
Der TAGESSPIEGEL aus Berlin findet: "Jede Seite kann sich dieses Verhandlungsergebnis nun als Erfolg zurechtdefinieren. Die Grünen, weil sie sich an entscheidenden Stellen durchgesetzt haben. Merz, weil er einen Kompromiss herbeigeführt und viele Knoten durchschlagen hat. Die SPD, weil nun extrem hohe Investitionen möglich sind. Neben den inhaltlichen Kompromissen fällt zudem eines auf: Nach einer harten Auseinandersetzung zuvor im Bundestag, nach harscher Kritik, Beleidigungen und persönlichen Angriffen, haben es die Beteiligten geschafft, nicht nur sachlich, sondern auch rhetorisch wieder zusammenzufinden", lobt der TAGESSPIEGEL.
Der MÜNCHNER MERKUR formuliert es so: "Am Ende des Psychokriegs um das schwarz-rote XXL-Schuldenpaket steht ein grüner Kapitulationssieg: 100 Milliarden fürs Klima schaufeln CDU, CSU und SPD frei, mehr als sich die Grünen je hätten erträumen können. Respekt."
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz ist sich sicher: "Ohne diese Einigung hätte Merz‘ Kanzlertraum erheblich gewackelt. Dass das gigantische Finanzpaket jetzt wahrscheinlich kommt, ist gut für Deutschland. Merz hat im Wahlkampf noch so getan, als ließen sich die meisten Probleme durch Einsparungen lösen – die Realität ist eine andere. Die nun geplante Reform, Verteidigungsausgaben künftig zum erheblichen Teil nicht auf die Schuldenbremse anzurechnen, ist dringend notwendig. Deutschland kann sich in Sicherheitsfragen nicht mehr auf die USA verlassen. Und es sollte eine Führungsrolle in Europa übernehmen, die auch finanziell abgesichert sein muss. Auch das Sondervermögen für Infrastruktur ist eine vernünftige Sache", urteilt die FREIE PRESSE.
Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Wuppertal erwartet: "Für Union und SPD werden die weiteren Verhandlungen eine zweite echte Zerreißprobe mit ungewissem Ausgang: Für ihre herbei sondierten Wahlgeschenke wie Mütterrente und Agrardiesel, geringere Gastronomie-Steuer und Pendlerpauschale müsste jetzt ein echter Sparhammer kreisen."
"Kaum ist Christian Lindner weg, da ist plötzlich Geld da", wundert sich der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER: "Die Große Koalition wird den Staatshaushalt teuer zu stehen kommen. Denn jeder der drei Koalitionspartner hat sich ein paar Wünsche auf Pump genehmigt. Statt zu tricksen und die neuen Schulden als Sondervermögen zu verkaufen, wäre es ehrlicher gewesen, die Schuldenbremse generell zu reformieren und zu sagen, an welcher Stelle im Haushalt gespart wird. Den Beschluss in einer Sondersitzung mit dem alten Bundestag zu fassen, weil es dort eine bequemere Mehrheit gibt, ist eine Haushaltstrickserei", bemerkt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Ähnlich sieht es der KÖLNER STADT-ANZEIGER: "Da wird ein neuer Bundestag gewählt, und das alte Parlament trifft Entscheidungen über eine Neuverschuldung, die die Steuerzahlenden mit Zinsen und Rückzahlungen noch Jahrzehnte werden schultern müssen. Dieser Schuss muss sitzen. Wenn es nicht gelingt, mit den frischen Milliarden die Stimmung im Land zu drehen, dann werden die Parteien der Mitte einen weiteren schweren Bedeutungsverlust erleben."
Der WESER-KURIER aus Bremen hält das Schuldenpaket dagegen nicht für eine unzumutbare Belastung für kommende Generationen: "Die Kosten für ein unfreies Europa, für weiter verfallende Brücken, Straßen, Schienen, Schulen und Kliniken würden um ein Vielfaches höher ausfallen als die Zinszahlungen, die auf sie zukommen, weil die fälligen Investitionen jetzt endlich getätigt werden."
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz ist der Ansicht, die Spitzen von CDU und SPD hätten bei den Verhandlungen eine gute Figur gemacht: "Entgegen allen vorschnellen Einordnungen ist es gut möglich, dass die Herren Merz und Klingbeil gerade bereits etwas von dem liefern, was bei Olaf Scholz vermisst worden ist: Regierungskunst. Dafür braucht es Mut und Kompromissbereitschaft."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kritisiert dagegen Merz' Umgang mit den Grünen: "Nach dem streckenweise verheerend herablassenden Auftritt des CDU-Chefs am Donnerstag im Bundestag war klar, dass die Union auf ihr Angebot kräftig etwas drauflegen müsste. Merz schien tatsächlich überrascht, dass die Grünen sich weiter querlegen. Er hat die Sachlage inhaltlich, aber auch menschlich komplett falsch eingeschätzt. Die grüne Co-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte selbstbewusst, man ermögliche SPD und Union, das Richtige zu tun. Wenn er klug ist, schaut sich Friedrich Merz von den Frauen der Opposition ein bisschen Sachlichkeit ab", heißt es in der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt auf das Treffen von US-Präsident Trump mit NATO-Generalsekretär Rutte, bei dem Trump seine Pläne für eine Annexion von Grönland bekräftigt hat: "Es ist ein frommer Wunsch, wenn der NATO-Generalsekretär sagt, er hoffe, dass die Allianz nicht hineingezogen werde in Trumps Versuche, Grönland zu übernehmen. Die NATO könnte sogar gewaltigen Schaden nehmen, falls der Präsident zu diesem Zweck tatsächlich militärische Mittel ergreifen würde, oder auch nur Wirtschaftssanktionen. Das Bündnis soll seine Mitglieder vor einem Angriff von außen schützen, nicht von innen. Von Rutte war da kein offener Widerspruch zu erwarten. Der Niederländer hat den Job ja gerade deshalb bekommen, weil er als 'Trump-Flüsterer' galt. Trotzdem wäre es gut, wenn die Allianz hier mehr täte", meint die F.A.Z.
"Geschickter wäre es vielleicht gewesen, über den Ausbau von Nato-Stützpunkten auf Grönland zu sprechen", überlegen die BADISCHEN NEUESTE NACHRICHTEN aus Karlsruhe: "Damit hätte er Donald Trumps Behauptung den Wind aus den Segeln nehmen können, der Anschluss an die USA sei nötig, um die Sicherheit wichtiger Schifffahrtsrouten zu sichern. Zudem wäre er es dem Nato-Gründungsmitglied Dänemark schuldig gewesen, die imperialistischen Ansprüche des Bullys im Weißen Haus höflich, aber deutlich zurückzuweisen", schreiben die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) befindet: "Auch wenn sich die Ausprägung noch unterscheidet – in seinen imperialen Ansprüchen unterscheidet sich Donald Trump inzwischen kaum noch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nur, dass der Rubikon eines militärischen Einsatzes beim US-Staatschef noch nicht überschritten ist. Es gehört zu seiner Taktik, die Welt darüber im Unklaren zu lassen", hält die MÄRKISCHE ODERZEITUNG fest.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG befasst sich mit den Äußerungen von Russlands Staatschef Putin zu einer möglichen Feuerpause in der Ukraine: "Dass er 'grundsätzlich bereit' zu Friedensverhandlungen sei, kann nur glauben, wer wirklich alle Realitäten ausblendet. Die Bedingungen, die Putin für einen Waffenstillstand aufzählt, sind nichts anderes als seine ursprünglichen Kriegsziele. Die Ukraine soll unter anderem die Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischja verlassen – und aus ihrer Verfassung das Ziel streichen, der Nato beizutreten. Mit anderen Worten: Die Ukraine soll ihre Souveränität aufgeben. So verhandelt niemand, dem ernsthaft an Frieden gelegen ist. Und warum sollte er auch? Putin hat derzeit alle Trümpfe in der Hand. Seine Gegenüber sind eine militärisch stark geschwächte Ukraine und eine nicht verteidigungsbereite EU", unterstreicht die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
"Schneller als vermutet ist die sogenannte Verhandlung dort gelandet, wo sie begonnen hatte: im Weißen Haus", stellt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fest: "Das macht die Situation so gefährlich, Trump ist jetzt am Zug. Seine Berater werden ihm zu Misstrauen Putin gegenüber raten. Sein Instinkt aber wird ihn in die Nähe des russischen Potentaten treiben, den er als einen Bruder im Geiste sieht. Was sich in den nächsten Tagen in Trumps Kopf entwickelt, wird kriegsentscheidend sein", befürchtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, und damit endet die Presseschau.