23. März 2024
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Themen sind die nun kommende Teil-Legalisierung des Cannabiskonsums ab dem 1. April und die weitere Unterstützung der Ukraine. Beherrschendes Thema in den Zeitungen ist aber die Entscheidung des DFB für den US-Hersteller Nike als Trikotsponsor ab 2027.

Ein Fußball-Trikot mit dem Nike-Logo und ein Fußball-Trikot mit dem Adidas-Logo liegen nebeneinander.
Der Deutsche Fussball Bund hat bekanntgegeben, dass die Partnerschaft mit adidas 2027 beendet wird. Nachfolger wird der US-Sportartikel-Hersteller Nike. (IMAGO / Revierfoto / IMAGO / Revierfoto)
Der Bremer WESER-KURIER schreibt dazu: "Nike hat laut Medienberichten 100 Millionen Euro pro Jahr geboten, Adidas 50 Millionen. Das Angebot nicht anzunehmen, wäre töricht gewesen, angesichts der Finanzlage des Verbands. Das ist er den Mitgliedern schuldig. Ärgerlich ist nur der Zeitpunkt, in 83 Tagen startet die Europameisterschaft. 2006 lehnte der DFB noch ein ähnlich lukrativeres Nike-Angebot ab. Begründung: Man sei der Tradition der drei Streifen verpflichtet. Damals konnte man sich das noch leisten. Diese Zeiten sind vorbei", konstatiert der WESER-KURIER.
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE sieht es anders: "Gerade weil sich heute alles ums Geld dreht, Weltmeisterschaften in der Wüste stattfinden, sind viele Fans enttäuscht, dass diese Geschichte in drei Streifen nicht mehr weitererzählt wird. Auch der DFB ist nur ein Unternehmen und von Nostalgie kann man nichts kaufen. Der Verband braucht das Geld für Sportplätze, Jugendförderung und all diese Sachen. Aber Geld ist nicht alles, nicht einmal im Milliardengeschäft namens Fußball", so die Meinung der AUGSBURGER ALLGEMEINEN.
Ähnlich argumentiert DER NEUE TAG, der in Weiden erscheint: "Einige Faktoren werden außen vor gelassen, die beim Sport - und vor allem beim Fußball - unbezahlbar sind: Herz, Emotion, Tradition. Drei Attribute, die genauso wie die drei Streifen zur Nationalmannschaft gehören. Vier WM-Titel in 70 Jahren Partnerschaft, Triumphe und Küsse auf die Trikots. Adidas war immer dabei. Im Schlamm oder in praller Sonne. Auch bei den Pleiten der letzten Jahre - egal ob bei den Frauen oder Männern. Der DFB hat jegliches Feingefühl verloren", findet DER NEUE TAG aus Weiden.
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN nehmen den Sportartikelhersteller Adidas in den Blick: "Auch unter standortpolitischen Aspekten wirft der Wechsel Fragen auf. Sollte es nicht naheliegend sein, die Nationalelf weiterhin in Drei-Streifen-Trikots auflaufen zu sehen? Wahrscheinlich ist auch dies ein zu (fußball-)romantischer Gedanke. Völlig unromantisch dürfte es in Herzogenaurach zugehen: Denn mit dem Ende der 70-jährigen Ehe zwischen Adidas und dem DFB beginnt dort eine Identitätskrise. Und Krisen gibt es bei Adidas eigentlich schon mehr als genug", erinnern die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG analysiert: "Bei aller fußballerischen Folklore hat inzwischen jeder Fußballfan gemerkt, dass die Elf-Freunde-Mentalität aus den Zeiten eines Sepp Herberger längst vorbei ist. Fußball ist knallharter Kommerz. Mit der Fußball-Tradition hat es Adidas zuletzt auch nicht mehr so genau genommen und die Nationalkicker für Auswärtsspiele in ein pink-lilafarbenes Dress gesteckt, das in der Generation Tiktok sicher gut ankommt. Aber mit derart modischen Experimenten ohne jeden fußballhistorischen Bezug hat sich Adidas nicht zuletzt selbst austauschbar gemacht", befindet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
Die Entscheidung des DFB sei richtig, meint der TAGESSPIEGEL aus Berlin, denn: "Die US-Amerikaner zahlen dem DFB wohl etwa doppelt so viel, wie Adidas gezahlt hätte. Es ist daher sinnvoll, dass der DFB sich in der globalen Welt der Ausrüster für den entschieden hat, der dem finanziell angeschlagenen Verband weiterhilft. Zumal Adidas schon lange kein Stück Heimat mehr ist und die Entscheidung rein gar nichts mit verleugneter deutscher Identität zu tun hat", ist im TAGESSPIEGEL zu lesen.
Die Zeitung ND DIE WOCHE, die ebenfalls in Berlin erscheint, sieht es mit Humor: "Wie kann die Politik den schwindenden Standortpatriotismus bremsen? Ein schönes Zeichen wäre es, wenn die Bundesregierung Adidas zu ihrem exklusiven Ausrüster erklären würde. Die FDP kann ja Puma nehmen, um ihre Nonkonformität zu illustrieren. Wenn sich Olaf Scholz bei der nächsten Haushaltsdebatte in einer Adidas-Knopfhose präsentierte und Annalena Baerbock in Adiletten betont lässig mit deutschen Klischees spielte, wäre schon einiges erreicht", bemerkt die Zeitung ND DIE WOCHE.
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG kommentiert die nun beschlossene Legalisierung des Cannabiskonsums in Deutschland: "Zur Ehrlichkeit gehört, dass die Schutzbestimmungen der Legalisierung totes Paragrafenwerk sind. Die von der Koalition zu Beginn versprochene, üppig ausgestattete Aufklärung vor den Gefahren der Droge wird nicht erfolgen, weil dafür das Geld im Haushalt fehlt. Die Bundesregierung hat mit Billigung der Länder dafür gesorgt, dass Cannabis eine normale Droge wie Bier, Wein und Zigaretten wird. Keiner dieser Stoffe ist harmlos, aber die Legalität gibt ihnen das Siegel, doch nicht ganz so gefährlich zu sein. Der Konsum von Marihuana dürfte steigen, wenn Deutschland der Entwicklung anderer Länder nach der Freigabe folgt", erwartet die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG kritisiert: "Die Ampel hat viel Papier produziert – kein Land hat sich so viele Regeln und Vorschriften einfallen lassen. Aber wer profitiert nun eigentlich? Der Staat wird kein Steuergeld einnehmen, eine blühende Cannabis-Privatwirtschaft ist nicht zu erwarten, Justiz und Polizei werden nicht entlastet und wenn Gelegenheitskiffer spontan einen Joint rauchen wollen, bleibt ihnen weiterhin nur der Schwarzmarkt. Der Bundesrat hätte hier nochmal auf Nachbesserungen drängen können – hat er aber trotz heftiger Kritik nicht. Eine verpasste Chance! So bleibt von der versprochenen Freiheit und den Vorteilen für alle nicht mehr viel übrig", lautet das Fazit der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Die BERLINER MORGENPOST blickt in diesem Zusammenhang auf den Zustand der Ampelkoalition: "Es kommt nicht oft vor, dass eine Regierung Gesetze verabschiedet, an die sie selbst nicht mehr glaubt und die auch sonst kaum noch jemand für schlau hält. Das Cannabis-Gesetz ist deswegen auch ein besonders bitteres Beispiel für eine politische Durchhaltetaktik, die mehr dazu dient, das Gesicht der Ampel zu wahren, als wirklich gute Politik zu machen. Die Geschichte des Gesetzes ist die Geschichte einer peinlichen Verzwergung und gleichzeitig ein Beweis für die notorische Unfähigkeit der Ampel, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen", moniert die BERLINER MORGENPOST.
Abschließend noch zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der MÜNCHNER MERKUR vermerkt: "Der Kreml nennt seinen Überfall auf die Ukraine jetzt offiziell 'Krieg'. Auf die Friedensbitten aus dem angsterfüllten Deutschland reagiert Putin so, wie es zu erwarten war: mit weiterer Eskalation, noch brutalerer Einschüchterung und vermutlich bald der Mobilmachung. Soll Deutschland jetzt dem Rat des Papstes folgen und vorsorglich ebenso die weiße Fahne hissen, wie es der Heilige Stuhl der Ukraine empfiehlt? Generalinspekteur Breuer hat eine andere Idee, die aber den Pazifisten in den Reihen von Mützenich-SPD, AfD, Linken und Bündnis Wagenknecht nicht recht schmecken dürfte: In 'fünf bis acht Jahren' müsse Deutschlands Raketenabwehr stehen. Das wird schwer, wenn die Regierung ihr Tempo nicht erhöht und weiterhin ihre Zeitenwenden-Versprechen bricht", warnt der MÜCHNER MERKUR.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER kritisiert in dem Zusammenhang das Zögern einiger EU-Staaten, Zinsen eingefrorener russischer Staatsgelder für Ukraine-Hilfen zu nutzen: "Österreich und Ungarn wollen mit den Zinsen keine Waffen finanzieren, die die Ukrainer gegen russische Truppen richten könnten. Dass einige EU-Mitglieder nach mehr als zwei Jahren völkerrechtswidrigem Angriffskrieg weiter auf ihre von der Realität überholte Neutralität pochen und die EU bremsen, sendet ein fatales Signal nach Moskau. Ihre halbherzige Unterstützung zwingt die EU zu kreativen Kompromissen, die Zeit und Geld kosten", beklagt der KÖLNER STADT-ANZEIGER, mit dem diese Presseschau endet.