
"Was hätten denn die Israelis tun sollen – einfach abwarten?", schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Das ist eine Frage, die jetzt viele Freunde Israels stellen; eine Frage, mit der sie zu Recht darauf hinweisen, was für ein Würgegriff von der iranischen Mullah-Diktatur ausgeht, seit Jahren schon, mit Waffen für die israelfeindliche Hisbollah, Hamas, und Huthi. Sie weisen auch darauf hin, wie leicht es ist, von Europa aus zu Gelassenheit und Geduld zu raten, wenn man nun mal nicht selbst im Fadenkreuz steht. Die Antwort ist trotzdem: Ja. Israel hätte nicht zuschlagen dürfen. Israel hätte, wenn man so will, in der Tat abwarten müssen. Da sind die völkerrechtlichen Regeln sehr klar, sie verbieten einen militärischen Angriff, solange nicht auf der iranischen Seite tatsächlich ein direkter Angriff auf Israel unmittelbar bevorstand", konstatiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Einen Krieg zu beginnen, geht schnell", erläutert die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz: "Aber es dauert heutzutage oft sehr lange, ihn zu beenden. Die internationale Gemeinschaft scheitert als vermittelnde Kraft gerade vielfach – sei es beim Krieg in Gaza, wo die palästinensische Bevölkerung am Verhungern ist, beim russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der kein Ende findet, oder auch bei Konflikten, die weniger im Fokus sind, wie im Sudan, wo es noch nicht einmal möglich ist, zwei rivalisierende Generäle davon abzuhalten, landesweit Massaker anzurichten. Das muss sich endlich ändern. Und wenn vermehrt Länder Konflikte 'ausfechten', dann tritt das Recht des Stärkeren an die Stelle des Gewaltverbots und des Gebots zur Achtung staatlicher Souveränität. Militärisch stärkere Länder werden nicht mehr davor zurückschrecken, auf dem Territorium schwächerer Nachbarstaaten ihre eigenen politischen Interessen durchzusetzen", befürchtet die RHEIN-ZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest: "Es drängt sich der Eindruck auf, dass der israelische Ministerpräsident wie schon im Fall des Gazakrieges keinen Plan für die Zeit nach dem Krieg hat. Irans oberster Führer Khamenei kämpft jetzt um das Überleben seines Regimes. Er kann nur noch unter schlechten Optionen auswählen. Ob er kapituliert oder eskaliert, beides kann ihn am Ende hinwegfegen", heißt es in der F.A.Z.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER geht auf das Angebot des russischen Präsidenten Putin ein, in dem Konflikt als Vermittler zu agieren. Dieser Vorstoß sei absurd – aus mehreren Gründen: "Der russische Staatschef hat nicht nur einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen, sondern er verweigert sich seither auch konsequent jedem ernst gemeinten Versuch, diesen Krieg durch eine Verhandlungslösung zu beenden. Zudem ist Russland mit dem iranischen Mullah-Regime eng verbandelt. Der Iran unterstützt Russland in dessen Krieg gegen die Ukraine mit militärischen Mitteln. Erst Anfang dieses Jahres haben Russland und der Iran eine engere militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit für die nächsten 20 Jahre vereinbart", unterstreicht der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Die TAGESZEITUNG – TAZ – aus Berlin analysiert: "Große Teile der arabischen Welt haben zwar pflichtschuldig gegen Israels Krieg protestiert. Doch eine Schwächung des Iran ist auch in ihrem Interesse, allen voran in dem Saudi-Arabiens, das sich als Regionalmacht die Verantwortung mit Israel über die Region teilen könnte. Diese Vorstellung einer saudisch-israelischen Hegemonie im Nahen Osten entspricht den Wünschen der US-Regierung. Sie würde der Region eine Chance zu friedlicheren Verhältnissen geben. Zugleich wären die Palästinenser die Verlierer einer solchen Machtteilung und ihre Interessen auf Dauer marginalisiert. Ob es es jemals zu einer saudisch-israelischen Konstellation kommt, ist so unsicher wie ein Regenguss in der Wüste", prognostiziert die TAZ.
Das Friedensforschungsinstitut Sipri warnt vor einem gefährlichen neuen nuklearen Wettrüsten. Die seit Jahrzehnten rückläufige Zahl an Atomwaffen auf der Welt könnte bald erstmals wieder steigen, heißt es im neuen Jahresbericht des Stockholmer Instituts. Die HEILBRONNER STIMME erklärt: "Ob Russland, China, Israel, Indien, Pakistan oder die USA – allen Machthabern ist das zuzutrauen, wenn sie keine Alternative mehr sehen. Statt der Stärke des Rechts etabliert sich international immer mehr das Recht des Stärkeren. Gegen die Säbelrassler dringen besonnene Mahner kaum noch durch. Umso wichtiger ist es, dass die EU gemeinsam mit gemäßigten Partnern wie Großbritannien oder Kanada alles daran setzt, den Einsatz von Nuklearwaffen zu verhindern. Neue Abrüstungsverträge sind absehbar kaum zu erwarten. Es geht nun primär darum, die Aufrüstungsspirale zu stoppen", ist in der HEILBRONNER STIMME zu lesen.
"Am Beispiel Iran zeigt sich, dass sich ein Land mit einem Atomwaffenprogramm selbst zum Angriffsziel macht", beobachtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Was die Sache noch schlimmer macht: Möglicherweise bewirken Israels Attacken auf iranische Nuklearanlagen genau das, was sie verhindern sollen. Nach Einschätzung des US-Experten Walsh steigt auf mittlere Sicht die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs zwischen Israel und dem Iran. Zwar könnten Zentrifugen zerstört werden, aber die iranische Führung könnte versucht sein, den Bau der Bombe zu forcieren. Ein Abkommen, über das Washington und Teheran verhandelt haben, wäre die bessere Option gewesen, wenn sich alle Seiten daran halten würden", meint die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Das STRAUBINGER TAGBLATT betont: "Die Zahl der Sprengköpfe reicht aus, um die Erde mehrfach zu zerstören. Realpolitische Notwendigkeiten mag es geben, sich gegenseitig hochzurüsten ist jedoch ein Irrweg. Diplomatie und Sicherheitsabkommen sind mühsam, aber sie lohnen sich." Soweit das STRAUBINGER TAGBLATT. Und so viel zu diesem Thema.
In Kanada sind die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten zu ihrem Jahrestreffen zusammengekommen. Die STUTTGARTER ZEITUNG findet, dass die Konstellation bei den Beratungen eine besondere ist: "Keiner der Beteiligten will, dass die Formel 'G6 plus 1' sich als Beschreibung für das Treffen öffentlich durchsetzt. Dennoch ist es fraglos so: Sechs Staats- und Regierungschefs – die von Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Großbritannien – sitzen mehr oder weniger gemeinsam vor einem Werkzeugkasten. Und alle fragen sich ängstlich, ob womöglich einer – nämlich US-Präsident Trump – plötzlich mit der Kettensäge auftaucht und alles zerstört, was sie zuvor mühevoll gemeinsam aufgebaut haben", kritisiert die STUTTGARTER ZEITUNG.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG merkt an: "Meinungsfreiheit mahnt Washington bei den Europäern zwar gern an, gilt der Trump-Administration im eigenen Land aber nichts mehr. Was die Gemeinsamkeiten angeht, scheinen sich die USA immer weiter von den übrigen G7-Staaten zu entfernen. Multinationale Foren sieht Trump nicht als Gewinn für sein Land, sondern als Einengung. Der Effekt: Treffen mit dem US-Präsidenten gelten schon als Erfolg, wenn der Skandal, ausbleibt", notiert die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, monieren: "Trumps Gunst zu gewinnen oder zu behalten, kann doch nicht das Hauptanliegen in diesen Zeiten sein. Dann spielt Trump erst recht alle gegeneinander aus. Auf dieses Machtspielchen versteht er sich zu gut. Die G7 müssen eigentlich derzeit nicht wie in früheren Jahren ihre Existenzberechtigung beweisen. Plausible politische Gründe für das teure Treffen gibt es genug. Um den US-Präsidenten zu kreisen, ist kein guter Grund."