
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG empfiehlt: "Für den Parteitag im Juni, auf dem die Parteiführung neu gewählt wird, wäre das Ende der Ära Esken eine gute Gelegenheit, zur alten einfachen Spitze zurückzukehren. Die Doppelspitze hat keiner der linken Parteien gutgetan, die damit nur ihre Flügelkämpfe zementierten. Wenig spricht allerdings dafür, dass die SPD zur Ruhe kommen könnte. Lars Klingbeil hat sich zwar als Integrationsfigur bewährt, aber wie schwierig diese Aufgabe ist, zeigt sich schon darin, dass eine unbelehrbare Esken ohne Rücksicht auf Verluste trotzig kandidieren könnte", befindet die F.A.Z.
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg stellt fest: "Eine Parteichefin, die der eigene Landesverband nicht mal mehr für den Parteivorstand nominiert, sollte besser gehen. Esken war 2019 zusammen mit Norbert Walter-Borjans in einer Krisensituation an die Parteispitze gewählt worden. Borjans ging nach zwei Jahren wieder, was klug war. Eskens innerparteiliche Arbeit wird von manchem gelobt. Sie hat aber durch ihren Dogmatismus eine verheerende Außenwirkung. Esken ist zur tragischen Figur geworden – und merkt es nicht mal", meint die VOLKSSTIMME.
Das STRAUBINGER TAGBLATT erklärt: "Selbst die Genossen in ihrer politischen Heimat im Südwesten glauben nicht, mit Esken noch etwas reißen zu können. Sie haben sie nicht erneut für den Bundesvorstand nominiert, nachdem sie sich über ihre Pläne ausgeschwiegen hat. Wenn nun eine sehr unschöne und schmerzhafte Debatte über die Chefin entbrannt ist, die an alte SPD-Zeiten erinnert, hat Esken sich das in erster Linie selbst zuzuschreiben", vermerkt das STRAUBINGER TAGBLATT.
DIE TAGESZEITUNG - TAZ - notiert: "Lars Klingbeil verspricht weiter leutselig Aufarbeitung und personelle Konsequenzen – nur nicht für sich selbst. Dass Mützenich und Esken an dem miserablen Wahlergebnis schuld sind, glaubt niemand. Die rüde Intrige und das kalte Abservieren scheinen wieder zur SPD zu gehören wie die Bratwurst zum Parteitag. Esken wird den Machtkampf wohl verlieren. Besser wird für die SPD damit nichts."
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER kommentiert: "Doch Esken wird in Teilen ihrer Partei immer noch dafür geschätzt, gute Sacharbeit zu leisten. Sie ist eine Vertreterin der Linken, die für ihre Positionen offen eintritt. Die Herzen der Menschen erreicht die gebürtige Stuttgarterin zwar eher nicht. Die SPD muss sich aber fragen, ob sie es sich leisten kann, nur auf medienwirksame Machtmenschen zu setzen, deren politische Fähnchen sich nur allzu leicht im Wind drehen. Oder ob sie auch unbequeme Frauen an ihrer Spitze zulässt", kritisiert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Der Sieg der Liberalen von Premierminister Mark Carney bei der Parlamentswahl in Kanada ist Thema in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Einen besseren Wahlhelfer als Donald Trump jedenfalls hätte Premier Mark Carney kaum finden können. Unter anderen Umständen hätte höchstwahrscheinlich der konservative Pierre Poilievre gewonnen. Der klang mit seinen Attacken auf alles Linke erst ein wenig wie Trump, und viele Landsleute wollten einen Machtwechsel, enttäuscht von den Liberalen und ihrem zurückgetretenen Regierungschef Justin Trudeau. Aber seit der Mann im Weißen Haus mit Imperialismus und Handelskrieg daherkommt, sind Carney und die Liberal Party das erfolgreiche Gegenmodell", glaubt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hebt hervor: "In seiner Rede in der Wahlnacht machte Carney klar, dass er bereit ist, sich mit Trump zusammenzusetzen, aber dies seien Gespräche 'zwischen zwei souveränen Nationen'. Der kanadische Regierungschef ist bereit, dem 'manchmal feindlich gesonnenen Nachbarn' Kontra zu bieten. Für Carney sind die alten Beziehungen zu den USA passé. Er setzt auf Europa. Dass seine erste Auslandsreise im März nicht nach Washington, sondern nach Paris und London führte, machte dies klar. Carney sucht verlässliche Partner und Europa hat in Carneys Kanada einen zuverlässigen transatlantischen Partner. Da scheint eine Entwicklung unter einem guten Stern zu stehen", folgert die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus erinnert: "Trump entfachte einen vorher kaum gekannten Nationalstolz unter den Kanadiern. Der Erfolg des siegreichen Mark Carney kann sich allerdings auch noch als Fluch erweisen. Weil die Gründe, weswegen sein langjähriger Vorgänger Justin Trudeau von seiner Partei in die Wüste geschickt wurde, noch nachwirken. Sei es der Unmut über die hohen Preise oder über die Einwanderungspolitik. Und letztlich wird auch Carney sich mit Trump arrangieren müssen, schließlich sind beide Länder wirtschaftlich eng verflochten", erinnert die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm widmet sich dem Stromausfall in Spanien und Portugal: "Wie sehr jede moderne Gesellschaft von Elektrizität abhängig ist, hat die Situation beim Ausfall in Spanien und Portugal gezeigt. Es geht: so gut wie nichts, wenn der Strom nicht fließt. Der Verkehr bricht zusammen, die medizinische Versorgung ist gefährdet, Fern-Kommunikation bricht völlig ab und man kann unter Umständen noch nicht mal mehr googeln, was im Falle eines Blackouts am besten zu tun ist. Das ist im Augenblick vielleicht noch lustig oder allenfalls ärgerlich, doch je länger der Ausfall dauert, desto bedrohlicher wird die Lage, insbesondere für alte und kranke Menschen", mahnt die SÜDWEST PRESSE.
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf moniert: "Mit der kritischen Infrastruktur ist es ein wenig wie mit der menschlichen Gesundheit: Ihre existenzielle Bedeutung wird erst dann richtig sicht- und spürbar, wenn sie beeinträchtigt ist oder sogar ausfällt. In einer Zeit, in der Russland mit Brandsätzen in Luftfracht-Paketen oder durchtrennten Unterwasserkabeln einen hybriden Krieg auch gegen Deutschland führt, sollte die Erfahrung aus Spanien und Portugal hierzulande wachrütteln. Zwar sind die Ursachen für die dortigen Ausfälle noch nicht aufgeklärt. Unabhängig davon ist aber klar, dass die kritischen Infrastrukturen in Deutschland widerstandsfähiger aufgestellt und robuster geschützt werden müssen", fordert die RHEINISCHE POST.
Die PASSAUER NEUE PRESSE stellt heraus: "Was sind wir ohne Strom? Diese Frage wurde am Montag eindrucksvoll in Südeuropa beim großen Blackout beantwortet. Das Leben bricht komplett zusammen. Bei der Produktion der Energiemassen sind wir indes wählerisch: Atomstrom – auf keinen Fall! Kohle-Verstromung – igitt. Wasserstoff – ineffizient. Sonne – scheint nicht immer. Windkraft – schon, aber nicht hier. Wasserkraft, Pumpspeicher – zu massiv die Eingriffe in die Natur; und so weiter. Fortschritt, hoher Lebensstandard und elektrisch betriebener Luxus brauchen Strom, immer mehr Strom. Die Gesellschaft muss also die Antwort finden, welchen 'Preis' sie dafür bereit ist zu zahlen", mahnt die PASSAUER NEUE PRESSE.
Die STUTTGARTER ZEITUNG betont: "Zu Recht fragen sich nun viele, wie sicher unsere Stromversorgung ist. Das deutsche Stromnetz steht mit Blick auf Häufigkeit und Dauer von Stromausfällen im internationalen Vergleich sehr gut da. Richtig ist aber auch, dass hiesige Netzbetreiber heute öfter eingreifen müssen, um die Versorgung zu sichern. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Ein zentrales Element ist ein schnellerer Netzausbau. Dieser Teil der Energiewende wurde in Deutschland lange Zeit zu wenig beachtet, weil vor allem auf den raschen Ausbau der Erzeugungskapazität geschaut wurde. Ein engmaschiges Netz macht es leichter, Strom bei Störungen auf alternativen Routen weiterzuleiten. Zudem werden mehr Speicher gebraucht, um das Auf und Ab der Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen."