07. Juni 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Die Zeitungen kommentieren den Tag der Organspende, das Zerwürfnis zwischen US-Präsident Trump und seinem ehemaligen Berater Musk sowie den Antrittsbesuch von Bundeskanzler Merz in Washington.

US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz nebeneinander vor dem Weißen Haus, neben ihnen sind die amerikanische und die deutsche Flagge gehisst.
US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz vor dem Weißen Haus (IMAGO / UPI Photo / IMAGO / Jemal Countess)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bilanziert: "Die erste Zusammenkunft des amerikanischen Präsidenten und des deutschen Bundeskanzlers ist so unerwartet reibungslos, ja harmonisch verlaufen, dass Merz sogar aus den Reihen der deutschen Opposition Beifall bekam. Doch wie Trump gern sagt: It takes two to tango. Der Kanzler wäre mit dem Klammerbeutel gepudert gewesen, wenn er Trumps Einladung zum Tanz nicht angenommen hätte, auch wenn klar war, wer dann führt. Oberstes Ziel des Besuchs war es und musste es sein, die Basis für ein möglichst gutes persönliches Verhältnis zu Trump zu legen. Auch nach dem geglückten deutsch-amerikanischen Eröffnungsreigen auf dem glatten Parkett im Weißen Haus bleibt jedoch offen, ob Trump nicht lieber Kasatschok mit Putin tanzt, dem die Ukraine, so sagte Trump es noch in Gegenwart des Kanzlers, so viel bedeute wie der eigene Augapfel." Sie hörten die F.A.Z.
"Merz hat nichts anderes geleistet, als einen Kanzlerbesuch beim mächtigsten Verbündeten USA gesichtswahrend zu gestalten", wirft die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ein: "Dass eine diplomatische Standardübung wie diese als Leistung gilt, zeigt, wie wenig in diesem einst so routinierten Verhältnis noch selbstverständlich ist. Die Höflichkeiten im Oval Office räumen auch nicht die grundsätzlichen Zweifel aus, die Trump am transatlantischen Zusammenhalt geweckt hat. Verstrickt Trump die europäischen Verbündeten in einen Handelskrieg? Stünde er ihnen bei, sollte Russland das Baltikum angreifen? Tritt er ein für die Demokratie oder nur für die teils extremistische AfD, die in seinen Kreisen als Verfolgte des Establishments gilt? Die Antworten auf diese Fragen bleiben ungewiss", betont die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Auch DIE TAGESZEITUNG mahnt: "Ein paar Stunden, in denen Trump Merz wohlgesinnt zu sein scheint, ändern nichts an dessen politischer Agenda. Und die bricht radikal mit dem, was der Westen einmal war. Merz weiß das. Doch besonders für überzeugte Transatlantiker wie ihn ist das eine schmerzhafte Erkenntnis, die auch noch nicht überall in den Kern des Bewusstseins vorgedrungen ist."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bemerkt, es habe bei bedeutenden Themen keine Weiterentwicklung gegeben: "In Zeiten der erratischen Politik von Trump sollte man nicht der Versuchung erliegen, sich mit kleinen Erfolgen zufrieden zu geben. Merz hat zwar das Treffen überstanden, ohne von seinem Gastgeber wie andere vor ihm öffentlich in den Senkel gestellt worden zu sein. Er hat auch ein Fundament gelegt für eine auskömmliche Zusammenarbeit. Doch bei den wichtigen Fragen wie dem Krieg Russlands gegen die Ukraine oder den US-Strafzöllen gab es keine Fortschritte. Das lag wohl weniger an Merz, als vielmehr an Trump. Der wollte offensichtlich nicht über diese Probleme während seiner Show für seine Fans sprechen", beobachtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG weist allerdings darauf hin, dass der Kanzler einen ihm wichtigen Punkt klarstellen konnte: "Merz hatte schon in seiner Regierungserklärung angekündigt, alles dafür zu tun, um die USA in der NATO und im russischen Krieg in der Ukraine an der Seite der Europäer zu halten. Sein Antrittsbesuch war deshalb keine Kleinigkeit. Als Trump über das 'Blutbad' in der Ukraine sprach, erinnerte Merz an den 6. Juni 1944, als die Alliierten in Frankreich landeten und sie Europa vom deutschen Nationalsozialismus befreiten. Auch heute, leitete Merz geschickt in die Gegenwart über, komme es wieder auf die USA an, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Als Trump die Ukraine und Russland mit zwei Kindern im Sandkasten verglich, die man kämpfen lassen müsse, ganz so, als gäbe es da keinen, der angefangen habe, grenzte Merz sich aber deutlich ab. Deutschland stehe an der Seite der Ukraine, stellte er klar." So weit die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Und die MÄRKISCHE ODERZEITUNG resümiert: "Merz und Trump, das passt ganz offenkundig, jedenfalls dieser Tage, und das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Der Bundeskanzler dürfte aus der mitunter surrealen Begegnung eben auch mitgenommen haben, dass Trump die neuerdings auch von Merz so geschätzte Politik der strategischen Ambiguität zur Meisterschaft gebracht hat. Keiner weiß wirklich, woran man bei ihm ist, nicht mal seine engsten Mitarbeiter. Zweideutigkeit und Wechselhaftigkeit sitzen tief im Charakter des mächtigsten Mannes der Welt. Übermorgen schon könnte er Merz scharf attackieren oder extra hohe Zölle auf deutsche Autos erwägen", befürchtet die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder.
Den offen ausgetragenen Streit zischen dem US-Präsidenten und seinem ehemaligen Berater Musk kommentiert die VOLKSSTIMME: "Irgendwann mussten die Interessen des reichsten Unternehmers der Erde mit denen des Präsidenten des reichsten Landes der Welt kollidieren. Aus anscheinend dicken Freunden sind über Nacht erbitterte Feinde geworden. Substanziell verliert Trump den finanziell potentesten Unterstützer. Umgehend drohte der Präsident damit, seinem Ex-Freund Staatsaufträge für dessen Firmen zu entziehen. Musk hält dagegen: Er hat dem Präsidenten schon die Strafe für haarsträubende politische Fehler prophezeit: Eine Niederlage der Republikaner bei den Halbzeitwahlen 2026." Das war die VOLKSSTIMME aus Magdeburg.
"Im Ergebnis ist der Bruch des reichsten mit dem mächtigsten Mann der Welt eine gute Nachricht", findet die FULDAER ZEITUNG: "Es war die von Anfang an unheilvolle Allianz eines Autokraten und eines Tech-Milliardärs mit dem Ziel, die Welt den eigenen Spielregeln zu unterwerfen und größtmögliche Kontrolle auszuüben. Demokratische Institutionen, Gewaltenteilung, Gesetze, Gerichte – all das ist in dieser dystopisch anmutenden Welt, die vor allem von Geld regiert wird, störend."
"Elon Musk hat mit seinem Widerspruch gegen den US-Präsidenten der Welt einen wichtigen Dienst erwiesen", meint auch der KÖLNER STADT-ANZEIGER: "Er hat einem Mann widersprochen, der sonnenköniggleich agiert. Er hat dies aus der Herzkammer des Systems Trump heraus getan, was viel mehr Wucht entfaltet als wäre Musk zuvor Systemopponent gewesen. Er hat dies getan, ohne genau abschätzen zu können, welche Nachteile das für ihn bringt. Das Wichtigste: Er provoziert damit nun eine Art Stresstest für die freiheitliche US-Gesellschaft. In Russland und China wären seine Tage in Freiheit gezählt. Kann sich Musk darauf verlassen, dass er unversehrt bleibt, schützt ihn der Rechtsstaat, dessen Akribie und Penetranz Musk selbst so oft diskreditiert hat?", lautet die Frage im KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Zum heutigen Tag der Organspende schreibt die AUGSBURGER ALLGEMEINE: "Um wirklich mehr Schwerkranken eine Lebenschance zu geben, ist eine Umkehr des jetzigen Entscheidungsweges nötig. Deutschland sollte endlich die Widerspruchslösung einführen. Sie gilt in vielen unserer Nachbarländer. Und nein, sie zwingt niemanden zur Organspende. Zwar ist mit der Widerspruchslösung jeder potenzieller Organspender, es sei denn, er widerspricht ausdrücklich. Aber aktiv zu widersprechen ist für jeden zumutbar", findet die AUGSBURGER ALLGEMEINE.
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN schreiben: "Das Bedauern über das Auseinanderbrechen der Ampel-Regierung hat sich bekanntlich in Grenzen gehalten. Tatsächlich bedauerlich ist allerdings, dass dadurch eine Gesetzesinitiative auf der Strecke geblieben ist, die manches Menschenleben retten könnte. Höchste Zeit, dass der neue Bundestag das Thema wieder aufgreift. Niemand will am Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen rütteln. Die Hoffnung aber, man könne die Zahl der Spender allein mit Appellen steigern, hat sich nicht erfüllt. In Umfragen ist die Bereitschaft zur Organspende stets groß – doch die Trägheit des Einzelnen offenbar noch größer."