
Dazu bemerkt der Berliner TAGESSPIEGEL: "Es verwundert nicht, dass bislang fünf Verhandlungsrunden gescheitert sind. Eine Koalition ambitionierter Länder, darunter auch die EU, stößt auf den Widerstand der erdölproduzierenden Länder, die von der Plastikschwemme am meisten profitieren. Zehn Tage sollen die Verhandlungen dauern, nach den vielen gescheiterten Versuchen gelten sie als vorerst letzte Chance auf ein Abkommen. Dass US-Präsident Donald Trump das Verbot von Plastik-Trinkhalmen in den USA per Dekret wieder aufgehoben hat, stimmt nicht gerade optimistisch. Doch immerhin sind die USA aus den Verhandlungen bisher nicht wieder ausgestiegen. Können sich alle ein Stück weit einschränken, damit die Welt eine Zukunft hat?", fragt der TAGESSPIEGEL.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU ist sich sicher: "In Genf wird es darauf ankommen, ob die ambitionierten Länder eine Linie mit der großen Gruppe der Entwicklungsländer finden können, die zwar unter der Plastikflut leiden, aber fürchten, dass strikte Vorgaben ihre fragilen Ökonomien treffen. Sie haben recht: Ohne Finanzhilfen, Technologietransfer und Unterstützung beim Aufbau moderner Abfallwirtschaft ist ein Kurswechsel für sie kaum machbar. Deswegen muss hierfür eine Finanzierung sichergestellt werden, etwa durch eine Abgabe, die von den Plastikherstellern zu tragen ist. Nur wenn der Druck auf die Blockierer groß genug wird, kann Genf ein Erfolg werden. Ein Abkommen, das in der Praxis zu Mikroplastik zerbröselt, braucht die Welt nicht. Nötig sind verbindliche Reduktionsziele, ein Plan für eine geschlossene Kreislaufproduktion, internationale Hilfen für die armen Länder – und Kontrollen für die Umsetzung", verlangt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
"Plastik ist aus dem modernen Alltag kaum wegzudenken", schreibt die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus: "Es ist leicht, preiswert und vielseitig. In vielen Bereichen, etwa in der Medizin, ist es geradezu lebenswichtig. Doch diese Vorteile machen es auch zum globalen Problem. Denn Plastik verrottet kaum, sondern zerfällt in Mikroplastik, das über Böden, Wasser und Nahrungsketten auch in den menschlichen Körper gelangt. Die Meere sind inzwischen mit Plastikabfällen durchsetzt, von treibenden Tüten und Flaschen bis hin zu Abrieb. Besonders betroffen sind Länder des Globalen Südens, in denen es häufig keine funktionierende Abfallwirtschaft gibt. Verschärft wird das Problem dadurch, dass Industrieländer einen erheblichen Teil ihres Kunststoffmülls exportieren", notiert die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG verweist auf einen anderen Aspekt: "Bislang wird nicht einmal ein Zehntel des produzierten Kunststoffs wiederverwendet. Das liegt auch daran, dass es dafür nicht ausreicht, den Müll einzusammeln. Um Plastikreste zu recyceln, müsste man wissen, woraus sie bestehen. Doch das ist kaum möglich - es gibt allein 16.000 verschiedene Substanzen, die Plastik weich, farbig oder stabil machen. Schlimmer noch: Von diesen Zusätzen ist kaum bekannt, ob und wie sie sich auf die Umwelt auswirken. Sie können schon während des Herstellprozesses Menschen krank machen. Wissenschaftler fordern daher zu Recht mehr Transparenz und weniger Vielfalt bei den Chemikalien", findet die F.A.Z.
Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU beschäftigt sich mit dem 80. Jahrestag der US-Atombombenabwürfe in Japan: "Nie wieder. Das, was am 6. und am 9. August 1945 in Hiroshima und Nagasaki passiert ist, darf sich auf keinen Fall wiederholen: Wenigstens darüber schienen sich die Regierungen der Welt jahrzehntelang einig zu sein. Deutlich genug standen die Folgen der US-Atombombenabwürfe allen vor Augen. Solche Waffen darf man nur besitzen, um ihren Einsatz auszuschließen. Diese Logik liegt dem Atomwaffensperrvertrag zugrunde. Ein Minimalkonsens war das, mehr nicht. Aber wie viel ist davon noch übrig? Zwar sollte man russische Atomprotzereien als das bewerten, was sie sind: als Propaganda. Aber schon diese Propaganda bedeutet eine gefährliche Eskalation", schätzt die KÖLNISCHE RUNDSCHAU.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz stellt fest: "Ein möglicher Atomeinsatz wird heute wieder mitgedacht, sicherheitspolitisch die Notwendigkeit nuklearer Abschreckung betont. Die aber kann allenfalls eine Übergangslösung sein wie etwa in den Jahrzehnten des Kalten Krieges. Und sie sollte immer von glaubwürdigen Initiativen zu ihrer Überwindung begleitet werden. Das aber fehlt derzeit völlig. Dazu gehören gegenseitige Kontrollen und Abrüstungsabkommen. Und die werden gerade munter aufgekündigt. Die USA sind bereits ausgestiegen, nun hat auch Moskau erklärt, sich nicht länger an die Abrüstungsvereinbarung für landgestützte atomare Kurz- und Mittelstreckenraketen zu halten. 'Bedrohung und Abschreckung gleich Aufrüstung' ist das Mantra der Gegenwart", folgert die FREIE PRESSE.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kritisiert: "Es machen zu wenige Nationen mit beim Gedenken an die amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren. Die Stadt Hiroshima meldet zwar, dass sich 120 Länder und Regionen angekündigt hätten zur Erinnerungsfeier an diesem Mittwoch, so viele wie noch nie an einem Jahrestag des verheerenden Angriffes. Auch die Stadt Nagasaki, getroffen am 9. August 1945, drei Tage nach Hiroshima, erwartet am Samstag eine Rekordbeteiligung mit Vertreterinnen und Vertretern aus mehr als hundert Ländern und Regionen. Aber das sind eben nicht alle. Besuche in Hiroshima und Nagasaki helfen, die Gewalt dieser Waffen zu verstehen", argumentiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg mahnt: "In Zeiten einer regelrechten Aufrüstungseuphorie ist es umso wichtiger, sich daran zu erinnern, was Krieg bedeutet. Im fernen Japan legen die Menschen heute Zeugnis davon ab. Man sollte ihnen gut zuhören. Denn sie oder ihre Vorfahren haben es erlebt, was es bedeutet, wenn der Vernichtungswille die Oberhand gewinnt."
Abschließend geht es um den sogenannten Freizeit-Monitor. Der Studie zufolge vernachlässigen viele Menschen ihre persönlichen sozialen Kontakte zugunsten von Online-Aktivitäten. Die FRANKFURTER NEUE PRESSE vertritt diese Ansicht: "Wer sich im Internet ständig berieseln lässt, kann sich nicht erholen. Dem Gehirn fehlen die notwendigen Pausen, um Informationen zu verarbeiten. So baut sich der Stress, oft auch die Aggression weiter auf. Die Frustrationstoleranz sinkt, soziale Fähigkeiten gehen verloren, wenn analoge Treffen seltener werden. Treffen, die sich viele durchaus wünschen. Die praktischen Vorteile zu nutzen, aber trotzdem emotional nicht von der Internetnutzung abhängig zu werden, ist eine Herausforderung – nicht nur für Jugendliche", unterstreicht die FRANKFURTER NEUE PRESSE.
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN geben zu bedenken: "Den Freizeit-Monitor der Stiftung für Zukunftsfragen gibt es seit 40 Jahren. Dass sich die Vorlieben, wie Erwachsene ihre freie Zeit verbringen, radikal geändert haben, ist wenig überraschend. Ebenso wie die Tatsache, dass das Internet ähnlich dominant ist wie der FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga. Das kommt nicht von ungefähr. Zum einen ist es unfassbar bequem, sich online Stunden über Stunden zu vertreiben. Das Internet ist schließlich nahezu überall und jederzeit verfügbar. Zum anderen wissen ausgebuffte Algorithmen immer besser, was die jeweiligen Nutzer vor den Bildschirmen interessiert. Man möchte fast Mitgefühl haben mit Menschen, die in Filterblasen ihr Dasein fristen. Werden sie doch mit den immer gleichen Inhalten und vor allem Meinungen gefüttert. Ein Leben ohne echte Freunde? Ohne jemanden, der einem was Neues erzählt oder mal ehrlich die Meinung sagt? Der den eigenen Horizont erweitert? So ein Leben ist arm," urteilt die MEDIENGRUPPE BAYERN zum Ende dieser Presseschau.