfende Auseinandersetzung mit den USA. Doch weder Südafrika noch Brasilien und schon gar nicht Chinas regionaler Rivale Indien wollen Konflikte mit den USA eskalieren, sondern eindämmen - aus der Einsicht, dass Konflikte den Globalen Süden teuer zu stehen kommen, seien es Kriege oder Blockaden, wovon Kuba ein Lied singen kann. Brasiliens Präsident Lula geht es darum, die Interessen des Globalen Südens gebündelt zu organisieren. Von Peking und Moskau ist das nicht zu erkennen." Das war ND.DER TAG.
Die LEIPZIGER VOLKSSTIMME ist der Meinung: "Der Westen muss die BRICS-Gruppe noch nicht fürchten, sollte sie aber auch nicht unterschätzen. Überzeugen kann nur, wer jeden Tag vorlebt, dass er tatsächlich das bessere System hat. Wenn es auch viele unterschiedliche Interessen in der BRICS-Gruppe gibt, so eint die Vertreter beim Treffen in Johannesburg ein Regierungsstil, der von autoritär bis totalitär reicht, und eine Politik, die darauf abzielt, die 'Vorherrschaft der Amerikaner auf der Welt' zu brechen."
Und damit zum nächsten Thema. Die Bundesregierung hat das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht. Damit soll es künftig möglich sein, Geschlechtseintrag und Vornamen in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern zu lassen. Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG stellt heraus: "Transsein ist kein 'Trend' und wird nie einer sein. Dafür ist der Weg zu schwer. Viele Betroffene kämpfen ihr Leben lang damit, dass sie sich anders fühlen, als das Umfeld sie wahrnimmt. Oft erleben sie Ablehnung und Ausgrenzung. Wenn sie dann den Mut gefasst haben, sie selbst zu sein, sollte ihnen der Staat nicht im Weg stehen. Die Ampel korrigiert einen Missstand und betreibt keinen Kulturkampf. Wer das behauptet, ignoriert die Nöte jener Menschen", meint die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle.
Das STRAUBINGER TAGBLATT betont: "Bestimmte Fragen lässt die Regierung offen, was unweigerlich zu aufsehenerregenden Gerichtsverfahren, Meinungsschlachten in den sozialen Medien und einer weiteren Verhärtung der Fronten führen wird. Wer etwa welche Toilette benutzt, in die Damensauna darf oder im Frauenwettbewerb starten, müssen Wirte, Bademeister und Sportverbände entscheiden. Der Strafvollzug steht vor ungelösten Herausforderungen. Und auch dass von Feministinnen hart erkämpfte Quotenregelungen in Politik und Wirtschaft unterlaufen werden, ist keinesfalls auszuschließen. Eindeutigkeit hätte dem Gesetz an vielen Stellen gut getan. So droht sich die komplizierte Debatte um Gender, Identität, Geschlecht und sexuelle Orientierung nur weiter aufzuheizen", fürchtet das STRAUBINGER TAGBLATT.
Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz wirft ein: "Fatal wäre es, wenn das Gesetz als Zeichen aufgefasst würde, das Wechseln des Geschlechts sei künftig beliebig. Deshalb müssen die weitergehenden Vorstöße, schon 14-Jährigen eine Änderung ohne Zustimmung der Eltern zu erlauben, gestoppt werden."
Der MÜNCHNER MERKUR gibt zu bedenken: "Die Regierung darf sich nicht wundern, wenn sie für ihr neues Gesetz auch viel Kopfschütteln erntet. Das liegt daran, dass die Ampel bei vielen Themen, die den Bürgern in ihrer breiten Mehrheit berechtigte Sorgen bereiten, nicht oder nur unter größten Mühen zusammenfindet, während sie umgekehrt hingebungsvoll um die Anliegen auch noch der kleinsten Minderheiten kreist. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der fürsorgliche Umgang mit Minderheiten ist wichtig und adelt eine Gesellschaft. Doch sollten Politik und Medien den Eindruck vermeiden, eine vorrangig von grünen urbanen Eliten gesetzte 'woke' Agenda abzuarbeiten", unterstreicht der MÜNCHNER MERKUR.
Und zuletzt ein Kommentar aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU zur geglückten indischen Mondlandung: "Indien hat als viertes Land nach der Sowjetunion, den USA und China eine Raumsonde auf den Mond gebracht. Die sanfte Landung von 'Chandrayaan-3' begeistert die Menschen in Indien – sicher auch, weil die russische Mission vor ein paar Tagen scheiterte. Sie werden es gleichsetzen mit einer technischen Überlegenheit. Und wenig überraschend versucht Premierminister Modi den Triumph nationalistisch zu nutzen, wenn er von einem 'Siegesschrei für das neue Indien' spricht. Dies verdeutlicht, dass es bei der Renaissance der Mondfahrt weniger um den Menschheitstraum geht, den Erdtrabanten zu besuchen, als vielmehr um Prestige und nationales Geltungsbedürfnis. Das erinnert an den Wettlauf während des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Ein wenig zeigt dieser Fortschritt auch die rückschrittliche Entwicklung der internationalen Gemeinschaft. In der Raumfahrt haben Nationen zusammengearbeitet. Bei den aktuellen Missionen verfolgt jedes Land eigene Interessen."