
"In der Debatte um den Ukraine-Krieg hat sich etwas dramatisch verschoben", konstatiert die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG: "Gebietsabtretungen durch die Ukraine stehen nun als Lösung des Konflikts im Mittelpunkt. Russlands Präsident Putin kann sich die Hände reiben. Für diesen Punkt auf seiner Agenda wird er gar nicht mehr verhandeln müssen, weder am Freitag mit Trump in Alaska noch anderswo. Von diplomatischer Finesse zeugt es mit Sicherheit nicht, ein Zugeständnis bereits zu machen, bevor gesprochen wird. Putin wird kaum mit gerührtem Entgegenkommen reagieren. Trump, sein qua Amt mächtigster Verhandlungspartner, hat ihm nichts entgegenzusetzen. Sämtliche Ankündigungen des US-Präsidenten sind verpufft, die von ihm gesetzte Frist für weitere Sanktionen ist verstrichen. Und Putin hat bereits bewiesen, dass er mit der Eitelkeit des Immobilienmaklers aus dem Weißen Haus gut zu spielen weiß", analysiert die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
"Weder Russland noch die Ukraine haben das dreijährige Schlachten gewonnen", unterstreicht die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg: "Allerdings befindet sich Russland im Vorteil, woraus die territorialen Ansprüche ableitbar sind. Die Ukraine wird folglich Land abgeben müssen. Alles, was ihr an eigenen Forderungen bleibt, sind die jetzt von Merz benannten 'Sicherheitsgarantien'. Doch worin sollen diese Garantien bestehen und wer überwacht deren Einhaltung? Selenskyj fordert – aus seiner Sicht verständlich –, dass die Ukraine von der Nato als Bündnispartner betrachtet wird. Ein weiterer russischer Angriff würde folglich zum Nato-Russland-Krieg führen", befürchtet die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG.
Der MÜNCHNER MERKUR merkt an: "Die eigentliche Entscheidung über die Zukunft der Ukraine spielt sich nicht in Alaska, sondern in den Schützengräben des Donbass ab: Putin zeigt mit seiner neuen Offensive und dem seit Wochen anhaltenden Dauer-Bombardement auf ukrainische Zivilisten, dass er unverändert auf militärischen Sieg setzt. Trump dient dem Kreml-Herrscher da nur als zusätzliche Munition", meint der MÜNCHNER MERKUR.
In den Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN ist zu lesen: "Sollte Trump bei seinen Verhandlungen mit Putin kurz vergessen, worauf es den Europäern ankommt, muss er sich nur eine Hand vor Augen halten. Fünf Finger – fünf Forderungen sind es, die für EU-Staaten und Ukraine essenziell sind, angefangen mit einem Waffenstillstand. Dass die Formulierung und finale Absprache dieser Forderungen mit dem US-Präsidenten gestern von Berlin aus gesteuert wurde, ist zweifellos ein Verdienst und auch Erfolg des deutschen Kanzlers", stellen die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN fest.
Auch die SÜDWEST PRESSE aus Ulm lobt Merz für das Vorbereitungstreffen: "Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch seinen Vize J.D. Vance virtuell und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sogar in Person dabei zu haben, um das Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorzubereiten, ist ein Scoop. Ein Scoop, den zu Zeiten des in solchen Dingen eher passiven Kanzlers Olaf Scholz (SPD) garantiert Frankreichs Präsident Emmanuel Macron abgegriffen hätte. "
"Doch es ist auch eine Bewährungsprobe", entgegnet die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf: "Haben Kanzler Merz und seine Verbündeten Erfolg, ist das ein wichtiges Signal für die außenpolitische Einigkeit und Handlungsfähigkeit Europas. Wenn aber die von Russland überfallene Ukraine nach dem Treffen von Trump und Putin am Freitag als Verliererin dasteht, sind die europäischen Bemühungen gescheitert. Das würde auch nichts Gutes für die Zukunft verheißen. Bemerkenswert ist, dass es Merz gelungen ist, mitten in der Sommerpause so viele wichtige Akteure zusammenzubringen. Der Kanzler hat sich gleichzeitig ein Stück weit von dem ständigen und oftmals erfolglosen Ringen in der Europäischen Union – Stichwort Ungarn - freigemacht, indem er ein enges Bündnis mit Brexit-Land Großbritannien und Frankreich geschlossen hat. All dies sind Schritte in die richtige Richtung", urteilt die RHEINISCHE POST.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, hat Maßnahmen vorgelegt, um Kinder und Jugendliche besser vor Auswirkungen von Sozialen Medien zu schützen. So sollen Kinder unter 13 Jahren gar keine Social-Media-Accounts einrichten dürfen. Die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen moniert: "Der ausufernde, suchterzeugende Konsum sinnentleerter Angebote sogenannter sozialer Medien entfaltet eine asoziale Wirkung und gefährdet die Gesundheit Heranwachsender. Er befördert das Vordringen psychischer Erkrankungen in dieser Altersgruppe. Das endlose Scrollen flachster Inhalte gefährdet die geistige Selbstbestimmung. Denn es erodiert die Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit zu kontrollieren und kritisch, strukturiert und eigenständig zu denken. Beides ist in der Ära des Internets besonders gefragt, um ein mündiger Bürger zu sein und nicht Opfer politischer Manipulation, Fake News oder der verzerrten Realität von Echokammern zu werden", betont die RHEINPFALZ.
"Weitgehend ungeschützt und unbeaufsichtigt sind Kinder im Netz Propaganda-Trollen, Pädophilen, Pornografie und Mobbing ausgesetzt", bemängelt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER: "Und selbst seriöse Berichterstattung über Klima, Krieg und Krisen kann dem jugendlichen Geist schwer zusetzen, wenn ihm kein Erwachsener dabei hilft, die Dinge einzuordnen. Doch leider mangelt es auch vielen Eltern an der dafür nötigen Medienkompetenz. Darum ist die Forderung der Leopoldina richtig, Jugendliche in der risikoarmen Nutzung des Internets zu befähigen - und sie von bestimmten Bereichen des Internets ganz fernzuhalten. Doch auch die Erwachsenen darf man dabei nicht vergessen. Auch ihnen droht durch den unreflektierten Medienkonsum großer Schaden. Aber insbesondere bei Kindern steht der Nutzen von Instagram, Tiktok & Co. in keinem Verhältnis zu den Risiken. Soziale Kontakte sollten lieber im Klassenzimmer gepflegt werden als im Chatroom", empfiehlt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
"Für die Regierung ist das eine große Chance", findet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Sie hat Rückendeckung von Fachleuten und eine Anleitung, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Doch die Widerstände dürften gewaltig sein. Das Geschäftsmodell der Plattformen ist es, Profile über Nutzer anzulegen, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln und Werbung zu verkaufen. Folgte man den Vorschlägen, würde der Kern dieser 'Aufmerksamkeitsökonomie' ausgehöhlt. Die 'Tech-Bros' aus der Führungsriege der Internetgiganten werden das nicht kampflos zulassen. Zumal sie inzwischen als 'Broligarchen' beste Verbindungen ins Weiße Haus pflegen, wo der Vizepräsident die NATO infrage stellt, sollte Europa es wagen, amerikanische Plattformen zu regulieren", notiert die F.A.Z.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER erklärt: "Durchschnittlich dreieinhalb Stunden pro Tag nutzen Kinder und Jugendliche in Deutschland Social Media und bereits zehn Prozent zeigen dabei ein suchtähnliches Verhalten. Die Smartphone-Nutzung raubt ihnen die Zeit für all das, was für die Entwicklung wertvoll ist – Spielen im Freien, in der analogen Welt Freunde treffen, Hobbys pflegen. Und es schadet ihrer psychischen Gesundheit. Noch fehlen umfangreichere Daten: Trotzdem gilt es zu handeln. Die Forschenden begründen ihre Empfehlung mit dem 'Vorsorgeprinzip' und sie haben damit auch völlig Recht. Denn großangelegte Studien, die die Zusammenhänge genauer erforschen, kosten viel Zeit – während sich technische Neuheiten rasend schnell durchsetzen, mit unabsehbaren Folgen. Es wäre falsch, mit einer Regulierung zu warten, bis eine weitere Generation ganz ohne Schutz vor diesen schädlichen Einflüssen aufwächst", mahnt der KÖLNER STADT-ANZEIGER. Und damit endet diese Presseschau.