15. Oktober 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Ein Thema ist der Widerstand in der Union gegen das Rentenpaket. Doch zunächst geht es um den Wehrdienst. CDU/CSU und SPD haben sich bislang nicht auf ein neues Modell verständigt. Eine gemeinsame Pressekonferenz, auf der gestern Details vorgestellt werden sollten, wurde kurzfristig abgesagt.

Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr sind von hinten zu sehen.
Noch gibt es keine Einigung über ein neues Wehrdienst-Modell. (imago / Björn Trotzki)
"Der Schaden ist angerichtet, in der Koalition, unter den jungen Leuten, aber auch in der Sache" ist in der SÜDWEST PRESSE aus Ulm zu lesen: "Es geht, daran sei erinnert, ja angeblich um die Verteidigungsfähigkeit des Landes, die Sicherheit der Menschen. Das Vertrauen der Generation, die man mit viel Mühe, Geld und gutem Zureden für die Truppe gewinnen wollte, dürfte vorerst dahin sein. Wen will Schwarz-Rot eigentlich überzeugen, wenn sie nicht mal selbst überzeugt sind? Für die Koalition selbst ist die Pleite zudem ein verheerender Rückschlag, und das nach all den Treueschwüren und Teamsitzungen der letzten Wochen. Erinnerungen an die gescheiterte Richterinnenwahl vor der Sommerpause werden wach", hebt die SÜDWEST PRESSE hervor.
Nach Meinung von T-ONLINE ist es ein Scheitern mit Ansage: "Die Koalition zeigt einmal mehr, wie amateurhaft sie bisweilen agiert und dass zentralen Akteuren offenbar das Handwerk zum Regieren fehlt. Klar, die inhaltlichen Differenzen sind groß, bei der Wehrpflicht wie bei vielen anderen Themen. Aber das Hauptproblem dieser Koalition scheint ein anderes zu sein: Ihre Abläufe funktionieren nicht, ihre Kommunikation ist unabgesprochen, sie stiftet Verwirrung und Chaos. Am Ende sind alle beschädigt: der Verteidigungsminister, dessen Gesetz nun in der Luft hängt. Die Fraktionsspitzen, die meinten, es besser zu können als der Minister, und an sich selbst scheiterten", resümiert T-ONLINE.
Aus Sicht der AUGSBURGER ALLGEMEINEN tun sich die Regierungsparteien schwer, einen gangbaren Weg zu finden. "Dabei ist der schon vorgezeichnet. Die alte, 2011 ausgesetzte Wehrpflicht war eine gute Lösung: Sie übte Druck aus, ließ über die Möglichkeiten des Zivildienstes und der sogenannten Totalverweigerung aber alle von der Leine, die nicht kämpfen wollen. Da braucht es für eine neue Wehrpflicht keine überbordende Bürokratie, keine Fragebögen und was derzeit noch so alles diskutiert wird."
Und die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg betont mit Blick auf das diskutierte Losverfahren: "In einer technologischen Armee braucht es gut ausgebildete Profis, nicht eine Zufallstruppe. Eine Teiljahrgangs-Pflicht spaltet die Gesellschaft und wirkt rückwärtsgewandt. Die junge Generation trägt ohnehin hohe Lasten; neue Pflichten müssen gerecht, transparent und planvoll sein. Statt Losverfahren sollte der freiwillige Wehrdienst attraktiver gemacht werden. Reicht das nicht, wäre nur eine allgemeine, geschlechtergerechte Wehrpflicht ein fairer nächster Schritt", unterstreicht die SCHWÄBISCHE ZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG befasst sich mit dem Widerstand der "Jungen Gruppe" in der Unionsfraktion gegen das von der Koalition geplante Rentenpaket: "Natürlich ist die Sicherung einer wohlverdienten auskömmlichen Rente ein notwendiges allgemeinpolitisches Anliegen. Wenn allerdings etwas systemisch aus dem Ruder läuft, wenn die Schaffenskraft der Jüngeren heute schon erdrosselt zu werden droht, dann muss Alarm geschlagen werden. Vorausschauendes Handeln ist eben nicht nur bei der Verteidigung, in der Migrationspolitik sowie der inneren Sicherheit und auf dem Feld des Umweltschutzes gefragt, sondern auch bei der Rente. Obwohl sich die 'Junge Gruppe' in der Union durchaus auf die Werte ihrer Parteien und auf den Koalitionsvertrag berufen kann, bleibt ihre Durchsetzungskraft fraglich. Gerade weil es auf diese Stimmen durchaus ankommen kann, dürfte sich das vermeintliche Widerstandsnest, wenn es denn ernst wird und die Fraktionsführung mit dem Weichkochen beginnt, als biegsam wie Lauch erweisen", erwartet die F.A.Z.
Für die MÄRKISCHE ODERZEITUNG rächt sich nun, dass Union und SPD gezielt Klientelpolitik mit Blick auf ältere Wählergruppen machten: "Schon vor Monaten warnte der Vorsitzende der 'Jungen Gruppe', Reddig, vor den Belastungen für die jüngeren Generationen auch wegen der Rentenpläne. Und nun hagelt es dieser Tage nur so an Ideen für Zumutungen für die Jüngeren in der Bevölkerung – Stichwort Wehrdienst. Da passt das Stoppschild der jungen Unionler ganz gut ins Bild. Um ein weiteres Abstimmungsdebakel von Schwarz-Rot zu verhindern, sucht Unionsfraktionschef Spahn hoffentlich zeitnah das Gespräch. Eine Lösung könnte zum Beispiel eine konkretere Formulierung im Gesetzesentwurf sein. Oder man kommt der 'Jungen Gruppe' mit einer deutlichen Ausweitung der Frühstartrente entgegen, also der staatlich bezuschussten kapitalgedeckten Altersvorsorge für die junge Generation", schlägt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt(Oder) vor.
Die TAGESZEITUNG - TAZ - meint, die kleine Rebellion zeige aber auch, "dass es bei der Koordinierung zwischen Kanzleramt und Fraktion weiterhin hakt. Merz hat nun, um die Wogen zu glätten, Verständnis für die Bedenken der Jungen. Fragt sich nur, wie die SPD das sieht – die selbst gehörig unter Druck steht."
Die weiteren Schritte hin zu einem dauerhaften Frieden im Gazastreifen kommentiert die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf: "Jetzt, wo die Waffen weitgehend schweigen, die lebenden Hamas-Geiseln heimgekehrt sind und palästinensische Häftlinge freigelassen wurden, ist eines unübersehbar: Wo tiefe Gräben klaffen, reichen schnelle Sprünge nicht aus. Alle, die Einfluss auf die Konfliktparteien haben, müssen nun langfristig und in mühsamer Kleinarbeit Brücken in eine friedlichere Zukunft bauen. Eine der entscheidenden Hürden auf dem Weg zum Frieden ist die Frage, wann und ob die Extremistengruppe Hamas bereit ist, ihre Waffen abzugeben. Hier ist weiterhin Druck von Katar, der Türkei und Ägypten nötig", bemerkt die RHEINISCHE POST.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG äußert sich skeptisch: "An vier Punkten könnten die Verhandlungen noch scheitern. Punkt eins ist die im Friedensplan geforderte Entwaffnung der Hamas. Bewaffnete Hamas-Kämpfer zeigten sich in den vergangenen Tagen in den Gebieten, aus denen sich das israelische Militär zurückgezogen hatte. Die Hamas will mit den Patrouillen auch den Eindruck vermeiden, in Gaza herrsche ein Machtvakuum. Denn sie weiß auch – das ist Punkt zwei: Wer künftig Gaza regiert, ist noch lange nicht entschieden. Der dritte Punkt aus Trumps Plan, der alles scheitern lassen könnte, ist die Erwähnung eines palästinensischen Staats. Netanjahu aber lehnt einen Palästinenserstaat kategorisch ab. Punkt vier findet sich schließlich nicht in Trumps Plan, sondern in seiner Persönlichkeit. Wie wird er reagieren, wenn die Verhandlungen stocken oder zurückgeworfen werden?", fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Das Magazin CICERO überlegt: "Die komplizierte Ausgangslage dürfte dazu führen, dass eine Fortsetzung des Krieges in der Intensität der letzten Monate, aber auch ein Ende des Konflikts um Gaza unwahrscheinlich sind. Vielmehr beginnt nun eine neue Phase, in der sowohl die Hamas als auch die Israelis nicht mehr so frei agieren können wie in den ersten zwei Jahren des Krieges. Zum einen ist der Druck Donald Trumps und der Regionalstaaten zu stark, als dass sich die Parteien dem vollkommen entziehen können. Zum anderen hat sich jedoch an den Interessen und Prioritäten Israels und der Hamas wenig geändert." Soweit das Magazin CICERO.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER geht auf einen weiteren Aspekt ein: "Soforthilfe für die notleidende palästinensische Bevölkerung ist wichtig und notwendig. Doch vom Wiederaufbau dürfen nicht die Falschen profitieren. Schon in der Vergangenheit hatte die Hamas sich mit Hilfsgeldern aus Deutschland Waffen gekauft, ihren Tunnelbau mitfinanziert. Dies darf nicht noch einmal passieren. Und auch die Palästinenser müssen begreifen: Wollen sie in eine wie von Trump versprochene strahlende Zukunft schauen, müssen sie sich von der Terrororganisation endgültig lossagen."