28. April 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Heute mit Kommentaren zum Machtkampf im BSW, zur Bildung einer neuen Bundesregierung und zur Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus:

 Erzbischof Diego Giovanni Ravelli geht bei der Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus auf dem Petersplatz vor dem Sarg her. der Sarg wird von 14 Männern getragen.
Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom (Michael Kappeler / dpa / Michael Kappeler)
Letztere hat nach Meinung der STUTTGARTER NACHRICHTEN gezeigt, dass..., "...das Papsttum mehr denn je zu den globalen Institutionen zählt. Das Begräbnis von Franziskus hat das eindrucksvoll bestätigt. Staats- und Regierungschefs sowie religiöses Spitzenpersonal aus aller Welt standen Schulter an Schulter. Ein schönes Bild. Zu den starken Eindrücken vom Franziskus-Begräbnis gehört das Zwiegespräch der Präsidenten Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Petersdom. Der Respekt vor dem toten Papst und der Kirche hat Respekt auch in diesem Dialog erzwungen", glauben die STUTTGARTER NACHRICHTEN.
"Die ungewohnt scharfen Töne, die Trump anschließend für das Agieren von Wladimir Putin fand, lassen erahnen, dass dieses zweite Zusammentreffen Trumps mit Selenskyj binnen weniger Wochen deutlich besser lief für die freie Welt", fügt die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen an: "Nun kann bei einem erratisch agierenden Menschen wie Trump dieses Verhalten alles und nichts bedeuten. Es wäre naiv zu glauben, es habe am Samstag definitiv einen Wendepunkt gegeben. Aber was, wenn doch?"
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN schreiben: "Der US-Präsident nannte Franziskus auf seinem Flug nach Rom einen 'fantastischen Typen'. Dabei lässt sich kein größerer Gegensatz zwischen dem verstorbenen Papst und Trump denken, dessen Politik Brücken mit Gewalt und Menschenverachtung abreißt, statt sie zu bauen. Und Trump ist nur die Vorhut einer wachsenden Reihe rechtspopulistischer Herrscher, die eher auf das Recht des Stärkeren setzen statt auf einen liberalen, sozialen Rechtsstaat," so der Hinweis der NÜRNBERGER NACHRICHTEN, die noch einmal festhalten: "Franziskus baute vor allem Brücken im Geiste Jesu, mit seinem Einsatz für Schwache, Arme, Behinderte, Trans-Menschen. Gruppen, die vor allem Trump und seine Regierung teils massiv ins Visier nehmen, ausgrenzen."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU blickt auf das bevorstehende Konklave: "In diesem wurden die meisten Kardinäle von Franziskus ernannt. Die Mehrheit von ihnen lebt nicht in Europa, wo die Zahl der Kirchenmitglieder rasant schmilzt, sondern über den ganzen Globus verstreut. Das bedeutet, in Rom geht es in den nächsten Tagen, spitz formuliert, um Europa gegen den Rest der Welt. Eine interessante Konstellation. Es gibt eine Erwartung der Gläubigen, aus dem Konklave ginge eine Art Franziskus II. hervor. Das wird nicht geschehen", so die Überzeugung der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
"Gut möglich, dass der nächste Papst stärker an der traditionellen, Kritiker würden sagen, altmodischen Morallehre festhält. Denn die Realität der Weltkirche deutet auf eine Akzentverschiebung hin", wirft die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus ein: "Während in Europa die Mitgliederzahlen stagnieren oder zurückgehen, wächst die katholische Kirche in Afrika und Asien. Regionen, in denen liberale Forderungen nach Frauenpriestertum oder Segnung gleichgeschlechtlicher Paare auf wenig Resonanz stoßen. Woher auch immer ein neuer Papst kommt, er wird vor der gleichen Herausforderung stehen wie seine Vorgänger: die Balance zwischen Bewahrung und Modernisierung zu finden. Zu viel Anpassung gefährdet die spirituelle Identität der Kirche, zu viel Starrheit entfremdet sie von einer sich wandelnden Welt." Soweit die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die letzten Schritte auf dem Weg zu einer neuen Bundesregierung sind Thema im MÜNCHNER MERKUR: "Höchste Zeit, dass die neue Regierung am heutigen Montag mit der Bekanntgabe der Unionsminister Gestalt annimmt. Quälend lange zieht sich die Mitgliederbefragung der SPD hin, obwohl die Abstimmung doch digital erfolgt und mit einem Mausklick erledigt sein müsste. Während sich die Genossen dafür zwei Wochen Zeit nehmen, entscheidet die Welt über Krieg und Frieden, über Zölle und Wirtschaftskrisen. Und in Deutschland klettert die AfD in jeder Umfrage, weil die Menschen das Gefühl haben, dass auch zwei Monate nach der Wahl nichts vorangegangen ist. Diese Trödelei passt nicht mehr ins digitale Zeitalter", klagt der MÜNCHNER MERKUR.
Die HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE aus Kassel stellt die Mitgliederbefragung bei der SPD grundsätzlich in Frage: "Was hier Basisdemokratie genannt wird, wirkt wie eine unberechtigte, ziemlich anmaßende Übertragung von Macht. Denn 358.000 SPD-Mitglieder könnten das Wahlergebnis eines ganzen Landes und die daraus folgende Koalitionsbildung zunichtemachen. Mag sein, dass sich die Genossen zur staatspolitischen Verantwortung ihrer Parteiführung bekennen. Aber was, wenn nicht? Mit einem Nein würde die SPD-Basis Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung herbeiführen. In jedem Fall würde die AfD profitieren. Deshalb: Fragen von solcher Tragweite der unteren Parteiebene zu überlassen, ist zu riskant. Die repräsentative Demokratie sollte nicht disqualifiziert werden, wenn man sie dringend braucht", mahnt die HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder stimmt zu: "Ein 'Nein' wäre ein Desaster für Deutschland. Das Land stünde mitten in einer internationalen Umbruchphase mit US-Zöllen, Ukraine-Verhandlungen und Rezession ohne neue Regierung da."
Auch die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG befasst sich mit der SPD, allerdings mit der Zukunft der umstrittenen Ko-Parteivorsitzenden Saskia Esken: "Esken hatte ihre Zeit; sie hat die Partei in einer zerrissenen Phase nach dem Abgang von Andrea Nahles geeint. Aber um in Würde aus dem Amt zu scheiden, muss man selbst erkennen, wann die Zeit gekommen ist. Jetzt."
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE richtet den Fokus auf CSU-Chef Söder: "Der will nicht als Minister nach Berlin, sondern als CSU-Chef von München aus mitregieren – und nun ist die spannende Frage, wie er diese Rolle interpretiert. Denn dass sich Söder künftig hauptsächlich als Ministerpräsident auf die bayerische Politik beschränkt, glaubt fast niemand."
Der Machtkampf im BSW ist Thema in der STUTTGARTER ZEITUNG: "Katja Wolf ist beim BSW-Landesparteitag in Thüringen als Landeschefin klar wiedergewählt worden, die von Sahra Wagenknecht in Stellung gebrachte Gegenkandidatin verlor. Es kann gut sein, dass sich Wagenknechts Partei mit der Niederlage bei der Bundestagswahl bald wieder erledigt hat. Vielleicht wird sie auch zu einer ostdeutschen Regionalpartei. Eine Chance hat das BSW nur, wenn es zeigt, dass es die Landesparlamente nicht ins Chaos stürzt, sondern an Lösungen mitarbeitet. Das BSW braucht also weniger Sahra Wagenknecht und mehr Katja Wolf", ist die STUTTGARTER ZEITUNG überzeugt.
"Die Abwerbung der früheren Eisenacher Bürgermeisterin Katja Wolf von der Linken für ihr Bündnis dürfte Sahra Wagenknecht schon das ein oder andere Mal bereut haben", vermutet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Den Machtkampf im BSW hat Wolf nun schon zum zweiten Mal gegen Wagenknecht gewonnen."
Für die VOLKSSTIMME aus Magdeburg hat die Wahl Signalwirkung: "Wolfs Bestätigung ist vor allem eine Niederlage für Sahra Wagenknecht. Das Votum könnte noch zur Zäsur werden. Denn bislang hat es zum Selbstverständnis Wagenknechts gehört, in die BSW-Landesverbände hineinzuregieren und mitzubestimmen, welcher Kurs vor Ort einzuschlagen ist. Die Thüringer haben der Parteigründerin ein klares Stopp-Signal entgegengehalten. Grund dürfte neben der Popularität Wolfs auch ein Abwehrreflex gegen die Übergriffigkeit aus Berlin sein", mutmaßt die VOLKSSTIMME aus Magdeburg.
Auch das STRAUBINGER TAGBLATT sieht Wagenknecht geschwächt: "Statt Abweichler wie Katja Wolf zu integrieren, provozierte sie einen Streit auf offener Bühne. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen. Erstens: Sahra Wagenknecht wurde lange zu Recht für ihren politischen Instinkt gelobt. Zuletzt hat er sie verlassen. Und zweitens: Eine Partei auf eine charismatische Person an der Spitze auszurichten, mag kurzfristig Aufmerksamkeit generieren. Eine langfristige Strategie ist das aber nicht." Mit dieser Stimme des STRAUBINGER TAGBLATTS endet die Presseschau.