
Dazu schreibt DER TAGESSPIEGEL aus Berlin: "Jetzt wird es gefährlich: für die Ukraine, aber auch für Deutschland und Europa. Die Vertrauten von Donald Trump und Wladimir Putin sollen einen 28-Punkte-Plan ausgehandelt haben, wie der Ukrainekrieg enden soll. Die Ukraine war nicht beteiligt, Europa auch nicht. Die Ukraine soll Gebiete abtreten – mehr noch, als Putins Truppen besetzt halten, darunter den ukrainischen Verteidigungsriegel, der den russischen Vorstoß auf Kiew bisher verhindert. Die Ukraine soll nur noch eine begrenzte Armee haben dürfen. Waffensysteme, die Moskau abschrecken könnten, werden ihr verboten. In der Summe bedeutet Trumps Plan die Kapitulation der Ukraine. Die Lage erinnert an das Appeasement des britischen Premiers Chamberlain in München 1938. Um Hitler zu besänftigen, ließ er sich auf die Aufteilung der Tschechoslowakei ein. Der große Krieg kam ein Jahr später", erinnert DER TAGESSPIEGEL.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) notiert: "Man erinnert sich noch gut an den Alaska-Gipfel von US-Präsident Trump und Kremlchef Putin. Keinen Millimeter ging der russische Präsident da auf eine Verhandlungslösung zu. Ihm die Ukraine jetzt praktisch auszuhändigen, wäre sowohl für Kiew als auch für seine Unterstützer unannehmbar. Es würde bedeuten, dass der Verteidigungskrieg mit seinen vielen Opfern umsonst war."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist zu lesen: "Vielleicht ist die Ukraine-Politik von US-Präsident Trump tatsächlich nur noch mit viel Humor – oder mit dessen kleinem, bösem Bruder: dem Sarkasmus – zu ertragen. Angeblich ist Trumps Vorschlag in 28 Punkte aufgeteilt. Aber eigentlich würde ein einziger reichen. Das Dokument sähe dann so aus: Oben als Überschrift stünde 'Friedensplan'. Darunter: 'Punkt 1: Die Ukraine kapituliert.' Danach: 'Gezeichnet: Donald J. Trump, Präsident der Vereinigten Staaten; Wladimir Wladimirowitsch Putin, Präsident der Russischen Föderation'."
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu denen die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, sind folgender Meinung: "Es ist nicht besonders schwer zu verstehen, was US-Präsident Trump bei seinen Friedensaktivitäten für die Ukraine antreibt. Zum einen der Wille, als Rekord-'Peacemaker' einen Nobelpreis quasi zu erzwingen. Zum anderen der immer tiefere Verdruss über diesen nicht enden wollenden, teuren Krieg. Letzteres kann jeder nachvollziehen. Und klar: Wer lange genug von einer Sache genervt ist, der macht auch im Alltag irgendwann Zugeständnisse, damit – wie man im Bayerischen sagen würde – 'endlich a Ruah is'." Soweit die MEDIENGRUPPE BAYERN.
"US-Präsident Trump will die Ukraine offenbar endlich vom Tisch haben", heißt es in der VOLKSSTIMME aus Magdeburg: "Daher übernahmen die Amerikaner beinahe die Kriegsziele der Russen, um einen Friedensschluss zu erreichen. Die Ukrainer wurden übergangen – und die Europäer gar nicht gefragt. Schon kurz nach Kriegsbeginn wären weit günstigere Bedingungen auszuhandeln gewesen. Doch damals glaubte sich der Westen stark genug, Russland besiegen zu können. Ein folgenschwerer Irrtum."
Die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG führt aus: "Was hat der russische Diktator Putin gegen US-Präsident Trump in der Hand? Eine Frage, die abwegig klingen mag. Doch es wird immer schwieriger, die Ukraine-Politik des Weißen Hauses anders zu erklären. Nachdem es zwischenzeitlich schien, Washington habe sich endlich für die richtige Seite der Geschichte entschieden, die Freiheit und die westlichen Werte, ist nun ein angeblicher Friedensplan der USA durchgesickert, der an eine Kapitulationserklärung erinnert, die der Sieger eines Krieges dem unterlegenen Feind vorlegt. Es scheint, als hätten die US-Unterhändler aufgeschrieben, was der Kreml diktiert hat", beobachtet die LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG.
Das DARMSTÄDTER ECHO analysiert: "Die Ukraine soll die russische Übermacht endlich anerkennen, damit der selbst ernannte Friedensweltmeister Trump doch noch den Friedensnobelpreis bekommt. Dass Europa dem Kriegstreiber im Kreml so wenig entgegenzusetzen hat, ist auch das Ergebnis eigenen Versagens. Denn zur Wahrheit gehört, dass die Unterstützung der ukrainischen Verteidiger mit Waffen, Geld und Sanktionen zwar den russischen Durchmarsch nach Kiew verhindert hat. Doch ist sie viel zu schwach, um eine Perspektive für die Rückeroberung verlorenen Territoriums zu eröffnen. Die Hinweise verdichten sich, dass dieser Kampf nicht mehr allzu lange durchzuhalten ist. So bitter es ist: Die Zeiten erscheinen günstig für einen falschen Frieden nach dem Geschmack des Kriegsverbrechers im Kreml. Und wir schauen ohnmächtig zu", resigniert das DARMSTÄDTER ECHO.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg hält fest: "Die Ukraine ist aus europäischer Sicht eben nicht der Gazastreifen, zu dessen Befriedung automatisch vorausgesetzt wurde, dass Israel und die Hamas Zugeständnisse machen müssen. In den hiesigen Hauptstädten wurde sogar begrüßt, dass Trump die Kriegsgegner zum brüchigen Frieden zwang. Jetzt hingegen ist die Aufregung groß. Doch bei aller moralischen Aufrüstung: Worin besteht denn die Alternative zu einem Frieden? Europa kann sich schützen. Gegen Russland siegen kann es nicht. Das ist bitter, aber wahr."
Nun zu den Äußerungen von Bundeskanzler Merz über den Gastgeber der Weltklimakonferenz, die brasilianische Stadt Belém. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erläutert: "Falls Brasiliens Präsident Lula 2026 zur Hannovermesse anreist, sollte er sich den etwas zwielichtigen Hauptbahnhof anschauen. Vielleicht sagt er dann später etwas Ähnliches wie Bundeskanzler Merz nach seiner Rückkehr von der Weltklimakonferenz in Belém: Man müsse froh sein, aus dem Veranstaltungsort wieder zurück in die Heimat geflogen zu sein. Der CDU-Chef wollte eigentlich nur deutlich machen, wie attraktiv Deutschland sei, trotz allen schlechten Geredes. Gleichwohl war seine Bemerkung gedankenlos und undiplomatisch und hat in Brasilien für Empörung gesorgt. Dabei hat Merz natürlich nicht unrecht: Wer sich abseits der herausgeputzten Viertel bewegt, erlebt, wie anstrengend das Leben in Belém ist. Das wissen die Brasilianer aber selbst am besten, sie brauchen die Belehrung von außen nicht", unterstreicht die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm wirft ein: "Das Belém-Bashing landet angesichts der Vorgeschichten vielmehr auf dem wachsenden Haufen der verschiedensten Pannen, die diese Regierung unter der Führung von Merz in nur sechs Monaten an der Macht angesammelt hat. Die Frage, die sich inzwischen in den politischen Raum schiebt, ist eine gefährliche. Sie lautet: Kann der das überhaupt?"
Nun noch ein Kommentar zum Jahrestag des Beginns der Nürnberger Prozesse. Der KÖLNER STADT-ANZEIGER merkt dazu an: "Am 20. November 1945 hatten sich in Nürnberg erstmals die Vertreter eines Staates vor einem internationalen Tribunal für ihre Verbrechen zu verantworten. Die Nürnberger Prozesse und die fast zeitgleiche Gründung der Vereinten Nationen markieren den Anspruch einer auf allgemeinen Regeln basierenden neuen Welt. Mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wurde das einst vom Nürnberger Chefankläger Robert H. Jackson angeschobene Projekt eines Weltgerichts gekrönt. Heute, 80 Jahre nach Nürnberg und 23 Jahre nach Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs, ist Jacksons Vermächtnis akut gefährdet. Amerika hat seine Unterschrift unter das Statut des Gerichts zurückgezogen. Ebenso Russland, dessen Führung sich zudem schwerster Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine schuldig macht. China hat nie unterschrieben. Der Traum einer regelbasierten Welt scheint ausgeträumt, ehe er wahr wurde."
