
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG führt aus: "Als ob sie eine Ahnung von der Monstrosität ihres Tuns gehabt hätten, haben die Nationalsozialisten die Vernichtungslager nicht im Blickfeld ihrer Landsleute in Deutschland errichtet, sondern im besetzten Polen, wo sie einen rassistischen Vernichtungsfeldzug auch gegen die nichtjüdische Bevölkerung führten. Daran hat Polens Präsident Andrzej Duda erinnert. Die Erinnerung an Auschwitz müsse wachgehalten werden, damit 'die Welt nie mehr erlaubt, dass es zu einer so dramatischen Katastrophe der Menschlichkeit kommt', sagte er. Doch sogar das Gedenken an Auschwitz ist in den Sog der politischen Krisen dieser Tage geraten. Wäre Israels Ministerpräsident Netanjahu angereist, hätte das Polen angesichts des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs gegen ihn in eine schwierige Lage gebracht", schätzt die F.A.Z.
Das STRAUBINGER TAGBLATT mahnt: "Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz. Ein Satz, der nichts an seiner Aktualität verloren hat. Im Gegenteil. Die Botschaft ist wichtiger denn je in diesen Zeiten, in denen immer mehr Juden überlegen, das Land zu verlassen. Ihre Angst ist eine Mahnung an die Mehrheitsgesellschaft. Wenn Juden das Land aus Sorge um ihr Leben verlassen, müssen die Alarmglocken schrillen. Darum ist es so wichtig, gerade jungen Menschen, egal, welchen familiären Hintergrunds, klarzumachen, dass die deutsche Schuld auch für sie eine Verpflichtung ist", unterstreicht das STRAUBINGER TAGBLATT.
Die Lehren von Auschwitz scheinen verpufft, konstatiert SPIEGEL ONLINE: "Die Politik zeigt sich hilflos, die Beauftragte der EU-Kommission gegen Antisemitismus kämpft wie Don Quijote gegen Windmühlen, in Deutschland werden immer neue Stellen für 'Antisemitismusbeauftragte' geschaffen, doch das beruhigt in der jüdischen Community niemanden. Im Gegenteil, je mehr solche Posten entstehen, desto deutlicher die Botschaft, die dahintersteht: Wir haben ein massives Problem. Doch Aufgeben ist keine Option. Jüdischen Überlebenswillen hat es seit Beginn der jüdischen Geschichte gegeben. Es wird ihn weiterhin geben", ist sich SPIEGEL ONLINE sicher.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hebt hervor: "Man sieht ganz konkret an den wenigen noch Überlebenden, dass die Zeitgeschichte endet, die der Historiker Hans Rothfels die 'Epoche der Mitlebenden' nannte. In den Familien, das wird erst neuen Generationen klar, wurde oft zunächst viel geschwiegen, dann spät nachgeforscht, wenn überhaupt. Keineswegs ist das Wissen über den Nationalsozialismus bei allen, die in Deutschland leben, heute groß, bei vielen sogar sehr dürftig. Das gilt auch für die handfesten Lehren, die man daraus über das Völkerrecht oder über Radikalisierung ziehen kann. Die Wissenschaft, ihre Vermittler, die Zivilgesellschaft und die Schulen haben da in Wahrheit noch viel zu tun. Und zu den Momenten des Gedenkens sollte einkehren, was unserer Gegenwart oft abgeht: Stille, Demut und Mitgefühl. Und ja, auch Scham." Das war die SÜDDEUTSCHE.
Themenwechsel. Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg geht ein auf den Streit zwischen den USA und Kolumbien über die Abschiebung von Migranten: "Trump bevorzugt 'Deals' mit Daumenschrauben. Für ein erstes Exempel musste Kolumbien herhalten. Weil dessen Präsident Gustavo Petro aus den USA abgeschobene Landsleute nicht wieder ins Land lassen wollte, hat Trump prompt mit Zöllen auf Importe gedroht. Kolumbien gab nach. Kanada und Mexiko könnten die nächsten Opfer der neuen US-Zollpolitik werden. Die EU blickt eher verschreckt auf das Geschehen", beobachtet die VOLKSSTIMME.
Trump verkaufe die Episode nun als Triumph, betont der KÖLNER STADT-ANZEIGER: "In Wirklichkeit ist sie ein Desaster. Nicht nur wissen die Verbündeten der USA in aller Welt nun, was der neue Machthaber im Weißen Haus unter 'Partnerschaft' versteht. Vor allem liegen Washingtons jahrzehntelange Bemühungen in Scherben, das Bild des bösen Gringos in Lateinamerika durch eine neue Soft Power abzulösen. Darüber freuen kann sich nur einer: China – der tatsächlich gefährlichste Rivale der USA", analysiert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg vermutet: "Der Triumph könnte sich für die USA als Pyrrhussieg erweisen. Denn die Weltmacht wird in Lateinamerika für ihr rücksichtsloses Gebaren nicht respektiert, wie Trump glaubt, sondern allenfalls gefürchtet. Die Lehre, die Kolumbien und andere Staaten daraus ziehen, dürfte daher sein: Je enger sie wirtschaftlich und politisch mit den USA verflochten sind, desto leichter sind sie erpressbar."
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm glaubt mit Blick auf Kolumbiens Präsident: "Der 64-jährige Petro steht nun blamiert da, weil er sich schlecht vorbereitet auf ein Fernduell mit Trump einließ, das er gar nicht gewinnen konnte. Die Episode hinterlässt zudem einen faden Beigeschmack, denn eigentlich sind Panama oder Kolumbien langjährige Partner der USA. Doch an einem Dialog auf Augenhöhe scheint Trump nicht interessiert zu sein. Er will sich durchsetzen, koste es was es wolle. Die anderen lateinamerikanischen Länder haben zugeschaut, wie Trump Petro auseinandernahm. Das werden sie sich merken und hinter den Kulissen eine Strategie suchen, die Trump zu Augenhöhe zwingt. Noch einmal so vorführen lassen wird sich kein Staatschef mehr südlich des Rio Bravo", folgert die SÜDWEST PRESSE.
Nun geht es um Syrien. Die Außenminister der EU-Staaten haben nach dem Sturz von Machthaber Assad eine schrittweise Lockerung der Strafmaßnahmen gegen das Land gebilligt. Dazu bemerkt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG: "Wie einem Esel, dem eine Karotte vor die Nase gehalten wird, damit er in eine bestimmte Richtung läuft, setzt die EU nun erste Sanktionen gegen Syrien aus. Weitere folgen, so das Versprechen der EU, wenn Frauen und religiöse Minderheiten nicht länger benachteiligt werden. Für Brüssel ist es ein Test, ob die neuen Machthaber in Damaskus den aus EU-Sicht richtigen Weg einschlagen. Die gewünschte Richtung ist klar: Frieden, Freiheit, Menschenrechte. Wenngleich führende westliche Politiker bereits zu ersten Gesprächen in Syrien waren: In der EU herrscht weiterhin großes Misstrauen gegenüber der seit Jahren als Terrororganisation gelisteten HTS-Gruppe, die in Damaskus an der Macht ist. Dieses Misstrauen ist berechtigt. Keiner weiß, welchen Weg Syrien kurzfristig unter HTS einschlagen und wer nach der Übergangsphase an der Spitze stehen wird", gibt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG zu bedenken.
Die Syrien-Strategie der Europäischen Union wirke schlüssig, sei aber nicht besonders ehrgeizig, urteilt die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Brüssel verknüpft die Lockerung von Sanktionen gegen das zerstörte Land zwar zu Recht an Bedingungen. Schließlich ist noch nicht klar, ob die islamistischen Machthaber der HTS in Damaskus wie versprochen die Interessen aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigen werden. Außerdem gibt es viele innen- wie außenpolitische Akteure. Die Dynamik des politischen Prozesses ist also schwer zu steuern. Gerade deshalb könnte sich die EU auch noch stärker einbringen. Hilfreich wäre etwa wie einst für den Irak eine Geberkonferenz, die versuchte, finanzielle Hilfen zu organisieren und zu koordinieren. Darüber hinaus würden durch einen derartigen Prozess auch die verschiedenen Akteure wie die Türkei und andere Nachbarstaaten eingebunden werden. Solch ein Engagement würde es wahrscheinlicher machen, dass sich Syrien in die richtige Richtung entwickelt, die humanitäre Lage für die Menschen sich zügig verbessert und der Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg verwüsteten Landes vorankommt. Doch so weit will die EU nicht gehen. Sie bleibt lieber bei der Scheckbuchdiplomatie und beschränkt sich letztlich auf Signale", argumentiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU zum Ende der Presseschau.