
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lobt: "Der Bundeskanzler hat in Ankara dann doch recht deutliche Worte zur Verfolgung der Opposition in der Türkei gefunden. Er hat öffentlich seine Besorgnis über die mangelnde Rechtsstaatlichkeit ausgedrückt. Das war richtig. Denn auch Präsident Erdoğan hat ja kein Blatt vor den Mund genommen. Er hat sich über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland beklagt und sich beim Thema Gaza nicht gescheut, die Gegensätze in den Positionen Deutschlands und der Türkei herauszustellen. Bei allen geostrategischen Interessen: Ducken muss Deutschland sich nicht vor dem türkischen Präsidenten. Die Türkei braucht Deutschland genauso wie umgekehrt. Gerade wenn die Bundesregierung darauf setzt, die Türkei strategisch noch enger an Europa zu binden, darf sie auch jene nicht vergessen, die sich seit Langem aus demokratischer Überzeugung für eine Ausrichtung des Landes Richtung Westen einsetzen", findet die F.A.Z.
                Das Portal T-ONLINE argumentiert: "Natürlich braucht Deutschland die Türkei wirtschaftlich und als wichtigen Partner in der NATO und im Nahen Osten. Aber die Türkei braucht eben auch Europa. Erdoğan hat immense wirtschaftliche Probleme und er will unbedingt Rüstungsgüter – auch aus Deutschland. Merz darf ruhig selbstbewusster sein, die Bundesrepublik ist immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft weltweit. Dabei geht es nicht nur um Moral und Prinzipientreue. Die Bundesregierung muss bei Erdoğan dieselben Bewertungsschablonen anlegen wie bei Wladimir Putin oder Xi Jinping", findet T-ONLINE.
                "Jeder europäische Staatsbesuch in Ankara ist derzeit eine Visite auf besonders glattem Parkett", schreibt die STUTTGARTER ZEITUNG: "Der immer wieder auf seine Werte verweisende Kontinent müsste eigentlich die diktatorischen Anwandlungen des türkischen Präsidenten geißeln. Doch Langzeitherrscher Erdoğan ist für Europa schlicht zu wichtig - aus geostrategischen Gründen, aus militärischen und in der Flüchtlingsfrage sowieso. Wenn sich erneut Hunderttausende Syrer auf den Weg nach Westen machen würden, hätte nicht nur Friedrich Merz ein gewaltiges Problem", gibt die STUTTGARTER ZEITUNG zu bedenken.
                Die DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN heben hervor: "Bemerkenswert ist, dass überhaupt wieder über eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei gesprochen wird. Seit 2005 ist die Türkei offiziell EU-Beitrittskandidat. An die Aufnahme echter Verhandlungen glaubte wegen der Entwicklung der Türkei hin zu einem autoritären Präsidialstaat in den vergangenen Jahren aber niemand mehr. Die Bedeutung der Türkei ist in der weltpolitisch angespannten Lage nun so groß geworden, dass die Bundesregierung mehr strategische Nähe sucht. Die Türkei ist für Deutschland, für Europa und als NATO-Mitglied zu wichtig, als dass der demokratische Westen auf ihren Einfluss und ihre militärische Stärke verzichten könnte." Soweit die DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN.
                Themenwechsel. Die NEUE RUHR ZEITUNG aus Essen beschäftigt sich mit der Parlamentswahl in den Niederlanden. Der "Islam- und Europafeind" Geert Wilders sei abgestraft worden, heißt es in dem Blatt. "Seine Partei PVV schmierte ordentlich ab. Die linksliberale D66 unter ihrem Spitzenkandidaten Rob Jetten geht bereits jetzt als Gewinner aus dieser Wahl hervor, sie wird die größten Chancen auf die Regierung haben. Jetten ist ein junger Polittyp, der positiv auf das Land blickt und damit das Gegenteil von Wilders verkörpert. Dabei scheute sich Jetten im Wahlkampf nicht davor, nationale Töne anzuschlagen und mit der Niederlande-Flagge in den Wahlkampf zu ziehen. Und er hat im Wahlkampf auf Themen gesetzt, die sich mit weiteren Problemen im Land beschäftigen, wie der Wohnungsnot. Die Rechten lassen sich also durchaus einfangen", bilanziert die NEUE RUHR ZEITUNG.
                Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock betont, der erst 38-jährige Rob Jetten verkörpere das Gegenteil von PVV-Chef Geert Wilders: "Mit seiner sozialliberalen Partei D66 steht er in den Niederlanden in der politischen Mitte. Wo Wilders auf Konfrontation zu Brüssel geht, wirbt er für noch mehr EU-Integration. Im Wahlkampf vermittelte Jetten Zuversicht und Aufbruchsstimmung, mit einer 'Yes-we-can'-Haltung, wie sie auch in den Niederlanden selten geworden ist. Dazu streifte er als Kandidat in einer Fernseh-Quizshow erfolgreich sein Technokraten-Image ab, auch seine Liebe zu einem argentinischen Hockeyspieler vermittelte Nahbarkeit. All das ließ nicht nur den 62-jährigen Wilders vergleichsweise alt aussehen", schätzt die OSTSEE-ZEITUNG.
                Die Zeitung DIE WELT ist sich sicher: "Egal, ob Rob Jetten im Endergebnis knapp vor oder hinter Wilders landet – der 38-jährige Linksliberale hat beste Chancen, neuer Premier der Niederlande zu werden. Seit seiner Jugend ist er in der Politik, aber lange galt er als Leichtgewicht. Man nannte ihn 'Roboter' Jetten, weil er dazu neigte, politische Floskeln aneinander zu reihen. Aber er hat an Statur gewonnen, manche vergleichen ihn – auch optisch – mit dem langjährigen Premier Mark Rutte, dem heutigen NATO-Generalsekretär. Angesichts des traditionell zersplitterten Parlaments mit aktuell 15 Parteien wird er allerdings einige Mühe haben, eine Regierungsmehrheit hinzubekommen", erwartet DIE WELT.
                Nach Ansicht der TAGESZEITUNG - TAZ - hat sich bei der Wahl in den Niederlanden folgende Entwicklung bestätigt: "Sehr viele Menschen haben keine feste Parteienpräferenz. 'Zwevende kiezers' werden sie auf Niederländisch genannt – schwebende Wähler, also Wechselwähler. Gut ein Drittel traf die Entscheidung auch diesmal erst am Wahltag. Das bedeutet: Kurzfristige Umfragenhypes haben oft einen bemerkenswert hohen Effekt auf das Wahlergebnis."
                Nun Stimmen zur Anordnung von US-Präsident Trump, unverzüglich wieder Atomtests durchzuführen. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erläutert: "Der Kalte Krieg hatte in ein dystopisch anmutendes atomares Wettrüsten geführt. Seit den späten 80er-Jahren gab es Bemühungen, dieses Armageddon-Potenzial zu beseitigen oder wenigstens zu beschränken, etwa durch den INF-Vertrag von 1987. Schon in der ersten Amtszeit Donald Trumps kündigten Russland und die USA ihn freilich auf. Die Gefahr heute steigt beunruhigenderweise noch durch das schnell wachsende Arsenal Chinas. Dem Wortlaut nach, aber bei Trump weiß man nie, muss seine Verlautbarung wenigstens das Schlimmste nicht bedeuten: dass die USA tatsächlich wieder wie früher Atomwaffen zünden, mit all den verheerenden ökologischen Folgen. Gemeint sind bei den Tests bislang offenbar nur die Trägersysteme. Übel genug", urteilt die SÜDDEUTSCHE.
                Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG stellt fest: "Trump nimmt es mit sachlichen Details wie so oft nicht so genau. Er behauptet, die USA hätten die meisten Atomwaffen weltweit und andere Nuklearmächte machten aktuell Tests. Beides stimmt nicht. Russland liegt knapp vorne bei der Zahl der Waffen, und seit den 90er Jahren hat kein Land außer Nordkorea einen Atomtest durchgeführt. Wenn Donald Trump nun tönt, die USA sollten 'auf gleicher Basis' wie andere testen - die ja nicht testen -, dann lässt das hoffen, dass Trump erst mal nur drohen will und auf Stillhalten setzt", vermutet die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
                Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN mahnen: "Der lapidare Social-Media-Atom-Post des US-Präsidenten könnte Russland oder auch China ein willkommener Vorwand sein, eigene Tests wieder aufzunehmen. Im Gegensatz zu den USA würde etwa China dadurch womöglich neues Nuklear-Know-how erzielen. Die globalen Reaktionen auf Trumps Atom-Aktion verrieten unisono blanke Überraschung, was zwei Erklärungen nahelegt – beide eigentlich unfassbar bei einem der brisantesten Themen des Planeten. Entweder wollte der US-Präsident nur seine viel erprobte Einschüchterungsmasche durchexerzieren, oder er war sich einfach mal wieder nicht im Klaren über seine Worte", kommentiert die MEDIENGRUPPE BAYERN, mit der diese Presseschau endet.
              