
"Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen die Ukraine droht zu eskalieren", stellt die STUTTGARTER ZEITUNG fest: "Die von Polens Luftwaffe über europäischem Terrain abgeschossenen Drohnen deuten auf eine dreiste Provokation hin. Wer üble Absichten ausschließt, wäre ein Narr. Es geht hier nicht um einen Einzelfall, bei dem ein Versehen unterstellt werden könnte. Offenbar wurde der polnische Luftraum mindestens 19 Mal verletzt – allesamt Irrläufer? Bei dem Eklat handelt es sich um eine beispiellose Konfrontation. Die richtet sich nicht nur gegen Polen selbst, immerhin Mitglied der EU und der NATO. Die Aggression gilt ganz Europa, dem Westen, letztlich der gesamten freien Welt. Kaum vier Wochen nach dem Alaska-Gipfel, wo Putin Friedensabsichten heuchelte, demonstriert er ganz ungeniert das Gegenteil", heißt es in der STUTTGARTER ZEITUNG.
"Erschreckend ist der Angriff, doch überraschend kommt er nicht", meint das HANDELSBLATT aus Düsseldorf: "So tastet sich Putin systematisch vor, immer darauf vertrauend, dass die Antwort seiner Gegner spät kommt, schwach und uneinheitlich bleibt. Mittlerweile attackiert Moskau die westlichen Verbündeten der Ukraine offen. Die Mitgliedstaaten aus Europa dürfen sich dabei nicht darauf verlassen, dass die USA eine Führungsrolle übernehmen. Unter Präsident Trump nähert sich Washington wieder Kremlchef Putin an. Die davon ausgehende Gefahr darf Europa nicht unterschätzen. Weitere russische Provokationen und Angriffe werden folgen. Geschlossenheit und Eigeninitiative sind jetzt überlebenswichtig", ist sich das HANDELSBLATT sicher.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erklärt: "Diese Provokation war und ist ein doppelter Test der NATO: ihrer politischen Geschlossenheit und ihrer Fähigkeit zur Verteidigung des Bündnisgebiets. Die militärische Prüfung hat die NATO ganz gut bestanden. Doch während in Berlin, London, Paris und anderen Hauptstädten Europas der Kreml schnell und scharf kritisiert wurde, herrschte im Weißen Haus absolute Funkstille. Putin wird auch aus diesem Test den Schluss ziehen, dass er sich bei Trump so gut wie alles erlauben kann", vermutet die F.A.Z.
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg analysiert: "Moskau hat den Westen seit 2022 mit immer wiederkehrenden Luftraumverletzungen des NATO-Gebiets getestet. Polen sendet nun ein überfälliges Stopp-Signal. Die rote Linie des Westens ist die NATO-Grenze – und das Bündnis steht. Wie wird die Reaktion ausfallen? Erwartungsgemäß hat Moskau eine Beteiligung zurückgewiesen. Die Nachricht dürfte man aber trotzdem verstehen. Ein in Belarus geplantes Manöver hat der Kreml mit Blick auf die Spannungen mit Polen zuletzt bereits nach Osten verlegt", notiert die VOLKSSTIMME.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU fordert: "Statt sich maßlos über ein paar abgeschossene russische Drohnen in Polen aufzuregen, sollten die europäischen Verbündeten der Ukraine endlich ihre eigenen Ankündigungen umsetzen und Kiew stärker als bisher unterstützen. Oder die Raketenabwehr an der Ostflanke Europas ausbauen oder einen Drohnen-Wall installieren. Dann müsste die EU-Kommissionspräsidentin in ihrer Rede zur Lage der EU auch kein 'neues' Europa fordern. Dann hätten die europäischen Verantwortlichen gelassen sagen können: Kampfjets haben über Polen bedrohliche Flugobjekte abgeschossen, damit eine der zahlreichen russischen Provokationen der letzten rund dreieinhalb Jahre an der Ostflanke Europas gestoppt und bewiesen, dass die westlichen Verbündeten Kiews wachsam und kampfbereit sind. Ende der Geschichte. Stattdessen fordert NATO-Generalsekretär Rutte theatralisch von dem Regime in Moskau 'aufzuhören'. Wen soll das überzeugen?", fragt sich die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg findet, das Muster sei immer gleich: "Provozieren, die Grenzen des Zumutbaren verschieben, Reaktionen ausloten. Für die letzten Zweifler in Westeuropa muss dieser Drohnenangriff ein Weckruf sein. Russland will die europäische Sicherheitsordnung zerstören. Jeder inszenierte Zwischenfall soll Angst und Unsicherheit schüren. Im NATO-Hauptquartier ist man zu Recht beunruhigt über die wachsende Zahl solcher Provokationen. Wenn eine solche Drohnenwelle eines Tages auf NATO-Staaten zusteuert, stellt sich die Frage: Ist Europa vorbereitet? Die ehrliche Antwort lautet heute: nein." Soweit die BADISCHE ZEITUNG. Und so viel zu diesem Thema.
Die Zeitungen beschäftigen sich auch mit dem Angriff Israels auf die Hamas in Katar, der international für Empörung sorgt. Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz konstatiert: "Der Militärangriff im Emirat Katar steht im Widerspruch zum strategischen Ziel Israels, die Beziehungen zu den reichen Golfstaaten zu normalisieren. Zur Erinnerung: Vor dem Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober 2023 waren Israel und Saudi-Arabien unter Vermittlung der USA kurz davor, einen 'Deal des Jahrhunderts' zu schließen: ein Friedensabkommen. Die radikal-islamische Hamas wollte mit dem Massaker auf israelischem Boden auch dieses Abkommen torpedieren – was vorübergehend auch gelang. Der Militärangriff in Doha bedeutet einen neuen Rückschlag für diese Bemühungen", bilanziert die RHEIN-ZEITUNG.
Die TAGESZEITUNG – TAZ – bewertet den Angriff als einen Rückfall in die Barbarei: "Er zeigt, dass Israels Regierungschef Netanjahu davon ausgeht, dass für ihn keine Regeln mehr gelten. Und solange US-Präsident Trump ihn nicht stoppt, stimmt das ja auch. Putin und Xi werden das mit Interesse verfolgen. In einer Welt, in der keine Regeln mehr gelten, haben sie als Atommächte gute Karten: Niemand wird es wagen, sie anzugreifen. Wer soll sie also stoppen, wenn sie sich ähnlich verhalten? Auch Russland hat schon mehrfach das Völkerrecht gebrochen und politische Gegner, die es als Staatsfeinde ansah, auf fremdem Territorium getötet", erinnert die TAZ.
Die NÜRNBERGER ZEITUNG moniert: "Mit seiner Nachgiebigkeit gegenüber Israels Aggression hat Trump es geschafft, dass die in vielen arabischen Staaten verhasste Terrorgruppe Hamas Sympathie-Punkte sammelt, weil sie im Gegensatz zu Netanjahus Regierung als ernsthafte Verhandlungspartnerin auftritt. Rufe nach einem gemeinsamen Vorgehen islamischer Staaten gegen Israel werden lauter. Trump ist krachend gescheitert", urteilt die NÜRNBERGER ZEITUNG.
Die NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg beobachtet: "Zum einen versuchte sich Katar als Verbündeter der Amerikaner und des Westens zu positionieren. Zum anderen ist Katar nach wie vor der großzügigste Sponsor islamistischer Organisationen und Terroristen. Katarisches Geld machte die Hamas-Herrschaft in Gaza erst möglich und erlaubte die massive Aufrüstung der Terror-Truppe gegen Israel. Nun ist Katar zwischen zwei Feuer geraten: Vor wenigen Monaten griff der Iran mit Raketen an – weil die Amerikaner dort sitzen. Am Dienstag nahm Israel Doha unter Feuer – weil die Al-Thanis Massenmördern Unterschlupf gewähren. Der gerissene Clan wird lernen müssen, dass auch noch so viel Geld keine redliche Politik ersetzen kann", kommentiert die NORDWEST-ZEITUNG.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht auf die Haltung der Europäischen Union im Gaza-Krieg ein: "Die 27 Regierungen sehen sich außerstande, auch nur die kleinste Sanktion gegen Israel zu beschließen, um das brutale Vorgehen gegen Zivilisten in Gaza zu ahnden – und im Europaparlament macht man von der Leyen dafür verantwortlich. Die Kommissionspräsidentin hat nun neue Sanktionen gegen Israel ins Gespräch gebracht, um die Linken und die Sozialdemokraten im Parlament zu besänftigen. Es ist reine Symbolpolitik, denn natürlich wird es auch dafür keine Mehrheiten unter den Mitgliedstaaten geben – und die Uneinigkeit der EU wird nur noch deutlicher hervortreten", prognostiziert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Und damit endet diese Presseschau.