
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) stellt fest: "Wadephul weckt Zweifel daran, dass Syrer rasch und in größerer Zahl in ihr Heimatland zurückkehren können. Der Befund stellt ein doppeltes Dilemma dar: nämlich für Syrien genauso wie für Deutschland. Hierzulande nährt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt die Hoffnung, dass durch die Rückkehr großer Zahlen von Syrern die Probleme der Migration gelindert werden könnten. In Syrien hingegen wartet die Regierung von Ahmed al-Scharaa händeringend auf gut ausgebildete Einheimische, die das Land aufbauen. Um dieses Dilemma zu lösen, wird Deutschland wohl oder übel an der Wette auf den einstigen Islamistenführer al-Scharaa festhalten müssen, der als Integrationsfigur Stabilität herstellen und ein Wiederabrutschen in den Bürgerkrieg verhindern kann. Ob sie aufgeht, ist jedoch ungewiss", unterstreicht die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
                Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG fragt: "Ist es erfreulich, wenn Politiker nach einer Ortsbesichtigung ihre Ansicht ändern? Zum einen schon, denn wer wünschte es sich nicht, dass sich Entscheidungsträger ein Bild machen. Doch wenn ein Ortstermin Voraussetzung für eine Maßnahme ist – warum nicht gleich so? Wenn jetzt also Außenminister Wadephul in Damaskus die größten Zerstörungen in seinem Leben gesehen haben will, so ist dieser persönliche Eindruck aller Ehren wert, darf aber nicht eine deutsche Asyl- und Abschiebepolitik ersetzen, die sich am Recht und an deutschen Interessen orientiert. Denn auch Wadephul sieht nur einen Ausschnitt. Und die Frage ist, wie das Land nach dem Sturz Assads insgesamt zu beurteilen ist. Schäden und Gefahren sind noch keine Verfolgung. Und schließen eine Rückkehr von Syrern nicht aus. Es wäre gut, wenn die Geflohenen, gern mit deutscher Hilfe, nun ihre Heimat wieder aufbauen", empfiehlt die F.A.Z.
                Die Zeitung ND DER TAG wirft ein: "Obwohl die Lage mit der Machtübernahme durch einen ehemaligen Milizenführer in Syrien überhaupt nicht sicherer geworden ist, wird seit dem Sturz Assads viel davon gesprochen, dass Menschen doch nun mal zurückkehren könnten. Zugleich wird ihnen aber von deutschen Bürokraten keine Chance gegeben, die Lage in der alten Heimat durch Vor-Ort-Besuche zu sondieren. Erst am Freitag hieß es aus dem Bundesinnenministerium, man halte daran fest, dass die Leute mit der Einreise in Syrien sofort ihren Schutzstatus verlieren. Angesichts des oft artikulierten Wunsches deutscher Politiker, Syrer sollten doch jetzt beim Wiederaufbau ihres Herkunftslandes helfen, ein Zeichen unglaublicher Denkfaulheit und Unbeweglichkeit", moniert ND DER TAG.
                Der KÖLNER STADT-ANZEIGER vergleicht mit Blick auf Syrien die Haltung des Innen- und des Außenministers: "Dobrindt arbeitet erkennbar darauf hin, dorthin Menschen abzuschieben, die zwar keine Straftaten begangen haben, aber keiner Arbeit nachgehen. Wadephul sagt: 'Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben'. Für den Innenminister ist der zentrale Bezugspunkt das deutsche Interesse, für den Außenminister spielt die Perspektive der Betroffenen ebenfalls eine Rolle. Tatsächlich brauchen wir beides. Das 'Refugees welcome' der Zehnerjahre war menschlich sympathisch, aber leider auch naiv. Heute herrscht das Paradigma namens Ordnung – wobei Ordnung zunehmend Härte meint und bisweilen in Unerbittlichkeit inmitten rechtlicher Grauzonen umschlägt. Den Zuzug entschieden begrenzen zu wollen, ist das eine. Etwas anderes ist es, Menschen zurück in ein Elend wie Syrien zu schicken." Das war der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
                Blicken wir nun nach Großbritannien "Der Palast hat gehandelt, endlich", schreibt das FLENSBURGER TAGEBLATT: "Der jüngere Bruder von König Charles III. verliert seine Titel und muss raus aus der Royal Lodge in Windsor. Fortan ist er nur noch 'Andrew'. Der König zieht damit die Konsequenz aus dem Skandal um den mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der das Vertrauen in die Monarchie erschüttert hat. Für die Windsors steht viel auf dem Spiel: Glaubwürdigkeit und moralische Autorität in einer Gesellschaft, die in Fällen von mutmaßlichem Missbrauch Rechenschaft erwartet. Der Schritt kam spät, aber besser spät als nie", urteilt das FLENSBURGER TAGEBLATT.
                Die HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE aus Kassel glaubt: "Angesichts der Schwere der Vorwürfe fiel das Fallbeil des Königs auch im ureigenen Interesse. Charles muss sich selbst und letztlich die Monarchie retten. Denn immer mehr britische Untertanen zweifeln nicht erst seit dem tiefen Fall des Prinzen Andrew an dieser Staatsform und fragen, warum so viele Steuermillionen für die Adelskaste vergeudet werden."
                DIE ZEIT hebt in ihrer Online-Ausgabe hervor: "Der Entzug des Prinzentitels ist die schärfste Sanktion, die der Monarch zu bieten hat. Sie beendet – jedenfalls in den Sphären des Hofes – den 'fall from grace' eines Mannes, der schon lange als Problemmitglied der 'Firma' galt. Aber was bedeutet das Verdikt des Königs jenseits der royalen Sphäre? Anders gefragt: Kann es sein, dass Charles III. zwar derart hart den Stab über seinen Bruder bricht, die britische Justiz hingegen untätig bleibt?"
                Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beschreibt den Bruder von König Charles III. so: "Andrew Mountbatten Windsor ist - nach allem, was man weiß - korrupt, wahrscheinlich ein nie zur Rechenschaft gezogener Sexualstraftäter und darüber hinaus offenbar auch noch unverschämt genug, für sich und seine Ex-Frau royale Residenzen als Wohnort zu fordern. Dass er nun als Bürgerlicher allein nach Sandringham zieht, mag im royalen Kosmos das sein, was die Daily Mail 'die ultimative Entwürdigung' nennt. Aber viele Briten wünschen sich für ihn zu Recht statt eines netten Häuschens in der Idylle Norfolks eher eine Unterbringung in einer der vergitterten Immobilien, die in England 'His Majesty’s Prison' heißen", kommentiert die SÜDDEUTSCHE.
                Abhaken könne der Buckingham-Palast das Thema jedoch nicht, mahnt die BERLINER MORGENPOST: "Die Forderungen nach mehr Transparenz, etwa in finanziellen oder rechtlichen Fragen, die nun verstärkt laut werden, verdienen Gehör. Die Geheimniskrämerei und das stoische Schweigen, die das öffentliche Auftreten der Royals lange geprägt haben, passen nicht in eine moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts."
                Zu unserem letzten Thema. Arbeitgeberpräsident Dulger hat angesichts der Konjunkturschwäche in Deutschland einen Verzicht auf die Ausweitung der Mütterrente gefordert. Dazu bemerkt die WIRTSCHAFTSWOCHE: "Es ist ohne Zweifel ungerecht, dass frühere Generationen von Müttern Kinder großgezogen und, um diese Aufgabe zu erfüllen, nicht oder nur halbtags gearbeitet haben – vor allem in Westdeutschland. Dass sie kein Elterngeld bekamen, Kindergärten Kinder erst ab drei Jahren aufnahmen, oft ab Mittag schlossen und teurer waren. Dass es keine Ganztagsschulen gab. Es ist ungerecht, dass Mütter deswegen wenig verdient und in die Rentenkasse eingezahlt haben – und daher nur eine geringe Rente bekommen oder erwarten.Allerdings ist das Rentensystem nicht dazu gemacht, strukturelle Ungerechtigkeiten in der Berufstätigkeit auszugleichen", gibt die WIRTSCHAFTSWOCHE zu bedenken.
                Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN finden: "Den Vorwurf des Arbeitgeberverbandes, die geplante Zusatz-Rente der Mütter werde faktisch mit den Schulden ihrer Kinder anstatt mit Reformen an anderer Stelle bezahlt, muss sich die CSU schon gefallen lassen – und im Zweifel das Gegenteil beweisen. Dass Abstriche bei Sozialleistungen notwendig sind, die im Überfluss der vergangenen Jahre geschaffen wurden, wissen die Bürger längst. Akzeptieren tun sie es vielleicht am ehesten, wenn die Reformen als Paket daherkommen, von dem sie Gefühl haben, dass es nicht eine Gruppe alleine trifft", argumentiert die MEDIENGRUPPE BAYERN. Und mit diesem Auszug endet die Presseschau.
              