
Auch bei der NÜRNBERGER ZEITUNG. Sie kritisiert US-Präsident Trump wegen seines Angriffs auf Irans Atomanlagen: "Sein Vorgehen lässt zwar Amerika wieder groß erscheinen, macht aber über Israel hinaus eher Angst als Freunde, weil er das Völkerrecht ignoriert. Bleibt die Weltpolitik so rücksichtslos, ist es bald das Papier nicht wert, auf dem es nach dem Zweiten Weltkrieg so hoffnungsvoll festgehalten wurde."
Ähnlich äußert sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Hinfliegen, bomben, zurückfliegen? Der Präsident hat womöglich nicht durchdacht, was sein Angriff auf Iran bedeuten wird."
Verständnis für den US-Angriff hat dagegen die NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg: "Es wurde viel zu lange gezögert, mit den Mullahs in der einzigen Art umzuspringen, die sie verstehen. Dafür verantwortlich waren die US-Präsidenten Obama und Biden, sowie die Führung der meisten europäischen Staaten, allen voran des Iran-Appeasement-Weltmeisters Deutschland."
Schon vor dem gestrigen Angriff des Irans auf einen US-Stützpunkt in Katar fürchteten manche weitere Einsätze der USA gegen den Iran - nicht jedoch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Amerikas Oberbefehlshaber hält sich viel auf seine angebliche Unberechenbarkeit zugute. Doch auch bei Trump gibt es eine dicke Linie in MAGA-Kappen-Rot: Er will sich unter keinen Umständen in einen großen Krieg verwickeln. Trumps Regierung tat alles, um Iran sofort nach dem Angriff in der Nacht auf Sonntag zu signalisieren, dass die Aktion abgeschlossen sei."
Der MÜNCHNER MERKUR blickt nach Russland: "Die bisher vergleichsweise zahmen Reaktionen aus Moskau auf den US-Schlag gegen den Iran zeigen, dass die Ayatollahs die Backen jetzt nicht zu sehr aufblasen sollten. Offenbar gibt es zwischen Trump und Putin so etwas wie einen geheimen Deal. Der Kreml versucht die Rachegelüste seiner Teheraner Schützlinge zu zügeln, auch um das mit ihm verbündete Gottesregime nicht der Gefahr eines Umsturzes von außen auszusetzen. Im Gegenzug stellt Trump sich Putin in der Ukraine nicht zu sehr in den Weg."
DIE GLOCKE aus Oelde geht auf die Frage ein, ob der Westen nicht doch einen Regimewechsel im Iran anstrebt: "US-Präsident Donald Trump ist dafür anscheinend offen. Darauf offensiv hinzuwirken wäre allerdings schwierig und höchst riskant. Dass den Ajatollahs um Ali Chamenei keine Träne nachgeweint werden sollte, steht außer Frage. Allzu oft haben sie bewiesen, was sie von Demokratie und Menschenrechten halten: gar nichts. Noch jede Protestbewegung ist von ihren Schergen, darunter die mächtigen Revolutionsgarden, blutigst niedergeschlagen worden. Genau das ist das Problem: Das Mullah-Regime hat im Inneren das uneingeschränkte Gewaltmonopol", betont DIE GLOCKE.
Auch die JUNGE WELT aus Berlin klingt skeptisch: "Bislang deutet nichts darauf hin, dass der Versuch Israels und, glaubt man jüngsten Äußerungen von Donald Trump, womöglich nun auch der USA, einen Regime-Change in Iran herbeizubomben, Erfolg hätte."
"Egal, wo auf der Welt es brennt – die Europäer stehen nur noch staunend daneben", konstatiert die AUGSBURGER ALLGEMEINE: "Eindrucksvoller jedenfalls hätte der US-Präsident seinen Partnern nicht vor Augen führen können, was er von ihnen hält. Noch während Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Genf mit dem iranischen Außenminister verhandelten, betankte er seine B-2-Tarnkappenbomber. Während in der Schweiz politische Floskeln formuliert wurden, schuf Washington Fakten. Die außenpolitische Schwäche Europas wird zum Dauerzustand. Egal, ob in Israel, im Krieg Russlands gegen die Ukraine, im Umgang mit dem Rivalen China – die EU sitzt am Katzentisch und ringt um Worte, denen ohnehin keine Taten folgen", beobachtet die AUGSBURGER ALLGEMEINE.
Der bevorstehende NATO-Gipfel ist Thema in der HESSISCHEN/NIEDERSÄCHSISCHEN ALLGEMEINEN aus Kassel: "Der NATO-Gipfel in Den Haag ist der wichtigste in der jüngeren Geschichte. Die europäischen Staaten sind bereit, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, um sich unabhängiger von den Vereinigten Staaten zu machen. Zugleich müssen sie die USA als führende Macht im Bündnis halten. Dazu wurde im Vorfeld vereinbart, dass jedes Mitglied bis 2032 fünf Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Verteidigung ausgibt. Es wäre die Befriedigung der US-Vorgabe, nicht länger der Hauptzahler der NATO sein zu wollen. Sollte der Gipfel diesen Beschluss fassen, wäre das Bündnis endgültig in der neuen Realität angekommen, in der Sicherheitsgarantien der USA nicht mehr selbstverständlich sind", heißt es in der HESSISCHEN/NIEDERSÄCHSISCHEN ALLGEMEINEN.
"Wenn Trump nicht alles ändert, dürfen sich die europäischen NATO-Staaten als Gewinner des Gipfels sehen", findet die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Dafür zahlen sie aber auch einen sehr hohen Preis. Sie haben nicht nur den Verlauf der Konferenz auf den US-Präsidenten zugeschnitten, damit er nicht überstürzt abreist wie beim G7-Treffen. Sie haben auch drängende Themen wie die Bedrohung Russlands und die Unterstützung der Ukraine an den Rand gedrängt aus Rücksicht auf die USA. Vor allem haben sie Trumps Fünf-Prozent-Ziel für die Verteidigung akzeptiert. Letzteres fordert viele Länder des alten Kontinents sehr oder überfordert einige sogar. Doch sie können es sich ob der Bedrohung durch den russischen Präsidenten Putin und des angedrohten militärischen Rückzugs des US-Verbündeten nicht leisten, Trump zu verärgern."
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf merkt an: "Es grenzt an Realsatire, welche Anstrengungen unternommen werden, um US-Präsident Trump beim Gipfel bei Laune zu halten. Statt mehrtägigem Programm soll die eigentliche Gipfel-Sitzung am Mittwoch in nur zweieinhalb Stunden abgehalten werden. Damit Trump sich nicht in langwierigen Veranstaltungen langweilt. Und das besonders umstrittene, von Trump geforderte Ziel von künftig fünf Prozent der Bruttowertschöpfung für Verteidigung auszugeben? Das hat man schon im Vorfeld mit allen Mitgliedern eingetütet."
Die Magdeburger VOLKSSTIMME richtet den Fokus auf Deutschland beim NATO-Gipfel: "In Den Haag kann Bundeskanzler Merz mit geradem Rücken auftreten. Deutschland hat seine Hausaufgaben gemacht. Die Fünf-Prozent-Vorgabe ist Koalitionsziel, die Bundeswehr soll um zehntausende Soldaten aufgestockt werden, in Litauen ist eine Bundeswehr-Panzerbrigade stationiert. Das muss nun nur noch nach innen durchgesetzt werden: Da grummelt es beträchtlich, weil die Deutschen seit der Wiedervereinigung vor 35 Jahren dem Militärischen entwöhnt sind. Die eigene Armee im Einsatz gab und gibt es nur im Ausland, Gedanken an einen allgemeinen Dienst galten längst als überflüssig. Nun zeichnet sich ab, dass die Regierung nur mit einer Wehrpflicht die Bundeswehr-Reihen wie gewünscht auffüllen kann. Außerdem müssen Kasernen her, Waffen und Ausrüstung. Darüber ist die Wirtschaft nicht böse. Das alles mündet aber in einer Militarisierung, die die deutsche Gesellschaft überfordern wird", gibt die VOLKSSTIMME zu bedenken.
Zum Abschluss thematisiert die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg die Diskussion um die Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland. Dass im vergangenen Jahr rund 826.000 Menschen als sogenannte Aufstocker auf Bürgergeld angewiesen waren, obwohl sie arbeiten, ist für das Blatt aus Heidelberg ein weiteres Argument... "...für eine Anhebung der Lohnuntergrenze auf 15 Euro. Doch das Problem vollständig über einen höheren Mindestlohn lösen zu wollen, greift zu kurz. Denn nicht nur die Unternehmer haben eine Verpflichtung gegenüber ihren Angestellten, faire Löhne zu zahlen. Sondern auch der Staat hat die Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern, ihnen ein gutes Leben durch Arbeit zu ermöglichen. Durch beispielsweise zuverlässige Kinderbetreuung oder bezahlbares Wohnen. Beides hat unser Staat über Jahrzehnte sträflich vernachlässigt – und muss nun zügig nachbessern. Mit dieser Stimme der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG endet die Presseschau.