
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG würdigt den Pontifex: "Jorge Mario Bergoglio, so der bürgerliche Name des Papstes, war ein bescheidener Mann, einer, der die Menschen liebte, der in der Lage war, echte Empathie zu zeigen. In einer Welt, die von 'Greatness' besessen ist, hat er gezeigt, was Größe wirklich heißt. Welche Kraft in Gesten der Schwachheit und Machtlosigkeit liegen, welche Kraft im Glauben. In seiner Autobiografie schreibt Bergoglio, der Mann vom Ende der Welt: 'Am Ende unserer Tage wird man uns nicht fragen, ob wir gläubig, sondern ob wir glaubwürdig waren.'" So weit die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Zum Requiem für Franziskus werden 200.000 Menschen auf dem Petersplatz erwartet", bemerkt der KÖLNER STADT-ANZEIGER. "Vor allem aber kommen zu denen, die den Papst noch einmal sehen wollen, dann auch jene, die gesehen werden wollen: Staats- und Regierungschefs, Würdenträger und Machthaber aus aller Welt. Sie kommen in einer Zeit, in der die Welt selbst im Ausnahmezustand ist. Das macht die Trauerfeier zum Politikum: von der Symbolik, wer teilnimmt und wer nicht, bis zur Frage, was sich am Rande des Requiems ergibt. Geheime Treffen oder Begegnungen sind denkbar, die ungeplant, aber dringend nötig sind. All das kann die Weltpolitik beeinflussen, zum Guten wie zum Schlechten", heißt es im KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE spekuliert, wer auf Franziskus an der Spitze der römisch-katholischen Kirche folgen könnte: "Aus dem Konklave wird, vorsichtige Prognose, ein Kompromisskandidat als Papst hervorgehen. Ein Mann der Mitte wäre durchaus nicht die schlechteste Wahl. In ihrer aktuellen Lage braucht die Kirche ein Oberhaupt, das drei Fähigkeiten haben muss: die Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen; die Fähigkeit, öffentlich zu kommunizieren; die Fähigkeit, zu entscheiden."
Die Berliner TAGESZEITUNG - TAZ - vermutet dagegen: "Wir dürfen wohl damit rechnen, dass der nächste Papst einkonservativer Knochen ist, der die katholische Kirche in eine Welt zurückführt, wie sie ein Großteil der Kardinäle am liebsten früher als später hätte: ohne Frauengedöns und queeres Lotterleben, mit Vater-Mutter-Kinder-Familien und einer männlichen Macht, die über allem steht. Damit würden Vatikan und katholische Kirche auf einen Kurs einschwenken, den die Welt gerade eingeschlagen hat – hin zu Autokratien, der Macht des Stärkeren, toxischer männlicher Hybris, weg vom Anspruch an Gleichstellung, Solidarität, Menschlichkeit", ist in der TAZ zu lesen.
Zum nächsten Thema, den Bemühungen der USA, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden. Die STUTTGARTER ZEITUNG kritisiert: "Der auf einen Deal mit dem russischen Präsidenten Putin abzielende 'Friedensplan' orientiert sich allein am Recht des Stärkeren: Dem Aggressor werden die eroberten Gebiete zum Geschenk gemacht, US-Präsident Trump wiederum reklamiert den Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen. Das entspricht einer Perversion des Völkerrechts. Die Europäer laufen Gefahr, zum Spielball dieser üblen Geschichte zu werden. Die Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten, für die Trump nicht mehr einstehen will, können sie nicht ersetzen", mahnt die STUTTGARTER ZEITUNG.
"Eine gute Verhandlungslösung sieht anders aus", kommentiert die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf: "Völkerrechtlich wäre es fatal, wenn die Ukraine so unter Druck gesetzt würde, dass sie diesen erheblichen Gebietsverlusten zustimmen würde. Es wäre ein Signal dafür, dass bisherige Regeln obsolet sind und spätestens jetzt das Recht des Stärkeren gilt. Neue Kriege und Angriffe auf militärisch Schwächere wären vorprogrammiert."
"Das laute Klagen vieler Europäer ist wohlfeil. Es verkennt, dass man selbst bislang keine bessere Idee für eine Lösung des Konflikts hatte", konstatiert der TAGESSPIEGEL aus Berlin: "Denn wo ist der umfangreiche Friedensplan, der als Alternative zu Trumps Vorhaben herhalten könnte? Was haben die Europäer aktuell zu bieten, außer bemüht klingenden Durchhalteparolen? Und: Wo war ihre Entschlossenheit, als es in den vergangenen Monaten darum ging, die Ukraine in eine möglichst starke Verhandlungsposition zu bringen? Sicher, die Solidarität westlicher Staaten nach dem 24. Februar 2022 war groß. Aber eben nie groß genug. Es führt kein Weg daran vorbei: Wenn das Leid der Ukrainer beendet werden soll, müssen europäische Staaten, die sich zur Ukraine bekennen, endlich vollen Einsatz zeigen. Sie müssen dem Herrscher im Kreml rote Linien aufzeigen. Bei alldem muss Europa äußerst diplomatisch agieren, darf die US-Administration nicht verprellen. Mit dem Finger auf Putin und Trump zu zeigen, reicht jedenfalls nicht", unterstreicht der TAGESSPIEGEL.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz findet es nachvollziehbar, dass der Krieg die Menschen in Deutschland besorgt, denn: "In vielen Familien ist die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg bis heute präsent. Putin nutzt das aus und spielt damit, etwa wenn er mit Atombomben droht. Doch auch das darf einem nicht den Blick darauf verstellen, was für ein Mensch er ist: einer, der immer so weit geht, wie er kann. Aber auch einer, der eben so weit geht, wie man ihn lässt."
Themenwechsel - Im sächsischen Torgau hat der russische Botschafter Netschajew an einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Zusammentreffens amerikanischer und sowjetischer Truppen am Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa teilgenommen. Die LAUSITZER RUNDSCHAU analysiert: "Es ist eine heikle Frage, ob eine einstige Befreier-Nation, die jetzt selbst Krieg führt, am Gedenken teilnehmen sollte. Das Auswärtige Amt hat Bund, Ländern und Gemeinden geraten, keine russischen Vertreter einzuladen. Einige haben sich daran gehalten, andere nicht. Und wieder andere dulden lediglich eine stille Teilnahme, wie etwa am Freitag jene des russischen Botschafters in Torgau. Dennoch wäre es geschichtsvergessen, russischen Vertretern die Teilnahme komplett zu verweigern. Ihr Land hat, gemeinsam mit den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, den höchsten Blutzoll des Zweiten Weltkrieges gezahlt – 25 Millionen Tote. Diese Opfer dürfen niemals vergessen werden. Dass man russischen Vertretern dabei keine Bühne bieten sollte, ihre Teilnahme propagandistisch für ihre kriegführende Nation auszuschlachten, versteht sich von selbst", betont die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lobt die Rede des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer bei der Gedenkveranstaltung: "Der CDU-Politiker sprach ebenso frei wie eindringlich, und er wandte sich direkt an den russischen Botschafter, der zwar nicht geladen, aber gekommen war - weswegen andere Botschafter fehlten. Mit vollem Recht, aber unter Buhrufen erinnerte Kretschmer daran, dass nur Russland für den Krieg gegen die Ukraine verantwortlich ist, und daran, dass dieser Krieg schon 2014 mit der Annexion der Krim begonnen hat. Klare Worte, die man sich von dem Ministerpräsidenten häufiger gewünscht hätte, bei allem Verständnis dafür, sich als Mann des sächsischen Volkes zu zeigen und gegen die AfD bestehen zu müssen. In Grundfragen des demokratischen Rechtsstaates darf man nicht fremdeln", schreibt die F.A.Z.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU ergänzt: "Das ändert nichts daran, dass Deutschland den Soldaten der Sowjetunion zu Dank verpflichtet ist, die unter größten Opfern daran beteiligt waren, das Naziregime niederzuringen. Aber in der Roten Armee dienten nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer. Deren Nachfahren müssen sich verhöhnt fühlen durch die Einladung an Netschajew. Deutschland darf nicht alle Brücken nach Russland abbrechen. Eine öffentliche Inszenierung, in der Russlands offizieller Vertreter sich quasi als Friedensfürst darstellen kann, ist allerdings fehl am Platz."