
Aus Sicht der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG kommt die Studie sehr spät und zeichnet ein verheerendes Bild: "Vieles konnte man ahnen. Die unmenschlichen Zustände etwa in der Heimerziehung der Nachkriegszeit sind seit langem bekannt. Die Schilderungen der Betroffenen und das schiere Ausmaß der Taten machen sprachlos. Diese Studie wird das Selbstverständnis vieler Protestanten erschüttern. Sie ist ein Schock. Wenn die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen, könnte er sich als heilsamer Schock erweisen. Dafür muss die evangelische Kirche mit Gewissheiten und Gewohnheiten brechen. Es ist zu wünschen, dass ihr dies gelingt", hebt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG hervor.
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG kritisiert: "Die Evangelische Kirche in Deutschland hat nicht nur sehr lange abgewartet, bis sie dem Umfang des Grauens in den eigenen Reihen wissenschaftlich nachgegangen ist. Sie hat auch Zweifel geweckt, dass sie es mit ihrem Transparenzversprechen wirklich ernst meint. Denn nur eine von 20 Landeskirchen sah sich in der Lage, die von den Wissenschaftlern angeforderten Daten aus Personalakten zu liefern."
Auf diesen Aspekt geht auch die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg ein: "In fast allen Archiven konnten die Wissenschaftler wohl nur auf die Disziplinarakten, nicht aber auf die umfassenderen Personalakten zurückgreifen. Ohne Blick in die Personalakten kann das Dunkelfeld aber nicht aufgehellt werden. Der Ruf, dass die staatliche, unabhängige Justiz sich des Themas annehmen muss, ist unüberhörbar: Die Studie zeigt erneut, dass Institutionen, die selbst zu Täterorganisationen geworden sind, mit der Aufarbeitung heillos überfordert sind", stellt die SCHWÄBISCHE ZEITUNG fest.
DIE TAGESZEITUNG - TAZ - schreibt mit Blick auf die katholische Kirche: "Da sind nicht nur die Opfer- und Täterzahlen, die ähnlich hoch sind wie jene in der katholischen Kirche. Mit den jetzt bekannt gewordenen Zahlen kann sich die EKD nicht mehr hinter der katholischen Kirche verstecken. Jahrelang hatten sich protestantische Würdenträger herausgeredet, dass Fälle, wie sie seit 2010 in katholischen Einrichtungen offenbar wurden, bei ihr nicht vorkommen können. Angesichts des Ausmaßes von Machtmissbrauch ist das Bild des grundsätzlich vertrauenswürdigen evangelischen Pfarrers schwer aufrechtzuerhalten", überlegt die TAZ.
Und die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle resümiert: "Die Missbrauchsskandale haben das Vertrauen in die Kirchen nachhaltig erschüttert. Seit dem Bekanntwerden 2010 verlor die katholische Kirche mehr als 3,5 Millionen und die evangelische 4,5 Millionen Mitglieder. Wie bei den Katholiken versuchten viele Obere in der Kirche Luthers im Umgang mit solchen Fällen zuerst die Kirche zu schützen - und nicht die ihnen anvertrauten Kinder. Es steht nun die Frage im Raum, wie die EKD mit den Ergebnissen umgehen wird. Bislang haben die Führungskräfte bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und im Umgang mit Betroffenen versagt", unterstreicht die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG gibt zu bedenken: "Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch sind keine Probleme, die Kirchen allein zu bewältigen haben. Jeder sollte am Arbeitsplatz, in seiner Freizeit und im familiären Umfeld entsprechend sensibel sein. Dennoch haben die Kirchen als gesellschaftliche Institutionen eine größere moralische Fallhöhe als andere. Übernehmen sie nicht vollständig Verantwortung, zerstören sie die letzten Reste ihrer Glaubwürdigkeit als Schutzraum und damit sich selbst", lautet das Fazit der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Großbritannien hat Deutschland offenbar vorgeschlagen, der Ukraine über einen Ringtausch Marschflugkörper zu liefern. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU findet, die Debatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nehme groteske Züge an. "Nur sehr Spitzfindige können den Unterschied erkennen zwischen einer direkten Hilfe und einem möglichen Ringtausch. Dann sollte Kanzler Scholz lieber dem Drängen der Koalitionspartner Grüne und FDP sowie der Oppositionspartei CDU nachgeben und Taurus ohne Umwege nach Kiew schicken. Sein bisheriges Nein lässt sich ohnehin nicht nachvollziehen", meint die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Ähnlich sieht es die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Zweifellos hilft der Ukraine jeder Marschflugkörper, den sie bekommen kann. Allerdings ist der Taurus dem britisch-französischen Modell in Reichweite, Präzision und Durchschlagsfähigkeit überlegen. Der Ringtausch ist ein Mittel, sich der Verantwortung zu entziehen, das war auch so, als es noch um Schützen- und Kampfpanzer ging. Die Ukraine bekam zwar Unterstützung, aber erst nicht das bestmögliche Material. Das kam letztlich dann meist doch noch – aber oft zuspät. Der Bundeskanzler sollte jetzt der Führungsrolle, die er für Deutschland bei der Unterstützung der Ukraine reklamiert, gerecht werden. Das heißt: Taurus liefern!", verlangt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Die Befürchtung der Bundesregierung, dass die Ukraine mit den deutschen Marschflugkörpern russisches Territorium beschießen könnte, ist wenig stichhaltig", betont der KÖLNER STADT-ANZEIGER. "Die Regierung in Kiew würde ihre längst erfolgte Zusage, genau das nicht zu tun, schon allein deshalb einhalten müssen, um künftige Waffenlieferungen westlicher Partner nicht zu gefährden. Scholz verweist zu Recht darauf, dass Deutschland der zweitwichtigste Waffenlieferant der Ukraine ist und andere europäische Staaten mehr leisten müssen. Wichtig ist angesichts der bedrohlichen Kriegslage aber vor allem, der Ukraine jetzt schnell zu helfen, wozu Deutschland mit den Taurus-Marschflugkörpern in der Lage wäre." So weit der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
In der RHEINPFALZ aus Ludwigshafen ist die Rede von einem Versäumnis der Bundesregierung, nicht schon weitere Taurus für die Bundeswehr bestellt zu haben: "Und zwar völlig unabhängig davon, ob die Regierung sich doch noch für eine Lieferung an die Ukraine entschließt, oder ob es zum Ringtausch kommt. Nötig wäre auch, Taurus beim Eurofighter, dem Rückgrat der Luftwaffe, endlich zu integrieren. Bisher können die Marschflugkörper nur von den zur Ausmusterung anstehenden Tornados verschossen werden", ist in der RHEINPFALZ zu lesen.
Die Stimmung in den Unternehmen hat sich im Januar erneut eingetrübt, wie aus dem aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex hervorgeht. "Ruder herumreißen" titelt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG und führt aus: "Die konjunkturelle Stimmung hat sich am Jahresbeginn abermals deutlich verschlechtert. Es wäre falsch, dies als Überreaktion der Unternehmen auf die steten Unwägbarkeiten der Ampelpolitik und die aktuelle Demonstrations- und Streiklust abzutun. Die schlechte Stimmung quer durch die Wirtschaft ist gut fundiert in einer schlechten Lage, die wenig Aussicht auf schnelle Besserung zulässt. Entgegensteuern lässt sich dem Befund nicht mit mehr Kindergeld oder Subventionen, um den Unternehmen mit Steuerzahlers Geld Kosten des ökologischen Umbaus abzunehmen. Um das Ruder herumzureißen, müsste sich die Regierung mehr der Qualität des deutschen Standorts und weniger des Weltklimas annehmen", rät die F.A.Z.
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz verweist darauf, dass Deutschland erhebliche strukturelle Probleme hat: "Überregulierung, Fachkräftemangel und marode Infrastruktur lassen viele Akteure verzweifeln. Alle Probleme wird Deutschland nicht auf einmal lösen können. Aber es bedarf unbedingt einer Stimmungsverbesserung, um schneller voranzukommen. Man kann sich Konjunktur und Wohlstand auch kaputtreden. Vieles spricht dafür, dass die Stimmung derzeit noch schlechter ist als die tatsächliche konjunkturelle Lage." Mit diesem Zitat aus der RHEIN-ZEITUNG endet die Presseschau.