10. September 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Kommentiert wird die politische Krise in Frankreich nach dem Sturz der Regierung sowie die Debatte über die Zukunft der Verbrenner-Autos hierzulande. Zunächst geht es aber um die israelische Militärattacke gegen die Hamas-Führung in der katarischen Hauptstadt Doha.

Eine Überwachungskamera zeigt das Feuer nach dem israelischen Anschlag auf Wohngebäude in Katars Hauptstadt Doha.
Israel hat Wohngebäude in der katarischen Hauptstadt Doha angegriffen, in dem Verhandler der Hamas vermutet wurden. (picture alliance / Anadolu / Security Camera)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG findet, dass der Angriff Israels ein riskanter Schritt war: "Katar gehört zu den Vermittlern in dem völlig festgefahrenen Krieg in Gaza. Mit solchen Aktionen gefährdet Israel auch die weitere Annäherung an arabische Staaten, die eigentlich zu seinen strategischen Interessen zählt. Das Vorgehen entspricht leider Netanjahus wachsender Neigung, fast nur noch auf militärische Mittel zu setzen. All das ist maximaler Druck auf die Hamas. Dass er reicht, damit sie sich ergibt oder zumindest Trumps neuem Vorschlag für eine Waffenruhe zustimmt, ist nicht gesagt. Die Hamas wird sich gut überlegen, ob sie die verbliebenen Geiseln alle auf einmal freilässt. Sie sind ihr letztes Faustpfand", unterstreicht die F.A.Z.
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm notiert: "Die gezielte Tötung von Feinden im Ausland wird für die israelische Regierung immer mehr zu einem Mittel der Politik. Den ehemaligen Hamas-Chef Haniyyah ließ sie im Iran töten, den Anführer der Hisbollah, Nasrallah, bombte sie im Libanon zu Tode. Jetzt richtete sich ein Angriff auf die Nachfolger Haniyyahs im Golfstaat Katar. Dadurch, dass man Grenzen des Völkerrechts mehrfach überschreitet, gewinnt Unrecht allerdings nicht an Rechtmäßigkeit. Und einen Verhandlungspartner anzugreifen, mit dem man angeblich gerade einen Deal zum Austausch der israelischen Geiseln bespricht, führt nachgerade die eigene Verhandlungsbereitschaft ad absurdum", betont die SÜDWEST PRESSE.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG moniert: "Viel deutlicher kann man es nicht machen, dass man gar nicht an einem Waffenstillstand interessiert ist oder gar an einer Zukunft für Gaza, die auch die Palästinenser beinhaltet. Der Angriff sei eine Reaktion auf den Anschlag vom Montag in Jerusalem, bei dem sechs Menschen ums Leben gekommen waren und den die Hamas bejubelt hatte, sagte Israels Ministerpräsident Netanjahu. Katar hat angekündigt, seine Vermittlungsbemühungen in Gaza erst einmal einzustellen. Ägypten, dem anderen Vermittler, hat Netanjahu in den vergangenen Tagen immer wieder gedroht. Bald ist womöglich niemand mehr da, der noch vermitteln kann. Und auch niemand bei der Hamas, der den Vorschlägen noch zustimmen könnte. Das scheint das eigentliche Ziel Netanjahus zu sein", notiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
In der Diskussion über Elektromobilität in der Europäischen Union hat Bundeskanzler Merz mehr Flexibilität und weniger Verbote gefordert. Der MÜNCHNER MERKUR schreibt dazu: "Wie sehr man sich im grünen Wirtschaftswunderland Deutschland inzwischen verabschiedet hat von Habecks Märchen, zeigt die Automesse IAA: Beherrscht werden die Debatten von der Forderung des Kanzlers nach Technologieoffenheit, von Söders Rütteln am Verbrenner-Aus und der Warnung von BMW-Chef Zipse, dass ein Festhalten an den EU-Vorgaben die ohnehin schwer gebeutelte Autoindustrie um die Hälfte schrumpfen ließe. Wer verhindern will, dass China mit seinen Billig-E-Autos den Markt überschwemmt, muss die Innovationskraft europäischer Hersteller entfesseln und ihnen erlauben, klimafreundliche Antriebe jenseits der reinen Elektromobilität zu entwickeln, etwa Plug-in-Hybride", fordert der MÜNCHNER MERKUR.
Die STUTTGARTER ZEITUNG konstatiert: "Die deutschen Hersteller präsentieren auf der IAA technisch herausragende, hoch effiziente und optisch ansprechende Elektroautos. Von nächstem Jahr an bringen einige auch bezahlbare Einstiegsmodelle auf den Markt. Gleichzeitig verhalten sich die Hersteller aber wie eine Mutter, die dem Kind immer den gesunden Apfel anpreist, doch gleichzeitig die Schublade mit den bunten Zuckerbonbons öffnet. Die Werbung von Firmen, die neben E-Autos neue PS-Schleudern mit acht Zylindern anpreisen, fällt zwangsläufig widersprüchlich aus. Bekenntnisse zum Klimaschutz klingen dann hohl, für Kunden ist kaum die Richtung zu erkennen. Rätselhaft auch, warum die Vorzüge von E-Autos so selten thematisiert werden: Sie nutzen Energie deutlich effizienter, machen weniger Lärm und stoßen keine Abgase aus, was doch in emissionsbelasteten Städten ein wichtiges Argument sein müsste", heißt es in der STUTTGARTER ZEITUNG.
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG kommentiert: "Die Krise des Automobilstandorts ist längst bittere und täglich greifbare Realität bei Herstellern und Zulieferern. Längst drängen chinesische Hersteller nach Europa, während die deutschen Konzerne auf den wichtigsten Märkten erhebliche Anteile verlieren. Umso wichtiger wird es sein, hierzulande nicht nur um das Thema Verbrenner zu kreisen, sondern für industrie- und investitionsfreundliche Bedingungen zu sorgen. Die Transformation von fossilen zu nachhaltigen Antrieben ist unausweichlich. Doch sie wird nur erfolgreich sein, wenn sie Wohlstand und Beschäftigung nicht gefährdet, und wenn politische Entscheidungen im Einklang mit ökonomischer Realität stehen", empfiehlt die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG.
Die SAARBRÜCKER ZEITUNG prognostiziert: "Die Bundesregierung wird der Autoindustrie zur Seite springen. Berlin wird wohl in Brüssel darauf dringen, die für die deutsche Industrie immer noch zu ehrgeizigen CO2-Grenzwerte zu revidieren. Auf einem Autogipfel im Oktober dürfte der Kanzler der Branche wohl auch finanzielle Vorteile zusagen. Wichtiger wären jedoch mehr schnelle Ladesäulen an jeder Straßenecke, weniger Bürokratie und generell geringere Energiekosten", meint die SAARBRÜCKER ZEITUNG.
"Starke Marken und gute Modelle allein reichen nicht, um Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten", stellt die Zeitung DIE GLOCKE aus Oelde fest: "Die Standortbedingungen müssen verbessert werden, gelten sie doch als miserabel. Beispielhaft seien teure Energie, zu viel Regulierung und hohe Steuern genannt. Wenngleich der Elektromobilität die Zukunft gehört, gilt es, Technologieoffenheit zu bewahren. Die Politik ist gefragt, und es wird sich zeigen, ob Kanzler Merz seiner Aussage, die Bundesregierung stehe an der Seite der Autoindustrie, Taten folgen lässt oder sie ein Lippenbekenntnis bleibt. Fakt ist: Den Niedergang der Schlüsselbranche kann niemand wollen." Soweit DIE GLOCKE. Und so viel zu diesem Thema.
Nach dem Scheitern der Minderheitsregierung von Premierminister Bayrou in Frankreich hat Präsident Macron den bisherigen Verteidigungsminister Lecornu zum neuen Regierungschef ernannt. Der KÖLNER STADT-ANZEIGER analysiert: "Premierminister Bayrou hat sich dramatisch verpokert, so wie Macron gut ein Jahr zuvor, als er in einer ähnlich einsamen, impulsiven Entscheidung Neuwahlen ausrief. Der Präsident kann nicht mehr ohne Rücksicht auf Verluste 'durchregieren' wie in seiner ersten Amtszeit. Will er die verbleibenden eineinhalb Jahre seiner Amtszeit noch nutzen, muss er endlich seine Lektion lernen und Macht teilen. Im Angesicht der vielen Krisen hatte Macron immer wieder angekündigt, er werde sich neu erfinden, also Fehler korrigieren. Das sind leere Worte geblieben. Nun erhält er noch einmal die Gelegenheit. Es ist seine letzte Chance", mahnt der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
"Wer weiß, was passiert wäre, wenn Bayrou sich die Mühe gemacht und das Scheitern der Ampelkoalition in Deutschland analysiert hätte", ist in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu lesen: "Ähnlichkeiten sind jedenfalls auffällig. Auch die Regierung von Scholz meinte zu wissen, wie es etwa mit dem Heizungsgesetz geht, und verzichtete darauf, die geänderte Politik ausreichend zu erklären und dafür zu werben. Grundsätzlich muss es der Politik in Europa gelingen, die Bedürfnisse der Menschen besser zu erfüllen. Sonst werden Rechtspopulisten ihre Sorgen und Ängste für die eigenen Zwecke nutzen", befürchtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Und damit endet diese Presseschau.