
Anlässlich des Weltfrauentags macht die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG eine Bestandsaufnahme: "Für Frauen in Deutschland ist es auch im Jahr 2024 ein berufliches und finanzielles Risiko, ein Kind zu bekommen. Mütter verbringen an die 40 Stunden pro Woche mit unbezahlter Sorgearbeit – also mit Putzen, Kinderbetreuen, Kochen. Weil kaum ein Mensch daneben noch Vollzeit erwerbsarbeiten kann, arbeitet jede zweite Frau in Deutschland in Teilzeit. Und auch wenn sie bezahlt werden, verdienen Frauen im Schnitt um 18 Prozent weniger als Männer. Dabei braucht es keinen radikalen Umbau, um die Situation zu verbessern: Wer mehr Mütter zurück in den Beruf bringen möchte, und damit den Fachkräftemangel lindern, muss Kinderbetreuungsplätzeschaffen", fordert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Auch das HANDELSBLATT mahnt konkrete Änderungen an: "Das Ehegattensplitting gehört abgeschafft, das Betreuungs- und Bildungssystem modernisiert, der Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, geschlossen, und Kinder sollten endlich keine reine Frauenangelegenheit mehr sein, sondern eine gesamtgesellschaftliche."
Im Leitartikel der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird ebenfalls eine strukturelle Benachteilung der Frauen festgestellt: "Obwohl das Grundgesetz die Gleichberechtigung festschreibt, fehlt es noch immer an Infrastruktur und politischen Instrumenten, damit Frauen selbstbestimmt über ihr Berufs- und Familienleben entscheiden können. Statt dessen haben sehr viele spätestens vom zweiten Kind an keine andere Wahl, als sich damit zu arrangieren, dass eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Wunschtraum ist." Die FRANKFURTER RUNDSCHAU gibt deshalb folgenden Rat: "Frauen sollten damit aufhören, sich zu bescheiden und es allen recht machen zu wollen. Damit schaden sie sich selbst. Sie sollten sich besser über ihre Ziele klarwerden, jenseits der Erwartungen anderer und jenseits von Rollenbildern."
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus resümiert: "Nein, der 8. März ist kein Tag zum Feiern. Auch da, wo es keine Taliban, christliche Fundamentalisten oder Diktatoren mit oder ohne Napoleon-Komplex gibt, haben Frauen noch lange nicht den Platz in der Gesellschaft, der ihnen gebührt. Dass derzeit Demokratie und Zivilisation schwer bedroht sind, hat viel damit zu tun, dass die Männer herrschen."
Spitzenpolitikerinnen von SPD, CDU, Grünen und FDP wünschen sich ein weibliches Staatsoberhaupt. Die PASSAUER NEUE PRESSE findet: "Es ist höchste Zeit für eine Bundespräsidentin. Die würde dem Amt gut tun, nicht zuletzt, weil auf ihr, so hart das klingt, mehr Gewicht lastet. Die erste Frau im Amt muss mehr aushalten und sich mehr beweisen als etliche Männer zuvor. Frauen in Führungspositionen können davon ein Lied singen. Nicht nur für sie wäre eine Bundespräsidentin Vorbild und Inspiration", betont die PASSAUER NEUE PRESSE.
Die FRANKENPOST aus Hof argumentiert anders: "Wichtiger als das Geschlecht ist die Fähigkeit, Brücken zu bauen. Insofern wäre auch eine Person mit Migrationshintergrund ein sehr starkes Signal oder zumindest jemand, der ein gutes Gespür für die Ost-Empfindlichkeiten hat. Wir haben noch bis 2027 Zeit, darüber nachzudenken."
Das christlich-konservative Bündnis der Europäischen Volkspartei hat EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zu ihrer Spitzenkandidatin für die Europawahlen im Juni ernannt. Dazu bemerkt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG: "Ursula von der Leyen sticht unter den vielen Politikern heraus. Sie hat sich in ihrem Leben nie um politische Gefolgschaften gekümmert. Sie setzte mehr auf Popularität als auf Stallgeruch. Umso schwerer wird es für die Solo-Politikerin, die EVP erfolgreich durch die Wahl zu führen. An der Spitze eines Verbundes muss sie alle mitnehmen, um ausreichende Unterstützung zu erfahren", erläutert die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg verweist auf das EVP-Wahlprogramm und spricht von einer Bürde: "Sollten die Konservativen gewinnen, erwarten sie von der Chefin eine strikte Asylpolitik, keine grünen Fisimatenten mehr und weniger Einschränkungen für die Landwirtschaft. Von der Leyen soll also eine Politik umsetzen, die ihrer bisherigen politischen Arbeit widerspricht. Vorausgesetzt, die Staats- und Regierungschefs zaubern nach der Wahl nicht wieder eine Überraschungslösung hervor."
Das STRAUBINGER TAGBLATT schreibt: "Tatsächlich stellen die Pläne der EVP, Asylbewerber künftig in sichere Drittstaaten abzuschieben, von der Leyen vor Herausforderungen. Denn nicht nur deutet ihr bisheriger Kurs an, dass sie solche Schritte keineswegs befürwortet. Das Manifest könnte ihr am Ende auch auf die Füße fallen. Um abermals an die Spitze der Kommission zu gelangen, braucht sie nämlich Bündnispartner im EU-Parlament. Dort muss sie, sollte die EVP wie erwartet stärkste Fraktion werden, eine absolute Mehrheit erreichen, also auch den Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen entgegenkommen, die ein Ruanda-Modell strikt ablehnen."
Die OM-MEDIEN halten von der Leyens Nominierung als EVP-Spitzenkandidatin für einen Fehlgriff. Weiter heißt es: "Die Niedersächsin hätte nie in das Amt (der Kommissionspräsidentin) kommen dürfen. Sie hat es nur deswegen inne, weil die Staats- und Regierungschefs sie nach der vergangenen Wahl undemokratisch gegen den CSU-Politiker Manfred Weber durchdrückten. Von der Leyen hatte sich zuvor keineswegs durch ihre Arbeit als Ministerin für dieses Amt empfohlen. Sie verdankte es ihrer Mentorin, der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sie wohl aus der Schusslinie nehmen wollte und musste. Denn mehrere Affären hafteten ihr als Bundesverteidigungsministerin an. Alles das sorgt nicht für ein tiefes Vertrauen der Bürger in die Strukturen der Europäischen Union. Im Gegenteil. Es beschädigt das immer noch fragile Konstrukt, das aber für Europa überlebenswichtig ist", meinen die OM-MEDIEN aus Cloppenburg, zu der die MÜNSTERLÄNDISCHE TAGESZEITUNG und die OLDENBURGISCHE VOLKSZEITUNG gehören.
Zum Schluss ein anderes Thema. Eine linksextreme Gruppe namens Vulkan hat sich zu dem Brandanschlag auf die Stromversorgung einer Tesla-Fabrik bekannt. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zeigt sich alarmiert: "Seit 2011 verüben die linksextremen 'Vulkangruppen' Brandanschläge in Berlin. Sie zünden Firmenfahrzeuge an, Kabelschächte an Bahntrassen, Funkmasten. Eine neue linke Terrorgruppe ist nicht unwahrscheinlich, ganz im Gegenteil – und es ist davon auszugehen, dass es eine grün gefärbte Terrorgruppe wäre, die ihre Taten zumindest auch mit dem Kampf gegen den Klimawandel begründen würde. Längst lässt sich nicht mehr zwischen radikalen Klimaschützern, die von gesprengten Pipelines träumen, und gewalttätigen Linksextremisten unterscheiden, die Strommasten in Brand setzen oder Mitarbeiter von Immobilienfirmen angreifen. Sie gehören zu einem Milieu. Viele Politiker und Medien des linken Spektrums weigern sich immer noch, diese Entwicklung ernst zu nehmen oder überhaupt anzuerkennen", moniert die F.A.Z.
Auch der KÖLNER STADT-ANZEIGER erinnert in diesem Zusammenhang an den Terror der Rote Armee Fraktion, die Ende der 1960er-Jahre mit Brandstiftungen in Kaufhäusern begann: "Die Urheber wollten den Kapitalismus treffen. Bald 60 Jahre später rechtfertigt die linksextremistische 'Vulkangruppe' den Brandanschlag auf einen Strommast in Brandenburg zur Stilllegung des Tesla-Werks als Attacke auf den 'grünen Kapitalismus'. Denn dieser sei selbst totalitär. Nicht allein der Rechtsextremismus ist alarmierend. Die Zahl gewaltbereiter Linksextremisten wächst. Die Militanz an den Extremen des politischen Spektrums schaukelt sich bisweilen wechselseitig hoch. Die Ursprungsidee ist damals wie heute identisch. Eine Minderheit fühlt sich legitimiert, dem 'Schweinesystem' ( wie es die RAF formulierte) im Interesse einer Mehrheit in die Speichen zu greifen. Dieses Gedankengut ist gefährlich", warnt der KÖLNER STADT-ANZEIGER.