Die FRANKFURTER RUNDSCHAU erläutert: "Von einer demokratischen Hoffnungsfigur, der Tochter eines Unabhängigkeitshelden, ist Sheikh Hasina zur 'Eisernen Lady' geworden. Seit Beginn der Massenproteste, die sich gegen Quoten im öffentlichen Dienst richteten, sind mindestens 300 Menschen getötet worden. Tausende Demonstrierende wurden festgenommen. Es ist schwer abzuschätzen, wie und ob Bangladesch zur Ruhe und zu einem demokratischen System zurückkehren wird. Sheikh Hasina hat den Staatsapparat verriegelt und jahrelang ein nepotistisches und korruptes System begünstigt. Die 'Begum', wie Sheikh Hasina im Land auch genannt wird, hat die verschiedensten Hebel des Staates kontrolliert", betont die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die Zeitung ND DER TAG findet: "Der überraschend schnelle Sturz der Regierung ist nicht nur ein Sieg der Studierendenbewegung, die dieses Ziel ausgegeben und Hasinas 'Dialogangebote' wegen der Polizeigewalt ausgeschlagen hatte. Sondern auch die Quittung für einen seit Jahren beklagten, zunehmend autoritären Kurs der Mächtigen in Dhaka. Hasina und ihre Getreuen an der Spitze der linksliberalen Awami-Liga haben sich weit von einstigen Idealen entfernt. Das 175-Millionen-Einwohner-Land steht am Scheideweg. Gelingt es nicht, die Gewalt mit Hunderten Toten zu beenden, droht ein Absturz ins Chaos", mahnt ND DER TAG.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vermutet, der Abschwung in der Textilwirtschaft in Bangladesch nach der Corona-Pandemie war auch "einer der Treiber für die aktuellen Proteste, denn die steigende Arbeitslosigkeit heizt die Wut an auf die staatlichen Quoten, die für Nachkommen von Freiheitskämpfern gelten. In einer globalisierten Gesellschaft hängt alles zusammen, die Fast Fashion, die in Europa verkauft wird, mit dem Arbeitsmarkt in Bangladesch und einer Premierministerin auf der Flucht. Das Militär will nun, nachdem Sheikh Hasina sich nach Indien abgesetzt hat, eine Übergangsregierung einsetzen und bald wählen lassen. Man sollte da lieber genauer hin- als wegsehen", empfiehlt die SÜDDEUTSCHE.
Die TAGESZEITUNG erwartet nicht, dass das Militär selbst die Regierung übernehmen will, denn es versuche in der Regel... "den Anschein direkter politischer Einflussnahme zu vermeiden. Es dürfte sogar das Vertrauen in der Bevölkerung haben, für eine vorläufige neutrale Ordnung zu sorgen. Die Macht könnte zurück an die verzwergte Oppositionspartei BNP schwingen – doch zum Ende ihrer letzten Regierungsphase 2006 war diese ähnlich korrupt und autokratisch wie jetzt die Awami-Liga. Für viele sind inzwischen beide Parteien untragbar geworden, und so wird die entscheidende Frage sein, wer sich in den nächsten Wochen am schnellsten organisieren kann. Die Studierenden, von denen die Proteste ausgingen, dürften noch kein politisches Gesamtprogramm vorbereitet haben und zu unstrukturiert sein, um so schnell eine glaubwürdige politische Alternative anbieten zu können", schätzt die TAZ.
Themenwechsel. Die BERLINER MORGENPOST widmet sich den Ausschreitungen in Großbritannien. Der neue Premier Keir Starmer verspreche "eine harte Hand gegenüber den Krawallmachern, damit schnell wieder Ruhe einkehrt. Doch damit wird es nicht getan sein. Denn wenn Fake News ausreichen, um landesweite Ausschreitungen auszulösen, dann schwelt längst eine gefährliche Stimmung im Königreich, die nur einen Funken braucht, um das nächste Großfeuer auszulösen. Das Thema Migration ist seit Jahren der heißeste Punkt auf der politischen Tagesordnung in Großbritannien. Warum aber stellt ein Teil der Bevölkerung Asylbewerber derartig unter Generalverdacht, dass es egal ist, woher ein Täter tatsächlich kommt? Gibt es zu viel Raum für wilde Mutmaßungen, wenn es um Ausländerkriminalität geht? Und warum kann eine rechtsextreme Szene so schnell und erfolgreich die Anhänger mobilisieren? Vor allem: Welche Rolle spielen die sozialen Medien, allen voran X? Diesen Fragen sollte sich nicht nur die britische Regierung stellen", empfiehlt die BERLINER MORGENPOST.
SPIEGEL ONLINE beobachtet, die Krawalle in Großbritannien würden derzeit von "verschiedenen Gruppen befeuert, durch Influencer wie Andrew Tate, der vor allem mit Postings über toxische Männlichkeit bekannt wurde, oder Tommy Robinson, der britische Rechtsextremist, der die 'English Defence League' mitgegründet hat. Online stacheln sie ihre Follower an. Überzeugte Rechtsextreme übersetzen ihren Hass auf der Straße in Gewalt. Dann sind da die Mitläufer. Meist sind es junge Männer, wütend oder enttäuscht, aber nicht zwingend rechtsextrem. Sie gehen zu den Protesten, weil das eine Art Kick verspricht", analysiert SPIEGEL ONLINE.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG stellt fest, es gebe Parallelen zu Deutschland: "So werden bei uns über digitale Netzwerke ebenfalls regelmäßig falsche Informationen verbreitet. Dieses Geschäft erledigen überwiegend rechtsradikale Kreise. Die Schlussfolgerungen liegen auf der Hand. Für die Verfolgung von Straftaten ist die Polizei zuständig. Punkt. Zudem können Menschen, die eine Begrenzung von Zuwanderung wollen, dem bei Wahlen Nachdruck verleihen. Auf jeden Fall ist eine stärkere Kontrolle der digitalen Netzwerke nötig. So wurde die unrichtige Behauptung, wonach es sich bei dem Tatverdächtigen von Southport um einen Flüchtling handelt, insgesamt 1,2 Millionen Social-Media-Nutzern angezeigt. Das ist untragbar", kritisiert die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
"Im Kampf gegen Fake News haben die westlichen Demokratien noch keine wirksamen Mittel gefunden", bilanziert das HANDELSBLATT: "Extremisten schlachten real existierende Integrationsprobleme aus, laden sie mit Hass und Hetze auf. Die Brandstifter und Steinewerfer sind nur eine Minderheit. Aber die Ressentiments, die sie antreiben, dringen in die Mitte der Gesellschaft vor. Das wiederum bestärkt die Integrationsverweigerer. Die Spirale dreht sich immer weiter. Nicht nur auf der Insel. Exzesse wie in Großbritannien sind auch in Deutschland möglich, jederzeit. In einem angeheizten gesellschaftlichen Klima wirken Onlinemedien wie Brandbeschleuniger, weil sie gerade die Aufwiegler, die Lügen zu Fakten verdrehen und Fakten zu Lügen umdeuten, mit Reichweite belohnen". Das war das HANDELSBLATT.
Nun noch Stimmen zu den Kursverlusten an den Aktienmärkten. Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem der DONAUKURIER aus Ingolstadt gehört, stellt fest: "Steil nach unten ging es vor allem an den Börsen in Japan. Der Nikkei-Index gab um 12,9 Prozent nach; der größte Tagesverlust seit dem 'Schwarzen Montag' im Oktober 1987. Von Fernost aus breitete sich das Beben in Richtung Europa aus und erfasste dann die Vereinigten Staaten. Jetzt geht die Angst vor einem großen Crash um. Doch man ist gut beraten, die Sache rational zu sehen. Trotz Krieg und Krisen hatten sich die Kurse lange mehr als gut entwickelt – ein Bullenmarkt, wie die Börsianer sagen. Jetzt scheint das Ganze zu kippen, die Kurse fallen, willkommen im Bärenmarkt. So ist das eben im ewigen Auf und Ab der Börsen", urteilt die MEDIENGRUPPE BAYERN.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER gibt zu bedenken: "Wer vor genau einem Jahr bei einem Dax-Fonds einstieg, hat inzwischen zehn Prozent Gewinn gemacht. Von einem schlechten Geschäft kann also keine Rede sein. Wer Geld in Aktien anlegt, braucht einen langen Atem. Das ist das Erfolgsrezept."
Die BÖRSEN-ZEITUNG hebt hervor: "Es sind nicht nur die Konjunktursorgen, die Investoren in sichere Assets umschichten lassen. Auch die Angst, dass der Nahost-Konflikt noch schärfer eskaliert, belastet. Was die Märkte noch anfälliger macht, ist die Zeit: Es ist Urlaubszeit. Viele Anleger sind im Sommerurlaub, die Liquidität ist in vielen Märkten gering. Da kann es gern nochmal schärfere Rücksetzer geben. Es bleibt definitiv wacklig."