23. September 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Themen der Kommentare sind die Anerkennung Palästinas durch etliche westliche Staaten und der Auftritt von Donald Trump bei der Gedenkfeier für den ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk. Beherrschendes Thema in den Zeitungen ist jedoch das von Bundesverkehrsminister Schnieder vorgestellte Konzept zur Reform der Deutschen Bahn.

Das Bild zeigt Bundesverkehrsminister Schnieder sowie die designierten Vorstände Dirk Rompf und Evelyn Palla.
Bundesverkehrsminister Schnieder (Mitte) hat die neue Bahn-Strategie vorgestellt. Seine beiden Kandidaten Evelyn Palla als neue Bahnchefin und Dirk Rompf für den Bereich Infrastruktur stoßen auf Widerstand der Gewerkschaft EVG. (Andreas Gora / dpa )
Dazu notiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Die Herausforderung dieses Neuanfangs ist, eine Aufbruchsstimmung zu verbreiten, ohne Luftschlösser zu bauen. In der ersten Pressekonferenz ist das Schnieder und seiner künftigen Bahnchefin Palla den Umständen entsprechend leidlich gelungen. Anders als zu früheren Neustart-Ankündigungen - und derer gab es viele - lassen sich die Bahnkunden auch keinen Bären mehr aufbinden. Die Pünktlichkeitswerte im Juli zeigen die dramatische Lage: Zur Hochsaison fuhr nur die Hälfte der Züge pünktlich", so die F.A.Z.
In den Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN heißt es dazu: "Der eigentliche Grund dafür, dass die Bahn nicht vorankommt, liegt in ihrer Struktur. Sie ist noch immer ein Staatsunternehmen, bei dem die Politik die Weichen stellt. Die Politik redet mit, kontrolliert, finanziert und sucht das – zumeist leider falsche – Führungspersonal aus. Gerade Schnieder, der schon reichlich unbeholfen die Ablösung des vorigen Bahn-Chefs Lutz betrieb, macht nicht den Eindruck, als wäre er der Aufgabe gewachsen. Wie kann man das Vorstandstableau öffentlich präsentieren, ohne es mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat abgestimmt zu haben? Bei so viel Dilettantismus braucht sich niemand zu wundern, dass die Bahn partout nicht aus der Krise kommt", so die Meinung der MEDIENGRUPPE BAYERN.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg mahnt: "Entscheidend für den Erfolg Pallas als zukünftige Bahnchefin wird nun sein, dass die versprochenen Reformen schnell umgesetzt werden und Zeit zum Wirken erhalten. Tiefstapeln ist da die richtige Strategie. Aus gutem Grund: rund 30 Jahre Mangel und strikte Profitfokussierung sind auch mit vielen Milliarden im Waggon ein riesiger Bremsklotz für die Modernisierung der Bahn", notiert die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG.
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf beobachtet: "Um markige Worte ist man bei der Bahn nie verlegen gewesen. Die wohl künftige neue Bahnchefin Evelyn Palla kommt aus dieser verbalen Kaderschmiede. Sie kennt das System Bahn nur allzu gut. Deswegen verwundert es nicht, dass sie bei ihrer Vorstellung ebenfalls große Worte fand – sie sprach vom 'Tag des Aufbruchs', man nehme 'den Taktstock einer neuen Ära in die Hand' und schließlich bemühte sie auch noch den längst verloren gegangenen 'Eisenbahnerstolz'. Oh, ha. Kann man machen, muss man nicht", bemerkt die RHEINISCHE POST.
Die NÜRNBERGER ZEITUNG sieht den versprochenen Neustart skeptisch: "Schon Hartmut Mehdorn versprach, etwas gegen die unpünktlichen Züge und den Frust der Fahrgäste zu tun, und beklagte, dass der Bund zu wenig Geld in die Infrastruktur steckt. Ebenso wie seine Nachfolger Rüdiger Grube und Richard Lutz. Diese Herausforderungen kommen nun auch auf Evelyn Palla zu. Allerdings in einem Ausmaß, das bis vor ein paar Jahren noch unvorstellbar war", erläutert die NÜRNBERGER ZEITUNG.
Der Bremer WESERKURIER kritisiert: "Wenn Bundesverkehrsminister Schnieder die Bahn-Sanierung genauso ungeschickt angeht wie die Berufung der beiden neuen Vorstandsvorsitzenden, dann sollten die Kundinnen und Kunden die Eisenbahn künftig nur noch für nicht notwendige Reisen nutzen. Zwar gibt es nicht viel gegen die Personalie Evelyn Palla als Bahn-Vorständin einzuwenden. Was bitterer aufstößt, ist die Berufung von Dirk Rompf zum Vorstandsvorsitzenden der InfraGo, der Infrastrukturtochter der Bahn. Noch schlimmer ist allerdings, dass Schnieder diese beiden Personalien offenbar vorher nicht mit der Arbeitnehmerseite besprochen hatte. Nun droht der Neustart für die Bahn zwischen die Fronten zu geraten", befürchtet der WESERKURIER.
Nun zur MÄRKISCHEN ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder: "An großen Worten hat es nicht gemangelt – von Neustart, von Aufbruch war die Rede, als der Bundesverkehrsminister die designierte neue Bahnchefin vorstellte. Erfreulicherweise wurde es denn doch noch deutlich nüchterner: Patrick Schnieder kassierte die bisherigen Pünktlichkeitsziele, denen die Bahn ja nur immer weiter hinterherfuhr, und will nun bis 2029 im Fernverkehr die 70 Prozent tatsächlich schaffen. Und Evelyn Palla warnte: Nichts wird schnell gehen. Trotz aller Ankündigungen aber bleibt vieles wolkig", schreibt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Die Zeitung DIE GLOCKE aus Oelde ist überzeugt: "Palla traut sich die gewaltige Aufgabe zu, den wirtschaftlich darbenden Staatsbetrieb mit seiner sträflich vernachlässigten Infrastruktur von Grund auf zu erneuern. An Selbstbewusstsein dürfte es ihr nicht fehlen – die Südtirolerin kennt die Bahn aus dem Effeff, hat die Regionalverkehrssparte DB Regio zurück in die Gewinnzone gebracht", so DIE GLOCKE aus Oelde. Und damit soviel zu diesem Thema.
Zur Annerkennung von Palästina als Staat hält die TAZ fest: "Israel und die USA schäumen. Doch Trump und Netanjahu haben diese Reaktion provoziert, indem sie sich offen von einer Zweistaatenlösung abgewandt haben. Netanjahu will einen palästinensischen Staat mit aller Macht verhindern, das ist klar. Er und seine Koalitionspartner träumen von einem Großisrael vom Jordan bis zum Mittelmeer, mindestens. Palästinenser und Palästinenserinnen haben in dieser Vision keinen Platz, zumindest keinen gleichberechtigten", konstatiert die TAZ.
Die NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg fragt: "Was aber wird da anerkannt? Ein Gebilde ohne die grundlegenden Eigenschaften eines Staates: Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt. 'Palästina' ist etwas, in dem zwei gleichermaßen abstoßende Machtzentren existieren: Einerseits blutrünstige islamische Terrorgruppen, die einen Todeskult unter ihren eigenen Leuten verbreiten. Andererseits eine diebische Clique, die per tribaler Loyalitäten sowie blanker Gewalt ihre Macht sichert und deren Hauptbeschäftigung darin besteht, sich an den Finanz-Transfers aus dem Westen und den Golfstaaten zu mästen. Genauso gut hätte man auch Mordor als Staat anerkennen können" urteilt die NORDWEST-ZEITUNG.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus notiert zur Gedenkfeier an den ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk: "Die US-Rechte will Charlie Kirk zum Heiligen ernennen, zu ihrem Martin Luther King. Es gibt nur ein Problem: Mit seinem Verhalten zieht Trump dessen Erbe in den Schmutz. In Kirks Welt war die Meinungsfreiheit nahezu absolut, die Kategorie Hassrede lehnte er ab. Er stellte sich an den Universitäten der Debatte mit Andersdenkenden. Und Trump? Seine Generalstaatsanwältin will Hassrede von politischen Gegnern – oder das, was sie dafür hält – strafrechtlich verfolgen. Die deutschen Fans von Trump – genauso wie von der AfD, deren Führungsriege ihn anhimmelt – sollten zur Kenntnis nehmen: Selbst die, denen er viel zu verdanken hat und die er vorgibt zu ehren, sind nur interessant für ihn, solange sie ihm nutzen", gibt die LAUSITZER RUNDSCHAU zu bedenken.
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE schreibt: "Viele Menschen hören kaum noch hin, wechseln das Programm oder wischen auf dem Smartphone weiter, wenn es in den Nachrichten um die USA geht. Zu bizarr der Personenkult, den Donald Trump um sich selbst inszeniert, zu beunruhigend die Wut, die er entfesselt. Ganz gezielt, Tag für Tag. Trump macht inzwischen keinen Hehl mehr daraus, dass Hass seine politische Botschaft ist, dass er bereit ist, Kritiker mit allen Mitteln mundtot zu machen. 'Wir sind der Sturm, und unsere Feinde können unsere Stärke nicht begreifen', drohte sein enger Vertrauter Stephen Miller – wohlgemerkt auf einer Trauerfeier. Der Mord an Charlie Kirk scheint für die aufgestachelten Trump-Anhänger zum Fanal eines politischen Kreuzzuges zu werden", so die Meinung der AUGSBURGER ALLGEMEINEN, mit der diese Presseschau endet.