
"Dass Trump öffentlich die Verlegung von zwei amerikanischen Atom-U-Booten ankündigt, damit sie eine günstigere Schussposition in Richtung Russland haben", hält die STUTTGARTER ZEITUNG für ... "...außergewöhnlich und gefährlich. Im Unterschied zum russischen Präsidenten Putin und seinen Claqueuren hatte es der US-Präsident bisher vermieden, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Donald Trumps Atomdrohungen sind vor allem Ausdruck tiefer Frustration. Sein monatelanger Versuch, Putin durch großes Entgegenkommen und Schmeicheleien zu einem Kriegsende in der Ukraine zu bewegen, blieb erfolglos. Die neue US-Strategie, den Kreml mit Ultimaten und Sanktionsankündigungen zu überziehen, ist bisher genauso wirkungslos. Der Kreml ignoriert die Friedensbemühungen des Mannes im Weißen Haus einfach. Und genau das kann Trump wohl am wenigsten vertragen: Nicht-Beachtung", unterstreicht die STUTTGARTER ZEITUNG.
Der MÜNCHNER MERKUR merkt an: "Wenn John F. Kennedy Sätze wie jetzt Donald Trump gegenüber Russland verkündet hätte, hätte die ganze Welt den Atem angehalten. Doch im Trump-Zeitalter lösen wüste gegenseitige Atom-Drohungen nur noch müdes Achselzucken aus. Man ahnt ja: Der US-Präsident regt sich wohl weniger über die Dritte-Weltkriegs-Szenarien des Putin-Vertrauten Medwedew auf als darüber, dass der russische Ex-Präsident ihn als 'Opa' beleidigt hat. Und doch hat Trump einen Punkt, wenn er Medwedew belehrt, Worte führten 'oft zu unbeabsichtigten Konsequenzen'. Allerdings ist es gerade der US-Präsident selbst, der mit seiner ständigen Flut an Beleidigungen und Lügen die Worte politischer Machthaber systematisch entwertet hat. Medwedew ist sein Bruder im Geiste", meint der MÜNCHNER MERKUR.
"Es ist Trumps gewohntes Muster: maximaler Lärm bei minimaler Substanz", heißt es in der RHEINPFALZ aus Ludwigshafen: "Noch dazu ist unklar, was der US-Präsident mit seiner Drohung überhaupt meint: nuklear betriebene oder atomar bewaffnete U-Boote? Vermutlich weiß er es selbst nicht. Das ist Außenpolitik als Selbstinszenierung, Diplomatie als Pokerspiel: unberechenbar, laut und selten zielführend. Dass Trump ausgerechnet Medwedew als Gegner wählt – einen weitgehend entmachteten Social-Media-Rüpel –, sagt viel über die Substanz dieser Eskalation. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Der atomare Knopf gehört in ruhige Hände, nicht in die eines Mannes, der sich selbst für den Größten hält."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ergänzt: "Für Dmitrij Medwedjews Verhältnisse waren die Äußerungen geradezu zahm, die US-Präsident Donald Trump als so 'provokativ' wahrgenommen hat, dass er die Verlegung von Atom-U-Booten in 'geeignete Regionen' angeordnet hat. Wenngleich seine Tiraden gegen die Ukraine und den Westen kaum ungefilterten Launen entspringen dürften, sondern mit dem Kreml abgestimmt sind, so erfüllen sie doch eine rein propagandistische Funktion. Dass der Schlagabtausch aus den sozialen Medien in eine militärische Drohgebärde mündete, macht das Geschehen noch beunruhigender. Demonstrationen der Stärke gegenüber dem russischen Regime können sinnvoll sein – doch nur, wenn sie genau dosiert und das Ergebnis sorgfältiger Abwägung aus dem richtigen Anlass sind. Soweit sich das von außen beurteilen lässt, war das hier nicht der Fall", urteilt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
In der Zeitung JUNGE WELT aus Berlin ist zu lesen: "Die Lässigkeit, mit der Trump gegenüber Russland mit Atomwaffen drohte, ist symptomatisch. Für die USA war der Gebrauch von Atombomben nie ein Tabu, das hatten sie am 6. und 9. August 1945 demonstriert. Die Angriffe auf die Atomanlagen des Iran zeigten es soeben erneut. Für die übrige Welt unterliegt die Atomwaffe im Großen und Ganzen einem absoluten Verbot. Unter dem Eindruck von dessen tendenzieller Auflösung durch die NATO mehren sich allerdings auch in Russland ernstzunehmende Stimmen, die angesichts der Überlegenheit des westlichen Paktes bei zahlreichen konventionellen Waffengattungen den Griff zur Atomwaffe nicht erst in letzter Instanz in Erwägung ziehen. Ob die Rüpeleien Dimitri Medwedews dazuzuzählen sind, ist unklar", fügt die JUNGE WELT an.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg konstatiert: "Der Ukrainekrieg hat ein Stadium erreicht, in dem es kaum noch möglich ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Statt ernsthaften Verhandlungsbemühungen gibt es nur noch Drohungen. War früher alles besser? In diesem Punkt schon: Wenn man bedenkt, dass vor 46 Jahren die KSZE-Schlussakte Bestand hatte, obwohl die Sowjets in Afghanistan einmarschierten, kann man im Rückblick die Weitsicht der damaligen Politiker nur bewundern. Da können weder Trump noch Putin mithalten."
"Trump ist Putins Ober-Scharfmacher und Mann fürs Grobe, Dimitri Medwedew, auf den Leim gegangen", wirft die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ein: "Besser wäre es gewesen, Medwedews Gepolter zu ignorieren, um das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Wladimir Putin mit Sanktionsdrohungen an den Verhandlungstisch für eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg zu zwingen. Aber Trump lässt sich nun mal leicht hinreißen – und so liefert er dem Aggressor mit der Verlegung der U-Boote in erster Linie ein Propaganda-Geschenk."
Auch die PASSAUER NEUE PRESSE blickt auf Trump: "Der US-Präsident inszeniert sich in diesen Tagen wieder einmal als Macher auf der Weltbühne. Doch anders als beim Deal mit Europa prallen seine Methoden bisher bei der Hamas und beim Kreml-Chef ab. Kaum hatte der US-Sondergesandte Steve Wittkoff ein baldiges Ende des Gaza-Krieges in Aussicht gestellt, da kam prompt die Antwort der Hamas – kalt und kompromisslos. Die grausamen Bilder einer Geisel vom Wochenende untermauern die Gnadenlosigkeit. Ebenso stockt es im Ukraine-Krieg. Da mündete Trumps Drohung, zwei Atom-U-Boote in die Nähe Russlands zu verlegen, in einen öffentlichen Schlagabtausch mit dem russischen Ex-Präsidenten Medwedew. Stößt der Dealmaker Trump an seine Grenzen? Seine Taktik ist bekannt: Mit maximalen Drohgebärden seine Ziele durchsetzen. Doch bei Diktatoren wie Putin oder Terroristen wie der Hamas geht das bisher nicht auf", betont die PASSAUER NEUE PRESSE.
Wir bleiben im Nahen Osten. Die Israel-Reise von Bundesaußenminister Wadephul ist Thema in der AUGSBURGER ALLGEMEINEN: "Zwangssolidarität, Vertreibung, Annexion: Die Töne, die Wadephul anschlägt, erinnern sehr an seine Vorgängerin Annalena Baerbock. Auch er überschätzt sich, wenn er behauptet, die Aufnahme von Hilfslieferungen nach Gaza sei nicht zuletzt sein Verdienst. Auch er klingt immer eine Spur zu belehrend, wenn er als Außenminister aus dem Land der Täter dem Land der Opfer erklärt, wie es sich zu verhalten hat. Und auch er scheint gerne zu vergessen, dass sich unter den Geiseln der Hamas sieben Menschen mit deutschem Pass befinden. Während die US-Regierung zumindest einige Amerikaner aus der Gewalt der Islamisten herausbekommen hat, sucht man solche Initiativen in Deutschland vergebens. Wer aber, wenn nicht der deutsche Außenminister, sollte das Schicksal der deutschen Geiseln zu seiner Sache machen?", fragt die AUGSBURGER ALLGEMEINE.
"Meint es die Bundesregierung tatsächlich ernst mit ihren Worten, muss sie handeln", fordert die TAZ: "Mit einer Einstellung der Waffenlieferungen, Sanktionen gegen die israelische Regierung und einem Einsatz für das Ende des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel."
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER geht auf die Reaktion des Kanzlers auf Wadephuls Israel-Reise ein: "Was Friedrich Merz nach einer erneuten kurzfristigen Tagung des Bundessicherheitskabinetts getan hat, ist: Luft anhalten. Seine Einsilbigkeit liegt möglicherweise auch daran, dass ihm die Aussichtslosigkeit des brutalen Konflikts bewusst ist. Ihn einfach weiter laufenzulassen, ist dennoch keine Option." Mit dieser Stimme des KÖLNER STADT-ANZEIGERS endet die Presseschau.