25. November 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Themen sind der EU-Afrika-Gipfel in Angola und die Präsidentenwahl im serbischen Teil Bosniens. Im Mittelpunkt stehen aber weiter die Bemühungen um eine Friedenslösung für die Ukraine.

US-Außenminister Marco Rubio und der ukrainische Unterhändler Andrij Jermak vor Flaggen ihrer Länder bei den Verhandlungen in Genf
US-Außenminister Marco Rubio und der ukrainische Unterhändler Andrij Jermak beim Verlassen der Pressekonferenz nach Gesprächen über den "Friedensplan" der USA in Genf (FABRICE COFFRINI / AFP)
Nach dem Treffen in Genf, bei dem der ursprüngliche Plan der USA für ein Kriegsende überarbeitet wurde, sieht der MÜNCHNER MERKUR einen Erfolg für Europa: "Falls es Donald Trumps Plan war, seinen Landsleuten an Thanksgiving den ukrainischen Präsidenten Selenskyi als Truthahn zu präsentieren, haben die Europäer ihn fürs Erste durchkreuzt. Geschafft haben sie das mit Hilfe von US-Außenminister Rubio, dem wichtigsten Fürsprecher, den sie in Washington noch haben. Interessant auch, auf welche der europäischen Führer der erratische US-Präsident noch hört, mit wem er übers Wochenende telefonierte: Es ist Briten-Premier Keir Starmer – und Kanzler Friedrich Merz. Beide haben seit Monaten ganze Süßholz-Wälder gerodet, um Trump zu bezirzen. Das waren gut investierte Mühen, die Merz' Vorgänger nicht auf sich nehmen wollte", schreibt der MÜNCHNER MERKUR.
Die STUTTGARTER ZEITUNG glaubt dagegen nicht, dass sich durch die Gespräche in Genf etwas geändert hat: "Selbst wenn der US-Präsident den Verbesserungsvorschlägen der Europäer zu seinem Diktatfrieden Gehör schenken sollte, garantiert das noch keinen Frieden. Der wird erst erreichbar sein, wenn der Aggressor Wladimir Putin sich in die Schranken gewiesen sieht. Einen Friedensschluss, der für Kiew und Europa akzeptabel wäre, würde er allenfalls in Betracht ziehen, wenn ihm keine andere Wahl mehr bliebe. Dazu bedürfte es aber ganz anderer Initiativen aus Washington als Trumps 28 Punkte", ist die STUTTGARTER ZEITUNG überzeugt.
Der von Trump zunächst vorgelegte Plan hätte auch nach Ansicht der FREIEN PRESSE aus Chemnitz keinen Frieden gebracht: "Natürlich erscheint jede Initiative willkommen, um diesen Krieg zu beenden – aber nicht zu Lasten derer, die überfallen wurden, nicht zum Vorteil derer, die mit Überfällen ihren Einflussbereich auszuweiten versuchen und dabei das Völkerrecht mit Füßen treten. Der sogenannte Friedensplan war für die Ukraine demütigend, weil ihre Souveränität komplett ignoriert wurde, sie auf Teile ihres Staatsgebiets verzichten sollte und zudem ihre Streitkräfte auf ein Maß zurückschrumpfen sollten, das Putin vor künftigen Angriffen noch weniger abgeschreckt hätte", fasst die FREIE PRESSE zusammen.
"Ein 28-Punkte-Friedensplan, der direkt aus der Feder Russlands stammt?", notiert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER. "Es scheint, als würde Hollywood an einem neuen Drehbuch für einen oscarreifen Polit-Thriller schreiben. Tatsache ist: Das Papier kommt Moskau in zentralen Forderungen weit entgegen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt klar: "Auch wenn noch nicht feststeht, wann Moskau sich offen in die Verhandlungen für einen 'gerechten Frieden' einschaltet, den die Europäer für die Ukraine fordern, ist bereits klar, dass dieser Frieden nicht gerecht sein würde. Das wäre er nur, wenn der Kreml seine Truppen aus der ganzen Ukraine abzöge, Reparationen für die Zerstörungen leistete und Putin sich vor einem Strafgericht verantworten müsste."
DIE RHEINPFALZ aus Ludwigshafen analysiert: "Vertreter aus Washington, den europäischen Hauptstädten und Kiew verhandeln gerade das Schicksal der Ukraine und der europäischen Friedensordnung. Sie tun dies auf Grundlage von 28 Punkten, die so einseitig sind, dass in den USA darüber spekuliert wird, ob es sich um eine direkte Übernahme der russischen Positionen handelt. Dass trotzdem über sie verhandelt wird, zeigt, in was für einem jämmerlichen Zustand sich die europäische Außenpolitik befindet. Sie hat keine Alternative anzubieten."
Die NÜRNBERGER ZEITUNG folgert: "Zu lange waren die Europäer abhängig von einem unberechenbaren Mann im Weißen Haus, der Geopolitik wie Geschäftsdeals behandelt. Wendet sich der US-Präsident endgültig ab und darauf deutet derzeit alles hin, steigt die Gefahr, Opfer von Wladimir Putins Neoimperialismus zu werden. Es ist deshalb ohne Alternative, dass die Europäer Verantwortung übernehmen. Klar ist: Es geht längst nicht mehr nur um die Ukraine, sondern um die Sicherheit des gesamten Kontinents." So weit die NÜRNBERGER ZEITUNG und so viel zu diesem Thema.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU beschäftigt sich mit dem EU-Afrika-Gipfel im angolanischen Luanda und lobt die Teilnahme des Bundeskanzlers: "Es ist richtig, dass Friedrich Merz zum EU-Afrika-Gipfel nach Angola gereist ist. Und es ist angemessen, dass Merz die Forderung unterstützt, dass die afrikanischen Staaten besser im UN-Sicherheitsrat vertreten sein müssen. Merz knüpft damit an die Politik seines Vorgängers Olaf Scholz an, der Afrika stärker ins Zentrum der deutschen Außenpolitik gerückt hat. Genau dies liegt im eigenen Interesse Deutschlands. Wenn es um Durchsetzung von Regeln in der Migrationspolitik geht, ist Europa auf die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern angewiesen. Ökonomisch wird Afrika vermutlich nie die Rolle für Europa spielen wie andere Weltregionen. Doch die deutsche Volkswirtschaft, die vom Export lebt, kann es sich nicht leisten, auch nur auf eine Möglichkeit zu verzichten, neue Märkte zu erschließen", hebt die LAUSITZER RUNDSCHAU hervor.
"Afrika mit seiner schnell wachsenden Bevölkerung und Wirtschaft gewinnt in einer multipolaren Weltordnung zunehmend an Gewicht", ist in der GLOCKE aus Oelde zu lesen. "Zudem verfügt es über wertvolle Rohstoffe wie die begehrten Seltenen Erden. Das haben Staaten wie Russland und China längst erkannt und investieren in große Infrastrukturprojekte, die ihnen Zugang zu Märkten und Rohstoffen verschaffen. Gleichzeitig festigen sie damit auch ihren politischen Einfluss. Die Europäer, die unabhängiger von Rohstoffen aus China und Russland werden wollen, müssen also aufpassen, dass sie das Feld nicht den konkurrierenden Großmächten überlassen."
Abschließend noch ein Blick auf den Balkan. In der serbischen Teilrepublik von Bosnien-Herzegowina ist ein neuer Präsident gewählt worden: Siniša Karan ist ein Vertrauter des bisherigen Amtsinhabers Dodik, der wegen seiner separatistischen Tendenzen abgesetzt worden war. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sieht in der Abstimmung eine Farce und argumentiert: "Der Mann, der in wechselnden Positionen seit fast drei Jahrzehnten die Geschicke der Republika Srpska bestimmt, hat wieder einen neuen Posten. Er ist jetzt eine Art Schattenpräsident hinter dem neuen Amtsinhaber, der gar keinen Hehl daraus macht, dass er sich in erster Linie als Abbild seines Vorgängers und Mentors Milorad Dodik sieht. Was die Menschen in der immer dünner besiedelten Republika Srpska davon halten, darauf gibt die Wahlbeteiligung einen Hinweis: Fast zwei Drittel der Berechtigten blieben am Sonntag den Urnen fern", hält die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fest.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU betont den knappen Ausgang der Wahl: "Der Hang zum starken Mann schien in Europas Südosten lange naturgegeben. Doch sind mit Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, Serbiens Aleksandar Vucic und Bosniens Serbenführer Milorad Dodik drei selbstverliebte Regenten ins Straucheln geraten. Der Grund: Sie unterschätzen den Unmut über ihre autoritären Eskapaden und korrupten Machenschaften. Der unerwartet knappe Ausgang der Präsidentschaftswahl im bosnischen Teilstaat Republika Srpska verdeutlicht, dass sich auch ein gewiefter Ränkeschmied wie Dodik nicht auf ewig mit dem nationalistischen Schüren von Bosniens Dauerkrisenfeuer an der Macht halten kann. Zwar scheint Dodik mit der mühsamen Kür seines Strohmannes Karan noch mal mit einem blauen Auge davonzukommen. Doch spätestens bei den Wahlen nächstes Jahr könnte Bosniens mächtigster Strippenzieher die verdiente Quittung für jahrzehntelanges Missmanagement und Stillstand erhalten." Mit diesem Zitat aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU endet die Presseschau.